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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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ehestiftungen, oder ehelichen.
§ 774

Das verlöbniß enthält 1) den accord wegenvon den ehege-
bräuchen der
jüden.

der brautgift, Beck vom rechte der jüden, cap. 6,
s. 62 fg., von Pufendorf obs. 97 vol. 1, s. 249 fg.
2) muß der schreiber einen eid leisten, 3) wird ein
topf zerbrochen, 4) verliset man den ehelich (stau-
res-stores-brif) (§ 2937 des 2ten th.), und braut,
auch bräutigam beschenken einander. Bei dem
hochzeitgange befinden sich 1) alle männer, 2) dar-
auf folget der bräutigam, 3) der rabbi. Die
weiber gehen voraus; hirnächst folget die braut
verdeckt durch das vom Bräutigam der braut über-
schickte talles. Bei der trauung ist der bräutigam
mit dem talles bedeckt, und die braut stehet darun-
ter, hirbei findet sich der rabbi, das glas wein,
und der mit gold gestickete himmel. Nach der
trauung sind die feierlichkeiten: 1) der bräutigam
wirft mit dem glase nach dem stern, 2) die braut
eilet nach hause etc Paull Christian Kirchners jü-
disches ceremoniel, Nürnberg 1734, in 4t, und
allda 172 das Kupfer.

§ 781

Die ehestiftungen sind nach dem teutschenvon verbind-
lichkeit der
ehebrife.

sprüchworte: ein wort, ein wort etc etc, zusagen ma-
chet schuld etc. Treu und glauben war bei den
Teutschen heilig, Tacitus de moribus germ. cap.
24, und annal. lib. 13, cap. 54. Wer treu und
glaube hilt, hiß ein bidermann, Wachter im gloss.
sp. 164. Daher die ehebrife heilig, unverbrüch-
lich, auch unwiderruflich gehalten wurden (§ 786
§ 789 des 1ten th.); darnebst hatte der Teutsche
keine testamentmacherei im kopfe. Er lernete von
den geistlichen, nach eingefüreter christlichen religion,
der lezten willen halber nur so vil: daß er der kir-
che, oder dem kloster zu seelmessen etwas verschaf-

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G g 3
eheſtiftungen, oder ehelichen.
§ 774

Das verloͤbniß enthaͤlt 1) den accord wegenvon den ehege-
braͤuchen der
juͤden.

der brautgift, Beck vom rechte der juͤden, cap. 6,
ſ. 62 fg., von Pufendorf obſ. 97 vol. 1, ſ. 249 fg.
2) muß der ſchreiber einen eid leiſten, 3) wird ein
topf zerbrochen, 4) verliſet man den ehelich (ſtau-
res-ſtores-brif) (§ 2937 des 2ten th.), und braut,
auch braͤutigam beſchenken einander. Bei dem
hochzeitgange befinden ſich 1) alle maͤnner, 2) dar-
auf folget der braͤutigam, 3) der rabbi. Die
weiber gehen voraus; hirnaͤchſt folget die braut
verdeckt durch das vom Braͤutigam der braut uͤber-
ſchickte talles. Bei der trauung iſt der braͤutigam
mit dem talles bedeckt, und die braut ſtehet darun-
ter, hirbei findet ſich der rabbi, das glas wein,
und der mit gold geſtickete himmel. Nach der
trauung ſind die feierlichkeiten: 1) der braͤutigam
wirft mit dem glaſe nach dem ſtern, 2) die braut
eilet nach hauſe ꝛc Paull Chriſtian Kirchners juͤ-
diſches ceremoniel, Nuͤrnberg 1734, in 4t, und
allda 172 das Kupfer.

§ 781

Die eheſtiftungen ſind nach dem teutſchenvon verbind-
lichkeit der
ehebrife.

ſpruͤchworte: ein wort, ein wort ꝛc ꝛc, zuſagen ma-
chet ſchuld ꝛc. Treu und glauben war bei den
Teutſchen heilig, Tacitus de moribus germ. cap.
24, und annal. lib. 13, cap. 54. Wer treu und
glaube hilt, hiß ein bidermann, Wachter im gloſſ.
ſp. 164. Daher die ehebrife heilig, unverbruͤch-
lich, auch unwiderruflich gehalten wurden (§ 786
§ 789 des 1ten th.); darnebſt hatte der Teutſche
keine teſtamentmacherei im kopfe. Er lernete von
den geiſtlichen, nach eingefuͤreter chriſtlichen religion,
der lezten willen halber nur ſo vil: daß er der kir-
che, oder dem kloſter zu ſeelmeſſen etwas verſchaf-

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[469/0493] eheſtiftungen, oder ehelichen. § 774 Das verloͤbniß enthaͤlt 1) den accord wegen der brautgift, Beck vom rechte der juͤden, cap. 6, ſ. 62 fg., von Pufendorf obſ. 97 vol. 1, ſ. 249 fg. 2) muß der ſchreiber einen eid leiſten, 3) wird ein topf zerbrochen, 4) verliſet man den ehelich (ſtau- res-ſtores-brif) (§ 2937 des 2ten th.), und braut, auch braͤutigam beſchenken einander. Bei dem hochzeitgange befinden ſich 1) alle maͤnner, 2) dar- auf folget der braͤutigam, 3) der rabbi. Die weiber gehen voraus; hirnaͤchſt folget die braut verdeckt durch das vom Braͤutigam der braut uͤber- ſchickte talles. Bei der trauung iſt der braͤutigam mit dem talles bedeckt, und die braut ſtehet darun- ter, hirbei findet ſich der rabbi, das glas wein, und der mit gold geſtickete himmel. Nach der trauung ſind die feierlichkeiten: 1) der braͤutigam wirft mit dem glaſe nach dem ſtern, 2) die braut eilet nach hauſe ꝛc Paull Chriſtian Kirchners juͤ- diſches ceremoniel, Nuͤrnberg 1734, in 4t, und allda 172 das Kupfer. von den ehege- braͤuchen der juͤden. § 781 Die eheſtiftungen ſind nach dem teutſchen ſpruͤchworte: ein wort, ein wort ꝛc ꝛc, zuſagen ma- chet ſchuld ꝛc. Treu und glauben war bei den Teutſchen heilig, Tacitus de moribus germ. cap. 24, und annal. lib. 13, cap. 54. Wer treu und glaube hilt, hiß ein bidermann, Wachter im gloſſ. ſp. 164. Daher die ehebrife heilig, unverbruͤch- lich, auch unwiderruflich gehalten wurden (§ 786 § 789 des 1ten th.); darnebſt hatte der Teutſche keine teſtamentmacherei im kopfe. Er lernete von den geiſtlichen, nach eingefuͤreter chriſtlichen religion, der lezten willen halber nur ſo vil: daß er der kir- che, oder dem kloſter zu ſeelmeſſen etwas verſchaf- fen von verbind- lichkeit der ehebrife. G g 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/493>, abgerufen am 30.12.2024.