Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

II buch, XLI haubtstück,
gleichwohl darf sie in einer gegend, der kessel ge-
nannt, nur das heu machen; gestalt die gedachte
stadt hernach das grummet abhütet. Nicht min-
der wollen die Schenken zu Schweinsberg, als ge-
richtsherren des städtchens Schweinsberg, in Ober-
Hessen, eine ausgerodete wisenflur zum heu- und
grummetmachen für sich behaubten; da aber die
stadt von undenklichen jaren die gräserei darin ver-
übet hatte, haben die fürstl. regirung zu Marburg,
und das oberappellationsgericht zu Cassel für die
aufrechterhaltung der dinstbarkeit gesprochen, und
der bürgerschaft das graßholen, in den wisen, die
erlen genannt, zugesprochen. Jn den hisigen lan-
den ist, vermöge einer landesfürlichen verordnung
vom 11ten märz 1745, die schaafhut vom 11ten
april bis zum 1ten nov. festgesezet worden, Hof-
mann
im entwurfe von polizei-anstalten s. 124
§ 62.

§ 1718
von der wässe-
tung der wi-
sen.

Die wässerung der wisen kan man auf vilerlei
weise ausüben; bald hat man hirzu die befugniß:
vermöge der landesgesäze, und gewonheiten (§ 2241
fg. des 1ten th.), bald vermittels einer dinstbarkeit,
teils gegen erlegung eines järlichen zinses, teils aus
freundschaft, vergünstigung, und bittweise, u. s. w.
Jn sachen des Johann Adam Crönungs, auf dem
Gemmerzhofe, im Fuldaischen, klägers, wider den
Geörgen Mehler, aus Hugenfloß, ambtes Wey-
her, kam im monate sept. 1763 bei uns folgender
fall für: der kläger hatte einen acker zur wise ligen
lassen, wozu er von des beklagtens wise das wasser
zur wässerung, gegen erlegung eines guldens jär-
lich mit erlaubniß bekommen hatte. Der kläger
wollte den gulden weiter nicht mehr geben; sondern
begerete: daß der richter ihm ein neues recht, und

eine

II buch, XLI haubtſtuͤck,
gleichwohl darf ſie in einer gegend, der keſſel ge-
nannt, nur das heu machen; geſtalt die gedachte
ſtadt hernach das grummet abhuͤtet. Nicht min-
der wollen die Schenken zu Schweinsberg, als ge-
richtsherren des ſtaͤdtchens Schweinsberg, in Ober-
Heſſen, eine ausgerodete wiſenflur zum heu- und
grummetmachen fuͤr ſich behaubten; da aber die
ſtadt von undenklichen jaren die graͤſerei darin ver-
uͤbet hatte, haben die fuͤrſtl. regirung zu Marburg,
und das oberappellationsgericht zu Caſſel fuͤr die
aufrechterhaltung der dinſtbarkeit geſprochen, und
der buͤrgerſchaft das graßholen, in den wiſen, die
erlen genannt, zugeſprochen. Jn den hiſigen lan-
den iſt, vermoͤge einer landesfuͤrlichen verordnung
vom 11ten maͤrz 1745, die ſchaafhut vom 11ten
april bis zum 1ten nov. feſtgeſezet worden, Hof-
mann
im entwurfe von polizei-anſtalten ſ. 124
§ 62.

§ 1718
von der waͤſſe-
tung der wi-
ſen.

Die waͤſſerung der wiſen kan man auf vilerlei
weiſe ausuͤben; bald hat man hirzu die befugniß:
vermoͤge der landesgeſaͤze, und gewonheiten (§ 2241
fg. des 1ten th.), bald vermittels einer dinſtbarkeit,
teils gegen erlegung eines jaͤrlichen zinſes, teils aus
freundſchaft, verguͤnſtigung, und bittweiſe, u. ſ. w.
Jn ſachen des Johann Adam Croͤnungs, auf dem
Gemmerzhofe, im Fuldaiſchen, klaͤgers, wider den
Geoͤrgen Mehler, aus Hugenfloß, ambtes Wey-
her, kam im monate ſept. 1763 bei uns folgender
fall fuͤr: der klaͤger hatte einen acker zur wiſe ligen
laſſen, wozu er von des beklagtens wiſe das waſſer
zur waͤſſerung, gegen erlegung eines guldens jaͤr-
lich mit erlaubniß bekommen hatte. Der klaͤger
wollte den gulden weiter nicht mehr geben; ſondern
begerete: daß der richter ihm ein neues recht, und

eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0770" n="746"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> buch, <hi rendition="#aq">XLI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
gleichwohl darf &#x017F;ie in einer gegend, der ke&#x017F;&#x017F;el ge-<lb/>
nannt, nur das heu machen; ge&#x017F;talt die gedachte<lb/>
&#x017F;tadt hernach das grummet abhu&#x0364;tet. Nicht min-<lb/>
der wollen die Schenken zu Schweinsberg, als ge-<lb/>
richtsherren des &#x017F;ta&#x0364;dtchens Schweinsberg, in Ober-<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en, eine ausgerodete wi&#x017F;enflur zum heu- und<lb/>
grummetmachen fu&#x0364;r &#x017F;ich behaubten; da aber die<lb/>
&#x017F;tadt von undenklichen jaren die gra&#x0364;&#x017F;erei darin ver-<lb/>
u&#x0364;bet hatte, haben die fu&#x0364;r&#x017F;tl. regirung zu Marburg,<lb/>
und das oberappellationsgericht zu Ca&#x017F;&#x017F;el fu&#x0364;r die<lb/>
aufrechterhaltung der din&#x017F;tbarkeit ge&#x017F;prochen, und<lb/>
der bu&#x0364;rger&#x017F;chaft das graßholen, in den wi&#x017F;en, die<lb/>
erlen genannt, zuge&#x017F;prochen. Jn den hi&#x017F;igen lan-<lb/>
den i&#x017F;t, vermo&#x0364;ge einer landesfu&#x0364;rlichen verordnung<lb/>
vom 11ten ma&#x0364;rz 1745, die &#x017F;chaafhut vom 11ten<lb/>
april bis zum 1ten nov. fe&#x017F;tge&#x017F;ezet worden, <hi rendition="#fr">Hof-<lb/>
mann</hi> im entwurfe von polizei-an&#x017F;talten &#x017F;. 124<lb/>
§ 62.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 1718</head><lb/>
          <note place="left">von der wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
tung der wi-<lb/>
&#x017F;en.</note>
          <p>Die wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung der wi&#x017F;en kan man auf vilerlei<lb/>
wei&#x017F;e ausu&#x0364;ben; bald hat man hirzu die befugniß:<lb/>
vermo&#x0364;ge der landesge&#x017F;a&#x0364;ze, und gewonheiten (§ 2241<lb/>
fg. des 1ten th.), bald vermittels einer din&#x017F;tbarkeit,<lb/>
teils gegen erlegung eines ja&#x0364;rlichen zin&#x017F;es, teils aus<lb/>
freund&#x017F;chaft, vergu&#x0364;n&#x017F;tigung, und bittwei&#x017F;e, u. &#x017F;. w.<lb/>
Jn &#x017F;achen des Johann Adam Cro&#x0364;nungs, auf dem<lb/>
Gemmerzhofe, im Fuldai&#x017F;chen, kla&#x0364;gers, wider den<lb/>
Geo&#x0364;rgen Mehler, aus Hugenfloß, ambtes Wey-<lb/>
her, kam im monate &#x017F;ept. 1763 bei uns folgender<lb/>
fall fu&#x0364;r: der kla&#x0364;ger hatte einen acker zur wi&#x017F;e ligen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, wozu er von des beklagtens wi&#x017F;e das wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zur wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung, gegen erlegung eines guldens ja&#x0364;r-<lb/>
lich mit erlaubniß bekommen hatte. Der kla&#x0364;ger<lb/>
wollte den gulden weiter nicht mehr geben; &#x017F;ondern<lb/>
begerete: daß der richter ihm ein neues recht, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[746/0770] II buch, XLI haubtſtuͤck, gleichwohl darf ſie in einer gegend, der keſſel ge- nannt, nur das heu machen; geſtalt die gedachte ſtadt hernach das grummet abhuͤtet. Nicht min- der wollen die Schenken zu Schweinsberg, als ge- richtsherren des ſtaͤdtchens Schweinsberg, in Ober- Heſſen, eine ausgerodete wiſenflur zum heu- und grummetmachen fuͤr ſich behaubten; da aber die ſtadt von undenklichen jaren die graͤſerei darin ver- uͤbet hatte, haben die fuͤrſtl. regirung zu Marburg, und das oberappellationsgericht zu Caſſel fuͤr die aufrechterhaltung der dinſtbarkeit geſprochen, und der buͤrgerſchaft das graßholen, in den wiſen, die erlen genannt, zugeſprochen. Jn den hiſigen lan- den iſt, vermoͤge einer landesfuͤrlichen verordnung vom 11ten maͤrz 1745, die ſchaafhut vom 11ten april bis zum 1ten nov. feſtgeſezet worden, Hof- mann im entwurfe von polizei-anſtalten ſ. 124 § 62. § 1718 Die waͤſſerung der wiſen kan man auf vilerlei weiſe ausuͤben; bald hat man hirzu die befugniß: vermoͤge der landesgeſaͤze, und gewonheiten (§ 2241 fg. des 1ten th.), bald vermittels einer dinſtbarkeit, teils gegen erlegung eines jaͤrlichen zinſes, teils aus freundſchaft, verguͤnſtigung, und bittweiſe, u. ſ. w. Jn ſachen des Johann Adam Croͤnungs, auf dem Gemmerzhofe, im Fuldaiſchen, klaͤgers, wider den Geoͤrgen Mehler, aus Hugenfloß, ambtes Wey- her, kam im monate ſept. 1763 bei uns folgender fall fuͤr: der klaͤger hatte einen acker zur wiſe ligen laſſen, wozu er von des beklagtens wiſe das waſſer zur waͤſſerung, gegen erlegung eines guldens jaͤr- lich mit erlaubniß bekommen hatte. Der klaͤger wollte den gulden weiter nicht mehr geben; ſondern begerete: daß der richter ihm ein neues recht, und eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/770
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/770>, abgerufen am 30.12.2024.