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Mäuse, zwey oben und zwey unten: Die obersten schienen gespalten zu seyn, war aber nicht also. Auf jeder Seite waren fünf Back-Zähne, unten und oben. Die Oh- ren fünff Zoll lang, die Augen einer Ha- [Spaltenumbruch]
sel-Nuß groß, hinter welchen schwam- migte Drüssen waren: Das Cristall von Stroh-Farbe, mit einem schwartzen Düpfflein gezieret und versehen.
Anatomia eines Fuchses.
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Nachdem ich meinem Phasan-Wär- ther, Christoph Schwanebecken, den 23. Martii nach Mittages anbefohlen, einen Fuchs zu liefern, hat derselbige den 24. Martii vorigen Jahres früh Morgens eine Füchsin, hinterm Schloss, im Ha- sen-Gehäge mit dem Fuchs-Eisen gefan- gen und lebendig geliefert. Diese Füch- sin war zwey jährigter Grösse, eine so ge- nannte Brand-Füchsin. Als solche nun lebendig, umb die Circulationem Sangvi- nis deutlich zu demonstriren, gehalten und seciret wurde, gieng ihr vor Angst vie- ler Gescht aus der Nase. Da man sol- cher nun den Balg auffgescherffet, das Schloss eröffnet, kam die Bürde mit vier Jungen herausgefahren, so mit denen Köpffen nach dem Hertzen lagen, einer länglichten Gorcken Grösse. Als eines der- selben eröffnet wurde, war es innewen- dig voller wässerichter Gallerte, darin- nen die Frucht, als eine jährige Mauß lag, welche bereits lebendig war. Das Bürdlein war auswendig grün, etwas feiste und hatten alle viere eines zum an- dern Correspondence: Jnnerlich war ein doppelt grüner Crantz, die Köpffe lagen meist zusammen und waren einerley Grösse; Wie man solcher völlig die Hertz- Kammer aufgespalten, sahe man das Diaphragma nervös verwachsen: Das Hertze sprang perpetuirlich, gestalt denn währender Anatomie so wohl die Mut- ter, als die vier jungen Füchse, einer Stunden lang, biß das Hertze heraus genommen, lebeten, daraus denn zu muthmaassen wie dauerhafftig solches Thier seyn möge. Mitten im Zwerg-Fell war ein hell Christall Häutgen, durchsich- tig, eines Thalers groß, welches recht einen Hasen Kopff mit zwey Ohren formirte und klar wie ein Glaß war, an welchem durch viele kleine Häutgen das Hertz mit der Lungen angewachsen befunden wur- de. Die Lunge war weißlicht und hatte sie- ben Lobos; Das Hertz war vor Angst und Bangigkeit gantz welck und doch ziem- lich feist. Die Leber hatte die Galle in der mitten, war auswendig an das Dia- [Spaltenumbruch]
phragma angewachsen und bedeckte das klare Häutgen, die Miltz war in der Grösse und Farbe wie der Füchsin Zun- ge. Die Leber hatte fünff Lobos, war brauner Farbe, darzwischen die Galle eines Tauben-Eyes groß, heraus blickte, am Ende fast wie eine Bley-Kugel an- zusehen. Jn dem Magen, als man ihn umbgekehret, war eine sehr dicke Haut, welche dem Ansehen nach als krum ge- schlungene Regenwürmer gewachsen zu befinden, zwischen welchen Falten die Concoction vermuthlich zu geschehen pfleget. Jn diesem Magen nun waren viel Mäuse-Haare, zerbissene Knochen, Käfer, so theils noch gantz, theils ver- weset, wie auch Holtz-Maden, zahme Schweins-Haare und Brod, welches letztere er bey der Kirrung genommen, das vorige aber seine gewöhnliche Nah- rung gewesen. Der Darm war sehr feist und dicke, dergleichen bey keinem Thier so starck zu finden, als solcher der Länge nach auffgeschlitzet, war er 23/4 Dreßdnischer Länge nach, darinnen viel Lohsung von Käfern und unglaublich vie- le Spuhlwürme, eines starcken Zwirnfa- dens dicke, so lebendig und häuffig her- umb kriebelten, zu sehen waren: Zu En- de des Darms waren zwey Gewächs, darinnen gleichfalls, als wie im blinden Darm die Lohsung sich formirte, von da der übrige Darm annoch 3/4 biß zum Weydeloch continuirte. Die Nieren de- ren jede einer Castanien-Grösse, waren feist verwachsen: Die Gurgel war eben wie bey andern Thieren. Der Kopff, als das remarquableste dieses berühmten klugen Thieres, war wundernswürdig zu betrachten; Uber denen Augen war die Hirnschale voll geschwollen Fleisch auff- gelauffen, welches der Schlag des Bü- gels am Halse verursachet hatte, zu jeder Seiten eines Hühner-Eyes Grös- se. Als die Hirnschale eröffnet, welech zwar fest, aber eines Messer-Rückens dicke war, sahe man das Gehirn in drey Theile unterschieden, das vornehmste und ordentlichste war hinten im Genü-
cke
Anderer Theil/
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Maͤuſe, zwey oben und zwey unten: Die oberſten ſchienen geſpalten zu ſeyn, war aber nicht alſo. Auf jedeꝛ Seite waꝛen fuͤnf Back-Zaͤhne, unten und oben. Die Oh- ren fuͤnff Zoll lang, die Augen einer Ha- [Spaltenumbruch]
ſel-Nuß groß, hinter welchen ſchwam- migte Druͤſſen waren: Das Criſtall von Stroh-Farbe, mit einem ſchwartzen Duͤpfflein gezieret und verſehen.
Anatomia eines Fuchſes.
[Spaltenumbruch]
Nachdem ich meinem Phaſan-Waͤr- ther, Chriſtoph Schwanebecken, den 23. Martii nach Mittages anbefohlen, einen Fuchs zu liefern, hat derſelbige den 24. Martii vorigen Jahres fruͤh Morgens eine Fuͤchſin, hinterm Schloſſ, im Ha- ſen-Gehaͤge mit dem Fuchs-Eiſen gefan- gen und lebendig geliefert. Dieſe Fuͤch- ſin war zwey jaͤhrigter Groͤſſe, eine ſo ge- nannte Brand-Fuͤchſin. Als ſolche nun lebendig, umb die Circulationem Sangvi- nis deutlich zu demonſtriren, gehalten und ſeciret wurde, gieng ihr vor Angſt vie- ler Geſcht aus der Naſe. Da man ſol- cher nun den Balg auffgeſcherffet, das Schloſſ eroͤffnet, kam die Buͤrde mit vier Jungen herausgefahren, ſo mit denen Koͤpffen nach dem Hertzen lagen, einer laͤnglichten Gorcken Groͤſſe. Als eines der- ſelben eroͤffnet wurde, war es innewen- dig voller waͤſſerichter Gallerte, darin- nen die Frucht, als eine jaͤhrige Mauß lag, welche bereits lebendig war. Das Buͤrdlein war auswendig gruͤn, etwas feiſte und hatten alle viere eines zum an- dern Correſpondence: Jnnerlich war ein doppelt gruͤner Crantz, die Koͤpffe lagen meiſt zuſammen und waren einerley Groͤſſe; Wie man ſolcher voͤllig die Hertz- Kammer aufgeſpalten, ſahe man das Diaphragma nervoͤs verwachſen: Das Hertze ſprang perpetuirlich, geſtalt denn waͤhrender Anatomie ſo wohl die Mut- ter, als die vier jungen Fuͤchſe, einer Stunden lang, biß das Hertze heraus genommen, lebeten, daraus denn zu muthmaaſſen wie dauerhafftig ſolches Thier ſeyn moͤge. Mitten im Zwerg-Fell war ein hell Chriſtall Haͤutgen, durchſich- tig, eines Thalers gꝛoß, welches recht einen Haſen Kopff mit zwey Ohren formirte und klar wie ein Glaß war, an welchem durch viele kleine Haͤutgen das Hertz mit der Lungen angewachſen befunden wur- de. Die Lunge waꝛ weißlicht und hatte ſie- ben Lobos; Das Hertz war vor Angſt und Bangigkeit gantz welck und doch ziem- lich feiſt. Die Leber hatte die Galle in der mitten, war auswendig an das Dia- [Spaltenumbruch]
phragma angewachſen und bedeckte das klare Haͤutgen, die Miltz war in der Groͤſſe und Farbe wie der Fuͤchſin Zun- ge. Die Leber hatte fuͤnff Lobos, war brauner Farbe, darzwiſchen die Galle eines Tauben-Eyes groß, heraus blickte, am Ende faſt wie eine Bley-Kugel an- zuſehen. Jn dem Magen, als man ihn umbgekehret, war eine ſehr dicke Haut, welche dem Anſehen nach als krum ge- ſchlungene Regenwuͤrmer gewachſen zu befinden, zwiſchen welchen Falten die Concoction vermuthlich zu geſchehen pfleget. Jn dieſem Magen nun waren viel Maͤuſe-Haare, zerbiſſene Knochen, Kaͤfer, ſo theils noch gantz, theils ver- weſet, wie auch Holtz-Maden, zahme Schweins-Haare und Brod, welches letztere er bey der Kirrung genommen, das vorige aber ſeine gewoͤhnliche Nah- rung geweſen. Der Darm war ſehr feiſt und dicke, dergleichen bey keinem Thier ſo ſtarck zu finden, als ſolcher der Laͤnge nach auffgeſchlitzet, war er 2¾ Dreßdniſcher Laͤnge nach, darinnen viel Lohſung von Kaͤfern und unglaublich vie- le Spuhlwuͤrme, eines ſtarcken Zwirnfa- dens dicke, ſo lebendig und haͤuffig her- umb kriebelten, zu ſehen waren: Zu En- de des Darms waren zwey Gewaͤchs, darinnen gleichfalls, als wie im blinden Darm die Lohſung ſich formirte, von da der uͤbrige Darm annoch ¾ biß zum Weydeloch continuirte. Die Nieren de- ren jede einer Caſtanien-Groͤſſe, waren feiſt verwachſen: Die Gurgel war eben wie bey andern Thieren. Der Kopff, als das remarquableſte dieſes beruͤhmten klugen Thieres, war wundernswuͤrdig zu betrachten; Uber denen Augen war die Hirnſchale voll geſchwollen Fleiſch auff- gelauffen, welches der Schlag des Buͤ- gels am Halſe verurſachet hatte, zu jeder Seiten eines Huͤhner-Eyes Groͤſ- ſe. Als die Hirnſchale eroͤffnet, welech zwar feſt, aber eines Meſſer-Ruͤckens dicke war, ſahe man das Gehirn in drey Theile unterſchieden, das vornehmſte und ordentlichſte war hinten im Genuͤ-
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[138/0240]
Anderer Theil/
Maͤuſe, zwey oben und zwey unten: Die
oberſten ſchienen geſpalten zu ſeyn, war
aber nicht alſo. Auf jedeꝛ Seite waꝛen fuͤnf
Back-Zaͤhne, unten und oben. Die Oh-
ren fuͤnff Zoll lang, die Augen einer Ha-
ſel-Nuß groß, hinter welchen ſchwam-
migte Druͤſſen waren: Das Criſtall von
Stroh-Farbe, mit einem ſchwartzen
Duͤpfflein gezieret und verſehen.
Anatomia eines Fuchſes.
Nachdem ich meinem Phaſan-Waͤr-
ther, Chriſtoph Schwanebecken, den 23.
Martii nach Mittages anbefohlen, einen
Fuchs zu liefern, hat derſelbige den 24.
Martii vorigen Jahres fruͤh Morgens
eine Fuͤchſin, hinterm Schloſſ, im Ha-
ſen-Gehaͤge mit dem Fuchs-Eiſen gefan-
gen und lebendig geliefert. Dieſe Fuͤch-
ſin war zwey jaͤhrigter Groͤſſe, eine ſo ge-
nannte Brand-Fuͤchſin. Als ſolche nun
lebendig, umb die Circulationem Sangvi-
nis deutlich zu demonſtriren, gehalten und
ſeciret wurde, gieng ihr vor Angſt vie-
ler Geſcht aus der Naſe. Da man ſol-
cher nun den Balg auffgeſcherffet, das
Schloſſ eroͤffnet, kam die Buͤrde mit vier
Jungen herausgefahren, ſo mit denen
Koͤpffen nach dem Hertzen lagen, einer
laͤnglichten Gorcken Groͤſſe. Als eines der-
ſelben eroͤffnet wurde, war es innewen-
dig voller waͤſſerichter Gallerte, darin-
nen die Frucht, als eine jaͤhrige Mauß
lag, welche bereits lebendig war. Das
Buͤrdlein war auswendig gruͤn, etwas
feiſte und hatten alle viere eines zum an-
dern Correſpondence: Jnnerlich war ein
doppelt gruͤner Crantz, die Koͤpffe lagen
meiſt zuſammen und waren einerley
Groͤſſe; Wie man ſolcher voͤllig die Hertz-
Kammer aufgeſpalten, ſahe man das
Diaphragma nervoͤs verwachſen: Das
Hertze ſprang perpetuirlich, geſtalt denn
waͤhrender Anatomie ſo wohl die Mut-
ter, als die vier jungen Fuͤchſe, einer
Stunden lang, biß das Hertze heraus
genommen, lebeten, daraus denn zu
muthmaaſſen wie dauerhafftig ſolches
Thier ſeyn moͤge. Mitten im Zwerg-Fell
war ein hell Chriſtall Haͤutgen, durchſich-
tig, eines Thalers gꝛoß, welches recht einen
Haſen Kopff mit zwey Ohren formirte
und klar wie ein Glaß war, an welchem
durch viele kleine Haͤutgen das Hertz mit
der Lungen angewachſen befunden wur-
de. Die Lunge waꝛ weißlicht und hatte ſie-
ben Lobos; Das Hertz war vor Angſt und
Bangigkeit gantz welck und doch ziem-
lich feiſt. Die Leber hatte die Galle in
der mitten, war auswendig an das Dia-
phragma angewachſen und bedeckte das
klare Haͤutgen, die Miltz war in der
Groͤſſe und Farbe wie der Fuͤchſin Zun-
ge. Die Leber hatte fuͤnff Lobos, war
brauner Farbe, darzwiſchen die Galle
eines Tauben-Eyes groß, heraus blickte,
am Ende faſt wie eine Bley-Kugel an-
zuſehen. Jn dem Magen, als man ihn
umbgekehret, war eine ſehr dicke Haut,
welche dem Anſehen nach als krum ge-
ſchlungene Regenwuͤrmer gewachſen zu
befinden, zwiſchen welchen Falten die
Concoction vermuthlich zu geſchehen
pfleget. Jn dieſem Magen nun waren
viel Maͤuſe-Haare, zerbiſſene Knochen,
Kaͤfer, ſo theils noch gantz, theils ver-
weſet, wie auch Holtz-Maden, zahme
Schweins-Haare und Brod, welches
letztere er bey der Kirrung genommen,
das vorige aber ſeine gewoͤhnliche Nah-
rung geweſen. Der Darm war ſehr
feiſt und dicke, dergleichen bey keinem
Thier ſo ſtarck zu finden, als ſolcher der
Laͤnge nach auffgeſchlitzet, war er 2¾
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Lohſung von Kaͤfern und unglaublich vie-
le Spuhlwuͤrme, eines ſtarcken Zwirnfa-
dens dicke, ſo lebendig und haͤuffig her-
umb kriebelten, zu ſehen waren: Zu En-
de des Darms waren zwey Gewaͤchs,
darinnen gleichfalls, als wie im blinden
Darm die Lohſung ſich formirte, von
da der uͤbrige Darm annoch ¾ biß zum
Weydeloch continuirte. Die Nieren de-
ren jede einer Caſtanien-Groͤſſe, waren
feiſt verwachſen: Die Gurgel war eben
wie bey andern Thieren. Der Kopff, als
das remarquableſte dieſes beruͤhmten
klugen Thieres, war wundernswuͤrdig
zu betrachten; Uber denen Augen war die
Hirnſchale voll geſchwollen Fleiſch auff-
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zwar feſt, aber eines Meſſer-Ruͤckens
dicke war, ſahe man das Gehirn in drey
Theile unterſchieden, das vornehmſte
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/240>, abgerufen am 03.12.2024.
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