Zwei und funfzigstes haubtstück von den gerechtigkeiten, welche keine dinstbarkeiten sind, besonders den regalien, und hoheitsrechten. § 2084
Einige spigeln vor: daß dise lehre hirher nichtvon den maje- staets- und ho- heitsrechten, auch polizei-an- stalten. gehöre; allein es können jedoch dijenige von solchen sachen nicht urteilen, welche bei dem ur- tel-machen nicht hergekommen sind, um die ver- mengung der römischgesinneten rechtsgelehrten mit irem hodie, oder iren vermeintlichen moribus ein- zusehen, wenn sie kein buch haben, worin dijenige sachen fürkommen, darin man urtel sprechen muß, und im römischen rechte nicht entschiden sind. Nun ist zwar die polizei eine besondere wissenschaft; al- lein, so gut dem Triboniane erlaubet war, alle polizei-sachen, zumal in den justinianischen codex, und in die pandecten zu bringen; eben sowohl ist einem teutschen urtelsverfasser vergönnet: selbige in einem buche fürzutragen. Jn teutschen polizei- sachen kan man das römische recht langsam, oder gar nicht anwenden. Den landesherrn hindert darin keine rechtskraft; sondern er kan sie, nach befinden, zum besten der untertanen, und seiner staten, wider aufheben (§ 6373 des 2ten th.). Die majestaetsrechte sind von den regalien unterschiden. Der regalien bedinet sich der regent, um die öf- fentliche lasten zu bestreiten, seine würde zu unter- halten, auch seinen, und der untertanen nuz zu befördern. Dahingegen enthalten die majestaets- rechte die macht, und gewalt eines regentens, wo- durch er seine regirung unterstüzet; darnebst ruhe, und sicherheit in seinen staten zu erhalten suchet. Die landeshoheit ist ebenfalls von den regalien
zu
K k k 5
II b., LII h. von den gerechtigkeiten ꝛc.
Zwei und funfzigſtes haubtſtuͤck von den gerechtigkeiten, welche keine dinſtbarkeiten ſind, beſonders den regalien, und hoheitsrechten. § 2084
Einige ſpigeln vor: daß diſe lehre hirher nichtvon den maje- ſtaets- und ho- heitsrechten, auch polizei-an- ſtalten. gehoͤre; allein es koͤnnen jedoch dijenige von ſolchen ſachen nicht urteilen, welche bei dem ur- tel-machen nicht hergekommen ſind, um die ver- mengung der roͤmiſchgeſinneten rechtsgelehrten mit irem hodie, oder iren vermeintlichen moribus ein- zuſehen, wenn ſie kein buch haben, worin dijenige ſachen fuͤrkommen, darin man urtel ſprechen muß, und im roͤmiſchen rechte nicht entſchiden ſind. Nun iſt zwar die polizei eine beſondere wiſſenſchaft; al- lein, ſo gut dem Triboniane erlaubet war, alle polizei-ſachen, zumal in den juſtinianiſchen codex, und in die pandecten zu bringen; eben ſowohl iſt einem teutſchen urtelsverfaſſer vergoͤnnet: ſelbige in einem buche fuͤrzutragen. Jn teutſchen polizei- ſachen kan man das roͤmiſche recht langſam, oder gar nicht anwenden. Den landesherrn hindert darin keine rechtskraft; ſondern er kan ſie, nach befinden, zum beſten der untertanen, und ſeiner ſtaten, wider aufheben (§ 6373 des 2ten th.). Die majeſtaetsrechte ſind von den regalien unterſchiden. Der regalien bedinet ſich der regent, um die oͤf- fentliche laſten zu beſtreiten, ſeine wuͤrde zu unter- halten, auch ſeinen, und der untertanen nuz zu befoͤrdern. Dahingegen enthalten die majeſtaets- rechte die macht, und gewalt eines regentens, wo- durch er ſeine regirung unterſtuͤzet; darnebſt ruhe, und ſicherheit in ſeinen ſtaten zu erhalten ſuchet. Die landeshoheit iſt ebenfalls von den regalien
zu
K k k 5
<TEI><text><body><pbfacs="#f0913"n="889"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II</hi> b., <hirendition="#aq">LII</hi> h. von den gerechtigkeiten ꝛc.</hi></fw><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Zwei und funfzigſtes haubtſtuͤck<lb/>
von den gerechtigkeiten, welche keine<lb/>
dinſtbarkeiten ſind, beſonders den regalien,<lb/>
und hoheitsrechten.</hi><lb/>
§ 2084</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>inige ſpigeln vor: daß diſe lehre hirher nicht<noteplace="right">von den maje-<lb/>ſtaets- und ho-<lb/>
heitsrechten,<lb/>
auch polizei-an-<lb/>ſtalten.</note><lb/>
gehoͤre; allein es koͤnnen jedoch dijenige von<lb/>ſolchen ſachen nicht urteilen, welche bei dem ur-<lb/>
tel-machen nicht hergekommen ſind, um die ver-<lb/>
mengung der roͤmiſchgeſinneten rechtsgelehrten mit<lb/>
irem hodie, oder iren vermeintlichen moribus ein-<lb/>
zuſehen, wenn ſie kein buch haben, worin dijenige<lb/>ſachen fuͤrkommen, darin man urtel ſprechen muß,<lb/>
und im roͤmiſchen rechte nicht entſchiden ſind. Nun<lb/>
iſt zwar die polizei eine beſondere wiſſenſchaft; al-<lb/>
lein, ſo gut dem Triboniane erlaubet war, alle<lb/>
polizei-ſachen, zumal in den juſtinianiſchen codex,<lb/>
und in die pandecten zu bringen; eben ſowohl iſt<lb/>
einem teutſchen urtelsverfaſſer vergoͤnnet: ſelbige<lb/>
in einem buche fuͤrzutragen. Jn teutſchen polizei-<lb/>ſachen kan man das roͤmiſche recht langſam, oder<lb/>
gar nicht anwenden. Den landesherrn hindert<lb/>
darin keine rechtskraft; ſondern er kan ſie, nach<lb/>
befinden, zum beſten der untertanen, und ſeiner<lb/>ſtaten, wider aufheben (§ 6373 des 2ten th.). Die<lb/>
majeſtaetsrechte ſind von den regalien unterſchiden.<lb/>
Der regalien bedinet ſich der regent, um die oͤf-<lb/>
fentliche laſten zu beſtreiten, ſeine wuͤrde zu unter-<lb/>
halten, auch ſeinen, und der untertanen nuz zu<lb/>
befoͤrdern. Dahingegen enthalten die majeſtaets-<lb/>
rechte die macht, und gewalt eines regentens, wo-<lb/>
durch er ſeine regirung unterſtuͤzet; darnebſt ruhe,<lb/>
und ſicherheit in ſeinen ſtaten zu erhalten ſuchet.<lb/>
Die landeshoheit iſt ebenfalls von den regalien<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K k k 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[889/0913]
II b., LII h. von den gerechtigkeiten ꝛc.
Zwei und funfzigſtes haubtſtuͤck
von den gerechtigkeiten, welche keine
dinſtbarkeiten ſind, beſonders den regalien,
und hoheitsrechten.
§ 2084
Einige ſpigeln vor: daß diſe lehre hirher nicht
gehoͤre; allein es koͤnnen jedoch dijenige von
ſolchen ſachen nicht urteilen, welche bei dem ur-
tel-machen nicht hergekommen ſind, um die ver-
mengung der roͤmiſchgeſinneten rechtsgelehrten mit
irem hodie, oder iren vermeintlichen moribus ein-
zuſehen, wenn ſie kein buch haben, worin dijenige
ſachen fuͤrkommen, darin man urtel ſprechen muß,
und im roͤmiſchen rechte nicht entſchiden ſind. Nun
iſt zwar die polizei eine beſondere wiſſenſchaft; al-
lein, ſo gut dem Triboniane erlaubet war, alle
polizei-ſachen, zumal in den juſtinianiſchen codex,
und in die pandecten zu bringen; eben ſowohl iſt
einem teutſchen urtelsverfaſſer vergoͤnnet: ſelbige
in einem buche fuͤrzutragen. Jn teutſchen polizei-
ſachen kan man das roͤmiſche recht langſam, oder
gar nicht anwenden. Den landesherrn hindert
darin keine rechtskraft; ſondern er kan ſie, nach
befinden, zum beſten der untertanen, und ſeiner
ſtaten, wider aufheben (§ 6373 des 2ten th.). Die
majeſtaetsrechte ſind von den regalien unterſchiden.
Der regalien bedinet ſich der regent, um die oͤf-
fentliche laſten zu beſtreiten, ſeine wuͤrde zu unter-
halten, auch ſeinen, und der untertanen nuz zu
befoͤrdern. Dahingegen enthalten die majeſtaets-
rechte die macht, und gewalt eines regentens, wo-
durch er ſeine regirung unterſtuͤzet; darnebſt ruhe,
und ſicherheit in ſeinen ſtaten zu erhalten ſuchet.
Die landeshoheit iſt ebenfalls von den regalien
zu
von den maje-
ſtaets- und ho-
heitsrechten,
auch polizei-an-
ſtalten.
K k k 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/913>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.