Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

Bild:
<< vorherige Seite
Muth genug, mit des Zweifels unsterblicher Hy-
dra zu ringen,
Und dem Feind in dir selbst männlich
entgegen zu gehn,
Mit des Auges Gesundheit, des Herzens heiliger
Unschuld
Zu entlarven den Trug, der dich als Wahr-
heit versucht?
Fliehe, bist du des Führers im eigenen
Busen nicht sicher,
Fliehe den lockenden Rand, ehe der Schlund
dich verschlingt.
Manche gingen nach Licht, und stürzten in tie-
fere Nacht nur;
Sicher im Dämmerschein wandelt die
Kindheit dahin.


IV.
Archimedes und der Schüler.


Zu Archimedes kam ein wißbegieriger Jüngling:
Weihe mich, sprach er zu ihm, ein in die
göttliche Kunst,
Die so herrliche Früchte dem Vaterlande getragen,
Und die Mauren der Stadt vor der Sam-
buca *) beschützt.
*) Name einer Belagerungsmaschine, deren sich
Marcellus gegen Syrakus bediente.
Muth genug, mit des Zweifels unſterblicher Hy-
dra zu ringen,
Und dem Feind in dir ſelbſt maͤnnlich
entgegen zu gehn,
Mit des Auges Geſundheit, des Herzens heiliger
Unſchuld
Zu entlarven den Trug, der dich als Wahr-
heit verſucht?
Fliehe, biſt du des Fuͤhrers im eigenen
Buſen nicht ſicher,
Fliehe den lockenden Rand, ehe der Schlund
dich verſchlingt.
Manche gingen nach Licht, und ſtuͤrzten in tie-
fere Nacht nur;
Sicher im Daͤmmerſchein wandelt die
Kindheit dahin.


IV.
Archimedes und der Schuͤler.


Zu Archimedes kam ein wißbegieriger Juͤngling:
Weihe mich, ſprach er zu ihm, ein in die
goͤttliche Kunſt,
Die ſo herrliche Fruͤchte dem Vaterlande getragen,
Und die Mauren der Stadt vor der Sam-
buca *) beſchuͤtzt.
*) Name einer Belagerungsmaſchine, deren ſich
Marcellus gegen Syrakus bediente.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0254" n="236"/>
            </l>
            <l>Muth genug, mit des Zweifels un&#x017F;terblicher Hy-</l><lb/>
            <l>dra zu ringen,</l><lb/>
            <l>Und dem <hi rendition="#g">Feind in dir &#x017F;elb&#x017F;t</hi> ma&#x0364;nnlich</l><lb/>
            <l>entgegen zu gehn,</l><lb/>
            <l>Mit des Auges Ge&#x017F;undheit, des Herzens heiliger</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;chuld</l><lb/>
            <l>Zu entlarven den Trug, der dich als Wahr-</l><lb/>
            <l>heit ver&#x017F;ucht?</l><lb/>
            <l>Fliehe, <hi rendition="#g">bi&#x017F;t du des Fu&#x0364;hrers im eigenen</hi></l><lb/>
            <l><hi rendition="#g">Bu&#x017F;en nicht &#x017F;icher</hi>,</l><lb/>
            <l>Fliehe den lockenden Rand, ehe der Schlund</l><lb/>
            <l>dich ver&#x017F;chlingt.</l><lb/>
            <l>Manche gingen nach Licht, und &#x017F;tu&#x0364;rzten in tie-</l><lb/>
            <l>fere Nacht nur;</l><lb/>
            <l>Sicher im <hi rendition="#g">Da&#x0364;mmer&#x017F;chein</hi> wandelt die</l><lb/>
            <l>Kindheit dahin.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/>
Archimedes und der Schu&#x0364;ler.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <l>Zu Archimedes kam ein wißbegieriger Ju&#x0364;ngling:</l><lb/>
            <l>Weihe mich, &#x017F;prach er zu ihm, ein in die</l><lb/>
            <l>go&#x0364;ttliche Kun&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;o herrliche Fru&#x0364;chte dem Vaterlande getragen,</l><lb/>
            <l>Und die Mauren der Stadt vor der Sam-</l><lb/>
            <l>buca <note place="foot" n="*)">Name einer Belagerungsma&#x017F;chine, deren &#x017F;ich<lb/>
Marcellus gegen Syrakus bediente.</note> be&#x017F;chu&#x0364;tzt.</l><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0254] Muth genug, mit des Zweifels unſterblicher Hy- dra zu ringen, Und dem Feind in dir ſelbſt maͤnnlich entgegen zu gehn, Mit des Auges Geſundheit, des Herzens heiliger Unſchuld Zu entlarven den Trug, der dich als Wahr- heit verſucht? Fliehe, biſt du des Fuͤhrers im eigenen Buſen nicht ſicher, Fliehe den lockenden Rand, ehe der Schlund dich verſchlingt. Manche gingen nach Licht, und ſtuͤrzten in tie- fere Nacht nur; Sicher im Daͤmmerſchein wandelt die Kindheit dahin. IV. Archimedes und der Schuͤler. Zu Archimedes kam ein wißbegieriger Juͤngling: Weihe mich, ſprach er zu ihm, ein in die goͤttliche Kunſt, Die ſo herrliche Fruͤchte dem Vaterlande getragen, Und die Mauren der Stadt vor der Sam- buca *) beſchuͤtzt. *) Name einer Belagerungsmaſchine, deren ſich Marcellus gegen Syrakus bediente.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/254
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/254>, abgerufen am 23.11.2024.