Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.October. [Spaltenumbruch]
render harter Winters-Zeit ausruhenkönne. Tages und Nachts Länge. Vorjetzo gehet die Sonne umb 6. Uhr, Von unterirdischen Berg- Dünsten. Nun sincken die unterirdischen Dün- Von Thieren und Vögeln. Der Bär. Nunmehro werden die jungen Bä- Der Hirsch. Die Hirsch-Brunfft continuiret noch Das Schwein. Wo Weinberge oder Obst-Gärthen Das Reh. Jn diesem Monat continuiren die Der Hase. Nunmehro gehen die Hasen, da das Der Wolff. Nunmehro, da das hochgewachse- Der Fuchs. Nach fleißigem Exerciren im rauben, wer-
October. [Spaltenumbruch]
render harter Winters-Zeit ausruhenkoͤnne. Tages und Nachts Laͤnge. Vorjetzo gehet die Sonne umb 6. Uhr, Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten. Nun ſincken die unterirdiſchen Duͤn- Von Thieren und Voͤgeln. Der Baͤr. Nunmehro werden die jungen Baͤ- Der Hirſch. Die Hirſch-Brunfft continuiret noch Das Schwein. Wo Weinberge oder Obſt-Gaͤrthen Das Reh. Jn dieſem Monat continuiren die Der Haſe. Nunmehro gehen die Haſen, da das Der Wolff. Nunmehro, da das hochgewachſe- Der Fuchs. Nach fleißigem Exerciren im rauben, wer-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0565" n="391"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">October.</hi></fw><lb/><cb/> render harter Winters-Zeit ausruhen<lb/> koͤnne.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Tages und Nachts Laͤnge.</hi> </head><lb/> <p>Vorjetzo gehet die Sonne umb 6. Uhr,<lb/> 44. Min. auf, tritt hingegen ſchon umb<lb/> 5. Uhr, 16. Min. wieder nieder, dahero<lb/> der Tag 10. Stunden, 30. Min. die Nacht<lb/> hingegen 13. Stunden, 30. Min. lang iſt,<lb/> und fangen ſchon die langen Naͤchte an.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Von unterirdiſchen Berg-<lb/> Duͤnſten.</hi> </head><lb/> <p>Nun ſincken die unterirdiſchen Duͤn-<lb/> ſte je mehr und mehr herunter, nach der<lb/> Gruben, weil es oben auf der Erden<lb/> Feyer-Abend worden und ſie ihre Arbeit<lb/> verrichtet haben, weswegen es zu dieſer<lb/> Zeit fuͤr <hi rendition="#aq">mercuriali</hi>ſchen gifftigen Duͤn-<lb/> ſten unten zu bleiben ſehr gefaͤhrlich iſt,<lb/> nachdem dieſelben von oben herunter<lb/> noch mehr ſchaͤdliches mit ſich gebracht,<lb/> und nunmehro ſchlimmer ſind, als ſie<lb/> vorhero <hi rendition="#aq">exhalir</hi>et.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von Thieren und Voͤgeln.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Der Baͤr.</hi> </head><lb/> <p>Nunmehro werden die jungen Baͤ-<lb/> re ſchon maͤnnlicher, und der weiſſe Ring<lb/> dunckeler, ſie haben zu dieſer Zeit im<lb/> Herbſte gute Nahrung und Geaͤß in<lb/> Waͤldern, an Eichel- und Buch-Maſt,<lb/> und des Nachts von dem Feld-Obſt, und<lb/> andern Fruͤchten, davon ſie ſehr feiſt<lb/> werden, weswegen ſie auch meiſtens zu<lb/> ſolcher Zeit, wegen Tauerhafftigkeit der<lb/> Haare ihrer Haut, und des trefflichen<lb/> heilſamen Schmaltzes halber, auf vielfaͤl-<lb/> tige Art gejaget, gehetzet, gefangen, und<lb/> geſchoſſen werden.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Der Hirſch.</hi> </head><lb/> <p>Die Hirſch-Brunfft <hi rendition="#aq">continuir</hi>et noch<lb/> in dieſem Monat: Sie geben eine ſtarcke<lb/> Witterung von ſich, wegen innerlicher<lb/> groſſer Hitze, wovon das Kurtz-Wild-<lb/> praͤth ſchwuͤllet und aufflaͤuffet, auch die<lb/> Haare unter dem Bauch und am Halß<lb/> ſchwartz weꝛden, weswegen ſie ſich in einen<lb/> Moraſt, oder Sumpff niederthun, und<lb/> zur Kuͤhlung ſich darin herumb waͤltzen,<lb/> gegen Abend, und gegen Morgen, auch<lb/> umb Mitternacht-Zeit, ſchreyen ſie aus<lb/> voller Begierde ſehr hefftig, und brunff-<lb/> ten mit dem Wildpraͤth, daferne einige<lb/> Wiederpart da verhanden, geſchiehet<lb/> ein gewaltiges Kaͤmpffen, daß offt wel-<lb/><cb/> che auf dem Platz bleiben, das Wildpraͤth<lb/><hi rendition="#aq">abſentir</hi>et ſich; Die Flachs-Knothen, Obſt,<lb/> Kraut und Ruͤben muͤſſen ihnen die mei-<lb/> ſte und beſte ſtaͤrckende Nahrung geben.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Das Schwein.</hi> </head><lb/> <p>Wo Weinberge oder Obſt-Gaͤrthen<lb/> verhanden ſind, da thun die Sauen oder<lb/> das Schwartz-Wildpraͤth groſſen Scha-<lb/> den, ſonderlich die Schweine oder Kaͤuler,<lb/> die brechen mit Gewalt in die Weinber-<lb/> ge, machen ſich auch gar Lager in die He-<lb/> cken, und fuͤrchten ſich vor keinem Men-<lb/> ſchen, heraus getrieben zu werden. Sie<lb/> ſchmatzen die Wein-Trauben, und wer-<lb/> den von dem Safft recht truncken, ſpu-<lb/> cken zu weilen die Huͤlſen heraus, mei-<lb/> ſtes verſchlingen ſie alles untereinander<lb/> in Magen, wo ſie in Obſt-Gaͤrthen kom-<lb/> men, brechen ſie die Wurtzeln der beſten<lb/> Obſt-Baͤume zu Schanden, daß ſie ver-<lb/> dorren.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Das Reh.</hi> </head><lb/> <p>Jn dieſem Monat <hi rendition="#aq">continuir</hi>en die<lb/> Rehe mit vorermeldter Nahrung von<lb/> der Eichel- und Buch-Maſt, wo ſie die<lb/> Gelegenheit haben, begeben ſie ſich in<lb/> Weinberge und Obſt-Gaͤrthen, ihre<lb/> Nahrung wunderlich bey Nacht zu ſu-<lb/> chen, worvon ſie dann auch ſehr feiſte<lb/> werden und zunehmen, weswegen ſie auf<lb/> unterſchiedliche Art gejaget, geſchoſſen<lb/> und gefangen, auch gehetzet werden, ih-<lb/> res angenehmen Wildpraͤths halber.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Der Haſe.</hi> </head><lb/> <p>Nunmehro gehen die Haſen, da das<lb/> Getraͤyde aus dem Felde, gerne auf die<lb/> Kraut- und Ruͤben-Aecker, leſen das hin-<lb/> terlaſſene wilde Obſt auff, oder was ſie<lb/> finden koͤnnen; werden vielfaͤltig geſchoſ-<lb/> ſen, gejaget und gehetzet.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Der Wolff.</hi> </head><lb/> <p>Nunmehro, da das hochgewachſe-<lb/> ne Getraͤyde im Felde allbereits einge-<lb/> erndet, und das Feld ledig, auch der<lb/> Sommer-Strauch von Blaͤttern welck,<lb/> und abgefallen iſt, daß alſo die Woͤlffe kein<lb/> Behaͤltniß in dem lichten Felde haben koͤn-<lb/> nen, begebẽ ſie ſich in groſſe Gehoͤltze, Bruͤ-<lb/> cher und Moraͤſte, da ſie gute Behaͤltniſ-<lb/> ſe, ſicher zu ſeyn, vermuthen, rauben a-<lb/> ber noch immer, wo ſie was kriegen koͤn-<lb/> nen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Der Fuchs.</hi> </head><lb/> <p>Nach fleißigem <hi rendition="#aq">Exercir</hi>en im rauben,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [391/0565]
October.
render harter Winters-Zeit ausruhen
koͤnne.
Tages und Nachts Laͤnge.
Vorjetzo gehet die Sonne umb 6. Uhr,
44. Min. auf, tritt hingegen ſchon umb
5. Uhr, 16. Min. wieder nieder, dahero
der Tag 10. Stunden, 30. Min. die Nacht
hingegen 13. Stunden, 30. Min. lang iſt,
und fangen ſchon die langen Naͤchte an.
Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.
Nun ſincken die unterirdiſchen Duͤn-
ſte je mehr und mehr herunter, nach der
Gruben, weil es oben auf der Erden
Feyer-Abend worden und ſie ihre Arbeit
verrichtet haben, weswegen es zu dieſer
Zeit fuͤr mercurialiſchen gifftigen Duͤn-
ſten unten zu bleiben ſehr gefaͤhrlich iſt,
nachdem dieſelben von oben herunter
noch mehr ſchaͤdliches mit ſich gebracht,
und nunmehro ſchlimmer ſind, als ſie
vorhero exhaliret.
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
Nunmehro werden die jungen Baͤ-
re ſchon maͤnnlicher, und der weiſſe Ring
dunckeler, ſie haben zu dieſer Zeit im
Herbſte gute Nahrung und Geaͤß in
Waͤldern, an Eichel- und Buch-Maſt,
und des Nachts von dem Feld-Obſt, und
andern Fruͤchten, davon ſie ſehr feiſt
werden, weswegen ſie auch meiſtens zu
ſolcher Zeit, wegen Tauerhafftigkeit der
Haare ihrer Haut, und des trefflichen
heilſamen Schmaltzes halber, auf vielfaͤl-
tige Art gejaget, gehetzet, gefangen, und
geſchoſſen werden.
Der Hirſch.
Die Hirſch-Brunfft continuiret noch
in dieſem Monat: Sie geben eine ſtarcke
Witterung von ſich, wegen innerlicher
groſſer Hitze, wovon das Kurtz-Wild-
praͤth ſchwuͤllet und aufflaͤuffet, auch die
Haare unter dem Bauch und am Halß
ſchwartz weꝛden, weswegen ſie ſich in einen
Moraſt, oder Sumpff niederthun, und
zur Kuͤhlung ſich darin herumb waͤltzen,
gegen Abend, und gegen Morgen, auch
umb Mitternacht-Zeit, ſchreyen ſie aus
voller Begierde ſehr hefftig, und brunff-
ten mit dem Wildpraͤth, daferne einige
Wiederpart da verhanden, geſchiehet
ein gewaltiges Kaͤmpffen, daß offt wel-
che auf dem Platz bleiben, das Wildpraͤth
abſentiret ſich; Die Flachs-Knothen, Obſt,
Kraut und Ruͤben muͤſſen ihnen die mei-
ſte und beſte ſtaͤrckende Nahrung geben.
Das Schwein.
Wo Weinberge oder Obſt-Gaͤrthen
verhanden ſind, da thun die Sauen oder
das Schwartz-Wildpraͤth groſſen Scha-
den, ſonderlich die Schweine oder Kaͤuler,
die brechen mit Gewalt in die Weinber-
ge, machen ſich auch gar Lager in die He-
cken, und fuͤrchten ſich vor keinem Men-
ſchen, heraus getrieben zu werden. Sie
ſchmatzen die Wein-Trauben, und wer-
den von dem Safft recht truncken, ſpu-
cken zu weilen die Huͤlſen heraus, mei-
ſtes verſchlingen ſie alles untereinander
in Magen, wo ſie in Obſt-Gaͤrthen kom-
men, brechen ſie die Wurtzeln der beſten
Obſt-Baͤume zu Schanden, daß ſie ver-
dorren.
Das Reh.
Jn dieſem Monat continuiren die
Rehe mit vorermeldter Nahrung von
der Eichel- und Buch-Maſt, wo ſie die
Gelegenheit haben, begeben ſie ſich in
Weinberge und Obſt-Gaͤrthen, ihre
Nahrung wunderlich bey Nacht zu ſu-
chen, worvon ſie dann auch ſehr feiſte
werden und zunehmen, weswegen ſie auf
unterſchiedliche Art gejaget, geſchoſſen
und gefangen, auch gehetzet werden, ih-
res angenehmen Wildpraͤths halber.
Der Haſe.
Nunmehro gehen die Haſen, da das
Getraͤyde aus dem Felde, gerne auf die
Kraut- und Ruͤben-Aecker, leſen das hin-
terlaſſene wilde Obſt auff, oder was ſie
finden koͤnnen; werden vielfaͤltig geſchoſ-
ſen, gejaget und gehetzet.
Der Wolff.
Nunmehro, da das hochgewachſe-
ne Getraͤyde im Felde allbereits einge-
erndet, und das Feld ledig, auch der
Sommer-Strauch von Blaͤttern welck,
und abgefallen iſt, daß alſo die Woͤlffe kein
Behaͤltniß in dem lichten Felde haben koͤn-
nen, begebẽ ſie ſich in groſſe Gehoͤltze, Bruͤ-
cher und Moraͤſte, da ſie gute Behaͤltniſ-
ſe, ſicher zu ſeyn, vermuthen, rauben a-
ber noch immer, wo ſie was kriegen koͤn-
nen.
Der Fuchs.
Nach fleißigem Exerciren im rauben,
wer-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |