Mit Recht bekennen wir, daß erst mit unserem eigenen Dasein das gegeben ist, was wir als vorhanden anzu¬ sprechen vermögen. Es ist aber damit, wie wir gesehen haben, noch wenig gesagt. Im bloßen Dasein des Men¬ schen mit seinen sinnlich-geistigen Anlagen liegt noch keine Bürgschaft für das Vorhandensein einer Welt, die nun dem Menschen schlechthin, allen Menschen gemeinsam an¬ gehört. Im Dasein des Menschen liegt die Bürgschaft nur für die Möglichkeit der Entstehung dessen, was wir, da wir es in den Formen besitzen, die wir selbst gebildet haben, das Vorhandene nennen. Eine Realisirung dieser Möglichkeit kann aber nur in einer Thätigkeit stattfinden, die der Mensch entwickelt. Nicht dem Menschen, sondern durch den Menschen offenbart sich alles, was wir meinen können, wenn wir von Natur, Seiendem, Wirklichkeit, Welt reden.
Wir haben erwähnt, daß dem Menschen kein Mittel zu Gebote steht, durch das er den gesammten Wirklichkeits¬ gehalt eines Dinges in einen gemeinsamen Ausdruck zu fassen vermöchte, daß er vielmehr darauf angewiesen ist, auf verschiedenen Wegen zur thätigen Entwickelung eines
6.
Mit Recht bekennen wir, daß erſt mit unſerem eigenen Daſein das gegeben iſt, was wir als vorhanden anzu¬ ſprechen vermögen. Es iſt aber damit, wie wir geſehen haben, noch wenig geſagt. Im bloßen Daſein des Men¬ ſchen mit ſeinen ſinnlich-geiſtigen Anlagen liegt noch keine Bürgſchaft für das Vorhandenſein einer Welt, die nun dem Menſchen ſchlechthin, allen Menſchen gemeinſam an¬ gehört. Im Daſein des Menſchen liegt die Bürgſchaft nur für die Möglichkeit der Entſtehung deſſen, was wir, da wir es in den Formen beſitzen, die wir ſelbſt gebildet haben, das Vorhandene nennen. Eine Realiſirung dieſer Möglichkeit kann aber nur in einer Thätigkeit ſtattfinden, die der Menſch entwickelt. Nicht dem Menſchen, ſondern durch den Menſchen offenbart ſich alles, was wir meinen können, wenn wir von Natur, Seiendem, Wirklichkeit, Welt reden.
Wir haben erwähnt, daß dem Menſchen kein Mittel zu Gebote ſteht, durch das er den geſammten Wirklichkeits¬ gehalt eines Dinges in einen gemeinſamen Ausdruck zu faſſen vermöchte, daß er vielmehr darauf angewieſen iſt, auf verſchiedenen Wegen zur thätigen Entwickelung eines
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[[120]/0132]
6.
Mit Recht bekennen wir, daß erſt mit unſerem eigenen
Daſein das gegeben iſt, was wir als vorhanden anzu¬
ſprechen vermögen. Es iſt aber damit, wie wir geſehen
haben, noch wenig geſagt. Im bloßen Daſein des Men¬
ſchen mit ſeinen ſinnlich-geiſtigen Anlagen liegt noch keine
Bürgſchaft für das Vorhandenſein einer Welt, die nun
dem Menſchen ſchlechthin, allen Menſchen gemeinſam an¬
gehört. Im Daſein des Menſchen liegt die Bürgſchaft
nur für die Möglichkeit der Entſtehung deſſen, was wir,
da wir es in den Formen beſitzen, die wir ſelbſt gebildet
haben, das Vorhandene nennen. Eine Realiſirung dieſer
Möglichkeit kann aber nur in einer Thätigkeit ſtattfinden,
die der Menſch entwickelt. Nicht dem Menſchen, ſondern
durch den Menſchen offenbart ſich alles, was wir meinen
können, wenn wir von Natur, Seiendem, Wirklichkeit, Welt
reden.
Wir haben erwähnt, daß dem Menſchen kein Mittel
zu Gebote ſteht, durch das er den geſammten Wirklichkeits¬
gehalt eines Dinges in einen gemeinſamen Ausdruck zu
faſſen vermöchte, daß er vielmehr darauf angewieſen iſt,
auf verſchiedenen Wegen zur thätigen Entwickelung eines
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Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887, S. [120]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fiedler_kuenstlerische_1887/132>, abgerufen am 04.03.2025.
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