Das vierdte capitel, von den mitteln zum guten stilo.
Jnhalt.
VOn den mitteln zum guten stilo überhaupt, und ins besondere dem naturell, §. 1. Vom unter- richt, §. 2. Von der lectur, §. 3. Von der übung und zwar durch die übersetzung, §. 4. Durch die va- riationes, §. 5. Durch imitationes, § 6. Durch eigne zusammensetzung mit periodis, §. 7. Mit aller- ley arten von argumentis, §. 8. Mit allerhand arten von reden, §. 9.
§. 1.
DAß man zu einer fertigkeit im stilo gelangen, und nicht nur die guten ei- genschaften des stili überhaupt, son- dern auch eines ieden insonderheit recht an- bringen könne, muß man einmahl von der natur mit guten fähigkeiten ausgerüstet seyn, hernach durch eine gute anführung nach gründ- lichen und deutlichen regeln, auch durch die le- ctur vollkommener exempel aufgemuntert wer- den, und endlich durch eignen fleiß und oft wie- derholte übung, zu der gehörigen fertigkeit kommen.a) Was hiezu die natur beyträgt, ist zwar an sich nicht eben den regeln unter- worffen, dann iudicium, ingenium und memo- rie und einen lebhaftigen geist, kan man sich nicht selbsten geben, aber doch wird man durch die Philosophie und nachdencken das iudicium, durch lesung der Poeien das ingenium, durch er- lernung der sprachen und Historie die memorie,
und
von den mitteln
Das vierdte capitel, von den mitteln zum guten ſtilo.
Jnhalt.
VOn den mitteln zum guten ſtilo uͤberhaupt, und ins beſondere dem naturell, §. 1. Vom unter- richt, §. 2. Von der lectur, §. 3. Von der uͤbung und zwar durch die uͤberſetzung, §. 4. Durch die va- riationes, §. 5. Durch imitationes, § 6. Durch eigne zuſammenſetzung mit periodis, §. 7. Mit aller- ley arten von argumentis, §. 8. Mit allerhand arten von reden, §. 9.
§. 1.
DAß man zu einer fertigkeit im ſtilo gelangen, und nicht nur die guten ei- genſchaften des ſtili uͤberhaupt, ſon- dern auch eines ieden inſonderheit recht an- bringen koͤnne, muß man einmahl von der natur mit guten faͤhigkeiten ausgeruͤſtet ſeyn, hernach durch eine gute anfuͤhrung nach gruͤnd- lichen und deutlichen regeln, auch durch die le- ctur vollkommeneꝛ exempel aufgemuntert wer- den, und endlich durch eignen fleiß und oft wie- derholte uͤbung, zu der gehoͤrigen fertigkeit kommen.a) Was hiezu die natur beytraͤgt, iſt zwar an ſich nicht eben den regeln unter- worffen, dann iudicium, ingenium und memo- rie und einen lebhaftigen geiſt, kan man ſich nicht ſelbſten geben, aber doch wird man durch die Philoſophie und nachdencken das iudicium, durch leſung der Poeien das ingenium, durch er- lernung der ſprachen und Hiſtorie die memorie,
und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0372"n="354"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den mitteln</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Das vierdte capitel,<lb/>
von den mitteln zum guten ſtilo.</hi></head><lb/><argument><head><hirendition="#fr">Jnhalt.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">V</hi>On den mitteln zum guten ſtilo uͤberhaupt, und<lb/>
ins beſondere dem naturell, §. 1. Vom unter-<lb/>
richt, §. 2. Von der lectur, §. 3. Von der uͤbung<lb/>
und zwar durch die uͤberſetzung, §. 4. Durch die va-<lb/>
riationes, §. 5. Durch imitationes, § 6. Durch<lb/>
eigne zuſammenſetzung mit periodis, §. 7. Mit aller-<lb/>
ley arten von argumentis, §. 8. Mit allerhand arten<lb/>
von reden, §. 9.</p></argument><lb/><p><hirendition="#c">§. 1.</hi></p><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>Aß man zu einer fertigkeit im ſtilo<lb/>
gelangen, und nicht nur die guten ei-<lb/>
genſchaften des ſtili uͤberhaupt, ſon-<lb/>
dern auch eines ieden inſonderheit recht an-<lb/>
bringen koͤnne, muß man einmahl von der<lb/>
natur mit guten faͤhigkeiten ausgeruͤſtet ſeyn,<lb/>
hernach durch eine gute anfuͤhrung nach gruͤnd-<lb/>
lichen und deutlichen regeln, auch durch die le-<lb/>
ctur vollkommeneꝛ exempel aufgemuntert wer-<lb/>
den, und endlich durch eignen fleiß und oft wie-<lb/>
derholte uͤbung, zu der gehoͤrigen fertigkeit<lb/>
kommen.<notexml:id="notefn-a-74"next="#note-a-74"place="end"n="a)"/> Was hiezu die natur beytraͤgt,<lb/>
iſt zwar an ſich nicht eben den regeln unter-<lb/>
worffen, dann iudicium, ingenium und memo-<lb/>
rie und einen lebhaftigen geiſt, kan man ſich<lb/>
nicht ſelbſten geben, aber doch wird man durch<lb/>
die Philoſophie und nachdencken das iudicium,<lb/>
durch leſung der Poeien das ingenium, durch er-<lb/>
lernung der ſprachen und Hiſtorie die memorie,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[354/0372]
von den mitteln
Das vierdte capitel,
von den mitteln zum guten ſtilo.
Jnhalt.
VOn den mitteln zum guten ſtilo uͤberhaupt, und
ins beſondere dem naturell, §. 1. Vom unter-
richt, §. 2. Von der lectur, §. 3. Von der uͤbung
und zwar durch die uͤberſetzung, §. 4. Durch die va-
riationes, §. 5. Durch imitationes, § 6. Durch
eigne zuſammenſetzung mit periodis, §. 7. Mit aller-
ley arten von argumentis, §. 8. Mit allerhand arten
von reden, §. 9.
§. 1.
DAß man zu einer fertigkeit im ſtilo
gelangen, und nicht nur die guten ei-
genſchaften des ſtili uͤberhaupt, ſon-
dern auch eines ieden inſonderheit recht an-
bringen koͤnne, muß man einmahl von der
natur mit guten faͤhigkeiten ausgeruͤſtet ſeyn,
hernach durch eine gute anfuͤhrung nach gruͤnd-
lichen und deutlichen regeln, auch durch die le-
ctur vollkommeneꝛ exempel aufgemuntert wer-
den, und endlich durch eignen fleiß und oft wie-
derholte uͤbung, zu der gehoͤrigen fertigkeit
kommen.
a⁾
Was hiezu die natur beytraͤgt,
iſt zwar an ſich nicht eben den regeln unter-
worffen, dann iudicium, ingenium und memo-
rie und einen lebhaftigen geiſt, kan man ſich
nicht ſelbſten geben, aber doch wird man durch
die Philoſophie und nachdencken das iudicium,
durch leſung der Poeien das ingenium, durch er-
lernung der ſprachen und Hiſtorie die memorie,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/372>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.