Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Erster Theil/ [Spaltenumbruch]
der Situation, Fontainen, Cascaden, oderWasserkünste, worbey Neptunus oder Sy- renen sich schicken, hinsetzen, damit sol- che den Thier-Garthen um so vielmehr zieren helffen. Sonderlich ist curieux und einer Herrschafft rühmlich, wenn das Wild also gewöhnet worden, daß sie alle insgesamt nach dem Waldhorn sich ein- finden, da die zahmen, so anfänglich zum Futter gewöhnet, ihre jungen aus Gewohnheit mitbringen. Das Jagt- Hauß wird nach der Herrschafft Gutbe- finden zu deren Plaisir so kostbar, als es [Spaltenumbruch] ihnen beliebig, und mit benöthigten Zim- mern, Tapeten und Schildereyen meu- bliret. Zu welcher Aufsicht und damit al- les in gutem Stand erhalten werde, ein Wild-Wärther daselbst wohnen muß, der gleich andern Bedienten seine Un- terhaltung jährlich bekommt und solches wohl in acht zu nehmen, gehalten wird. Auch ist notorisch, daß die Hirsche ja nicht mit dem harten haber überflüßig gefüt- tert werden dörffen, weil ihr zu Kräu- tern gewohnet Gebiß sonst stumpf würde. Von der Saltz-Lecke/ und Heu-Scheune. [Spaltenumbruch]
Dieselben sind nicht allein sehr nütz- gestecket
Erſter Theil/ [Spaltenumbruch]
der Situation, Fontainen, Caſcaden, oderWaſſerkuͤnſte, worbey Neptunus oder Sy- renen ſich ſchicken, hinſetzen, damit ſol- che den Thier-Garthen um ſo vielmehr zieren helffen. Sonderlich iſt curieux und einer Herrſchafft ruͤhmlich, wenn das Wild alſo gewoͤhnet worden, daß ſie alle insgeſamt nach dem Waldhorn ſich ein- finden, da die zahmen, ſo anfaͤnglich zum Futter gewoͤhnet, ihre jungen aus Gewohnheit mitbringen. Das Jagt- Hauß wird nach der Herrſchafft Gutbe- finden zu deren Plaiſir ſo koſtbar, als es [Spaltenumbruch] ihnen beliebig, und mit benoͤthigten Zim- mern, Tapeten und Schildereyen meu- bliret. Zu welcher Aufſicht und damit al- les in gutem Stand erhalten werde, ein Wild-Waͤrther daſelbſt wohnen muß, der gleich andern Bedienten ſeine Un- terhaltung jaͤhrlich bekommt und ſolches wohl in acht zu nehmen, gehalten wird. Auch iſt notoriſch, daß die Hirſche ja nicht mit dem harten haber uͤberfluͤßig gefuͤt- tert werden doͤrffen, weil ihr zu Kraͤu- tern gewohnet Gebiß ſonſt ſtumpf wuͤrde. Von der Saltz-Lecke/ und Heu-Scheune. [Spaltenumbruch]
Dieſelben ſind nicht allein ſehr nuͤtz- geſtecket
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Es liebet aber der<lb/> Hirſch und das Wildpraͤth ſolche des<lb/> Jahrs zweymahl, als des Fruͤh-Jahrs,<lb/> wann das Laub ausſchlaͤget, und der<lb/> Hirſch ſein Gehoͤrn geworffen, und wie-<lb/> der auffſetzet, das Wildpraͤth aber zur<lb/> Kalbe-Zeit; Und des Herbſts nach der<lb/> Brunfft, ſo der Hirſch davon matt wor-<lb/> den, und an Kraͤfften zunehmen will,<lb/> dahero die Lecken jedesmahl vier Wochen<lb/> vorher angerichtet werden ſollen, damit<lb/> ſie etwas hart und alt ſcheinen. Es ſind<lb/> aber die Saltz-Lecken eine Erfindung de-<lb/> rer alten Jaͤger, ſo vor das Wildpraͤth<lb/> gut befunden worden, und werden die-<lb/> ſelben des Fruͤhjahrs, wann das Laub<lb/> ausſchlagen will, jaͤhrlich zugerichtet, o-<lb/> der doch wenigſtens verneuert, damit das<lb/> Wild darvon friſche Witterung haben<lb/> koͤnne: Und pfleget das Wild ſolche zu<lb/> lecken umb des Saltzes Willen, welches<lb/> ihnen ſonderlich und ohne Zweiffel an-<lb/> nehmlich und geſund ſeyn muß. 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Es werden aber<lb/> die Saltzlecken am nuͤtzlichſten geſchlagen,<lb/> wo ſich entweder das Wild auffzuhalten<lb/> oder doch wenigſtens zu wechſeln pfleget<lb/> und vor allen Dingen, wo Waſſer und<lb/> Graß, wie auch Dickigte und Behaͤlt-<lb/> nuͤſſe vor dieſelben verhanden: Sie wer-<lb/> den auf unterſchiedliche Art zugerichtet;<lb/> wo ſie heimlich und verſchwiegen ſeyn<lb/> muͤſſen, werden ſie an einen Huͤgel gema-<lb/> chet; Die <hi rendition="#aq">Materie</hi> in die Erd eine halbe<lb/> Elle tieff eingeſchlagen, daß nichts ver-<lb/> mercket werden kan, als ein bloſſer<lb/> Erd-Huͤgel, welcher mit Streuling duͤn-<lb/> ne zu uͤberſtreuen, wovon der Wind<lb/> dennoch den Geruch der <hi rendition="#aq">Materie</hi> ſehr<lb/> weit dem Wilde zufuͤhren kan. 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Erſter Theil/
der Situation, Fontainen, Caſcaden, oder
Waſſerkuͤnſte, worbey Neptunus oder Sy-
renen ſich ſchicken, hinſetzen, damit ſol-
che den Thier-Garthen um ſo vielmehr
zieren helffen. Sonderlich iſt curieux und
einer Herrſchafft ruͤhmlich, wenn das
Wild alſo gewoͤhnet worden, daß ſie alle
insgeſamt nach dem Waldhorn ſich ein-
finden, da die zahmen, ſo anfaͤnglich
zum Futter gewoͤhnet, ihre jungen aus
Gewohnheit mitbringen. Das Jagt-
Hauß wird nach der Herrſchafft Gutbe-
finden zu deren Plaiſir ſo koſtbar, als es
ihnen beliebig, und mit benoͤthigten Zim-
mern, Tapeten und Schildereyen meu-
bliret. Zu welcher Aufſicht und damit al-
les in gutem Stand erhalten werde, ein
Wild-Waͤrther daſelbſt wohnen muß,
der gleich andern Bedienten ſeine Un-
terhaltung jaͤhrlich bekommt und ſolches
wohl in acht zu nehmen, gehalten wird.
Auch iſt notoriſch, daß die Hirſche ja nicht
mit dem harten haber uͤberfluͤßig gefuͤt-
tert werden doͤrffen, weil ihr zu Kraͤu-
tern gewohnet Gebiß ſonſt ſtumpf wuͤrde.
Von der Saltz-Lecke/ und Heu-Scheune.
Dieſelben ſind nicht allein ſehr nuͤtz-
lich und vortraͤglich in Thier-Gaͤrten,
ſondern auch in Gehaͤgen; Ja wohl gar
an denen Graͤntzen in Waͤldern, da
Wildpraͤth wechſelt, maaſſen ſich zu ver-
wundern, wie die Hirſche des Morgens
und Abends ſich ſo gerne darbey finden
laſſen und auffhalten. Es liebet aber der
Hirſch und das Wildpraͤth ſolche des
Jahrs zweymahl, als des Fruͤh-Jahrs,
wann das Laub ausſchlaͤget, und der
Hirſch ſein Gehoͤrn geworffen, und wie-
der auffſetzet, das Wildpraͤth aber zur
Kalbe-Zeit; Und des Herbſts nach der
Brunfft, ſo der Hirſch davon matt wor-
den, und an Kraͤfften zunehmen will,
dahero die Lecken jedesmahl vier Wochen
vorher angerichtet werden ſollen, damit
ſie etwas hart und alt ſcheinen. Es ſind
aber die Saltz-Lecken eine Erfindung de-
rer alten Jaͤger, ſo vor das Wildpraͤth
gut befunden worden, und werden die-
ſelben des Fruͤhjahrs, wann das Laub
ausſchlagen will, jaͤhrlich zugerichtet, o-
der doch wenigſtens verneuert, damit das
Wild darvon friſche Witterung haben
koͤnne: Und pfleget das Wild ſolche zu
lecken umb des Saltzes Willen, welches
ihnen ſonderlich und ohne Zweiffel an-
nehmlich und geſund ſeyn muß. Auch
iſt denen Hirſchen ihr Gehoͤrne weit hoͤ-
her verecket und ihre Haͤuthe werden
viel reiner befunden, als wo ſolche nicht
zu finden, doch wo an einem Orte Salni-
triſche oder ſaltzigte Salpeter-Erde zu
finden iſt, achten ſie die Saltzlecken nichts,
ſondern gebrauchen ſich ſolcher Erde eben-
falls. Wo groſſe Koͤnigliche Gehaͤge des
Wilds ſind, da werden derer angraͤn-
tzenden Graffen und Herrn, oder derer
von Adel ihre Saltzlecken nicht geduldet
in denen gehoͤrigen Revieren, wenigſtens
doch nicht oͤffentlich zu halten erlaubet,
weiln gemeiniglich die Jaͤger durch ſolche
Saltzlecken (darein ſie unterſchiedliche
Species und Kunſtſtuͤckgen mengen,) das
Wild aus dem Gehaͤge dahin zu locken
und wegzuſchieſſen pflegen, als wor-
nach es gerne gehet. Es werden aber
die Saltzlecken am nuͤtzlichſten geſchlagen,
wo ſich entweder das Wild auffzuhalten
oder doch wenigſtens zu wechſeln pfleget
und vor allen Dingen, wo Waſſer und
Graß, wie auch Dickigte und Behaͤlt-
nuͤſſe vor dieſelben verhanden: Sie wer-
den auf unterſchiedliche Art zugerichtet;
wo ſie heimlich und verſchwiegen ſeyn
muͤſſen, werden ſie an einen Huͤgel gema-
chet; Die Materie in die Erd eine halbe
Elle tieff eingeſchlagen, daß nichts ver-
mercket werden kan, als ein bloſſer
Erd-Huͤgel, welcher mit Streuling duͤn-
ne zu uͤberſtreuen, wovon der Wind
dennoch den Geruch der Materie ſehr
weit dem Wilde zufuͤhren kan. Sol-
che halte ich vor die beſte Art, davor ſich
das Wild nicht ſcheuet: Weiln aber be-
kant iſt, daß die ſaltzigte Materie ſtets ſich
nieder ziehet und gleichſam in der Erde
verſincket, oben aber nur bitter bleiben
wuͤrde, ſo muͤſte man hierzu in der Erd,
wie eine Schuͤſſel einen guten Grund von
fettem Thon und Eichenlaub rammlen,
und ſodann die Materie darein ſchlagen,
wo es aber oͤffentlich erlaubet iſt, wird ein
Kaſten ins Gevierdte zwey Ellen von
Schaalholtz beſchlagen und eine Elle hoch
uͤber der Erden, oͤffters auch groͤſſer,
gemachet, darinnen die Materie einge-
ſchlagen, daß je mehr und hoͤher ein ſpi-
tziger Hauffen wird, allwo in der Mitten
ein etwas fein ausgeſchnoͤdleter Bruch,
oder jung Baͤumlein, nach Weydemanns
Gebrauch von Tannen oder Fichten ein-
geſtecket
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