Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720.Erklärung. Wenn wir also mit einander ansehen und anhören: Den seine Seele stillenden David, so zeigt sich dabey zweyerley fürnemlich zu betrachten: (I.) Eine Ermahnung stille zu seyn. (II.) Eine Bewegung stille zu seyn.Die Ermahnung ist diese:
Sey nun wieder zufrieden, meine Seele! Wir finden gar offt in den Psalmen Davids soli loquia, oder solche Reden / die er mit sich selbst / mit seiner Seele / mit seinem Hertzen hält / und sind dieselbe nichts anders / als solche gute Gedancken / und gute Entschliessungen / die er forthin gedencket ins Werck zu richten / so / daß dieses: Sey nun wieder zufrieden, meine Seele, so viel ist / als: Ich wil nicht mehr unruhig, sondern ich wil stille und zufrieden seyn. Unruhe und Ruhe / Unzufriedenheit und Stille haben ihren Sitz in dem Hertzen oder Gemüthe / als dem vernünfftigen Theile des Menschen; darum wil David hier auch sein Hertz bestraffen und ihm einreden / daß es sich übereilet / und die Ruhe / die Stille / welche er in seinem GOTT gehabt / sich lassen nehmen / und unruhig und unzufrieden geworden; denn es heißt eigentlich: Revertere in quietes tuas, Kehre wieder in deine Ruhe. Die fata Davids sind unterschiedlich gewesen: Bey seinem ersten Ruff zum Königreich war alles gut; wie ihm Samuel gesalbet / war es auch noch ruhig; als er den Goliath erschlagen / und das Volck ihn mit einem Sieges-Liede bewillkommete / konte er auch zufrieden seyn / so lange als ihn Saul noch leiden kunte; hernach aber stifftete Neid und Erklärung. Wenn wir also mit einander ansehen und anhören: Den seine Seele stillenden David, so zeigt sich dabey zweyerley fürnemlich zu betrachten: (I.) Eine Ermahnung stille zu seyn. (II.) Eine Bewegung stille zu seyn.Die Ermahnung ist diese:
Sey nun wieder zufrieden, meine Seele! Wir finden gar offt in den Psalmen Davids soli loquia, oder solche Reden / die er mit sich selbst / mit seiner Seele / mit seinem Hertzen hält / und sind dieselbe nichts anders / als solche gute Gedancken / und gute Entschliessungen / die er forthin gedencket ins Werck zu richten / so / daß dieses: Sey nun wieder zufrieden, meine Seele, so viel ist / als: Ich wil nicht mehr unruhig, sondern ich wil stille und zufrieden seyn. Unruhe und Ruhe / Unzufriedenheit und Stille haben ihren Sitz in dem Hertzen oder Gemüthe / als dem vernünfftigen Theile des Menschen; darum wil David hier auch sein Hertz bestraffen und ihm einreden / daß es sich übereilet / und die Ruhe / die Stille / welche er in seinem GOTT gehabt / sich lassen nehmen / und unruhig und unzufrieden geworden; denn es heißt eigentlich: Revertere in quietes tuas, Kehre wieder in deine Ruhe. Die fata Davids sind unterschiedlich gewesen: Bey seinem ersten Ruff zum Königreich war alles gut; wie ihm Samuel gesalbet / war es auch noch ruhig; als er den Goliath erschlagen / und das Volck ihn mit einem Sieges-Liede bewillkommete / konte er auch zufrieden seyn / so lange als ihn Saul noch leiden kunte; hernach aber stifftete Neid und <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0015" n="9"/> </div> <div> <head>Erklärung.<lb/></head> <p>Wenn wir also mit einander ansehen und anhören: Den seine Seele stillenden David, so zeigt sich dabey zweyerley fürnemlich zu betrachten:</p> <l>(I.) Eine Ermahnung stille zu seyn.</l> <l>(II.) Eine Bewegung stille zu seyn.</l> </div> <div> <head>Die Ermahnung ist diese:<lb/></head> </div> <div> <head>Sey nun wieder zufrieden, meine Seele!<lb/></head> <p>Wir finden gar offt in den Psalmen Davids soli loquia, oder solche Reden / die er mit sich selbst / mit seiner Seele / mit seinem Hertzen hält / und sind dieselbe nichts anders / als solche gute Gedancken / und gute Entschliessungen / die er forthin gedencket ins Werck zu richten / so / daß dieses: Sey nun wieder zufrieden, meine Seele, so viel ist / als: Ich wil nicht mehr unruhig, sondern ich wil stille und zufrieden seyn. Unruhe und Ruhe / Unzufriedenheit und Stille haben ihren Sitz in dem Hertzen oder Gemüthe / als dem vernünfftigen Theile des Menschen; darum wil David hier auch sein Hertz bestraffen und ihm einreden / daß es sich übereilet / und die Ruhe / die Stille / welche er in seinem GOTT gehabt / sich lassen nehmen / und unruhig und unzufrieden geworden; denn es heißt eigentlich: Revertere in quietes tuas, Kehre wieder in deine Ruhe.</p> <p>Die fata Davids sind unterschiedlich gewesen: Bey seinem ersten Ruff zum Königreich war alles gut; wie ihm Samuel gesalbet / war es auch noch ruhig; als er den Goliath erschlagen / und das Volck ihn mit einem Sieges-Liede bewillkommete / konte er auch zufrieden seyn / so lange als ihn Saul noch leiden kunte; hernach aber stifftete Neid und </p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0015]
Erklärung.
Wenn wir also mit einander ansehen und anhören: Den seine Seele stillenden David, so zeigt sich dabey zweyerley fürnemlich zu betrachten:
(I.) Eine Ermahnung stille zu seyn. (II.) Eine Bewegung stille zu seyn. Die Ermahnung ist diese:
Sey nun wieder zufrieden, meine Seele!
Wir finden gar offt in den Psalmen Davids soli loquia, oder solche Reden / die er mit sich selbst / mit seiner Seele / mit seinem Hertzen hält / und sind dieselbe nichts anders / als solche gute Gedancken / und gute Entschliessungen / die er forthin gedencket ins Werck zu richten / so / daß dieses: Sey nun wieder zufrieden, meine Seele, so viel ist / als: Ich wil nicht mehr unruhig, sondern ich wil stille und zufrieden seyn. Unruhe und Ruhe / Unzufriedenheit und Stille haben ihren Sitz in dem Hertzen oder Gemüthe / als dem vernünfftigen Theile des Menschen; darum wil David hier auch sein Hertz bestraffen und ihm einreden / daß es sich übereilet / und die Ruhe / die Stille / welche er in seinem GOTT gehabt / sich lassen nehmen / und unruhig und unzufrieden geworden; denn es heißt eigentlich: Revertere in quietes tuas, Kehre wieder in deine Ruhe.
Die fata Davids sind unterschiedlich gewesen: Bey seinem ersten Ruff zum Königreich war alles gut; wie ihm Samuel gesalbet / war es auch noch ruhig; als er den Goliath erschlagen / und das Volck ihn mit einem Sieges-Liede bewillkommete / konte er auch zufrieden seyn / so lange als ihn Saul noch leiden kunte; hernach aber stifftete Neid und
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