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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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II. Theil.
Scheeren und Durchschnitte.


Es werden in dem Folgenden nur Scheeren und Durchschnitte für
Metall, insbesondere Metallbleche behandelt werden.

Der in Frage kommende Vorgang heisst das Abscheeren 1); durch
Werkzeuge, welche rechtwinklig gegen die Fläche des Bleches drücken,
wird ein Theil des letzteren gegen den andern so verschoben, dass unter
Ueberwindung der Schub- oder Scheerfestigkeit eine Quertrennung erfolgt.
Diese Werkzeuge heissen bei den Scheeren: Scheerblätter, bei den Durch-
schnitten: Stempel, beziehungsweise Lochringe, auch wohl Matrizen.



I. Werkzeuge und deren Wirkungsart.
A. Die Kräfte, welche auf die Werkzeuge zurückwirken,

lassen sich wie folgt bestimmen:

A und B, Fig. 903 u. 904 bezeichnen zwei Scheerblätter; A werde in
der Richtung des gezeichneten Pfeiles gegen B verschoben. Der Kanten-
winkel a, Fig. 903, der Scheerblätter ist regelmässig kleiner als 90°; er
wird zwischen 65° und 80° gewählt und beträgt b = a + i meistens 75°.
Man neigt auch die Rückenfläche der Scheerblätter ein wenig gegen die
Arbeitsrichtung, und zwar aus gleichen Gründen, wie bei den Schneiden.
Es beträgt der Winkel i, Fig. 903, etwa 11/2° bis höchstens 3°.

Indem die Schneidkanten gegen das Werkstück drücken, dringen sie
zunächst in dieses ein, wie Fig. 903 darstellt, bis der, fernerem Eindringen
sich widersetzende Widerstand gleich der Scheerfestigkeit geworden ist.
Nunmehr erfolgt der Bruch. Man neigt nun die Scheerblattkanten, nach
Fig. 904, um einen Winkel e gegen einander -- dessen Grösse 14° bis 9°
beträgt -- so dass links in Fig. 904 der Bruch stattfindet, während in
einiger Entfernung rechts von dieser Stelle die Scheerblattkanten das Werk-
stück erst berühren. Der ganze Vorgang des allmählichen Eindringens der
Scheerblattkanten bis zum Bruch des Bleches spielt deshalb innerhalb der
Länge a. Der Grundriss der hierbei neu entstehenden schmalen Fläche
ist, nach Fig. 905, innerhalb der Länge a ein Dreieck. Es dringt nun so-

1) Herm. Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens,
Leipzig 1888, S. 359.
II. Theil.
Scheeren und Durchschnitte.


Es werden in dem Folgenden nur Scheeren und Durchschnitte für
Metall, insbesondere Metallbleche behandelt werden.

Der in Frage kommende Vorgang heisst das Abscheeren 1); durch
Werkzeuge, welche rechtwinklig gegen die Fläche des Bleches drücken,
wird ein Theil des letzteren gegen den andern so verschoben, dass unter
Ueberwindung der Schub- oder Scheerfestigkeit eine Quertrennung erfolgt.
Diese Werkzeuge heissen bei den Scheeren: Scheerblätter, bei den Durch-
schnitten: Stempel, beziehungsweise Lochringe, auch wohl Matrizen.



I. Werkzeuge und deren Wirkungsart.
A. Die Kräfte, welche auf die Werkzeuge zurückwirken,

lassen sich wie folgt bestimmen:

A und B, Fig. 903 u. 904 bezeichnen zwei Scheerblätter; A werde in
der Richtung des gezeichneten Pfeiles gegen B verschoben. Der Kanten-
winkel α, Fig. 903, der Scheerblätter ist regelmässig kleiner als 90°; er
wird zwischen 65° und 80° gewählt und beträgt β = α + i meistens 75°.
Man neigt auch die Rückenfläche der Scheerblätter ein wenig gegen die
Arbeitsrichtung, und zwar aus gleichen Gründen, wie bei den Schneiden.
Es beträgt der Winkel i, Fig. 903, etwa 1½° bis höchstens 3°.

Indem die Schneidkanten gegen das Werkstück drücken, dringen sie
zunächst in dieses ein, wie Fig. 903 darstellt, bis der, fernerem Eindringen
sich widersetzende Widerstand gleich der Scheerfestigkeit geworden ist.
Nunmehr erfolgt der Bruch. Man neigt nun die Scheerblattkanten, nach
Fig. 904, um einen Winkel η gegen einander — dessen Grösse 14° bis 9°
beträgt — so dass links in Fig. 904 der Bruch stattfindet, während in
einiger Entfernung rechts von dieser Stelle die Scheerblattkanten das Werk-
stück erst berühren. Der ganze Vorgang des allmählichen Eindringens der
Scheerblattkanten bis zum Bruch des Bleches spielt deshalb innerhalb der
Länge a. Der Grundriss der hierbei neu entstehenden schmalen Fläche
ist, nach Fig. 905, innerhalb der Länge a ein Dreieck. Es dringt nun so-

1) Herm. Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens,
Leipzig 1888, S. 359.
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[[488]/0502] II. Theil. Scheeren und Durchschnitte. Es werden in dem Folgenden nur Scheeren und Durchschnitte für Metall, insbesondere Metallbleche behandelt werden. Der in Frage kommende Vorgang heisst das Abscheeren 1); durch Werkzeuge, welche rechtwinklig gegen die Fläche des Bleches drücken, wird ein Theil des letzteren gegen den andern so verschoben, dass unter Ueberwindung der Schub- oder Scheerfestigkeit eine Quertrennung erfolgt. Diese Werkzeuge heissen bei den Scheeren: Scheerblätter, bei den Durch- schnitten: Stempel, beziehungsweise Lochringe, auch wohl Matrizen. I. Werkzeuge und deren Wirkungsart. A. Die Kräfte, welche auf die Werkzeuge zurückwirken, lassen sich wie folgt bestimmen: A und B, Fig. 903 u. 904 bezeichnen zwei Scheerblätter; A werde in der Richtung des gezeichneten Pfeiles gegen B verschoben. Der Kanten- winkel α, Fig. 903, der Scheerblätter ist regelmässig kleiner als 90°; er wird zwischen 65° und 80° gewählt und beträgt β = α + i meistens 75°. Man neigt auch die Rückenfläche der Scheerblätter ein wenig gegen die Arbeitsrichtung, und zwar aus gleichen Gründen, wie bei den Schneiden. Es beträgt der Winkel i, Fig. 903, etwa 1½° bis höchstens 3°. Indem die Schneidkanten gegen das Werkstück drücken, dringen sie zunächst in dieses ein, wie Fig. 903 darstellt, bis der, fernerem Eindringen sich widersetzende Widerstand gleich der Scheerfestigkeit geworden ist. Nunmehr erfolgt der Bruch. Man neigt nun die Scheerblattkanten, nach Fig. 904, um einen Winkel η gegen einander — dessen Grösse 14° bis 9° beträgt — so dass links in Fig. 904 der Bruch stattfindet, während in einiger Entfernung rechts von dieser Stelle die Scheerblattkanten das Werk- stück erst berühren. Der ganze Vorgang des allmählichen Eindringens der Scheerblattkanten bis zum Bruch des Bleches spielt deshalb innerhalb der Länge a. Der Grundriss der hierbei neu entstehenden schmalen Fläche ist, nach Fig. 905, innerhalb der Länge a ein Dreieck. Es dringt nun so- 1) Herm. Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens, Leipzig 1888, S. 359.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. [488]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/502>, abgerufen am 21.11.2024.