Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720.

Bild:
<< vorherige Seite

Nun kömmt er aber noch auf was Gutes / das er noch zu hoffen habe: Ich wil wandeln vor dem HErrn in dem Lande der Lebendigen. David spricht nun wieder mit sich selbst / und getröstet sich zuforderst seines guten Willens / daß er forthin vor dem HErrn seinem GOtt wolle wandeln; das ist / nach Redens-Art der heiligen Schrifft / ein gottseeliges GOtt-gefälliges Leben führen / so thun / als ob er alle Augenblick vor dem Angesichte GOttes stünde. Dabey getröstet er sich auch der Hoffnung / daß ihm GOTT noch wolle eine Zeitlang leben / und im Lande der Lebendigen behalten / und sich von ihm in seiner heiligen Hütten sehen lassen. Aber auch / wann dieses Leben / welches mehr heisse todt seyn / denn leben / zu Ende käme / ihn in das rechte Land der Lebendigen aufnehmen / da er erst recht aufleben / da er GOtt / den lebendigen GOTT / nach dem seine Seele so lange Ps. XLII. v. 3.gedürstet, vom Angesicht zu Angesichte sehen / und bey dem HErrn bleiben werde ewiglich.

Anwendung.
Wir wollen hierbey zu unserer Erbauung erkennen lernen:

Die rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Welche ist wol dieselbe? Ich sage mit Wahrheit: Sie ist das Tod-Bette oder Todes-Lager eines gläubigen Christen. Diese Wahrheit wird wol nicht so fort einem jeden in die Augen leuchten. Es pflegt ja nichts unruhiger zu seyn / als das Krancken- und Todes-Bette. Die Schmertzen / die Beängstigungen / die Schlaflosen Nächte / das Wunder / worin man öffters noch in der Welt lebet / was man noch auszurichten gedacht / u. s. w. Das Winseln und die Thränen der umstehenden Angehöri-

Nun kömmt er aber noch auf was Gutes / das er noch zu hoffen habe: Ich wil wandeln vor dem HErrn in dem Lande der Lebendigen. David spricht nun wieder mit sich selbst / und getröstet sich zuforderst seines guten Willens / daß er forthin vor dem HErrn seinem GOtt wolle wandeln; das ist / nach Redens-Art der heiligen Schrifft / ein gottseeliges GOtt-gefälliges Leben führen / so thun / als ob er alle Augenblick vor dem Angesichte GOttes stünde. Dabey getröstet er sich auch der Hoffnung / daß ihm GOTT noch wolle eine Zeitlang leben / und im Lande der Lebendigen behalten / und sich von ihm in seiner heiligen Hütten sehen lassen. Aber auch / wann dieses Leben / welches mehr heisse todt seyn / denn leben / zu Ende käme / ihn in das rechte Land der Lebendigen aufnehmen / da er erst recht aufleben / da er GOtt / den lebendigen GOTT / nach dem seine Seele so lange Ps. XLII. v. 3.gedürstet, vom Angesicht zu Angesichte sehen / und bey dem HErrn bleiben werde ewiglich.

Anwendung.
Wir wollen hierbey zu unserer Erbauung erkennen lernen:

Die rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Welche ist wol dieselbe? Ich sage mit Wahrheit: Sie ist das Tod-Bette oder Todes-Lager eines gläubigen Christen. Diese Wahrheit wird wol nicht so fort einem jeden in die Augen leuchten. Es pflegt ja nichts unruhiger zu seyn / als das Krancken- und Todes-Bette. Die Schmertzen / die Beängstigungen / die Schlaflosen Nächte / das Wunder / worin man öffters noch in der Welt lebet / was man noch auszurichten gedacht / u. s. w. Das Winseln und die Thränen der umstehenden Angehöri-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0022" n="16"/>
        <p>Nun kömmt er aber noch auf was Gutes / das er noch zu hoffen habe: Ich wil
                     wandeln vor dem HErrn in dem Lande der Lebendigen. David spricht nun wieder mit
                     sich selbst / und getröstet sich zuforderst seines guten Willens / daß er
                     forthin vor dem HErrn seinem GOtt wolle wandeln; das ist / nach Redens-Art der
                     heiligen Schrifft / ein gottseeliges GOtt-gefälliges Leben führen / so thun /
                     als ob er alle Augenblick vor dem Angesichte GOttes stünde. Dabey getröstet er
                     sich auch der Hoffnung / daß ihm GOTT noch wolle eine Zeitlang leben / und im
                     Lande der Lebendigen behalten / und sich von ihm in seiner heiligen Hütten sehen
                     lassen. Aber auch / wann dieses Leben / welches mehr heisse todt seyn / denn
                     leben / zu Ende käme / ihn in das rechte Land der Lebendigen aufnehmen / da er
                     erst recht aufleben / da er GOtt / den lebendigen GOTT / nach dem seine Seele so
                     lange <note place="left">Ps. XLII. v. 3.</note>gedürstet, vom Angesicht
                     zu Angesichte sehen / und bey dem HErrn bleiben werde ewiglich.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Anwendung.<lb/></head>
      </div>
      <div>
        <head>Wir wollen hierbey zu unserer Erbauung erkennen lernen:<lb/></head>
        <p>Die rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Welche ist wol dieselbe? Ich sage
                     mit Wahrheit: Sie ist das Tod-Bette oder Todes-Lager eines gläubigen Christen.
                     Diese Wahrheit wird wol nicht so fort einem jeden in die Augen leuchten. Es
                     pflegt ja nichts unruhiger zu seyn / als das Krancken- und Todes-Bette. Die
                     Schmertzen / die Beängstigungen / die Schlaflosen Nächte / das Wunder / worin
                     man öffters noch in der Welt lebet / was man noch auszurichten gedacht / u. s.
                     w. Das Winseln und die Thränen der umstehenden Angehöri-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0022] Nun kömmt er aber noch auf was Gutes / das er noch zu hoffen habe: Ich wil wandeln vor dem HErrn in dem Lande der Lebendigen. David spricht nun wieder mit sich selbst / und getröstet sich zuforderst seines guten Willens / daß er forthin vor dem HErrn seinem GOtt wolle wandeln; das ist / nach Redens-Art der heiligen Schrifft / ein gottseeliges GOtt-gefälliges Leben führen / so thun / als ob er alle Augenblick vor dem Angesichte GOttes stünde. Dabey getröstet er sich auch der Hoffnung / daß ihm GOTT noch wolle eine Zeitlang leben / und im Lande der Lebendigen behalten / und sich von ihm in seiner heiligen Hütten sehen lassen. Aber auch / wann dieses Leben / welches mehr heisse todt seyn / denn leben / zu Ende käme / ihn in das rechte Land der Lebendigen aufnehmen / da er erst recht aufleben / da er GOtt / den lebendigen GOTT / nach dem seine Seele so lange gedürstet, vom Angesicht zu Angesichte sehen / und bey dem HErrn bleiben werde ewiglich. Ps. XLII. v. 3. Anwendung. Wir wollen hierbey zu unserer Erbauung erkennen lernen: Die rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Welche ist wol dieselbe? Ich sage mit Wahrheit: Sie ist das Tod-Bette oder Todes-Lager eines gläubigen Christen. Diese Wahrheit wird wol nicht so fort einem jeden in die Augen leuchten. Es pflegt ja nichts unruhiger zu seyn / als das Krancken- und Todes-Bette. Die Schmertzen / die Beängstigungen / die Schlaflosen Nächte / das Wunder / worin man öffters noch in der Welt lebet / was man noch auszurichten gedacht / u. s. w. Das Winseln und die Thränen der umstehenden Angehöri-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1720
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1720/22
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1720/22>, abgerufen am 30.12.2024.