mutter, noch von der dirne bei irem leben vorhan- den gewesen ist. Herzog Albrecht zu Braunschweig errichtete ein findelhaus, Haltaus sp. 622. Jn Cassel ist dises 1761 geschehen.
§ 878
von der ehr- lichmachung der uneheli- chen kinder grosser herren.
Ob aber eines grossen herrn natürliche kinder an sich adelich sind? will Tiraquel behaubten; al- lein vergebens; sondern sie werden heute zu tage erst in den adel- oder freiherrn- oder grafen-stand erhoben. Wo aber ahnen erfodert werden, kom- men sie nicht fort; mithin kan ein solcher natürli- cher son eines grossen herrn kein domherr werden; wohl aber ein bischoff, und praelat. Denn ein bi- schoff, als bischoff, brauchet keine ahnen; wohl aber ein domherr, teutscher ordensritter etc. Jm- mittels vermag ein grosser herr aus landesherrlicher macht, und ober-botmassigkeit, seine natürlichen kinder zu legitimiren. Kaiser Friderich II legitimir- te den Manfried, als seinen natürlichen son, und verliß ihm das königreich Arles. Carl Ludewig, kurfürst zu Pfalz, hat als Reichs-vicarius seinen natürlichen son: Ludewig von Rohtenschild, legiti- miret; in betracht bei den natürlichen kindern er- lauchter personen in Teutschlande das legitimiren, als eine kaiserliche gerechtsame betrachtet wird; mithin die K. und Reichskammer dise nicht aus- übet. Ein anders ist die ehrlichmachung der re- genten, und landesherren, welche sie iren unterta- nen in iren staten angedeien lassen, Mich. Heinr. Gribner am a. o., Ge. Heinr. Ayrerde rescripto legitimat. principis plenissimum effectum tribuente legitimi licet liberi extent,Goett. 1748, Freiherr von Senkenberg im 2ten th. der sammlung unge- druckter etc schriften s. 40, allwo ein fall von nobili- tirung unehelicher kinder fürkömmt. Der papst
Paull
CXVI h. von der ehrlichmachung ꝛc.
mutter, noch von der dirne bei irem leben vorhan- den geweſen iſt. Herzog Albrecht zu Braunſchweig errichtete ein findelhaus, Haltaus ſp. 622. Jn Caſſel iſt diſes 1761 geſchehen.
§ 878
von der ehr- lichmachung der uneheli- chen kinder groſſer herren.
Ob aber eines groſſen herrn natuͤrliche kinder an ſich adelich ſind? will Tiraquel behaubten; al- lein vergebens; ſondern ſie werden heute zu tage erſt in den adel- oder freiherrn- oder grafen-ſtand erhoben. Wo aber ahnen erfodert werden, kom- men ſie nicht fort; mithin kan ein ſolcher natuͤrli- cher ſon eines groſſen herrn kein domherr werden; wohl aber ein biſchoff, und praelat. Denn ein bi- ſchoff, als biſchoff, brauchet keine ahnen; wohl aber ein domherr, teutſcher ordensritter ꝛc. Jm- mittels vermag ein groſſer herr aus landesherrlicher macht, und ober-botmaſſigkeit, ſeine natuͤrlichen kinder zu legitimiren. Kaiſer Friderich II legitimir- te den Manfried, als ſeinen natuͤrlichen ſon, und verliß ihm das koͤnigreich Arles. Carl Ludewig, kurfuͤrſt zu Pfalz, hat als Reichs-vicarius ſeinen natuͤrlichen ſon: Ludewig von Rohtenſchild, legiti- miret; in betracht bei den natuͤrlichen kindern er- lauchter perſonen in Teutſchlande das legitimiren, als eine kaiſerliche gerechtſame betrachtet wird; mithin die K. und Reichskammer diſe nicht aus- uͤbet. Ein anders iſt die ehrlichmachung der re- genten, und landesherren, welche ſie iren unterta- nen in iren ſtaten angedeien laſſen, Mich. Heinr. Gribner am a. o., Ge. Heinr. Ayrerde reſcripto legitimat. principis pleniſſimum effectum tribuente legitimi licet liberi extent,Goett. 1748, Freiherr von Senkenberg im 2ten th. der ſammlung unge- druckter ꝛc ſchriften ſ. 40, allwo ein fall von nobili- tirung unehelicher kinder fuͤrkoͤmmt. Der papſt
Paull
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0550"n="526"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">CXVI</hi> h. von der ehrlichmachung ꝛc.</hi></fw><lb/>
mutter, noch von der dirne bei irem leben vorhan-<lb/>
den geweſen iſt. Herzog Albrecht zu Braunſchweig<lb/>
errichtete ein findelhaus, <hirendition="#fr">Haltaus</hi>ſp. 622. Jn<lb/>
Caſſel iſt diſes 1761 geſchehen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 878</head><lb/><noteplace="left">von der ehr-<lb/>
lichmachung<lb/>
der uneheli-<lb/>
chen kinder<lb/>
groſſer herren.</note><p>Ob aber eines groſſen herrn natuͤrliche kinder<lb/>
an ſich adelich ſind? will <hirendition="#fr">Tiraquel</hi> behaubten; al-<lb/>
lein vergebens; ſondern ſie werden heute zu tage<lb/>
erſt in den adel- oder freiherrn- oder grafen-ſtand<lb/>
erhoben. Wo aber ahnen erfodert werden, kom-<lb/>
men ſie nicht fort; mithin kan ein ſolcher natuͤrli-<lb/>
cher ſon eines groſſen herrn kein domherr werden;<lb/>
wohl aber ein biſchoff, und praelat. Denn ein bi-<lb/>ſchoff, als biſchoff, brauchet keine ahnen; wohl<lb/>
aber ein domherr, teutſcher ordensritter ꝛc. Jm-<lb/>
mittels vermag ein groſſer herr aus landesherrlicher<lb/>
macht, und ober-botmaſſigkeit, ſeine natuͤrlichen<lb/>
kinder zu legitimiren. Kaiſer Friderich <hirendition="#aq">II</hi> legitimir-<lb/>
te den Manfried, als ſeinen natuͤrlichen ſon, und<lb/>
verliß ihm das koͤnigreich Arles. Carl Ludewig,<lb/>
kurfuͤrſt zu Pfalz, hat als Reichs-vicarius ſeinen<lb/>
natuͤrlichen ſon: Ludewig von Rohtenſchild, legiti-<lb/>
miret; in betracht bei den natuͤrlichen kindern er-<lb/>
lauchter perſonen in Teutſchlande das legitimiren,<lb/>
als eine kaiſerliche gerechtſame betrachtet wird;<lb/>
mithin die K. und Reichskammer diſe nicht aus-<lb/>
uͤbet. Ein anders iſt die ehrlichmachung der re-<lb/>
genten, und landesherren, welche ſie iren unterta-<lb/>
nen in iren ſtaten angedeien laſſen, <hirendition="#fr">Mich. Heinr.<lb/>
Gribner</hi> am a. o., <hirendition="#fr">Ge. Heinr. Ayrer</hi><hirendition="#aq">de reſcripto<lb/>
legitimat. principis pleniſſimum effectum tribuente<lb/>
legitimi licet liberi extent,</hi><hirendition="#fr">Goett.</hi> 1748, Freiherr<lb/><hirendition="#fr">von Senkenberg</hi> im 2ten th. der ſammlung unge-<lb/>
druckter ꝛc ſchriften ſ. 40, allwo ein fall von nobili-<lb/>
tirung unehelicher kinder fuͤrkoͤmmt. Der papſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Paull</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[526/0550]
CXVI h. von der ehrlichmachung ꝛc.
mutter, noch von der dirne bei irem leben vorhan-
den geweſen iſt. Herzog Albrecht zu Braunſchweig
errichtete ein findelhaus, Haltaus ſp. 622. Jn
Caſſel iſt diſes 1761 geſchehen.
§ 878
Ob aber eines groſſen herrn natuͤrliche kinder
an ſich adelich ſind? will Tiraquel behaubten; al-
lein vergebens; ſondern ſie werden heute zu tage
erſt in den adel- oder freiherrn- oder grafen-ſtand
erhoben. Wo aber ahnen erfodert werden, kom-
men ſie nicht fort; mithin kan ein ſolcher natuͤrli-
cher ſon eines groſſen herrn kein domherr werden;
wohl aber ein biſchoff, und praelat. Denn ein bi-
ſchoff, als biſchoff, brauchet keine ahnen; wohl
aber ein domherr, teutſcher ordensritter ꝛc. Jm-
mittels vermag ein groſſer herr aus landesherrlicher
macht, und ober-botmaſſigkeit, ſeine natuͤrlichen
kinder zu legitimiren. Kaiſer Friderich II legitimir-
te den Manfried, als ſeinen natuͤrlichen ſon, und
verliß ihm das koͤnigreich Arles. Carl Ludewig,
kurfuͤrſt zu Pfalz, hat als Reichs-vicarius ſeinen
natuͤrlichen ſon: Ludewig von Rohtenſchild, legiti-
miret; in betracht bei den natuͤrlichen kindern er-
lauchter perſonen in Teutſchlande das legitimiren,
als eine kaiſerliche gerechtſame betrachtet wird;
mithin die K. und Reichskammer diſe nicht aus-
uͤbet. Ein anders iſt die ehrlichmachung der re-
genten, und landesherren, welche ſie iren unterta-
nen in iren ſtaten angedeien laſſen, Mich. Heinr.
Gribner am a. o., Ge. Heinr. Ayrer de reſcripto
legitimat. principis pleniſſimum effectum tribuente
legitimi licet liberi extent, Goett. 1748, Freiherr
von Senkenberg im 2ten th. der ſammlung unge-
druckter ꝛc ſchriften ſ. 40, allwo ein fall von nobili-
tirung unehelicher kinder fuͤrkoͤmmt. Der papſt
Paull
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/550>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.