Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887.5. Erblickt man in der bildenden, darstellenden Thätig¬ 5. Erblickt man in der bildenden, darſtellenden Thätig¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0104" n="[92]"/> <div n="1"> <head>5.<lb/></head> <p>Erblickt man in der bildenden, darſtellenden Thätig¬<lb/> keit des Künſtlers nichts anderes als die Entwickelung des<lb/> Sehproceſſes, ſo ſieht man für das Wirklichkeitsbewußtſein<lb/> des Menſchen ein beſonderes eigenthümliches Gebiet er¬<lb/> öffnet. Hier aber muß vor allem einem landläufigen Irr¬<lb/> thum entgegengetreten werden. Durch die Pflege einer ſo¬<lb/> genannten anſchaulichen Beziehung zu den Dingen ſoll man,<lb/> ſo hört man oft ſagen, in das Verhältniß eingeführt wer¬<lb/> den, in das ſich der Künſtler zur Natur ſetzt. Es iſt<lb/> gewiß ein billiges Verlangen, daß der Menſch von ſeinen<lb/> Augen einen ausgiebigen Gebrauch mache, umſomehr wo<lb/> es gilt, die ſichtbare Seite der Dinge gegenüber einer<lb/> gewohnheitsmäßigen allzugeringen Werthſchätzung zu Ehren<lb/> zu bringen. Nur täuſcht man ſich über das, was man<lb/> dadurch erreicht. Es tritt als Folge eines überhand¬<lb/> nehmenden Hindrängens nach Pflege der Geſichtswahr¬<lb/> nehmungen in der Regel von zwei Fällen einer ein: ent¬<lb/> weder iſt es die Betheiligung des Auges an dem geſammten<lb/> in ſo mannichfachen Aeußerungsformen ſich darſtellenden<lb/> Leben des Individuums, die eine Steigerung erfährt, oder<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[92]/0104]
5.
Erblickt man in der bildenden, darſtellenden Thätig¬
keit des Künſtlers nichts anderes als die Entwickelung des
Sehproceſſes, ſo ſieht man für das Wirklichkeitsbewußtſein
des Menſchen ein beſonderes eigenthümliches Gebiet er¬
öffnet. Hier aber muß vor allem einem landläufigen Irr¬
thum entgegengetreten werden. Durch die Pflege einer ſo¬
genannten anſchaulichen Beziehung zu den Dingen ſoll man,
ſo hört man oft ſagen, in das Verhältniß eingeführt wer¬
den, in das ſich der Künſtler zur Natur ſetzt. Es iſt
gewiß ein billiges Verlangen, daß der Menſch von ſeinen
Augen einen ausgiebigen Gebrauch mache, umſomehr wo
es gilt, die ſichtbare Seite der Dinge gegenüber einer
gewohnheitsmäßigen allzugeringen Werthſchätzung zu Ehren
zu bringen. Nur täuſcht man ſich über das, was man
dadurch erreicht. Es tritt als Folge eines überhand¬
nehmenden Hindrängens nach Pflege der Geſichtswahr¬
nehmungen in der Regel von zwei Fällen einer ein: ent¬
weder iſt es die Betheiligung des Auges an dem geſammten
in ſo mannichfachen Aeußerungsformen ſich darſtellenden
Leben des Individuums, die eine Steigerung erfährt, oder
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