Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] von denen Forst-Sachen zu wissen ver-
langet, der besehe die vormahls vielfäl-
tige herausgegebene Königliche Pohl-
nische, Königliche Preusische, auch Chur-
Sächsische, Chur-Brandenburgische,
Chur-Beyerische, Chur-Hannoverische,
Hoch-Fürstl. Braunschweigische und Lü-
neburgische, Sachsen-Weymarische, Go-
thische, Merseburgische, Coburgische, des
sämtlichen Hoch-Fürstl. Hauses Sach-
sen, auch Hoch-Fürstl. Engern und West-
phalen, Marg-Gräffliche Brandenbur-
[Spaltenumbruch] gische, Fürstl. Dessauische, Fürstl. Eyse-
nachische, Fürstl. Hennebergische, Fürstl.
Würtenbergische, Fürstl. Mecklenbur-
gische, Fürstl. Hessen-Casselische, inglei-
chen derer Herren Grafen, Gräfliche
Schwartzburgische, Gräfl. Hohenlo-
hische, Gräfl. Stollbergische, Gräfl.
Reusische, Gräfl. Mümpelgardische,
und andere Ordnungen mehr, welche
alle in Fritzschii Corpore Juris zu be-
finden.

Von der Wildbahn und Behäge.
[Spaltenumbruch]

Die Wildbahn oder Wildfuhr ist
vor uhralters gemacht, ehe die Leith-
Hunde aufkommen sind, zu spühren,
was täglich auff den Gräntzen gewechselt,
weil man es gantz neu, wie auff einem
Schnee, haben können, und ist der ey-
serne Leith-Hund genennet worden. Es
ist aber die Wildbahn ein Pertinens Ju-
ris forestalis,
und kan keines wohl ohne
das andere seyn; Wann nehmlich ein
Wald oder Forst-Revier mit richtigen
Gräntzen umschlossen, darinnen des Wil-
des Bahn oder Wandel, Wechsel und
Stege ungehindert gelitten und erdul-
det werden: Als wo das Wildpräth sei-
nen besten Stand haben kan. Hierun-
ter wird nicht allein der Wald verstan-
den, sondern es extendiret sich auch die-
ses auff die herumbliegende Felder, Ae-
cker und Wiesen, wo das Wildpräth sei-
ne Nahrung, Weg und Stege, unver-
wehrt haben muß, da gleichsam so zu sa-
gen ihm eine freye Bahn, ohne Jeman-
des Hinderniß, willig vergönnet wird;
Jnsonderheit aber wird nicht unbillig in
solchen Wäldern, zum wenigsten wäh-
render Satz-Zeit alle Verstöhrung des
Wildes, so durch Viehe-hüthen, Holtz-
hauen, Abführen oder Zimmern, Kiehn-
graben, Laub-streiffeln, Streulingrechen,
Pültze und Beere suchen, und derglei-
chen Unfug mehr verursachet wird, ver-
bothen, weil ein Stück Wild oder Thier,
so es in der Satz-Zeit, da es setzet, ver-
stöhret wird, erschrickt ausspringet, sich
leicht Schaden thut, daß es crepiren
muß. Daher auch kein Hirte Schaaf-
oder Rind-Vieh, vielweniger Hunde zu
solcher Zeit daselbst zu dulden. Was
aber ein Gehäge bedeutet, ist solches gleich-
sam der Extract solcher Wildbahn, oder
vielmehr die Jurisdictio forestalis, da
nicht allein das Wildpräth zu jagen mit
[Spaltenumbruch] Fleiß verschonet, von Menschen, Hunden
und Raubthieren, Ruhe und Friede hat,
und seine Behältnisse und Nahrung in
Wäldern und Feldern überall ungehin-
dert nehmen kan; sondern auch andern
zu jagen durch Häge-Zäune, Sepimenta,
Setzung der Häge-Säulen, Jagd-Man-
data,
Pfändung und öffentliche Verboth
abgehalten und verwehret wird, und der
Grund-Herr dergleichen sich alleine an-
maasset, auch solches entweder bey Men-
schen-Gedencken, doch wenigstens binnen
zehen Jahren hergebracht und währen-
der Zeit geruhig ohne Jemandes Eintrag
oder Hinderung solchen Actum venatio-
nis exercir
et, da man öffentlich bey Tage
mit Stellung des Zeugs, Jagung der
Hunde, oder gemeinem Wald-Geschrey
das Wild gefället, und dadurch eine recht-
mäßige Possession erlanget hat. Vid. Joh.
Christ. Heroldi Observationes Forestales,

darinnen er die Juris Consultos Erffurten-
ses allegir
et, die Anno 1679. de Jure gespro-
chen, ad legitimam praescriptionem de-
cem annos pertinere, sciente & non con-
tradicente altero,
wie solches pag. 1168. zu
finden. Die nöthigen Requisita zu einem
Gehäge aber sind vornehmlich diese: des
Wildes Behältnisse, Lager und Stände
in Wäldern geruhig lassen, dieselben
währender Satz-Zeit schonen, ihnen zu
ihrem Unterhalt und Nahrung das wil-
de Obst, Eicheln und Buch-Mast, sowohl
das Geträyde und die Frucht-Felder,
Kohl-Gärthen und Wiesen vergönnen,
sie auch des Winters mit Heurauffen
füttern und mit Saltzlecken versorgen.
Zu desto mehrerer Verwahrung solches
Gehäges, wo zumahl die Gelegenheit an
der Herrschafft Residentz gar nahe lieget,
wird ein Häge-Reuter verordnet, welcher
vornehmlich auff Vertilgung der Raub-
Thiere und Hägung des Wildes mit al-

len
G 2

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] von denen Forſt-Sachen zu wiſſen ver-
langet, der beſehe die vormahls vielfaͤl-
tige herausgegebene Koͤnigliche Pohl-
niſche, Koͤnigliche Preuſiſche, auch Chur-
Saͤchſiſche, Chur-Brandenburgiſche,
Chur-Beyeriſche, Chur-Hannoveriſche,
Hoch-Fuͤrſtl. Braunſchweigiſche und Luͤ-
neburgiſche, Sachſen-Weymariſche, Go-
thiſche, Merſeburgiſche, Coburgiſche, des
ſaͤmtlichen Hoch-Fuͤrſtl. Hauſes Sach-
ſen, auch Hoch-Fuͤrſtl. Engern und Weſt-
phalen, Marg-Graͤffliche Brandenbur-
[Spaltenumbruch] giſche, Fuͤrſtl. Deſſauiſche, Fuͤrſtl. Eyſe-
nachiſche, Fuͤrſtl. Hennebergiſche, Fuͤrſtl.
Wuͤrtenbergiſche, Fuͤrſtl. Mecklenbur-
giſche, Fuͤrſtl. Heſſen-Caſſeliſche, inglei-
chen derer Herren Grafen, Graͤfliche
Schwartzburgiſche, Graͤfl. Hohenlo-
hiſche, Graͤfl. Stollbergiſche, Graͤfl.
Reuſiſche, Graͤfl. Muͤmpelgardiſche,
und andere Ordnungen mehr, welche
alle in Fritzſchii Corpore Juris zu be-
finden.

Von der Wildbahn und Behaͤge.
[Spaltenumbruch]

Die Wildbahn oder Wildfuhr iſt
vor uhralters gemacht, ehe die Leith-
Hunde aufkommen ſind, zu ſpuͤhren,
was taͤglich auff den Graͤntzen gewechſelt,
weil man es gantz neu, wie auff einem
Schnee, haben koͤnnen, und iſt der ey-
ſerne Leith-Hund genennet worden. Es
iſt aber die Wildbahn ein Pertinens Ju-
ris foreſtalis,
und kan keines wohl ohne
das andere ſeyn; Wann nehmlich ein
Wald oder Forſt-Revier mit richtigen
Graͤntzen umſchloſſen, darinnen des Wil-
des Bahn oder Wandel, Wechſel und
Stege ungehindert gelitten und erdul-
det werden: Als wo das Wildpraͤth ſei-
nen beſten Stand haben kan. Hierun-
ter wird nicht allein der Wald verſtan-
den, ſondern es extendiret ſich auch die-
ſes auff die herumbliegende Felder, Ae-
cker und Wieſen, wo das Wildpraͤth ſei-
ne Nahrung, Weg und Stege, unver-
wehrt haben muß, da gleichſam ſo zu ſa-
gen ihm eine freye Bahn, ohne Jeman-
des Hinderniß, willig vergoͤnnet wird;
Jnſonderheit aber wird nicht unbillig in
ſolchen Waͤldern, zum wenigſten waͤh-
render Satz-Zeit alle Verſtoͤhrung des
Wildes, ſo durch Viehe-huͤthen, Holtz-
hauen, Abfuͤhren oder Zimmern, Kiehn-
graben, Laub-ſtreiffeln, Streulingrechen,
Puͤltze und Beere ſuchen, und derglei-
chen Unfug mehr verurſachet wird, ver-
bothen, weil ein Stuͤck Wild oder Thier,
ſo es in der Satz-Zeit, da es ſetzet, ver-
ſtoͤhret wird, erſchrickt ausſpringet, ſich
leicht Schaden thut, daß es crepiren
muß. Daher auch kein Hirte Schaaf-
oder Rind-Vieh, vielweniger Hunde zu
ſolcher Zeit daſelbſt zu dulden. Was
aber ein Gehaͤge bedeutet, iſt ſolches gleich-
ſam der Extract ſolcher Wildbahn, oder
vielmehr die Jurisdictio foreſtalis, da
nicht allein das Wildpraͤth zu jagen mit
[Spaltenumbruch] Fleiß verſchonet, von Menſchen, Hunden
und Raubthieren, Ruhe und Friede hat,
und ſeine Behaͤltniſſe und Nahrung in
Waͤldern und Feldern uͤberall ungehin-
dert nehmen kan; ſondern auch andern
zu jagen durch Haͤge-Zaͤune, Sepimenta,
Setzung der Haͤge-Saͤulen, Jagd-Man-
data,
Pfaͤndung und oͤffentliche Verboth
abgehalten und verwehret wird, und der
Grund-Herr dergleichen ſich alleine an-
maaſſet, auch ſolches entweder bey Men-
ſchen-Gedencken, doch wenigſtens binnen
zehen Jahren hergebracht und waͤhren-
der Zeit geruhig ohne Jemandes Eintrag
oder Hinderung ſolchen Actum venatio-
nis exercir
et, da man oͤffentlich bey Tage
mit Stellung des Zeugs, Jagung der
Hunde, oder gemeinem Wald-Geſchrey
das Wild gefaͤllet, und dadurch eine recht-
maͤßige Poſſeſſion erlanget hat. Vid. Joh.
Chriſt. Heroldi Obſervationes Foreſtales,

darinnen er die Juris Conſultos Erffurten-
ſes allegir
et, die Anno 1679. de Jure geſpro-
chen, ad legitimam præſcriptionem de-
cem annos pertinere, ſciente & non con-
tradicente altero,
wie ſolches pag. 1168. zu
finden. Die noͤthigen Requiſita zu einem
Gehaͤge aber ſind vornehmlich dieſe: des
Wildes Behaͤltniſſe, Lager und Staͤnde
in Waͤldern geruhig laſſen, dieſelben
waͤhrender Satz-Zeit ſchonen, ihnen zu
ihrem Unterhalt und Nahrung das wil-
de Obſt, Eicheln und Buch-Maſt, ſowohl
das Getraͤyde und die Frucht-Felder,
Kohl-Gaͤrthen und Wieſen vergoͤnnen,
ſie auch des Winters mit Heurauffen
fuͤttern und mit Saltzlecken verſorgen.
Zu deſto mehrerer Verwahrung ſolches
Gehaͤges, wo zumahl die Gelegenheit an
der Herrſchafft Reſidentz gar nahe lieget,
wird ein Haͤge-Reuter verordnet, welcher
vornehmlich auff Vertilgung der Raub-
Thiere und Haͤgung des Wildes mit al-

len
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0135" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/>
von denen For&#x017F;t-Sachen zu wi&#x017F;&#x017F;en ver-<lb/>
langet, der be&#x017F;ehe die vormahls vielfa&#x0364;l-<lb/>
tige herausgegebene Ko&#x0364;nigliche Pohl-<lb/>
ni&#x017F;che, Ko&#x0364;nigliche Preu&#x017F;i&#x017F;che, auch Chur-<lb/>
Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che, Chur-Brandenburgi&#x017F;che,<lb/>
Chur-Beyeri&#x017F;che, Chur-Hannoveri&#x017F;che,<lb/>
Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Braun&#x017F;chweigi&#x017F;che und Lu&#x0364;-<lb/>
neburgi&#x017F;che, Sach&#x017F;en-Weymari&#x017F;che, Go-<lb/>
thi&#x017F;che, Mer&#x017F;eburgi&#x017F;che, Coburgi&#x017F;che, des<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mtlichen Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Hau&#x017F;es Sach-<lb/>
&#x017F;en, auch Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Engern und We&#x017F;t-<lb/>
phalen, Marg-Gra&#x0364;ffliche Brandenbur-<lb/><cb/>
gi&#x017F;che, Fu&#x0364;r&#x017F;tl. De&#x017F;&#x017F;aui&#x017F;che, Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Ey&#x017F;e-<lb/>
nachi&#x017F;che, Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Hennebergi&#x017F;che, Fu&#x0364;r&#x017F;tl.<lb/>
Wu&#x0364;rtenbergi&#x017F;che, Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Mecklenbur-<lb/>
gi&#x017F;che, Fu&#x0364;r&#x017F;tl. He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;che, inglei-<lb/>
chen derer Herren Grafen, Gra&#x0364;fliche<lb/>
Schwartzburgi&#x017F;che, Gra&#x0364;fl. Hohenlo-<lb/>
hi&#x017F;che, Gra&#x0364;fl. Stollbergi&#x017F;che, Gra&#x0364;fl.<lb/>
Reu&#x017F;i&#x017F;che, Gra&#x0364;fl. Mu&#x0364;mpelgardi&#x017F;che,<lb/>
und andere Ordnungen mehr, welche<lb/>
alle in <hi rendition="#aq">Fritz&#x017F;chii Corpore Juris</hi> zu be-<lb/>
finden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#in">W</hi>ildbahn und <hi rendition="#in">B</hi>eha&#x0364;ge.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Die Wildbahn oder Wildfuhr i&#x017F;t<lb/>
vor uhralters gemacht, ehe die Leith-<lb/>
Hunde aufkommen &#x017F;ind, zu &#x017F;pu&#x0364;hren,<lb/>
was ta&#x0364;glich auff den Gra&#x0364;ntzen gewech&#x017F;elt,<lb/>
weil man es gantz neu, wie auff einem<lb/>
Schnee, haben ko&#x0364;nnen, und i&#x017F;t der ey-<lb/>
&#x017F;erne Leith-Hund genennet worden. Es<lb/>
i&#x017F;t aber die Wildbahn ein <hi rendition="#aq">Pertinens Ju-<lb/>
ris fore&#x017F;talis,</hi> und kan keines wohl ohne<lb/>
das andere &#x017F;eyn; Wann nehmlich ein<lb/>
Wald oder For&#x017F;t-Revier mit richtigen<lb/>
Gra&#x0364;ntzen um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, darinnen des Wil-<lb/>
des Bahn oder Wandel, Wech&#x017F;el und<lb/>
Stege ungehindert gelitten und erdul-<lb/>
det werden: Als wo das Wildpra&#x0364;th &#x017F;ei-<lb/>
nen be&#x017F;ten Stand haben kan. Hierun-<lb/>
ter wird nicht allein der Wald ver&#x017F;tan-<lb/>
den, &#x017F;ondern es <hi rendition="#aq">extendir</hi>et &#x017F;ich auch die-<lb/>
&#x017F;es auff die herumbliegende Felder, Ae-<lb/>
cker und Wie&#x017F;en, wo das Wildpra&#x0364;th &#x017F;ei-<lb/>
ne Nahrung, Weg und Stege, unver-<lb/>
wehrt haben muß, da gleich&#x017F;am &#x017F;o zu &#x017F;a-<lb/>
gen ihm eine freye Bahn, ohne Jeman-<lb/>
des Hinderniß, willig vergo&#x0364;nnet wird;<lb/>
Jn&#x017F;onderheit aber wird nicht unbillig in<lb/>
&#x017F;olchen Wa&#x0364;ldern, zum wenig&#x017F;ten wa&#x0364;h-<lb/>
render Satz-Zeit alle Ver&#x017F;to&#x0364;hrung des<lb/>
Wildes, &#x017F;o durch Viehe-hu&#x0364;then, Holtz-<lb/>
hauen, Abfu&#x0364;hren oder Zimmern, Kiehn-<lb/>
graben, Laub-&#x017F;treiffeln, Streulingrechen,<lb/>
Pu&#x0364;ltze und Beere &#x017F;uchen, und derglei-<lb/>
chen Unfug mehr verur&#x017F;achet wird, ver-<lb/>
bothen, weil ein Stu&#x0364;ck Wild oder Thier,<lb/>
&#x017F;o es in der Satz-Zeit, da es &#x017F;etzet, ver-<lb/>
&#x017F;to&#x0364;hret wird, er&#x017F;chrickt aus&#x017F;pringet, &#x017F;ich<lb/>
leicht Schaden thut, daß es <hi rendition="#aq">crepir</hi>en<lb/>
muß. Daher auch kein Hirte Schaaf-<lb/>
oder Rind-Vieh, vielweniger Hunde zu<lb/>
&#x017F;olcher Zeit da&#x017F;elb&#x017F;t zu dulden. Was<lb/>
aber ein Geha&#x0364;ge bedeutet, i&#x017F;t &#x017F;olches gleich-<lb/>
&#x017F;am der <hi rendition="#aq">Extract</hi> &#x017F;olcher Wildbahn, oder<lb/>
vielmehr die <hi rendition="#aq">Jurisdictio fore&#x017F;talis,</hi> da<lb/>
nicht allein das Wildpra&#x0364;th zu jagen mit<lb/><cb/>
Fleiß ver&#x017F;chonet, von Men&#x017F;chen, Hunden<lb/>
und Raubthieren, Ruhe und Friede hat,<lb/>
und &#x017F;eine Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e und Nahrung in<lb/>
Wa&#x0364;ldern und Feldern u&#x0364;berall ungehin-<lb/>
dert nehmen kan; &#x017F;ondern auch andern<lb/>
zu jagen durch Ha&#x0364;ge-Za&#x0364;une, <hi rendition="#aq">Sepimenta,</hi><lb/>
Setzung der Ha&#x0364;ge-Sa&#x0364;ulen, Jagd-<hi rendition="#aq">Man-<lb/>
data,</hi> Pfa&#x0364;ndung und o&#x0364;ffentliche Verboth<lb/>
abgehalten und verwehret wird, und der<lb/>
Grund-Herr dergleichen &#x017F;ich alleine an-<lb/>
maa&#x017F;&#x017F;et, auch &#x017F;olches entweder bey Men-<lb/>
&#x017F;chen-Gedencken, doch wenig&#x017F;tens binnen<lb/>
zehen Jahren hergebracht und wa&#x0364;hren-<lb/>
der Zeit geruhig ohne Jemandes Eintrag<lb/>
oder Hinderung &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Actum venatio-<lb/>
nis exercir</hi>et, da man o&#x0364;ffentlich bey Tage<lb/>
mit Stellung des Zeugs, Jagung der<lb/>
Hunde, oder gemeinem Wald-Ge&#x017F;chrey<lb/>
das Wild gefa&#x0364;llet, und dadurch eine recht-<lb/>
ma&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">Po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ion</hi> erlanget hat. <hi rendition="#aq">Vid. Joh.<lb/>
Chri&#x017F;t. Heroldi Ob&#x017F;ervationes Fore&#x017F;tales,</hi><lb/>
darinnen er die <hi rendition="#aq">Juris Con&#x017F;ultos Erffurten-<lb/>
&#x017F;es allegir</hi>et, die <hi rendition="#aq">Anno 1679. de Jure</hi> ge&#x017F;pro-<lb/>
chen, <hi rendition="#aq">ad legitimam præ&#x017F;criptionem de-<lb/>
cem annos pertinere, &#x017F;ciente &amp; non con-<lb/>
tradicente altero,</hi> wie &#x017F;olches <hi rendition="#aq">pag. 1168.</hi> zu<lb/>
finden. Die no&#x0364;thigen <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;ita</hi> zu einem<lb/>
Geha&#x0364;ge aber &#x017F;ind vornehmlich die&#x017F;e: des<lb/>
Wildes Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, Lager und Sta&#x0364;nde<lb/>
in Wa&#x0364;ldern geruhig la&#x017F;&#x017F;en, die&#x017F;elben<lb/>
wa&#x0364;hrender Satz-Zeit &#x017F;chonen, ihnen zu<lb/>
ihrem Unterhalt und Nahrung das wil-<lb/>
de Ob&#x017F;t, Eicheln und Buch-Ma&#x017F;t, &#x017F;owohl<lb/>
das Getra&#x0364;yde und die Frucht-Felder,<lb/>
Kohl-Ga&#x0364;rthen und Wie&#x017F;en vergo&#x0364;nnen,<lb/>
&#x017F;ie auch des Winters mit Heurauffen<lb/>
fu&#x0364;ttern und mit Saltzlecken ver&#x017F;orgen.<lb/>
Zu de&#x017F;to mehrerer Verwahrung &#x017F;olches<lb/>
Geha&#x0364;ges, wo zumahl die Gelegenheit an<lb/>
der Herr&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">Re&#x017F;identz</hi> gar nahe lieget,<lb/>
wird ein Ha&#x0364;ge-Reuter verordnet, welcher<lb/>
vornehmlich auff Vertilgung der Raub-<lb/>
Thiere und Ha&#x0364;gung des Wildes mit al-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">len</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0135] Von der Erden. von denen Forſt-Sachen zu wiſſen ver- langet, der beſehe die vormahls vielfaͤl- tige herausgegebene Koͤnigliche Pohl- niſche, Koͤnigliche Preuſiſche, auch Chur- Saͤchſiſche, Chur-Brandenburgiſche, Chur-Beyeriſche, Chur-Hannoveriſche, Hoch-Fuͤrſtl. Braunſchweigiſche und Luͤ- neburgiſche, Sachſen-Weymariſche, Go- thiſche, Merſeburgiſche, Coburgiſche, des ſaͤmtlichen Hoch-Fuͤrſtl. Hauſes Sach- ſen, auch Hoch-Fuͤrſtl. Engern und Weſt- phalen, Marg-Graͤffliche Brandenbur- giſche, Fuͤrſtl. Deſſauiſche, Fuͤrſtl. Eyſe- nachiſche, Fuͤrſtl. Hennebergiſche, Fuͤrſtl. Wuͤrtenbergiſche, Fuͤrſtl. Mecklenbur- giſche, Fuͤrſtl. Heſſen-Caſſeliſche, inglei- chen derer Herren Grafen, Graͤfliche Schwartzburgiſche, Graͤfl. Hohenlo- hiſche, Graͤfl. Stollbergiſche, Graͤfl. Reuſiſche, Graͤfl. Muͤmpelgardiſche, und andere Ordnungen mehr, welche alle in Fritzſchii Corpore Juris zu be- finden. Von der Wildbahn und Behaͤge. Die Wildbahn oder Wildfuhr iſt vor uhralters gemacht, ehe die Leith- Hunde aufkommen ſind, zu ſpuͤhren, was taͤglich auff den Graͤntzen gewechſelt, weil man es gantz neu, wie auff einem Schnee, haben koͤnnen, und iſt der ey- ſerne Leith-Hund genennet worden. Es iſt aber die Wildbahn ein Pertinens Ju- ris foreſtalis, und kan keines wohl ohne das andere ſeyn; Wann nehmlich ein Wald oder Forſt-Revier mit richtigen Graͤntzen umſchloſſen, darinnen des Wil- des Bahn oder Wandel, Wechſel und Stege ungehindert gelitten und erdul- det werden: Als wo das Wildpraͤth ſei- nen beſten Stand haben kan. Hierun- ter wird nicht allein der Wald verſtan- den, ſondern es extendiret ſich auch die- ſes auff die herumbliegende Felder, Ae- cker und Wieſen, wo das Wildpraͤth ſei- ne Nahrung, Weg und Stege, unver- wehrt haben muß, da gleichſam ſo zu ſa- gen ihm eine freye Bahn, ohne Jeman- des Hinderniß, willig vergoͤnnet wird; Jnſonderheit aber wird nicht unbillig in ſolchen Waͤldern, zum wenigſten waͤh- render Satz-Zeit alle Verſtoͤhrung des Wildes, ſo durch Viehe-huͤthen, Holtz- hauen, Abfuͤhren oder Zimmern, Kiehn- graben, Laub-ſtreiffeln, Streulingrechen, Puͤltze und Beere ſuchen, und derglei- chen Unfug mehr verurſachet wird, ver- bothen, weil ein Stuͤck Wild oder Thier, ſo es in der Satz-Zeit, da es ſetzet, ver- ſtoͤhret wird, erſchrickt ausſpringet, ſich leicht Schaden thut, daß es crepiren muß. Daher auch kein Hirte Schaaf- oder Rind-Vieh, vielweniger Hunde zu ſolcher Zeit daſelbſt zu dulden. Was aber ein Gehaͤge bedeutet, iſt ſolches gleich- ſam der Extract ſolcher Wildbahn, oder vielmehr die Jurisdictio foreſtalis, da nicht allein das Wildpraͤth zu jagen mit Fleiß verſchonet, von Menſchen, Hunden und Raubthieren, Ruhe und Friede hat, und ſeine Behaͤltniſſe und Nahrung in Waͤldern und Feldern uͤberall ungehin- dert nehmen kan; ſondern auch andern zu jagen durch Haͤge-Zaͤune, Sepimenta, Setzung der Haͤge-Saͤulen, Jagd-Man- data, Pfaͤndung und oͤffentliche Verboth abgehalten und verwehret wird, und der Grund-Herr dergleichen ſich alleine an- maaſſet, auch ſolches entweder bey Men- ſchen-Gedencken, doch wenigſtens binnen zehen Jahren hergebracht und waͤhren- der Zeit geruhig ohne Jemandes Eintrag oder Hinderung ſolchen Actum venatio- nis exerciret, da man oͤffentlich bey Tage mit Stellung des Zeugs, Jagung der Hunde, oder gemeinem Wald-Geſchrey das Wild gefaͤllet, und dadurch eine recht- maͤßige Poſſeſſion erlanget hat. Vid. Joh. Chriſt. Heroldi Obſervationes Foreſtales, darinnen er die Juris Conſultos Erffurten- ſes allegiret, die Anno 1679. de Jure geſpro- chen, ad legitimam præſcriptionem de- cem annos pertinere, ſciente & non con- tradicente altero, wie ſolches pag. 1168. zu finden. Die noͤthigen Requiſita zu einem Gehaͤge aber ſind vornehmlich dieſe: des Wildes Behaͤltniſſe, Lager und Staͤnde in Waͤldern geruhig laſſen, dieſelben waͤhrender Satz-Zeit ſchonen, ihnen zu ihrem Unterhalt und Nahrung das wil- de Obſt, Eicheln und Buch-Maſt, ſowohl das Getraͤyde und die Frucht-Felder, Kohl-Gaͤrthen und Wieſen vergoͤnnen, ſie auch des Winters mit Heurauffen fuͤttern und mit Saltzlecken verſorgen. Zu deſto mehrerer Verwahrung ſolches Gehaͤges, wo zumahl die Gelegenheit an der Herrſchafft Reſidentz gar nahe lieget, wird ein Haͤge-Reuter verordnet, welcher vornehmlich auff Vertilgung der Raub- Thiere und Haͤgung des Wildes mit al- len G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/135
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/135>, abgerufen am 21.12.2024.