Von der Ober-Jagd, die aus sehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen Possesswider den Landes-Herrn geschützt worden.
[Spaltenumbruch]
DEmnach über die zwischen dem Hrn. G. R. V. B. und dem Hoch-Fürstli- chen Forst-Amt zu D. in puncto der O- ber-Jagden ergangene Acta mein in Rech- ten gegründetes Bedencken verlangt wor- den; So habe ich die von beyden Thei- len übergebene Schrifften, Acta und auf- genommene Attestata mit Fleiß verlesen, und befinde, daß das Momentum cau- sae und die davon dependirende Decision laut Hoch-Fürstlichen Rescripti vom 30. Nov. Anno 1696. hierauff beruhe:
Ob nicht wohlgedachter Herr G. R. V. B. so viel ausgeführet, daß der- selbe in denen 3. Dörffern quae- stionis und darzu gehörigen Feld- Marcken und Holtzungen die ho- hen Jagden hergebracht und zu ex- erciren befugt sey.
Wenn nun die Acta mit Fleiß er- wogen werden, so befindet sich hier ein weit mehres, als ein blosses Herbringen, indem diß Wort zum höchsten ein meh- rers nicht, als eine Observanz oder biß- herigen Gebrauch mit sich führet. Denn die Observanz erfordert noch weniger, als die Gewohnheit, weil sie mehr im Thun bestehet, und aus einer lang fort- gesetzten Observanz erwächset die Ge- wohnheit.
Sondern es kommen hier zusam- men die Vermuthung eines gemeinen Rechts, die mit denen Jagden in generel- len Worten eingerichtete Investitur und eine auff mehr als 100. Jahr beständige Possession, daher der künfftige Judex die- se Sache nicht aus einem oder andern Principio, so lange nach der alten Inve- stitur erstlich von denen neuern Docto- ribus gemachet und von dem Forst-Amt zu D. hauptsächlich urgiret worden, con- sideriren, sondern in diesem Wercke, wo- von denen durch einen alten Edelmann dieser Familie zustehenden Rechten dispu- tirt wird, auf die vor Alters übliche Rech- te und damahls gewöhnlichen Stylum der Lehn-Brieffe sein Absehen nehmen, und folgends den darauff folgenden Ge- [Spaltenumbruch]
brauch und Ubung dieses Rechts damit conferiren muß, alsdann aus dieser Zu- sammenhaltung derer Rechte und Zeiten, der Ausschlag nicht anders als vor die gerechte Jagddianische und jetzo Berns- dorffianische Sache fallen kan.
Solches aber desto klährer vor Au- gen zu legen, dienet zum General-Fun- dament
1) Die natürliche Freyheit auff ei- genem Grund und Boden allerhand Wildpräth, groß und klein, nach Belie- ben zu fangen, welche durch den Bey- stand des im Reiche angenommenen ge- meinen Rechts dergestalt bestättiget ist, daß von etlichen Seculis die Besitzer der Güther eine gegründete Meynung des Rechtes nach Belieben Wild zu fangen vor sich haben, per §. Ferae igitur bestiae. 12. Inst. de Rer. Div.
Und zwar nicht alleine zu der Zeit, da in der Römischen Republic das ge- meine Volck das Regiment hatte, son- dern auch, da es unter der Monarchie gestanden, wie solcher Monarchischer Sta- tus zu Zeiten des Justiniani unstreitig ge- wesen, und ist solche Freyheit auf seinem Boden zu jagen, durch das gemeine Gese- tze niemahls geändert, noch auch das Wie- der-Spiel in allen teutschen Provintzien durch eine gleichförmige Gewohnheit diß- falls eingeführt worden.
Weil aber leicht abzusehen, daß wi- der dieses Fundament die gemeine Mey- nung derer Doctoren angeführet wer- den dürffte, daß das bürgerliche Recht in diesem Fall durch die Gewohnheit wäre abgeschaffet worden, oder auch niemahls zur Observanz gekommen wäre, so kan doch
2) Nicht ausser Augen gesetzet wer- den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht, insonderheit derer hohen Jagden im Nieder-Sächsischen Creyse sich enthal- te, woselbst vor 200. Jahren, da die al- ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohnstrei- tig das gemeine Sächsische Recht in völ- liger Observanz gewesen, weil das bür-
gerliche
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
STRYKII Conſilium LXXXVII.
Jnhalt.
Von der Ober-Jagd, die aus ſehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen Poſſeſswider den Landes-Herrn geſchuͤtzt worden.
[Spaltenumbruch]
DEmnach uͤber die zwiſchen dem Hrn. G. R. V. B. und dem Hoch-Fuͤrſtli- chen Forſt-Amt zu D. in puncto der O- ber-Jagden ergangene Acta mein in Rech- ten gegruͤndetes Bedenckẽ verlangt wor- den; So habe ich die von beyden Thei- len uͤbergebene Schrifften, Acta und auf- genommene Atteſtata mit Fleiß verleſen, und befinde, daß das Momentum cau- ſæ und die davon dependirende Deciſion laut Hoch-Fuͤrſtlichen Reſcripti vom 30. Nov. Anno 1696. hierauff beruhe:
Ob nicht wohlgedachter Herr G. R. V. B. ſo viel ausgefuͤhret, daß der- ſelbe in denen 3. Doͤrffern quæ- ſtionis und darzu gehoͤrigen Feld- Marcken und Holtzungen die ho- hen Jagden hergebracht und zu ex- erciren befugt ſey.
Wenn nun die Acta mit Fleiß er- wogen werden, ſo befindet ſich hier ein weit mehres, als ein bloſſes Herbringen, indem diß Wort zum hoͤchſten ein meh- rers nicht, als eine Obſervanz oder biß- herigen Gebrauch mit ſich fuͤhret. Denn die Obſervanz erfordert noch weniger, als die Gewohnheit, weil ſie mehr im Thun beſtehet, und aus einer lang fort- geſetzten Obſervanz erwaͤchſet die Ge- wohnheit.
Sondern es kommen hier zuſam- men die Vermuthung eines gemeinen Rechts, die mit denen Jagden in generel- len Worten eingerichtete Inveſtitur und eine auff mehr als 100. Jahr beſtaͤndige Poſſesſion, daher der kuͤnfftige Judex die- ſe Sache nicht aus einem oder andern Principio, ſo lange nach der alten Inve- ſtitur erſtlich von denen neuern Docto- ribus gemachet und von dem Forſt-Amt zu D. hauptſaͤchlich urgiret worden, con- ſideriren, ſondern in dieſem Wercke, wo- von denen durch einen alten Edelmann dieſer Familie zuſtehenden Rechten diſpu- tirt wird, auf die vor Alters uͤbliche Rech- te und damahls gewoͤhnlichen Stylum der Lehn-Brieffe ſein Abſehen nehmen, und folgends den darauff folgenden Ge- [Spaltenumbruch]
brauch und Ubung dieſes Rechts damit conferiren muß, alsdann aus dieſer Zu- ſammenhaltung derer Rechte und Zeiten, der Ausſchlag nicht anders als vor die gerechte Jagddianiſche und jetzo Berns- dorffianiſche Sache fallen kan.
Solches aber deſto klaͤhrer vor Au- gen zu legen, dienet zum General-Fun- dament
1) Die natuͤrliche Freyheit auff ei- genem Grund und Boden allerhand Wildpraͤth, groß und klein, nach Belie- ben zu fangen, welche durch den Bey- ſtand des im Reiche angenommenen ge- meinen Rechts dergeſtalt beſtaͤttiget iſt, daß von etlichen Seculis die Beſitzer der Guͤther eine gegruͤndete Meynung des Rechtes nach Belieben Wild zu fangen vor ſich haben, per §. Feræ igitur beſtiæ. 12. Inſt. de Rer. Div.
Und zwar nicht alleine zu der Zeit, da in der Roͤmiſchen Republic das ge- meine Volck das Regiment hatte, ſon- dern auch, da es unter der Monarchie geſtanden, wie ſolcher Monarchiſcher Sta- tus zu Zeiten des Juſtiniani unſtreitig ge- weſen, und iſt ſolche Freyheit auf ſeinem Boden zu jagen, durch das gemeine Geſe- tze niemahls geaͤndert, noch auch das Wie- der-Spiel in allen teutſchen Provintzien durch eine gleichfoͤrmige Gewohnheit diß- falls eingefuͤhrt worden.
Weil aber leicht abzuſehen, daß wi- der dieſes Fundament die gemeine Mey- nung derer Doctoren angefuͤhret wer- den duͤrffte, daß das buͤrgerliche Recht in dieſem Fall durch die Gewohnheit waͤre abgeſchaffet worden, oder auch niemahls zur Obſervanz gekommen waͤre, ſo kan doch
2) Nicht auſſer Augen geſetzet wer- den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht, inſonderheit derer hohen Jagden im Nieder-Saͤchſiſchen Creyſe ſich enthal- te, woſelbſt vor 200. Jahren, da die al- ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohnſtrei- tig das gemeine Saͤchſiſche Recht in voͤl- liger Obſervanz geweſen, weil das buͤr-
gerliche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0642"n="68"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">STRYKII</hi><lb/>
Conſilium LXXXVII.</hi></hi></head><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Jnhalt.</hi></head><lb/><list><item><hirendition="#fr">Von der Ober-Jagd, die aus ſehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen</hi><lb/><hirendition="#aq">Poſſeſs</hi><hirendition="#fr">wider den Landes-Herrn geſchuͤtzt worden.</hi></item></list><lb/><cb/><p><hirendition="#in">D</hi>Emnach uͤber die zwiſchen dem Hrn.<lb/><hirendition="#aq">G. R. V. B.</hi> und dem Hoch-Fuͤrſtli-<lb/>
chen Forſt-Amt zu <hirendition="#aq">D. in puncto</hi> der O-<lb/>
ber-Jagden ergangene <hirendition="#aq">Acta</hi> mein in Rech-<lb/>
ten gegruͤndetes Bedenckẽ verlangt wor-<lb/>
den; So habe ich die von beyden Thei-<lb/>
len uͤbergebene Schrifften, <hirendition="#aq">Acta</hi> und auf-<lb/>
genommene <hirendition="#aq">Atteſtata</hi> mit Fleiß verleſen,<lb/>
und befinde, daß das <hirendition="#aq">Momentum cau-<lb/>ſæ</hi> und die davon <hirendition="#aq">dependir</hi>ende <hirendition="#aq">Deciſion</hi><lb/>
laut Hoch-Fuͤrſtlichen <hirendition="#aq">Reſcripti</hi> vom 30.<lb/><hirendition="#aq">Nov. Anno</hi> 1696. hierauff beruhe:</p><lb/><list><item>Ob nicht wohlgedachter Herr <hirendition="#aq">G. R.<lb/>
V. B.</hi>ſo viel ausgefuͤhret, daß der-<lb/>ſelbe in denen 3. Doͤrffern <hirendition="#aq">quæ-<lb/>ſtionis</hi> und darzu gehoͤrigen Feld-<lb/>
Marcken und Holtzungen die ho-<lb/>
hen Jagden hergebracht und zu <hirendition="#aq">ex-<lb/>
ercir</hi>en befugt ſey.</item></list><lb/><p>Wenn nun die <hirendition="#aq">Acta</hi> mit Fleiß er-<lb/>
wogen werden, ſo befindet ſich hier ein<lb/>
weit mehres, als ein bloſſes Herbringen,<lb/>
indem diß Wort zum hoͤchſten ein meh-<lb/>
rers nicht, als eine <hirendition="#aq">Obſervanz</hi> oder biß-<lb/>
herigen Gebrauch mit ſich fuͤhret. Denn<lb/>
die <hirendition="#aq">Obſervanz</hi> erfordert noch weniger,<lb/>
als die Gewohnheit, weil ſie mehr im<lb/>
Thun beſtehet, und aus einer lang fort-<lb/>
geſetzten <hirendition="#aq">Obſervanz</hi> erwaͤchſet die Ge-<lb/>
wohnheit.</p><lb/><p>Sondern es kommen hier zuſam-<lb/>
men die Vermuthung eines gemeinen<lb/>
Rechts, die mit denen Jagden <hirendition="#aq">in generel-<lb/>
l</hi>en Worten eingerichtete <hirendition="#aq">Inveſtitur</hi> und<lb/>
eine auff mehr als 100. Jahr beſtaͤndige<lb/><hirendition="#aq">Poſſesſion,</hi> daher der kuͤnfftige <hirendition="#aq">Judex</hi> die-<lb/>ſe Sache nicht aus einem oder andern<lb/><hirendition="#aq">Principio,</hi>ſo lange nach der alten <hirendition="#aq">Inve-<lb/>ſtitur</hi> erſtlich von denen neuern <hirendition="#aq">Docto-<lb/>
ribus</hi> gemachet und von dem Forſt-Amt<lb/>
zu <hirendition="#aq">D.</hi> hauptſaͤchlich <hirendition="#aq">urgir</hi>et worden, <hirendition="#aq">con-<lb/>ſiderir</hi>en, ſondern in dieſem Wercke, wo-<lb/>
von denen durch einen alten Edelmann<lb/>
dieſer <hirendition="#aq">Famili</hi>e zuſtehenden Rechten <hirendition="#aq">diſpu-<lb/>
tirt</hi> wird, auf die vor Alters uͤbliche Rech-<lb/>
te und damahls gewoͤhnlichen <hirendition="#aq">Stylum</hi><lb/>
der Lehn-Brieffe ſein Abſehen nehmen,<lb/>
und folgends den darauff folgenden Ge-<lb/><cb/>
brauch und Ubung dieſes Rechts damit<lb/><hirendition="#aq">conferir</hi>en muß, alsdann aus dieſer Zu-<lb/>ſammenhaltung derer Rechte und Zeiten,<lb/>
der Ausſchlag nicht anders als vor die<lb/>
gerechte Jagddianiſche und jetzo Berns-<lb/>
dorffianiſche Sache fallen kan.</p><lb/><p>Solches aber deſto klaͤhrer vor Au-<lb/>
gen zu legen, dienet zum <hirendition="#aq">General-Fun-<lb/>
dament</hi></p><lb/><p>1) Die natuͤrliche Freyheit auff ei-<lb/>
genem Grund und Boden allerhand<lb/>
Wildpraͤth, groß und klein, nach Belie-<lb/>
ben zu fangen, welche durch den Bey-<lb/>ſtand des im Reiche angenommenen ge-<lb/>
meinen Rechts dergeſtalt beſtaͤttiget iſt,<lb/>
daß von etlichen <hirendition="#aq">Seculis</hi> die Beſitzer der<lb/>
Guͤther eine gegruͤndete Meynung des<lb/>
Rechtes nach Belieben Wild zu fangen<lb/>
vor ſich haben, <hirendition="#aq">per §. <hirendition="#i">Feræ igitur beſtiæ.<lb/>
12. Inſt. de Rer. Div.</hi></hi></p><lb/><p>Und zwar nicht alleine zu der Zeit,<lb/>
da in der Roͤmiſchen <hirendition="#aq">Republic</hi> das ge-<lb/>
meine Volck das Regiment hatte, ſon-<lb/>
dern auch, da es unter der <hirendition="#aq">Monarchie</hi><lb/>
geſtanden, wie ſolcher Monarchiſcher <hirendition="#aq">Sta-<lb/>
tus</hi> zu Zeiten des <hirendition="#aq">Juſtiniani</hi> unſtreitig ge-<lb/>
weſen, und iſt ſolche Freyheit auf ſeinem<lb/>
Boden zu jagen, durch das gemeine Geſe-<lb/>
tze niemahls geaͤndert, noch auch das Wie-<lb/>
der-Spiel in allen teutſchen <hirendition="#aq">Provin</hi>tzien<lb/>
durch eine gleichfoͤrmige Gewohnheit diß-<lb/>
falls eingefuͤhrt worden.</p><lb/><p>Weil aber leicht abzuſehen, daß wi-<lb/>
der dieſes <hirendition="#aq">Fundament</hi> die gemeine Mey-<lb/>
nung derer <hirendition="#aq">Doctor</hi>en angefuͤhret wer-<lb/>
den duͤrffte, daß das buͤrgerliche Recht in<lb/>
dieſem Fall durch die Gewohnheit waͤre<lb/>
abgeſchaffet worden, oder auch niemahls<lb/>
zur <hirendition="#aq">Obſervanz</hi> gekommen waͤre, ſo kan<lb/>
doch</p><lb/><p>2) Nicht auſſer Augen geſetzet wer-<lb/>
den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht,<lb/>
inſonderheit derer hohen Jagden im<lb/>
Nieder-Saͤchſiſchen Creyſe ſich enthal-<lb/>
te, woſelbſt vor 200. Jahren, da die al-<lb/>
ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohnſtrei-<lb/>
tig das gemeine Saͤchſiſche Recht in voͤl-<lb/>
liger <hirendition="#aq">Obſervanz</hi> geweſen, weil das buͤr-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gerliche</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[68/0642]
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
STRYKII
Conſilium LXXXVII.
Jnhalt.
Von der Ober-Jagd, die aus ſehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen
Poſſeſs wider den Landes-Herrn geſchuͤtzt worden.
DEmnach uͤber die zwiſchen dem Hrn.
G. R. V. B. und dem Hoch-Fuͤrſtli-
chen Forſt-Amt zu D. in puncto der O-
ber-Jagden ergangene Acta mein in Rech-
ten gegruͤndetes Bedenckẽ verlangt wor-
den; So habe ich die von beyden Thei-
len uͤbergebene Schrifften, Acta und auf-
genommene Atteſtata mit Fleiß verleſen,
und befinde, daß das Momentum cau-
ſæ und die davon dependirende Deciſion
laut Hoch-Fuͤrſtlichen Reſcripti vom 30.
Nov. Anno 1696. hierauff beruhe:
Ob nicht wohlgedachter Herr G. R.
V. B. ſo viel ausgefuͤhret, daß der-
ſelbe in denen 3. Doͤrffern quæ-
ſtionis und darzu gehoͤrigen Feld-
Marcken und Holtzungen die ho-
hen Jagden hergebracht und zu ex-
erciren befugt ſey.
Wenn nun die Acta mit Fleiß er-
wogen werden, ſo befindet ſich hier ein
weit mehres, als ein bloſſes Herbringen,
indem diß Wort zum hoͤchſten ein meh-
rers nicht, als eine Obſervanz oder biß-
herigen Gebrauch mit ſich fuͤhret. Denn
die Obſervanz erfordert noch weniger,
als die Gewohnheit, weil ſie mehr im
Thun beſtehet, und aus einer lang fort-
geſetzten Obſervanz erwaͤchſet die Ge-
wohnheit.
Sondern es kommen hier zuſam-
men die Vermuthung eines gemeinen
Rechts, die mit denen Jagden in generel-
len Worten eingerichtete Inveſtitur und
eine auff mehr als 100. Jahr beſtaͤndige
Poſſesſion, daher der kuͤnfftige Judex die-
ſe Sache nicht aus einem oder andern
Principio, ſo lange nach der alten Inve-
ſtitur erſtlich von denen neuern Docto-
ribus gemachet und von dem Forſt-Amt
zu D. hauptſaͤchlich urgiret worden, con-
ſideriren, ſondern in dieſem Wercke, wo-
von denen durch einen alten Edelmann
dieſer Familie zuſtehenden Rechten diſpu-
tirt wird, auf die vor Alters uͤbliche Rech-
te und damahls gewoͤhnlichen Stylum
der Lehn-Brieffe ſein Abſehen nehmen,
und folgends den darauff folgenden Ge-
brauch und Ubung dieſes Rechts damit
conferiren muß, alsdann aus dieſer Zu-
ſammenhaltung derer Rechte und Zeiten,
der Ausſchlag nicht anders als vor die
gerechte Jagddianiſche und jetzo Berns-
dorffianiſche Sache fallen kan.
Solches aber deſto klaͤhrer vor Au-
gen zu legen, dienet zum General-Fun-
dament
1) Die natuͤrliche Freyheit auff ei-
genem Grund und Boden allerhand
Wildpraͤth, groß und klein, nach Belie-
ben zu fangen, welche durch den Bey-
ſtand des im Reiche angenommenen ge-
meinen Rechts dergeſtalt beſtaͤttiget iſt,
daß von etlichen Seculis die Beſitzer der
Guͤther eine gegruͤndete Meynung des
Rechtes nach Belieben Wild zu fangen
vor ſich haben, per §. Feræ igitur beſtiæ.
12. Inſt. de Rer. Div.
Und zwar nicht alleine zu der Zeit,
da in der Roͤmiſchen Republic das ge-
meine Volck das Regiment hatte, ſon-
dern auch, da es unter der Monarchie
geſtanden, wie ſolcher Monarchiſcher Sta-
tus zu Zeiten des Juſtiniani unſtreitig ge-
weſen, und iſt ſolche Freyheit auf ſeinem
Boden zu jagen, durch das gemeine Geſe-
tze niemahls geaͤndert, noch auch das Wie-
der-Spiel in allen teutſchen Provintzien
durch eine gleichfoͤrmige Gewohnheit diß-
falls eingefuͤhrt worden.
Weil aber leicht abzuſehen, daß wi-
der dieſes Fundament die gemeine Mey-
nung derer Doctoren angefuͤhret wer-
den duͤrffte, daß das buͤrgerliche Recht in
dieſem Fall durch die Gewohnheit waͤre
abgeſchaffet worden, oder auch niemahls
zur Obſervanz gekommen waͤre, ſo kan
doch
2) Nicht auſſer Augen geſetzet wer-
den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht,
inſonderheit derer hohen Jagden im
Nieder-Saͤchſiſchen Creyſe ſich enthal-
te, woſelbſt vor 200. Jahren, da die al-
ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohnſtrei-
tig das gemeine Saͤchſiſche Recht in voͤl-
liger Obſervanz geweſen, weil das buͤr-
gerliche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/642>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.