[Spaltenumbruch]
Hunde Halß-Bänder hellklingende Zim- beln oder Schellen, wie am Zeug eines Schlitten-Pferdes, damit das Schwein [Spaltenumbruch]
umb desto furchtsamer in die Flucht sprin- gen und sich nicht zur Wehre stellen mö- ge, welches man probiren könte.
Von der Wolffs-Jagd.
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Damit diese schädliche Raub-Thiere, welche nicht allein wilden, sondern auch zahmen Thieren, ja wohl gar Menschen Schaden thun, wie Jedermann bekant ist, vertilget und ausgerottet werden mögen, hat man bey gefallenem Schnee des Winters allenthalben in denen Wäl- dern anzuordnen, daß, sobald ein Neu- ling oder frischer Schnee gefallen, alle umb der Gegend der Wälder nahe woh- nende Forst- und Wild-Meister, und deroselben untergebene Förster, Schü- tzen und Fuß-Knechte, ingleichen auch die Pech- und Theer-Brenner, Ziegel- Streicher, und Glaß-Männer, oder Hammer-Knechte, ein Jeder seinen Spuhr-Gang auf die Wege und Flügel absonderlich vornehme, sich an gewisse Orte wegen der Zusammenkunfft be- scheiden, und, was ein Jeder gespühret und gesehen, einander melden, sodann ferner zu dem Forst-Meister gehen, und ein Jeder seinen Bericht abstatten, ob nehmlich etwas da sey, oder nicht, und ihm darbey sein Bedencken, wie demselben beyzukommen, anzeigen. So bald nun einige Wölffe, und deren Auffenthalt gemercket werden, wird als- bald in allen Dörffern geläutet, umb die Bauern heimzuruffen, darauff Mann vor Mann, mit Hinterlassung ihrer Ar- beit, bey Straffe gehen müssen; Sogleich wird auch der Wolffs-Zeug angerücket, die Netzen, wie vorgemeldet, abgelauffen, und gestellet; Weil aber bey starckem Frost die Löcher zun Furckeln nicht mit Hacken oder Bücken zu machen, weil solches bey gefrorner Erde zu sehr schal- len, die Wölffe es höhren, und aus- [Spaltenumbruch]
reissen mögten; So werden solche mit einigen schon vorhin angewiesenen Frost- Bohrern gemacht: Die Haacken und Hefftel an die Bäume gebunden, und in aller Stille gestellet. Wann nun al- les parat und fertig ist, werden die Zu- treiber allerseits angestellet, vom rechten Flügel durch ein Hüfft-Horn ein Zeichen gegeben, und von dem lincken geantwor- tet; Die Treiber aber werden mit drey Trommeln eingetheilet, und wann die sich geruffen, so gehet das Treiben mit vollem Geschrey und Allarm schlagen an, und immer auff die Netzen fort, und wird drey biß viermahl hin und wie- der getrieben, ehe es auffhöret: So wer- den auch starcke Schäfer- oder Fleischer- Hunde oder andere Bauer-Rüdden zum Auffsuchen hinein gelöset. Was nun von solchem Tumult aus Furcht in die Netzen gezwungen wird, das fangen die Bauern mit Eysen, oder schlagen solche aus grossen Freuden mit Aexten u. Käu- len todt: Die Bälge derer Raub-Thie- re bekommt allerseits der Jäger-Meister, welche dessen Accidens sind. Gleicher gestalt, wann Luchse mit im Jagen sind, kommen solche mit dieser Gelegenheit auch in die Netze; Weil sie aber meistens in Gebürgen auff Stein-Wänden ihren Wandel und Gänge haben, werden sie in denen bereits beschriebenen Schlag- Bäumen gefangen oder geschossen; Man findet aber hier zu Lande wenig: Wah- renden Wolff-Jagens bekommt die Jä- gerey ihre Auslösung von der Herrschafft. Es wird öffters nach einem Wolff vier wochen gestellet, ehe er gefangen wird.
Von der Reh-Fuchs- und Hasen-Jagd.
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Dieses ist bey denen von Adel die ge- wöhnlichste Jagd, welche ihnen meistens [Spaltenumbruch]
erlaubet ist. Es wird auch sonsten die Niedere Jagd genennet; Wiewohl sie
theils
Fuͤnffter Theil/
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Hunde Halß-Baͤnder hellklingende Zim- beln oder Schellen, wie am Zeug eines Schlitten-Pferdes, damit das Schwein [Spaltenumbruch]
umb deſto furchtſamer in die Flucht ſprin- gen und ſich nicht zur Wehre ſtellen moͤ- ge, welches man probiren koͤnte.
Von der Wolffs-Jagd.
[Spaltenumbruch]
Damit dieſe ſchaͤdliche Raub-Thiere, welche nicht allein wilden, ſondern auch zahmen Thieren, ja wohl gar Menſchen Schaden thun, wie Jedermann bekant iſt, vertilget und ausgerottet werden moͤgen, hat man bey gefallenem Schnee des Winters allenthalben in denen Waͤl- dern anzuordnen, daß, ſobald ein Neu- ling oder friſcher Schnee gefallen, alle umb der Gegend der Waͤlder nahe woh- nende Forſt- und Wild-Meiſter, und deroſelben untergebene Foͤrſter, Schuͤ- tzen und Fuß-Knechte, ingleichen auch die Pech- und Theer-Brenner, Ziegel- Streicher, und Glaß-Maͤnner, oder Hammer-Knechte, ein Jeder ſeinen Spuhr-Gang auf die Wege und Fluͤgel abſonderlich vornehme, ſich an gewiſſe Orte wegen der Zuſammenkunfft be- ſcheiden, und, was ein Jeder geſpuͤhret und geſehen, einander melden, ſodann ferner zu dem Forſt-Meiſter gehen, und ein Jeder ſeinen Bericht abſtatten, ob nehmlich etwas da ſey, oder nicht, und ihm darbey ſein Bedencken, wie demſelben beyzukommen, anzeigen. So bald nun einige Woͤlffe, und deren Auffenthalt gemercket werden, wird als- bald in allen Doͤrffern gelaͤutet, umb die Bauern heimzuruffen, darauff Mann vor Mann, mit Hinterlaſſung ihrer Ar- beit, bey Straffe gehen muͤſſen; Sogleich wird auch der Wolffs-Zeug angeruͤcket, die Netzen, wie vorgemeldet, abgelauffen, und geſtellet; Weil aber bey ſtarckem Froſt die Loͤcher zun Furckeln nicht mit Hacken oder Buͤcken zu machen, weil ſolches bey gefrorner Erde zu ſehr ſchal- len, die Woͤlffe es hoͤhren, und aus- [Spaltenumbruch]
reiſſen moͤgten; So werden ſolche mit einigen ſchon vorhin angewieſenen Froſt- Bohrern gemacht: Die Haacken und Hefftel an die Baͤume gebunden, und in aller Stille geſtellet. Wann nun al- les parat und fertig iſt, werden die Zu- treiber allerſeits angeſtellet, vom rechten Fluͤgel durch ein Huͤfft-Horn ein Zeichen gegeben, und von dem lincken geantwor- tet; Die Treiber aber werden mit drey Trommeln eingetheilet, und wann die ſich geruffen, ſo gehet das Treiben mit vollem Geſchrey und Allarm ſchlagen an, und immer auff die Netzen fort, und wird drey biß viermahl hin und wie- der getrieben, ehe es auffhoͤret: So wer- den auch ſtarcke Schaͤfer- oder Fleiſcher- Hunde oder andere Bauer-Ruͤdden zum Auffſuchen hinein geloͤſet. Was nun von ſolchem Tumult aus Furcht in die Netzen gezwungen wird, das fangen die Bauern mit Eyſen, oder ſchlagen ſolche aus groſſen Freuden mit Aexten u. Kaͤu- len todt: Die Baͤlge derer Raub-Thie- re bekommt allerſeits der Jaͤger-Meiſter, welche deſſen Accidens ſind. Gleicher geſtalt, wann Luchſe mit im Jagen ſind, kommen ſolche mit dieſer Gelegenheit auch in die Netze; Weil ſie aber meiſtens in Gebuͤrgen auff Stein-Waͤnden ihren Wandel und Gaͤnge haben, werden ſie in denen bereits beſchriebenen Schlag- Baͤumen gefangen oder geſchoſſen; Man findet aber hier zu Lande wenig: Wah- renden Wolff-Jagens bekommt die Jaͤ- gerey ihre Ausloͤſung von der Herrſchafft. Es wird oͤffters nach einem Wolff vier wochen geſtellet, ehe er gefangen wird.
Von der Reh-Fuchs- und Haſen-Jagd.
[Spaltenumbruch]
Dieſes iſt bey denen von Adel die ge- woͤhnlichſte Jagd, welche ihnen meiſtens [Spaltenumbruch]
erlaubet iſt. Es wird auch ſonſten die Niedere Jagd genennet; Wiewohl ſie
theils
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[306/0470]
Fuͤnffter Theil/
Hunde Halß-Baͤnder hellklingende Zim-
beln oder Schellen, wie am Zeug eines
Schlitten-Pferdes, damit das Schwein
umb deſto furchtſamer in die Flucht ſprin-
gen und ſich nicht zur Wehre ſtellen moͤ-
ge, welches man probiren koͤnte.
Von der Wolffs-Jagd.
Damit dieſe ſchaͤdliche Raub-Thiere,
welche nicht allein wilden, ſondern auch
zahmen Thieren, ja wohl gar Menſchen
Schaden thun, wie Jedermann bekant
iſt, vertilget und ausgerottet werden
moͤgen, hat man bey gefallenem Schnee
des Winters allenthalben in denen Waͤl-
dern anzuordnen, daß, ſobald ein Neu-
ling oder friſcher Schnee gefallen, alle
umb der Gegend der Waͤlder nahe woh-
nende Forſt- und Wild-Meiſter, und
deroſelben untergebene Foͤrſter, Schuͤ-
tzen und Fuß-Knechte, ingleichen auch
die Pech- und Theer-Brenner, Ziegel-
Streicher, und Glaß-Maͤnner, oder
Hammer-Knechte, ein Jeder ſeinen
Spuhr-Gang auf die Wege und Fluͤgel
abſonderlich vornehme, ſich an gewiſſe
Orte wegen der Zuſammenkunfft be-
ſcheiden, und, was ein Jeder geſpuͤhret
und geſehen, einander melden, ſodann
ferner zu dem Forſt-Meiſter gehen, und
ein Jeder ſeinen Bericht abſtatten, ob
nehmlich etwas da ſey, oder nicht, und
ihm darbey ſein Bedencken, wie
demſelben beyzukommen, anzeigen.
So bald nun einige Woͤlffe, und deren
Auffenthalt gemercket werden, wird als-
bald in allen Doͤrffern gelaͤutet, umb die
Bauern heimzuruffen, darauff Mann
vor Mann, mit Hinterlaſſung ihrer Ar-
beit, bey Straffe gehen muͤſſen; Sogleich
wird auch der Wolffs-Zeug angeruͤcket,
die Netzen, wie vorgemeldet, abgelauffen,
und geſtellet; Weil aber bey ſtarckem
Froſt die Loͤcher zun Furckeln nicht mit
Hacken oder Buͤcken zu machen, weil
ſolches bey gefrorner Erde zu ſehr ſchal-
len, die Woͤlffe es hoͤhren, und aus-
reiſſen moͤgten; So werden ſolche mit
einigen ſchon vorhin angewieſenen Froſt-
Bohrern gemacht: Die Haacken und
Hefftel an die Baͤume gebunden, und
in aller Stille geſtellet. Wann nun al-
les parat und fertig iſt, werden die Zu-
treiber allerſeits angeſtellet, vom rechten
Fluͤgel durch ein Huͤfft-Horn ein Zeichen
gegeben, und von dem lincken geantwor-
tet; Die Treiber aber werden mit drey
Trommeln eingetheilet, und wann die
ſich geruffen, ſo gehet das Treiben mit
vollem Geſchrey und Allarm ſchlagen an,
und immer auff die Netzen fort, und
wird drey biß viermahl hin und wie-
der getrieben, ehe es auffhoͤret: So wer-
den auch ſtarcke Schaͤfer- oder Fleiſcher-
Hunde oder andere Bauer-Ruͤdden zum
Auffſuchen hinein geloͤſet. Was nun
von ſolchem Tumult aus Furcht in die
Netzen gezwungen wird, das fangen die
Bauern mit Eyſen, oder ſchlagen ſolche
aus groſſen Freuden mit Aexten u. Kaͤu-
len todt: Die Baͤlge derer Raub-Thie-
re bekommt allerſeits der Jaͤger-Meiſter,
welche deſſen Accidens ſind. Gleicher
geſtalt, wann Luchſe mit im Jagen ſind,
kommen ſolche mit dieſer Gelegenheit
auch in die Netze; Weil ſie aber meiſtens
in Gebuͤrgen auff Stein-Waͤnden ihren
Wandel und Gaͤnge haben, werden ſie
in denen bereits beſchriebenen Schlag-
Baͤumen gefangen oder geſchoſſen; Man
findet aber hier zu Lande wenig: Wah-
renden Wolff-Jagens bekommt die Jaͤ-
gerey ihre Ausloͤſung von der Herrſchafft.
Es wird oͤffters nach einem Wolff vier
wochen geſtellet, ehe er gefangen wird.
Von der Reh-Fuchs- und Haſen-Jagd.
Dieſes iſt bey denen von Adel die ge-
woͤhnlichſte Jagd, welche ihnen meiſtens
erlaubet iſt. Es wird auch ſonſten die
Niedere Jagd genennet; Wiewohl ſie
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/470>, abgerufen am 21.11.2024.
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