Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
flächengestalt geeignete Verfahren stösst somit auf mancherlei Schwierig-
keiten und ist deshalb wenig gebräuchlich.

Man sucht die durch Spanabheben zu bearbeitenden Maschinentheile
so zu gestalten, dass durch einfache und dauerhafte Führungen möglich
wird, die Werkzeuge stets in der gleichen Richtung gegenüber
der die augenblicklich zu bearbeitende Stelle tangirenden
Ebene zu erhalten
.

Um zu erkennen, welche Flächengestalten dieser Forderung genügen,
beziehungsweise welcher Art die zugehörigen Führungen sein müssen, soll
hier unterschieden werden zwischen den Bearbeitungen durch Einzelstichel,
Formstichel, Fräser und Schleifstein.

1. Bearbeitung mittels Einzelstichels.

Es heisse der Weg, welchen der Stichel in der Richtung der Durch-
dringungslinien schneidend zurücklegt, der Hauptweg, diejenige Verschie-
bung, welche ihn über die folgende Durchdringungslinie bringt, der Seiten-
weg
oder Schaltweg des Stichels.

Aus den bisherigen Erörterungen folgt nun zunächst die Forderung:
der Hauptweg soll derartig sein, dass der Ansatzwinkel sich
nicht ändert
.

[Abbildung] Fig. 34.

Um diesen Satz für die Folge
bequemer ausdrücken zu können, will
ich diejenige gerade Linie AB, Fig. 34,
welche winkelrecht zur Längenrich-
tung der Schneide und ebenso winkel-
recht zum Hauptweg liegt, also mit
dem Rücken der Schneide den Winkel
e = 90° -- i einschliesst, die Richt-
linie
der Schneide nennen. Obiger
Satz lautet hiernach: Die Richtlinie
soll winkelrecht auf der in Bil-
dung begriffenen Fläche stehen
.

Dieser Forderung genügt der ge-
radlinige Hauptweg
leicht. Dem
festliegenden Stichel gegenüber wird
das Werkstück geradlinig verschoben
(Tischhobelmaschine) oder gegenüber
dem ruhenden Werkstück beschreibt
der Stichel gerade Wege (Grubenhobel-,
Feil-, Stoss-, Seitenhobel-Maschine):
in beiden Fällen hat der Stichel überall die zutreffende Richtung, wenn sie
an einer Stelle vorhanden ist.

Der gerade Hauptweg ist nach Abhebung eines Spanes rückwärts zu
durchschreiten, worauf der Seitenweg ruckweise zurückgelegt wird, um
mit dem Abnehmen eines neuen Spanes beginnen zu können. Damit
jedoch auf diesem Rückwege die Stichelschneide nicht nöthig hat die
vorher gebildete Fläche nochmals kräftig zurückzudrängen, zieht man sie
vom Werkstück ab oder gestattet ihr selbstthätig ausweichend mit leichtem
Druck über sie hinwegzugleiten.

Der kreisförmige Hauptweg liefert ebenfalls einen unveränderlichen

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
flächengestalt geeignete Verfahren stösst somit auf mancherlei Schwierig-
keiten und ist deshalb wenig gebräuchlich.

Man sucht die durch Spanabheben zu bearbeitenden Maschinentheile
so zu gestalten, dass durch einfache und dauerhafte Führungen möglich
wird, die Werkzeuge stets in der gleichen Richtung gegenüber
der die augenblicklich zu bearbeitende Stelle tangirenden
Ebene zu erhalten
.

Um zu erkennen, welche Flächengestalten dieser Forderung genügen,
beziehungsweise welcher Art die zugehörigen Führungen sein müssen, soll
hier unterschieden werden zwischen den Bearbeitungen durch Einzelstichel,
Formstichel, Fräser und Schleifstein.

1. Bearbeitung mittels Einzelstichels.

Es heisse der Weg, welchen der Stichel in der Richtung der Durch-
dringungslinien schneidend zurücklegt, der Hauptweg, diejenige Verschie-
bung, welche ihn über die folgende Durchdringungslinie bringt, der Seiten-
weg
oder Schaltweg des Stichels.

Aus den bisherigen Erörterungen folgt nun zunächst die Forderung:
der Hauptweg soll derartig sein, dass der Ansatzwinkel sich
nicht ändert
.

[Abbildung] Fig. 34.

Um diesen Satz für die Folge
bequemer ausdrücken zu können, will
ich diejenige gerade Linie AB, Fig. 34,
welche winkelrecht zur Längenrich-
tung der Schneide und ebenso winkel-
recht zum Hauptweg liegt, also mit
dem Rücken der Schneide den Winkel
η = 90° — i einschliesst, die Richt-
linie
der Schneide nennen. Obiger
Satz lautet hiernach: Die Richtlinie
soll winkelrecht auf der in Bil-
dung begriffenen Fläche stehen
.

Dieser Forderung genügt der ge-
radlinige Hauptweg
leicht. Dem
festliegenden Stichel gegenüber wird
das Werkstück geradlinig verschoben
(Tischhobelmaschine) oder gegenüber
dem ruhenden Werkstück beschreibt
der Stichel gerade Wege (Grubenhobel-,
Feil-, Stoss-, Seitenhobel-Maschine):
in beiden Fällen hat der Stichel überall die zutreffende Richtung, wenn sie
an einer Stelle vorhanden ist.

Der gerade Hauptweg ist nach Abhebung eines Spanes rückwärts zu
durchschreiten, worauf der Seitenweg ruckweise zurückgelegt wird, um
mit dem Abnehmen eines neuen Spanes beginnen zu können. Damit
jedoch auf diesem Rückwege die Stichelschneide nicht nöthig hat die
vorher gebildete Fläche nochmals kräftig zurückzudrängen, zieht man sie
vom Werkstück ab oder gestattet ihr selbstthätig ausweichend mit leichtem
Druck über sie hinwegzugleiten.

Der kreisförmige Hauptweg liefert ebenfalls einen unveränderlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0046" n="32"/><fw place="top" type="header">Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.</fw><lb/>
flächengestalt geeignete Verfahren stösst somit auf mancherlei Schwierig-<lb/>
keiten und ist deshalb wenig gebräuchlich.</p><lb/>
            <p>Man sucht die durch Spanabheben zu bearbeitenden Maschinentheile<lb/>
so zu gestalten, dass durch einfache und dauerhafte Führungen möglich<lb/>
wird, <hi rendition="#g">die Werkzeuge stets in der gleichen Richtung gegenüber<lb/>
der die augenblicklich zu bearbeitende Stelle tangirenden<lb/>
Ebene zu erhalten</hi>.</p><lb/>
            <p>Um zu erkennen, welche Flächengestalten dieser Forderung genügen,<lb/>
beziehungsweise welcher Art die zugehörigen Führungen sein müssen, soll<lb/>
hier unterschieden werden zwischen den Bearbeitungen durch Einzelstichel,<lb/>
Formstichel, Fräser und Schleifstein.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">1. Bearbeitung mittels Einzelstichels.</hi> </head><lb/>
              <p>Es heisse der Weg, welchen der Stichel in der Richtung der Durch-<lb/>
dringungslinien schneidend zurücklegt, der <hi rendition="#g">Hauptweg,</hi> diejenige Verschie-<lb/>
bung, welche ihn über die folgende Durchdringungslinie bringt, der <hi rendition="#g">Seiten-<lb/>
weg</hi> oder <hi rendition="#g">Schaltweg</hi> des Stichels.</p><lb/>
              <p>Aus den bisherigen Erörterungen folgt nun zunächst die Forderung:<lb/><hi rendition="#g">der Hauptweg soll derartig sein, dass der Ansatzwinkel sich<lb/>
nicht ändert</hi>.</p><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 34.</head>
              </figure><lb/>
              <p>Um diesen Satz für die Folge<lb/>
bequemer ausdrücken zu können, will<lb/>
ich diejenige gerade Linie <hi rendition="#i">AB</hi>, Fig. 34,<lb/>
welche winkelrecht zur Längenrich-<lb/>
tung der Schneide und ebenso winkel-<lb/>
recht zum Hauptweg liegt, also mit<lb/>
dem Rücken der Schneide den Winkel<lb/><hi rendition="#i">&#x03B7;</hi> = 90° &#x2014; <hi rendition="#i">i</hi> einschliesst, die <hi rendition="#g">Richt-<lb/>
linie</hi> der Schneide nennen. Obiger<lb/>
Satz lautet hiernach: <hi rendition="#g">Die Richtlinie<lb/>
soll winkelrecht auf der in Bil-<lb/>
dung begriffenen Fläche stehen</hi>.</p><lb/>
              <p>Dieser Forderung genügt der <hi rendition="#g">ge-<lb/>
radlinige Hauptweg</hi> leicht. Dem<lb/>
festliegenden Stichel gegenüber wird<lb/>
das Werkstück geradlinig verschoben<lb/>
(Tischhobelmaschine) oder gegenüber<lb/>
dem ruhenden Werkstück beschreibt<lb/>
der Stichel gerade Wege (Grubenhobel-,<lb/>
Feil-, Stoss-, Seitenhobel-Maschine):<lb/>
in beiden Fällen hat der Stichel überall die zutreffende Richtung, wenn sie<lb/>
an einer Stelle vorhanden ist.</p><lb/>
              <p>Der gerade Hauptweg ist nach Abhebung eines Spanes rückwärts zu<lb/>
durchschreiten, worauf der Seitenweg ruckweise zurückgelegt wird, um<lb/>
mit dem Abnehmen eines neuen Spanes beginnen zu können. Damit<lb/>
jedoch auf diesem Rückwege die Stichelschneide nicht nöthig hat die<lb/>
vorher gebildete Fläche nochmals kräftig zurückzudrängen, zieht man sie<lb/>
vom Werkstück ab oder gestattet ihr selbstthätig ausweichend mit leichtem<lb/>
Druck über sie hinwegzugleiten.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#g">kreisförmige Hauptweg</hi> liefert ebenfalls einen unveränderlichen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0046] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. flächengestalt geeignete Verfahren stösst somit auf mancherlei Schwierig- keiten und ist deshalb wenig gebräuchlich. Man sucht die durch Spanabheben zu bearbeitenden Maschinentheile so zu gestalten, dass durch einfache und dauerhafte Führungen möglich wird, die Werkzeuge stets in der gleichen Richtung gegenüber der die augenblicklich zu bearbeitende Stelle tangirenden Ebene zu erhalten. Um zu erkennen, welche Flächengestalten dieser Forderung genügen, beziehungsweise welcher Art die zugehörigen Führungen sein müssen, soll hier unterschieden werden zwischen den Bearbeitungen durch Einzelstichel, Formstichel, Fräser und Schleifstein. 1. Bearbeitung mittels Einzelstichels. Es heisse der Weg, welchen der Stichel in der Richtung der Durch- dringungslinien schneidend zurücklegt, der Hauptweg, diejenige Verschie- bung, welche ihn über die folgende Durchdringungslinie bringt, der Seiten- weg oder Schaltweg des Stichels. Aus den bisherigen Erörterungen folgt nun zunächst die Forderung: der Hauptweg soll derartig sein, dass der Ansatzwinkel sich nicht ändert. [Abbildung Fig. 34. ] Um diesen Satz für die Folge bequemer ausdrücken zu können, will ich diejenige gerade Linie AB, Fig. 34, welche winkelrecht zur Längenrich- tung der Schneide und ebenso winkel- recht zum Hauptweg liegt, also mit dem Rücken der Schneide den Winkel η = 90° — i einschliesst, die Richt- linie der Schneide nennen. Obiger Satz lautet hiernach: Die Richtlinie soll winkelrecht auf der in Bil- dung begriffenen Fläche stehen. Dieser Forderung genügt der ge- radlinige Hauptweg leicht. Dem festliegenden Stichel gegenüber wird das Werkstück geradlinig verschoben (Tischhobelmaschine) oder gegenüber dem ruhenden Werkstück beschreibt der Stichel gerade Wege (Grubenhobel-, Feil-, Stoss-, Seitenhobel-Maschine): in beiden Fällen hat der Stichel überall die zutreffende Richtung, wenn sie an einer Stelle vorhanden ist. Der gerade Hauptweg ist nach Abhebung eines Spanes rückwärts zu durchschreiten, worauf der Seitenweg ruckweise zurückgelegt wird, um mit dem Abnehmen eines neuen Spanes beginnen zu können. Damit jedoch auf diesem Rückwege die Stichelschneide nicht nöthig hat die vorher gebildete Fläche nochmals kräftig zurückzudrängen, zieht man sie vom Werkstück ab oder gestattet ihr selbstthätig ausweichend mit leichtem Druck über sie hinwegzugleiten. Der kreisförmige Hauptweg liefert ebenfalls einen unveränderlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/46
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/46>, abgerufen am 22.12.2024.