Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.December. [Spaltenumbruch]
me und Flüsse endlich ihre bißherigenGäste loßgeworden sind, und dieselben nach Göttlicher Ordre ihren Abmarch nehmen müssen, auch das sonst grüne Rohr, Schilff und Graß vor Kälte er- storben, beschlüsset die gütige Natur die- se feuchte Quartiere mit starrem Eiß, Frost und Schnee, umb in währender Winter-Zeit ihre armen Fische vor rau- her Kälte zu erhalten, biß wiederumb der Höchste zur Zeit des Früh-Jahrs sie durch den lebendigmachenden Archaeum auffthauet. Die schwartzen nichtswür- digen Blässen ziehen unvermercket auff die warmen Brücher heimlich weg. Vom Raub-Beflügel/ Als dem Habicht/ und Sperber. Aus Mangel aller Nahrung, den Krähen und Aelstern. Es sind die Krähen nun jetzo schon Des Jägers nöthige Verrich- tung in Jagd- und Forst- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden. Wiewohl es bey uns zu Lande nicht [Abbildung]
December. [Spaltenumbruch]
me und Fluͤſſe endlich ihre bißherigenGaͤſte loßgeworden ſind, und dieſelben nach Goͤttlicher Ordre ihren Abmarch nehmen muͤſſen, auch das ſonſt gruͤne Rohr, Schilff und Graß vor Kaͤlte er- ſtorben, beſchluͤſſet die guͤtige Natur die- ſe feuchte Quartiere mit ſtarrem Eiß, Froſt und Schnee, umb in waͤhrender Winter-Zeit ihre armen Fiſche vor rau- her Kaͤlte zu erhalten, biß wiederumb der Hoͤchſte zur Zeit des Fruͤh-Jahrs ſie durch den lebendigmachenden Archæum auffthauet. Die ſchwartzen nichtswuͤr- digen Blaͤſſen ziehen unvermercket auff die warmen Bruͤcher heimlich weg. Vom Raub-Befluͤgel/ Als dem Habicht/ und Sperber. Aus Mangel aller Nahrung, den Kraͤhen und Aelſtern. Es ſind die Kraͤhen nun jetzo ſchon Des Jaͤgers noͤthige Verrich- tung in Jagd- und Forſt- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden. Wiewohl es bey uns zu Lande nicht [Abbildung]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0574" n="400"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">December.</hi></fw><lb/><cb/> me und Fluͤſſe endlich ihre bißherigen<lb/> Gaͤſte loßgeworden ſind, und dieſelben<lb/> nach Goͤttlicher <hi rendition="#aq">Ordre</hi> ihren Ab<hi rendition="#aq">march</hi><lb/> nehmen muͤſſen, auch das ſonſt gruͤne<lb/> Rohr, Schilff und Graß vor Kaͤlte er-<lb/> ſtorben, beſchluͤſſet die guͤtige Natur die-<lb/> ſe feuchte <hi rendition="#aq">Quartier</hi>e mit ſtarrem Eiß,<lb/> Froſt und Schnee, umb in waͤhrender<lb/> Winter-Zeit ihre armen Fiſche vor rau-<lb/> her Kaͤlte zu erhalten, biß wiederumb der<lb/> Hoͤchſte zur Zeit des Fruͤh-Jahrs ſie<lb/> durch den lebendigmachenden <hi rendition="#aq">Archæum</hi><lb/> auffthauet. Die ſchwartzen nichtswuͤr-<lb/> digen Blaͤſſen ziehen unvermercket auff<lb/> die warmen Bruͤcher heimlich weg.</p> </div> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Vom Raub-Befluͤgel/</hi> </head><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">Als dem Habicht/ und Sperber.</hi> </head><lb/> <p>Aus Mangel aller Nahrung, den<lb/> Hunger zu ſtillen, haben vorigten Mo-<lb/> nats die Raub-Voͤgel abziehen muͤſſen,<lb/> und iſt nunmehro keiner zu mercken, er<lb/> muͤſte dann ein Spaͤthling, oder unge-<lb/> ſund ſeyn. Und ſo viel hab ich bißhero<lb/> ihnen abmercken koͤnnen.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">Kraͤhen und Aelſtern.</hi> </head><lb/> <p>Es ſind die Kraͤhen nun jetzo ſchon<lb/> etwas zahmer, und begeben ſich beym<lb/> Schnee wieder in die Doͤrffer und Hoͤfe.<lb/> Gleicher Geſtalt ſind die Aelſtern begie-<lb/> rig, und ſuchen beym Schnee auff den<lb/> Hoͤfen, wo geſchlachtet, gegoſſen, oder<lb/> Kehrigt geworffen wird, ihre Nahrung.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Des Jaͤgers noͤthige Verrich-<lb/> tung in Jagd- und Forſt-<lb/> Sachen/ auch mit Zeug<lb/> und Hunden.</hi> </head><lb/> <p>Wiewohl es bey uns zu Lande nicht<lb/> ſo haͤufig viel wilde Baͤre giebet, ohne ei-<lb/> nige wenige umb das Boͤhmiſche und<lb/> Schleſingiſche Rieſen-Gebuͤrge eintzeln<lb/><hi rendition="#aq">vagiren</hi>de Mittel-Baͤre, koͤnten ſolche ja<lb/> wohl auch, wann ein Herr die Unkoſten<lb/> dran wenden wolte, mit Tuͤchern im<lb/> Zeug eingeſtellet, und gleich andern wil-<lb/> den Thieren vorgejaget werden; Weil es<lb/><cb/> aber gar zu beſchwehrlich und allzukoſt-<lb/> bahr fallen wuͤrde, ſo werden ſolche mei-<lb/> ſtentheils in hierzu verfertigte Faͤnge-<lb/> und Gruben auf ihren Wechſeln, Waͤn-<lb/> den, und Kleber-Gaͤngen gefangen und<lb/> in Kaſten nach der Herrſchafftlichen <hi rendition="#aq">Re-<lb/> ſidenz</hi> zum Hoff-Kampff-Jagen gelie-<lb/> fert, gleicher geſtalt werden auch Woͤlffe<lb/> und Fuͤchſe, daferne einiges Hoff- und<lb/> Kampff-Jagen geſchehen ſoll, mit Zeu-<lb/> ge eingefangen, und geliefert; Die Woͤlf-<lb/> fe auf dem Platz gehetzet; Die Fuͤchſe a-<lb/> ber zu einer abſonderlichen Luſtbarkeit<lb/> der Herrſchafft von dem Hochloͤblichen<lb/> Frauenzimmer in die Lufft geprellet.<lb/> Sonſten aber wird demjenigen Forſt-<lb/> Meiſter, wo der Baͤr gefangen, ein Vier-<lb/> tel Meißner-Wein zum Jaͤger-Recht ge-<lb/> geben. Bey Wolffs-Jagden mit dem<lb/> Zeuge oder mit denen Kuppel-Netzen<lb/> werden die Woͤlffe beym friſchen Schnee<lb/> ausgeſpuͤhret, geſtellet, gefangen, erſchla-<lb/> gen und geliefert, deren Baͤlge gehoͤren<lb/> dem Ober-Jaͤger-Meiſter, als ein <hi rendition="#aq">Acci-<lb/> dens.</hi> Die Fuͤchſe werden, wann die Er-<lb/> de gefroren, und mit dem Eyſen nicht<lb/> mehr zu ſtellen iſt, durch Klopff-Jagen<lb/> aus den Bruͤchern auff den Froſt geklap-<lb/> pert, da es denn weit zu hoͤhren iſt, und<lb/> werden alſo getrieben und geſchoſſen. Die<lb/> Haſen werden nunmehro zum letzten<lb/> mahl zum Beſchluß gefangen, Marder<lb/> und Ottern, Katzen und Jltniß aber al-<lb/> lezeit, ſoviel moͤglich, veꝛtilget, weil ſie ſchaͤd-<lb/> liche Raub-Thiere ſind. Wann Wild-<lb/> praͤths-Lieferung in die Kuͤchen zu thun,<lb/> wird ein gelte Thier, welches dieſes Jahr<lb/> kein Kalb gehabt, und alleine gehet, auch<lb/> da es kein Kalb ſaugen duͤrffen, ſondern<lb/> zugenommen, und feiſte worden, hauſen<lb/> im Gehaͤge, oder an der Graͤntze gepuͤr-<lb/> ſchet. Wie dann auch vorjetzo im Thier-<lb/> Garthen das zeitige Fuͤttern, wegen der<lb/> abgebrunfften Hirſche, bey einfallendem<lb/> harten Froſt und kaltem Reif, da das<lb/> Wieſen-Graß welck, nicht zu vergeſſen,<lb/> und was an Wild uͤber den gewoͤhnlichen<lb/> Beſatz uͤberfluͤßig, mit Gelegenheit un-<lb/> vermerckt auszuſchieſſen iſt. Das <hi rendition="#aq">Inven-<lb/> tarium</hi> des Jagd-Zeugs ſoll durchgeſe-<lb/> hen, und endlich das alte Jahr froͤlich be-<lb/> ſchloſſen werden.</p><lb/> <figure/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [400/0574]
December.
me und Fluͤſſe endlich ihre bißherigen
Gaͤſte loßgeworden ſind, und dieſelben
nach Goͤttlicher Ordre ihren Abmarch
nehmen muͤſſen, auch das ſonſt gruͤne
Rohr, Schilff und Graß vor Kaͤlte er-
ſtorben, beſchluͤſſet die guͤtige Natur die-
ſe feuchte Quartiere mit ſtarrem Eiß,
Froſt und Schnee, umb in waͤhrender
Winter-Zeit ihre armen Fiſche vor rau-
her Kaͤlte zu erhalten, biß wiederumb der
Hoͤchſte zur Zeit des Fruͤh-Jahrs ſie
durch den lebendigmachenden Archæum
auffthauet. Die ſchwartzen nichtswuͤr-
digen Blaͤſſen ziehen unvermercket auff
die warmen Bruͤcher heimlich weg.
Vom Raub-Befluͤgel/
Als dem Habicht/ und Sperber.
Aus Mangel aller Nahrung, den
Hunger zu ſtillen, haben vorigten Mo-
nats die Raub-Voͤgel abziehen muͤſſen,
und iſt nunmehro keiner zu mercken, er
muͤſte dann ein Spaͤthling, oder unge-
ſund ſeyn. Und ſo viel hab ich bißhero
ihnen abmercken koͤnnen.
Kraͤhen und Aelſtern.
Es ſind die Kraͤhen nun jetzo ſchon
etwas zahmer, und begeben ſich beym
Schnee wieder in die Doͤrffer und Hoͤfe.
Gleicher Geſtalt ſind die Aelſtern begie-
rig, und ſuchen beym Schnee auff den
Hoͤfen, wo geſchlachtet, gegoſſen, oder
Kehrigt geworffen wird, ihre Nahrung.
Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.
Wiewohl es bey uns zu Lande nicht
ſo haͤufig viel wilde Baͤre giebet, ohne ei-
nige wenige umb das Boͤhmiſche und
Schleſingiſche Rieſen-Gebuͤrge eintzeln
vagirende Mittel-Baͤre, koͤnten ſolche ja
wohl auch, wann ein Herr die Unkoſten
dran wenden wolte, mit Tuͤchern im
Zeug eingeſtellet, und gleich andern wil-
den Thieren vorgejaget werden; Weil es
aber gar zu beſchwehrlich und allzukoſt-
bahr fallen wuͤrde, ſo werden ſolche mei-
ſtentheils in hierzu verfertigte Faͤnge-
und Gruben auf ihren Wechſeln, Waͤn-
den, und Kleber-Gaͤngen gefangen und
in Kaſten nach der Herrſchafftlichen Re-
ſidenz zum Hoff-Kampff-Jagen gelie-
fert, gleicher geſtalt werden auch Woͤlffe
und Fuͤchſe, daferne einiges Hoff- und
Kampff-Jagen geſchehen ſoll, mit Zeu-
ge eingefangen, und geliefert; Die Woͤlf-
fe auf dem Platz gehetzet; Die Fuͤchſe a-
ber zu einer abſonderlichen Luſtbarkeit
der Herrſchafft von dem Hochloͤblichen
Frauenzimmer in die Lufft geprellet.
Sonſten aber wird demjenigen Forſt-
Meiſter, wo der Baͤr gefangen, ein Vier-
tel Meißner-Wein zum Jaͤger-Recht ge-
geben. Bey Wolffs-Jagden mit dem
Zeuge oder mit denen Kuppel-Netzen
werden die Woͤlffe beym friſchen Schnee
ausgeſpuͤhret, geſtellet, gefangen, erſchla-
gen und geliefert, deren Baͤlge gehoͤren
dem Ober-Jaͤger-Meiſter, als ein Acci-
dens. Die Fuͤchſe werden, wann die Er-
de gefroren, und mit dem Eyſen nicht
mehr zu ſtellen iſt, durch Klopff-Jagen
aus den Bruͤchern auff den Froſt geklap-
pert, da es denn weit zu hoͤhren iſt, und
werden alſo getrieben und geſchoſſen. Die
Haſen werden nunmehro zum letzten
mahl zum Beſchluß gefangen, Marder
und Ottern, Katzen und Jltniß aber al-
lezeit, ſoviel moͤglich, veꝛtilget, weil ſie ſchaͤd-
liche Raub-Thiere ſind. Wann Wild-
praͤths-Lieferung in die Kuͤchen zu thun,
wird ein gelte Thier, welches dieſes Jahr
kein Kalb gehabt, und alleine gehet, auch
da es kein Kalb ſaugen duͤrffen, ſondern
zugenommen, und feiſte worden, hauſen
im Gehaͤge, oder an der Graͤntze gepuͤr-
ſchet. Wie dann auch vorjetzo im Thier-
Garthen das zeitige Fuͤttern, wegen der
abgebrunfften Hirſche, bey einfallendem
harten Froſt und kaltem Reif, da das
Wieſen-Graß welck, nicht zu vergeſſen,
und was an Wild uͤber den gewoͤhnlichen
Beſatz uͤberfluͤßig, mit Gelegenheit un-
vermerckt auszuſchieſſen iſt. Das Inven-
tarium des Jagd-Zeugs ſoll durchgeſe-
hen, und endlich das alte Jahr froͤlich be-
ſchloſſen werden.
[Abbildung]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |