Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

V. d. möglichen u. nothwend. Obj. e. Verb.
Reichsacht getroffen hat. 2) Die Verwiesenen,
die vor Ablauf ihrer Strafzeit in das Terri-
torium zurückkehren.



Vierter Abschnitt.
Von den nothwendigen Bedingungen eines Ver-
brechens in Ansehung des Aktes der Ueber-
tretung selbst.
§. 46.

Jede Handlung, die als Uebertretung be-
trachtet werden soll, setzt als nothwendige Be-
dingung voraus I. dass sie eine äussere d. i.
äusserlich erkennbare Handlung sey. Innere
Handlungen des Menschen sind nie Rechts-
verletzungen, also auch nicht Verbrechen *)
II. Die äussere Handlung, welche einen Andern
verletzt, darf nicht selbst die Ausübung eines
wohlbegründeten Rechtes seyn
. Die Verletzung
eines andern, als blosse Folge der Aus-
übung meines Rechts, ist keine eigentliche
Rechtsverletzung, sondern ein blosses dam-
num in consequentiam veniens
, und also auch
kein Verbrechen.


§. 47.
*) Dies bestimmen ausdrückliche Gesetze L. 53. §. 2.
L. 225. D. de V. S. L. 18. D. de poenis. Ueber die
scheinbar entgegengesetzte Verordnung der L. 14.
D. de sicariis vergl. Günther u. Otto neues Leip-
ziger Magazin für Rechtsgelehrte
. Jahrg. 1786. 1 Stk.
S. 1 -- 17. Glücks ausführl. Erl. d. Pandekten I Bd,
S. 62. Anm. 15.
C 2

V. d. möglichen u. nothwend. Obj. e. Verb.
Reichsacht getroffen hat. 2) Die Verwieſenen,
die vor Ablauf ihrer Strafzeit in das Terri-
torium zurückkehren.



Vierter Abſchnitt.
Von den nothwendigen Bedingungen eines Ver-
brechens in Anſehung des Aktes der Ueber-
tretung ſelbſt.
§. 46.

Jede Handlung, die als Uebertretung be-
trachtet werden ſoll, ſetzt als nothwendige Be-
dingung voraus I. daſs ſie eine äuſſere d. i.
äuſſerlich erkennbare Handlung ſey. Innere
Handlungen des Menſchen ſind nie Rechts-
verletzungen, alſo auch nicht Verbrechen *)
II. Die äuſſere Handlung, welche einen Andern
verletzt, darf nicht ſelbſt die Ausübung eines
wohlbegründeten Rechtes ſeyn
. Die Verletzung
eines andern, als bloſſe Folge der Aus-
übung meines Rechts, iſt keine eigentliche
Rechtsverletzung, ſondern ein bloſses dam-
num in conſequentiam veniens
, und alſo auch
kein Verbrechen.


§. 47.
*) Dies beſtimmen ausdrückliche Geſetze L. 53. §. 2.
L. 225. D. de V. S. L. 18. D. de poenis. Ueber die
ſcheinbar entgegengeſetzte Verordnung der L. 14.
D. de ſicariis vergl. Günther u. Otto neues Leip-
ziger Magazin für Rechtsgelehrte
. Jahrg. 1786. 1 Stk.
S. 1 — 17. Glücks ausführl. Erl. d. Pandekten I Bd,
S. 62. Anm. 15.
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0063" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">V. d. möglichen u. nothwend. Obj. e. Verb.</hi></fw><lb/><hi rendition="#i">Reichsacht</hi> getroffen hat. 2) Die Verwie&#x017F;enen,<lb/>
die vor Ablauf ihrer Strafzeit in das Terri-<lb/>
torium zurückkehren.</p>
                  </div>
                </div>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#g">Vierter Ab&#x017F;chnitt</hi>.<lb/><hi rendition="#i">Von den nothwendigen Bedingungen eines Ver-<lb/>
brechens in An&#x017F;ehung des Aktes der Ueber-<lb/>
tretung &#x017F;elb&#x017F;t.</hi></head><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 46.</head><lb/>
                  <p><hi rendition="#in">J</hi>ede Handlung, die als Uebertretung be-<lb/>
trachtet werden &#x017F;oll, &#x017F;etzt als nothwendige Be-<lb/>
dingung voraus I. da&#x017F;s &#x017F;ie eine <hi rendition="#i">äu&#x017F;&#x017F;ere</hi> d. i.<lb/>
äu&#x017F;&#x017F;erlich erkennbare Handlung &#x017F;ey. Innere<lb/>
Handlungen des Men&#x017F;chen &#x017F;ind nie Rechts-<lb/>
verletzungen, al&#x017F;o auch nicht Verbrechen <note place="foot" n="*)">Dies be&#x017F;timmen ausdrückliche Ge&#x017F;etze <hi rendition="#i">L.</hi> 53. §. 2.<lb/><hi rendition="#i">L. 225. D. de V. S.</hi> L. 18. <hi rendition="#i">D. de poenis</hi>. Ueber die<lb/>
&#x017F;cheinbar entgegenge&#x017F;etzte Verordnung der L. 14.<lb/><hi rendition="#i">D. de &#x017F;icariis</hi> vergl. <hi rendition="#g">Günther u. Otto</hi> <hi rendition="#i">neues Leip-<lb/>
ziger Magazin für Rechtsgelehrte</hi>. Jahrg. 1786. 1 Stk.<lb/>
S. 1 &#x2014; 17. <hi rendition="#g">Glücks</hi> <hi rendition="#i">ausführl. Erl. d. Pandekten</hi> I Bd,<lb/>
S. 62. Anm. 15.</note><lb/>
II. Die <hi rendition="#i">äu&#x017F;&#x017F;ere Handlung</hi>, welche einen Andern<lb/>
verletzt, <hi rendition="#i">darf nicht &#x017F;elb&#x017F;t die Ausübung eines<lb/>
wohlbegründeten Rechtes &#x017F;eyn</hi>. Die Verletzung<lb/>
eines andern, als blo&#x017F;&#x017F;e Folge der Aus-<lb/>
übung meines Rechts, i&#x017F;t keine eigentliche<lb/>
Rechtsverletzung, &#x017F;ondern ein blo&#x017F;ses <hi rendition="#i">dam-<lb/>
num in con&#x017F;equentiam veniens</hi>, und al&#x017F;o auch<lb/>
kein Verbrechen.</p>
                </div><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">C 2</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">§. 47.</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0063] V. d. möglichen u. nothwend. Obj. e. Verb. Reichsacht getroffen hat. 2) Die Verwieſenen, die vor Ablauf ihrer Strafzeit in das Terri- torium zurückkehren. Vierter Abſchnitt. Von den nothwendigen Bedingungen eines Ver- brechens in Anſehung des Aktes der Ueber- tretung ſelbſt. §. 46. Jede Handlung, die als Uebertretung be- trachtet werden ſoll, ſetzt als nothwendige Be- dingung voraus I. daſs ſie eine äuſſere d. i. äuſſerlich erkennbare Handlung ſey. Innere Handlungen des Menſchen ſind nie Rechts- verletzungen, alſo auch nicht Verbrechen *) II. Die äuſſere Handlung, welche einen Andern verletzt, darf nicht ſelbſt die Ausübung eines wohlbegründeten Rechtes ſeyn. Die Verletzung eines andern, als bloſſe Folge der Aus- übung meines Rechts, iſt keine eigentliche Rechtsverletzung, ſondern ein bloſses dam- num in conſequentiam veniens, und alſo auch kein Verbrechen. §. 47. *) Dies beſtimmen ausdrückliche Geſetze L. 53. §. 2. L. 225. D. de V. S. L. 18. D. de poenis. Ueber die ſcheinbar entgegengeſetzte Verordnung der L. 14. D. de ſicariis vergl. Günther u. Otto neues Leip- ziger Magazin für Rechtsgelehrte. Jahrg. 1786. 1 Stk. S. 1 — 17. Glücks ausführl. Erl. d. Pandekten I Bd, S. 62. Anm. 15. C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/63
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/63>, abgerufen am 19.11.2024.