[Spaltenumbruch]
chen und seine Commodität gebrauchen, wie man will. Nach gehabter Lust aber [Spaltenumbruch]
den Vogel zu füttern auch nicht verges- sen, weil er es verdienet.
Vom Lerchen streichen.
[Spaltenumbruch]
Jch muß allhier dannoch vornehmlich des nützlichen und löblichen Lerchenstrei- chens gedencken, von welchen, der frucht- bahren Felder wegen, die leipziger Lerchen um die Michaelis-Meß-Zeit billig vor an- dern den Vorzug haben, und weit und breit berühmet sind. Die Lerchen werden des Nachts folgender Gestalt gefangen: Man machet zwo Stangen, so lang und leicht dieselbigen zu erlangen, 23. biß 24. Schuh lang, an die Garne, so lang gestri- cket werden, als beliebich ist, enger aber nicht, als von 60. oder 80. Schuh lang, und auf die breiten Seiten, daran die Stangen gehöhren, so lang, als man Stangen bekommen kan, von 18. 22. biß 24. Werck-Schuh, darmit dieses Nacht- Netze ein geometrisch parellelogramum praesentiret. Dieses Netze wird mit ei- ner Moschen angefangen, und wird so lange gestricket, und von beyden Seiten zugegeben, biß es die verlangte Breite erreichet, alsdann wird von einer Seiten abgenommen und auff der andern wie- derum eine halbe zugegeben, daß es die völlige Länge der 60. oder 80. Schuh er- reichet, hernach wird von beyden Thei- len abgenommen, daß es den vier und zwantzigschuhigen Triangel, so es im Anfang gehabt, wiederumb zu Ende bringe, und auff einer Moschen, wie es angefangen, auslauffe, alsdenn wird es gezogen, daß es seine rechte vier Ecken erreichet, und wird dieses nicht anders, als wie Weiber-Hauben gestricket. An solches Garn werden die Stangen auff jegliche Seiten eine angebunden und von etlichen unten an das Ende, wann es windigt, Lapp-Federn angemachet, so ein wenig auff der Erden herfahren. Des Abends, wann es finster wird, und der Mond nicht scheinet, so breitet man das Netz aus, alsdann fassen es zween an ihren Stangen, und hinten einer, so den Schwantz fein niedrig auff der Erden herträget. Also gehen sie von Furchen zu Furchen im Felde und so was unterm Netze flattert, pfeiffet ei- ner dem andern, leget das Netz nieder, würget die Lerchen, und zeucht sie durch das Nacht-Netz heraus: Jst das Nacht- [Spaltenumbruch]
Netz zu enge, daß man sie nicht durchzie- hen kan, so leget man die Lerche auf den Rücken, daß man das weisse am Bau- che siehet und die Lerche hernach finden könne. Jm lichten Wetter ist es nicht sonderlich practicabel, und muß, wofer- ne es geschiehet, viel geräder und schleu- niger, als sonst in dunckelm Wetter, fortgegangen werden. Wer auff diesem Weydewerck was nützliches verrichten will, muß eigendlich den Ort wahrneh- men, wo sich die Lerchen gegen Abend hinsetzen, da gehet man des Nachts hin. Der Herr Colerus schreibet, wann man bißweilen darzu pfieffe, solten sie sich vor den Nacht-Vögeln fürchten; Man muß gantz stille darbey seyn, und wann et- was gefangen, solches einander mit pfeif- fen zu verstehen geben. Der Lerchen- Zug geschiehet von Auffgang nach Nie- dergang der Sonnen, mehrentheils ge- gen den Wind, und wann der Wind zu- erst von Niedergang wehet, ziehen sie ge- waltig und niedrig von der Erden, war- ten wohl acht Tage auff solchen Wind und liegen still. Es wehet der Wind, aber nicht alle Jahr also im Strich, mit was vor einem Winde sie aber erstlich fortziehen, dem folgen sie am meisten zu desselbigen Jahres Striech-Zeiten. Wann sie zur Herbst-Zeit kein hübsch Wetter haben, ziehen sie meistens bey Monden- schein weg. Es währet auch bißweilen der Strich nur einen Tag umb den an- dern, weil, was sich im Felde gelagert, von einem Ort zum andern streichet, biß es mit einem stärckern Hauffen sich auff- machet und förder ziehet; Des andern Tages ist nicht viel zu hoffen; Dann es muß sich erst wiederumb ein oder etliche Hauffen dahin lagern. An manchen Orten (jedoch nach den Jahren,) dauret der Strich biß nach Martini, sonderlich, wo es warm ist; An manchen Orten lassen sie ihr Ziehen drey Wochen vor- her nach, dann je ehe sich der Reiff und Frost begiebt, je balder lassen sie mit ih- rem Strich nach, dann die harten Fröste treiben sie schneller, als ander Wetter fort.
Anatomia
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch]
chen und ſeine Commoditaͤt gebrauchen, wie man will. Nach gehabter Luſt aber [Spaltenumbruch]
den Vogel zu fuͤttern auch nicht vergeſ- ſen, weil er es verdienet.
Vom Lerchen ſtreichen.
[Spaltenumbruch]
Jch muß allhier dannoch vornehmlich des nuͤtzlichen und loͤblichen Lerchenſtrei- chens gedencken, von welchen, der frucht- bahren Felder wegen, die leipziger Lerchen um die Michaelis-Meß-Zeit billig vor an- dern den Vorzug haben, und weit und breit beruͤhmet ſind. Die Lerchen werden des Nachts folgender Geſtalt gefangen: Man machet zwo Stangen, ſo lang und leicht dieſelbigen zu erlangen, 23. biß 24. Schuh lang, an die Garne, ſo lang geſtri- cket werden, als beliebich iſt, enger aber nicht, als von 60. oder 80. Schuh lang, und auf die breiten Seiten, daran die Stangen gehoͤhren, ſo lang, als man Stangen bekommen kan, von 18. 22. biß 24. Werck-Schuh, darmit dieſes Nacht- Netze ein geometriſch parellelogramum præſentiret. Dieſes Netze wird mit ei- ner Moſchen angefangen, und wird ſo lange geſtricket, und von beyden Seiten zugegeben, biß es die verlangte Breite erreichet, alsdann wird von einer Seiten abgenommen und auff der andern wie- derum eine halbe zugegeben, daß es die voͤllige Laͤnge der 60. oder 80. Schuh er- reichet, hernach wird von beyden Thei- len abgenommen, daß es den vier und zwantzigſchuhigen Triangel, ſo es im Anfang gehabt, wiederumb zu Ende bringe, und auff einer Moſchen, wie es angefangen, auslauffe, alsdenn wird es gezogen, daß es ſeine rechte vier Ecken erreichet, und wird dieſes nicht anders, als wie Weiber-Hauben geſtricket. An ſolches Garn werden die Stangen auff jegliche Seiten eine angebunden und von etlichen unten an das Ende, wann es windigt, Lapp-Federn angemachet, ſo ein wenig auff der Erden herfahren. Des Abends, wann es finſter wird, und der Mond nicht ſcheinet, ſo breitet man das Netz aus, alsdann faſſen es zween an ihren Stangen, und hinten einer, ſo den Schwantz fein niedrig auff der Erden hertraͤget. Alſo gehen ſie von Furchen zu Furchen im Felde und ſo was unterm Netze flattert, pfeiffet ei- ner dem andern, leget das Netz nieder, wuͤrget die Lerchen, und zeucht ſie durch das Nacht-Netz heraus: Jſt das Nacht- [Spaltenumbruch]
Netz zu enge, daß man ſie nicht durchzie- hen kan, ſo leget man die Lerche auf den Ruͤcken, daß man das weiſſe am Bau- che ſiehet und die Lerche hernach finden koͤnne. Jm lichten Wetter iſt es nicht ſonderlich practicabel, und muß, wofer- ne es geſchiehet, viel geraͤder und ſchleu- niger, als ſonſt in dunckelm Wetter, fortgegangen werden. Wer auff dieſem Weydewerck was nuͤtzliches verrichten will, muß eigendlich den Ort wahrneh- men, wo ſich die Lerchen gegen Abend hinſetzen, da gehet man des Nachts hin. Der Herr Colerus ſchreibet, wann man bißweilen darzu pfieffe, ſolten ſie ſich vor den Nacht-Voͤgeln fuͤrchten; Man muß gantz ſtille darbey ſeyn, und wann et- was gefangen, ſolches einander mit pfeif- fen zu verſtehen geben. Der Lerchen- Zug geſchiehet von Auffgang nach Nie- dergang der Sonnen, mehrentheils ge- gen den Wind, und wann der Wind zu- erſt von Niedergang wehet, ziehen ſie ge- waltig und niedrig von der Erden, war- ten wohl acht Tage auff ſolchen Wind und liegen ſtill. Es wehet der Wind, aber nicht alle Jahr alſo im Strich, mit was vor einem Winde ſie aber erſtlich fortziehen, dem folgen ſie am meiſten zu deſſelbigen Jahres Stꝛiech-Zeiten. Wann ſie zur Herbſt-Zeit kein huͤbſch Wetter haben, ziehen ſie meiſtens bey Monden- ſchein weg. Es waͤhret auch bißweilen der Strich nur einen Tag umb den an- dern, weil, was ſich im Felde gelagert, von einem Ort zum andern ſtreichet, biß es mit einem ſtaͤrckern Hauffen ſich auff- machet und foͤrder ziehet; Des andern Tages iſt nicht viel zu hoffen; Dann es muß ſich erſt wiederumb ein oder etliche Hauffen dahin lagern. An manchen Orten (jedoch nach den Jahren,) dauret der Strich biß nach Martini, ſonderlich, wo es warm iſt; An manchen Orten laſſen ſie ihr Ziehen drey Wochen vor- her nach, dann je ehe ſich der Reiff und Froſt begiebt, je balder laſſen ſie mit ih- rem Strich nach, dann die harten Froͤſte treiben ſie ſchneller, als ander Wetter fort.
Anatomia
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0521"n="351"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
chen und ſeine <hirendition="#aq">Commodit</hi>aͤt gebrauchen,<lb/>
wie man will. Nach gehabter Luſt aber<lb/><cb/>
den Vogel zu fuͤttern auch nicht vergeſ-<lb/>ſen, weil er es verdienet.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Vom <hirendition="#in">L</hi>erchen ſtreichen.</hi></head><lb/><cb/><p>Jch muß allhier dannoch vornehmlich<lb/>
des nuͤtzlichen und loͤblichen Lerchenſtrei-<lb/>
chens gedencken, von welchen, der frucht-<lb/>
bahren Felder wegen, die leipziger Lerchen<lb/>
um die <hirendition="#aq">Michaelis-</hi>Meß-Zeit billig vor an-<lb/>
dern den Vorzug haben, und weit und<lb/>
breit beruͤhmet ſind. Die Lerchen werden<lb/>
des Nachts folgender Geſtalt gefangen:<lb/>
Man machet zwo Stangen, ſo lang und<lb/>
leicht dieſelbigen zu erlangen, 23. biß 24.<lb/>
Schuh lang, an die Garne, ſo lang geſtri-<lb/>
cket werden, als beliebich iſt, enger aber<lb/>
nicht, als von 60. oder 80. Schuh lang,<lb/>
und auf die breiten Seiten, daran die<lb/>
Stangen gehoͤhren, ſo lang, als man<lb/>
Stangen bekommen kan, von 18. 22. biß<lb/>
24. Werck-Schuh, darmit dieſes Nacht-<lb/>
Netze ein <hirendition="#aq">geometri</hi>ſch <hirendition="#aq">parellelogramum<lb/>
præſentir</hi>et. Dieſes Netze wird mit ei-<lb/>
ner Moſchen angefangen, und wird ſo<lb/>
lange geſtricket, und von beyden Seiten<lb/>
zugegeben, biß es die verlangte Breite<lb/>
erreichet, alsdann wird von einer Seiten<lb/>
abgenommen und auff der andern wie-<lb/>
derum eine halbe zugegeben, daß es die<lb/>
voͤllige Laͤnge der 60. oder 80. Schuh er-<lb/>
reichet, hernach wird von beyden Thei-<lb/>
len abgenommen, daß es den vier und<lb/>
zwantzigſchuhigen Triangel, ſo es im<lb/>
Anfang gehabt, wiederumb zu Ende<lb/>
bringe, und auff einer Moſchen, wie es<lb/>
angefangen, auslauffe, alsdenn wird es<lb/>
gezogen, daß es ſeine rechte vier Ecken<lb/>
erreichet, und wird dieſes nicht anders,<lb/>
als wie Weiber-Hauben geſtricket. An<lb/>ſolches Garn werden die Stangen auff<lb/>
jegliche Seiten eine angebunden und von<lb/>
etlichen unten an das Ende, wann es<lb/>
windigt, Lapp-Federn angemachet, ſo<lb/>
ein wenig auff der Erden herfahren.<lb/>
Des Abends, wann es finſter wird, und<lb/>
der Mond nicht ſcheinet, ſo breitet man<lb/>
das Netz aus, alsdann faſſen es zween<lb/>
an ihren Stangen, und hinten einer,<lb/>ſo den Schwantz fein niedrig auff der<lb/>
Erden hertraͤget. Alſo gehen ſie von<lb/>
Furchen zu Furchen im Felde und ſo<lb/>
was unterm Netze flattert, pfeiffet ei-<lb/>
ner dem andern, leget das Netz nieder,<lb/>
wuͤrget die Lerchen, und zeucht ſie durch<lb/>
das Nacht-Netz heraus: Jſt das Nacht-<lb/><cb/>
Netz zu enge, daß man ſie nicht durchzie-<lb/>
hen kan, ſo leget man die Lerche auf den<lb/>
Ruͤcken, daß man das weiſſe am Bau-<lb/>
che ſiehet und die Lerche hernach finden<lb/>
koͤnne. Jm lichten Wetter iſt es nicht<lb/>ſonderlich <hirendition="#aq">practicabel,</hi> und muß, wofer-<lb/>
ne es geſchiehet, viel geraͤder und ſchleu-<lb/>
niger, als ſonſt in dunckelm Wetter,<lb/>
fortgegangen werden. Wer auff dieſem<lb/>
Weydewerck was nuͤtzliches verrichten<lb/>
will, muß eigendlich den Ort wahrneh-<lb/>
men, wo ſich die Lerchen gegen Abend<lb/>
hinſetzen, da gehet man des Nachts hin.<lb/>
Der Herr <hirendition="#aq">Colerus</hi>ſchreibet, wann man<lb/>
bißweilen darzu pfieffe, ſolten ſie ſich vor<lb/>
den Nacht-Voͤgeln fuͤrchten; Man muß<lb/>
gantz ſtille darbey ſeyn, und wann et-<lb/>
was gefangen, ſolches einander mit pfeif-<lb/>
fen zu verſtehen geben. Der Lerchen-<lb/>
Zug geſchiehet von Auffgang nach Nie-<lb/>
dergang der Sonnen, mehrentheils ge-<lb/>
gen den Wind, und wann der Wind zu-<lb/>
erſt von Niedergang wehet, ziehen ſie ge-<lb/>
waltig und niedrig von der Erden, war-<lb/>
ten wohl acht Tage auff ſolchen Wind<lb/>
und liegen ſtill. Es wehet der Wind,<lb/>
aber nicht alle Jahr alſo im Strich, mit<lb/>
was vor einem Winde ſie aber erſtlich<lb/>
fortziehen, dem folgen ſie am meiſten zu<lb/>
deſſelbigen Jahres Stꝛiech-Zeiten. Wann<lb/>ſie zur Herbſt-Zeit kein huͤbſch Wetter<lb/>
haben, ziehen ſie meiſtens bey Monden-<lb/>ſchein weg. Es waͤhret auch bißweilen<lb/>
der Strich nur einen Tag umb den an-<lb/>
dern, weil, was ſich im Felde gelagert,<lb/>
von einem Ort zum andern ſtreichet, biß<lb/>
es mit einem ſtaͤrckern Hauffen ſich auff-<lb/>
machet und foͤrder ziehet; Des andern<lb/>
Tages iſt nicht viel zu hoffen; Dann es<lb/>
muß ſich erſt wiederumb ein oder etliche<lb/>
Hauffen dahin lagern. An manchen<lb/>
Orten (jedoch nach den Jahren,) dauret<lb/>
der Strich biß nach <hirendition="#aq">Martini,</hi>ſonderlich,<lb/>
wo es warm iſt; An manchen Orten<lb/>
laſſen ſie ihr Ziehen drey Wochen vor-<lb/>
her nach, dann je ehe ſich der Reiff und<lb/>
Froſt begiebt, je balder laſſen ſie mit ih-<lb/>
rem Strich nach, dann die harten Froͤſte<lb/>
treiben ſie ſchneller, als ander Wetter<lb/>
fort.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Anatomia</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[351/0521]
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
chen und ſeine Commoditaͤt gebrauchen,
wie man will. Nach gehabter Luſt aber
den Vogel zu fuͤttern auch nicht vergeſ-
ſen, weil er es verdienet.
Vom Lerchen ſtreichen.
Jch muß allhier dannoch vornehmlich
des nuͤtzlichen und loͤblichen Lerchenſtrei-
chens gedencken, von welchen, der frucht-
bahren Felder wegen, die leipziger Lerchen
um die Michaelis-Meß-Zeit billig vor an-
dern den Vorzug haben, und weit und
breit beruͤhmet ſind. Die Lerchen werden
des Nachts folgender Geſtalt gefangen:
Man machet zwo Stangen, ſo lang und
leicht dieſelbigen zu erlangen, 23. biß 24.
Schuh lang, an die Garne, ſo lang geſtri-
cket werden, als beliebich iſt, enger aber
nicht, als von 60. oder 80. Schuh lang,
und auf die breiten Seiten, daran die
Stangen gehoͤhren, ſo lang, als man
Stangen bekommen kan, von 18. 22. biß
24. Werck-Schuh, darmit dieſes Nacht-
Netze ein geometriſch parellelogramum
præſentiret. Dieſes Netze wird mit ei-
ner Moſchen angefangen, und wird ſo
lange geſtricket, und von beyden Seiten
zugegeben, biß es die verlangte Breite
erreichet, alsdann wird von einer Seiten
abgenommen und auff der andern wie-
derum eine halbe zugegeben, daß es die
voͤllige Laͤnge der 60. oder 80. Schuh er-
reichet, hernach wird von beyden Thei-
len abgenommen, daß es den vier und
zwantzigſchuhigen Triangel, ſo es im
Anfang gehabt, wiederumb zu Ende
bringe, und auff einer Moſchen, wie es
angefangen, auslauffe, alsdenn wird es
gezogen, daß es ſeine rechte vier Ecken
erreichet, und wird dieſes nicht anders,
als wie Weiber-Hauben geſtricket. An
ſolches Garn werden die Stangen auff
jegliche Seiten eine angebunden und von
etlichen unten an das Ende, wann es
windigt, Lapp-Federn angemachet, ſo
ein wenig auff der Erden herfahren.
Des Abends, wann es finſter wird, und
der Mond nicht ſcheinet, ſo breitet man
das Netz aus, alsdann faſſen es zween
an ihren Stangen, und hinten einer,
ſo den Schwantz fein niedrig auff der
Erden hertraͤget. Alſo gehen ſie von
Furchen zu Furchen im Felde und ſo
was unterm Netze flattert, pfeiffet ei-
ner dem andern, leget das Netz nieder,
wuͤrget die Lerchen, und zeucht ſie durch
das Nacht-Netz heraus: Jſt das Nacht-
Netz zu enge, daß man ſie nicht durchzie-
hen kan, ſo leget man die Lerche auf den
Ruͤcken, daß man das weiſſe am Bau-
che ſiehet und die Lerche hernach finden
koͤnne. Jm lichten Wetter iſt es nicht
ſonderlich practicabel, und muß, wofer-
ne es geſchiehet, viel geraͤder und ſchleu-
niger, als ſonſt in dunckelm Wetter,
fortgegangen werden. Wer auff dieſem
Weydewerck was nuͤtzliches verrichten
will, muß eigendlich den Ort wahrneh-
men, wo ſich die Lerchen gegen Abend
hinſetzen, da gehet man des Nachts hin.
Der Herr Colerus ſchreibet, wann man
bißweilen darzu pfieffe, ſolten ſie ſich vor
den Nacht-Voͤgeln fuͤrchten; Man muß
gantz ſtille darbey ſeyn, und wann et-
was gefangen, ſolches einander mit pfeif-
fen zu verſtehen geben. Der Lerchen-
Zug geſchiehet von Auffgang nach Nie-
dergang der Sonnen, mehrentheils ge-
gen den Wind, und wann der Wind zu-
erſt von Niedergang wehet, ziehen ſie ge-
waltig und niedrig von der Erden, war-
ten wohl acht Tage auff ſolchen Wind
und liegen ſtill. Es wehet der Wind,
aber nicht alle Jahr alſo im Strich, mit
was vor einem Winde ſie aber erſtlich
fortziehen, dem folgen ſie am meiſten zu
deſſelbigen Jahres Stꝛiech-Zeiten. Wann
ſie zur Herbſt-Zeit kein huͤbſch Wetter
haben, ziehen ſie meiſtens bey Monden-
ſchein weg. Es waͤhret auch bißweilen
der Strich nur einen Tag umb den an-
dern, weil, was ſich im Felde gelagert,
von einem Ort zum andern ſtreichet, biß
es mit einem ſtaͤrckern Hauffen ſich auff-
machet und foͤrder ziehet; Des andern
Tages iſt nicht viel zu hoffen; Dann es
muß ſich erſt wiederumb ein oder etliche
Hauffen dahin lagern. An manchen
Orten (jedoch nach den Jahren,) dauret
der Strich biß nach Martini, ſonderlich,
wo es warm iſt; An manchen Orten
laſſen ſie ihr Ziehen drey Wochen vor-
her nach, dann je ehe ſich der Reiff und
Froſt begiebt, je balder laſſen ſie mit ih-
rem Strich nach, dann die harten Froͤſte
treiben ſie ſchneller, als ander Wetter
fort.
Anatomia
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/521>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.