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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.

Für die Bestimmung der Abmessungen eines Maschinenhammers ist
nun genauere Kenntniss des Widerstandes viel weniger wichtig als bei den
meisten der später zu erörternden Maschinen. Die aufgespeicherte Arbeit
wird zur Ueberwindung des Widerstandes k · F längs eines Weges e be-
nutzt. Wenn daher k grösser ausfällt als angenommen, so gleicht sich
dieser Fehler selbstthätig dadurch aus, dass e kleiner wird, als man beab-
sichtigte; es ist also nur nöthig, eine grössere Schlagzahl anzuwenden, um
die verlangte Gesammteindringungstiefe zu erlangen. Dieser Umstand er-
klärt zum Theil die grosse Beliebtheit des Hammers gegenüber anderen
Maschinen. Allein, man verlangt nicht allein die äussere Gestaltsänderung
des Werkstücks, sondern -- mindestens in den meisten Fällen -- das Ein-
dringen der Wirkung in das Innere des Werkstücks. Da unter der Ein-
wirkung des Druckes eine Verdichtung des Gefüges stattfindet, so erfolgt
diese Verdichtung bei Verwendung leichter Schläge, die nur auf geringe
Tiefe eindringen, nur in der Nähe der Oberfläche, erzeugt hier quer zur
Richtung des Schlages Druckspannung und durch diese Zugspannungen im
Innern des Werkstücks. Diese entgegengesetzten Spannungen erschweren
die spätere Bearbeitung der Werkstücke durch Spanabheben (S. 58) und
mindern die Gebrauchsfestigkeit.

Will man durch Schmieden das Gefüge eines Werkstücks verbessern,
so muss man sich verhältnissmässig schwerer Hämmer bedienen, und handelt
es sich um das Verschweissen zweier Stücke, so darf der Hammer nicht
zu leicht sein, weil andernfalls die Schlacke in ungenügendem Grade ver-
drängt wird. Ich kenne jedoch keine allgemeine und zutreffende Regel
für die Bestimmung der Grösse des Hammers für diesen Zweck.

C. Helmhämmer.

Von dem mit Stiel oder Helm versehenen Handhammer ausgehend,
hat man zunächst auch Maschinen-Helmhämmer gebaut.1) Für besondere
Zwecke werden solche Helmhämmer noch heute hergestellt. Dahin gehören
die Wipphämmer,2) das sind Helmhämmer, welche durch eine Feder ge-
hoben und durch die Hand oder den Fuss nach unten geschnellt werden.
Fig. 1000 stellt einen solchen für das "Zuschlagen" bestimmten Hammer
schaubildlich dar. a bezeichnet die gusseiserne Stütze der Ambossbahn b.
An einem mit a fest verbundenen Arm ist der Helm des Hammers h durch
zwei Zapfen drehbar gelagert. Der Helm enthält zwei Arme, die sich auf
die einstellbaren Federn f stützen, so dass im Ruhezustande der Hammer
die gezeichnete Lage hat.

An das über die Zapfen hinausragende Schwanzende des Helmes greift
die einstellbare Stange c, und diese ist mit dem doppelarmigen Hebel d e
so verbunden, dass der Hammer h sich gegen den Amboss b bewegt, wenn
mit entsprechender Kraft auf das Hebelende e getreten wird. Es ist der
Hammer auch mit einem seitlich vorspringenden Handgriff g versehen,
welcher benutzt wird, um ihn mittels der Hand nach unten zu schnellen,

1) Vergl. Besson, theatr. instrumentorum machinarum. Lugdun. 1578, Blatt 12.
2) Holtzapffel, Turning and mech. manipulation, 1846, Bd. II, S. 962, mit Abb.
Prakt. Masch. Konstr. 1887, S. 222, mit Abb. Zeitschrift d. Ver. deutscher Ingen. 1887,
S. 467, mit Abb. Dingl. polyt. Journ. 1891, Bd. 231, S. 272, mit Abb.
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.

Für die Bestimmung der Abmessungen eines Maschinenhammers ist
nun genauere Kenntniss des Widerstandes viel weniger wichtig als bei den
meisten der später zu erörternden Maschinen. Die aufgespeicherte Arbeit
wird zur Ueberwindung des Widerstandes k · F längs eines Weges e be-
nutzt. Wenn daher k grösser ausfällt als angenommen, so gleicht sich
dieser Fehler selbstthätig dadurch aus, dass e kleiner wird, als man beab-
sichtigte; es ist also nur nöthig, eine grössere Schlagzahl anzuwenden, um
die verlangte Gesammteindringungstiefe zu erlangen. Dieser Umstand er-
klärt zum Theil die grosse Beliebtheit des Hammers gegenüber anderen
Maschinen. Allein, man verlangt nicht allein die äussere Gestaltsänderung
des Werkstücks, sondern — mindestens in den meisten Fällen — das Ein-
dringen der Wirkung in das Innere des Werkstücks. Da unter der Ein-
wirkung des Druckes eine Verdichtung des Gefüges stattfindet, so erfolgt
diese Verdichtung bei Verwendung leichter Schläge, die nur auf geringe
Tiefe eindringen, nur in der Nähe der Oberfläche, erzeugt hier quer zur
Richtung des Schlages Druckspannung und durch diese Zugspannungen im
Innern des Werkstücks. Diese entgegengesetzten Spannungen erschweren
die spätere Bearbeitung der Werkstücke durch Spanabheben (S. 58) und
mindern die Gebrauchsfestigkeit.

Will man durch Schmieden das Gefüge eines Werkstücks verbessern,
so muss man sich verhältnissmässig schwerer Hämmer bedienen, und handelt
es sich um das Verschweissen zweier Stücke, so darf der Hammer nicht
zu leicht sein, weil andernfalls die Schlacke in ungenügendem Grade ver-
drängt wird. Ich kenne jedoch keine allgemeine und zutreffende Regel
für die Bestimmung der Grösse des Hammers für diesen Zweck.

C. Helmhämmer.

Von dem mit Stiel oder Helm versehenen Handhammer ausgehend,
hat man zunächst auch Maschinen-Helmhämmer gebaut.1) Für besondere
Zwecke werden solche Helmhämmer noch heute hergestellt. Dahin gehören
die Wipphämmer,2) das sind Helmhämmer, welche durch eine Feder ge-
hoben und durch die Hand oder den Fuss nach unten geschnellt werden.
Fig. 1000 stellt einen solchen für das „Zuschlagen“ bestimmten Hammer
schaubildlich dar. a bezeichnet die gusseiserne Stütze der Ambossbahn b.
An einem mit a fest verbundenen Arm ist der Helm des Hammers h durch
zwei Zapfen drehbar gelagert. Der Helm enthält zwei Arme, die sich auf
die einstellbaren Federn f stützen, so dass im Ruhezustande der Hammer
die gezeichnete Lage hat.

An das über die Zapfen hinausragende Schwanzende des Helmes greift
die einstellbare Stange c, und diese ist mit dem doppelarmigen Hebel d e
so verbunden, dass der Hammer h sich gegen den Amboss b bewegt, wenn
mit entsprechender Kraft auf das Hebelende e getreten wird. Es ist der
Hammer auch mit einem seitlich vorspringenden Handgriff g versehen,
welcher benutzt wird, um ihn mittels der Hand nach unten zu schnellen,

1) Vergl. Besson, theatr. instrumentorum machinarum. Lugdun. 1578, Blatt 12.
2) Holtzapffel, Turning and mech. manipulation, 1846, Bd. II, S. 962, mit Abb.
Prakt. Masch. Konstr. 1887, S. 222, mit Abb. Zeitschrift d. Ver. deutscher Ingen. 1887,
S. 467, mit Abb. Dingl. polyt. Journ. 1891, Bd. 231, S. 272, mit Abb.
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[548/0566] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. Für die Bestimmung der Abmessungen eines Maschinenhammers ist nun genauere Kenntniss des Widerstandes viel weniger wichtig als bei den meisten der später zu erörternden Maschinen. Die aufgespeicherte Arbeit wird zur Ueberwindung des Widerstandes k · F längs eines Weges e be- nutzt. Wenn daher k grösser ausfällt als angenommen, so gleicht sich dieser Fehler selbstthätig dadurch aus, dass e kleiner wird, als man beab- sichtigte; es ist also nur nöthig, eine grössere Schlagzahl anzuwenden, um die verlangte Gesammteindringungstiefe zu erlangen. Dieser Umstand er- klärt zum Theil die grosse Beliebtheit des Hammers gegenüber anderen Maschinen. Allein, man verlangt nicht allein die äussere Gestaltsänderung des Werkstücks, sondern — mindestens in den meisten Fällen — das Ein- dringen der Wirkung in das Innere des Werkstücks. Da unter der Ein- wirkung des Druckes eine Verdichtung des Gefüges stattfindet, so erfolgt diese Verdichtung bei Verwendung leichter Schläge, die nur auf geringe Tiefe eindringen, nur in der Nähe der Oberfläche, erzeugt hier quer zur Richtung des Schlages Druckspannung und durch diese Zugspannungen im Innern des Werkstücks. Diese entgegengesetzten Spannungen erschweren die spätere Bearbeitung der Werkstücke durch Spanabheben (S. 58) und mindern die Gebrauchsfestigkeit. Will man durch Schmieden das Gefüge eines Werkstücks verbessern, so muss man sich verhältnissmässig schwerer Hämmer bedienen, und handelt es sich um das Verschweissen zweier Stücke, so darf der Hammer nicht zu leicht sein, weil andernfalls die Schlacke in ungenügendem Grade ver- drängt wird. Ich kenne jedoch keine allgemeine und zutreffende Regel für die Bestimmung der Grösse des Hammers für diesen Zweck. C. Helmhämmer. Von dem mit Stiel oder Helm versehenen Handhammer ausgehend, hat man zunächst auch Maschinen-Helmhämmer gebaut. 1) Für besondere Zwecke werden solche Helmhämmer noch heute hergestellt. Dahin gehören die Wipphämmer, 2) das sind Helmhämmer, welche durch eine Feder ge- hoben und durch die Hand oder den Fuss nach unten geschnellt werden. Fig. 1000 stellt einen solchen für das „Zuschlagen“ bestimmten Hammer schaubildlich dar. a bezeichnet die gusseiserne Stütze der Ambossbahn b. An einem mit a fest verbundenen Arm ist der Helm des Hammers h durch zwei Zapfen drehbar gelagert. Der Helm enthält zwei Arme, die sich auf die einstellbaren Federn f stützen, so dass im Ruhezustande der Hammer die gezeichnete Lage hat. An das über die Zapfen hinausragende Schwanzende des Helmes greift die einstellbare Stange c, und diese ist mit dem doppelarmigen Hebel d e so verbunden, dass der Hammer h sich gegen den Amboss b bewegt, wenn mit entsprechender Kraft auf das Hebelende e getreten wird. Es ist der Hammer auch mit einem seitlich vorspringenden Handgriff g versehen, welcher benutzt wird, um ihn mittels der Hand nach unten zu schnellen, 1) Vergl. Besson, theatr. instrumentorum machinarum. Lugdun. 1578, Blatt 12. 2) Holtzapffel, Turning and mech. manipulation, 1846, Bd. II, S. 962, mit Abb. Prakt. Masch. Konstr. 1887, S. 222, mit Abb. Zeitschrift d. Ver. deutscher Ingen. 1887, S. 467, mit Abb. Dingl. polyt. Journ. 1891, Bd. 231, S. 272, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/566>, abgerufen am 21.11.2024.