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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CIII h. von der leibzucht, dem beisize,
lebens-zeit die sämtlichen güter nicht zu benuzen hat
(§ 740, § 741, § 744 des Iten th.). Jn der lan-
desordnung der grafschaft Erbach tit. 21, ist ver-
ordnet: ob eine person den witbenstand nicht ver-
rücket, der, oder die mögen in den gütern bleiben,
und sich mit den kindern nären, wie von alters
herkommen.

§ 743
vom beisize.

Besage der frankfurtischen stadt-reformation
ist der beisiz so vil, als was der überlebende ehe-
gatt zu genüssen hat. Sonst bedeutet beisiz auch
cohabitationem concubinariam, und beisizerin eine
concubine, Haltaus sp. 165. Bei dem adel
nennet man disen unterhalt: wittum; dahingegen
wird der beisiz bei gemeinen leuten die leibzucht ge-
nennet, Nassau-Cazenelnbogische L. O. th. IIII,
cap. XI -- XIIII, s. 143 fgg.; oder der nüß-
brauch, (usus fructus), wie in den statuten der
Reichsstadt Hailbron vom jare 1541 fol. th. III,
tit. 3, tit. 5, tit. 8, tit. 10 zu finden stehet, Boeh-
mer
T. III, P. II, cons. 174, n. 8, cons. 175,
n. 7, cons. 196, n. 21. und P. III, cons. 600,
n. 21 fg.; worunter mit begriffen ist: daß der
überlebende bei den kindern umsonst wonen könne.
Von der leibzucht der hausgenossen im Osnabrü-
ckischen handelt der Kreß in der erläuterung des
archidiaconatwesens, in beilagen s. 154, n. 27.

§ 745
ob die nüßbrau-
chende mutter
ein inventari-
um zu errichten
hat?

Von einer mutter, so lange sie gute wirtschaft
füret, wird, den teutschen rechten nach, ein in-
ventarium nicht erfodert, von Braun am. a. o.
s. 70 fgg.; es wäre dann in den teutschen rechten
allso eingefüret, wie das kur-pfälzische landrecht
besaget, welches das inventarium bei verluste des

beisizes

CIII h. von der leibzucht, dem beiſize,
lebens-zeit die ſaͤmtlichen guͤter nicht zu benuzen hat
(§ 740, § 741, § 744 des Iten th.). Jn der lan-
desordnung der grafſchaft Erbach tit. 21, iſt ver-
ordnet: ob eine perſon den witbenſtand nicht ver-
ruͤcket, der, oder die moͤgen in den guͤtern bleiben,
und ſich mit den kindern naͤren, wie von alters
herkommen.

§ 743
vom beiſize.

Beſage der frankfurtiſchen ſtadt-reformation
iſt der beiſiz ſo vil, als was der uͤberlebende ehe-
gatt zu genuͤſſen hat. Sonſt bedeutet beiſiz auch
cohabitationem concubinariam, und beiſizerin eine
concubine, Haltaus ſp. 165. Bei dem adel
nennet man diſen unterhalt: wittum; dahingegen
wird der beiſiz bei gemeinen leuten die leibzucht ge-
nennet, Naſſau-Cazenelnbogiſche L. O. th. IIII,
cap. XI — XIIII, ſ. 143 fgg.; oder der nuͤß-
brauch, (uſus fructus), wie in den ſtatuten der
Reichsſtadt Hailbron vom jare 1541 fol. th. III,
tit. 3, tit. 5, tit. 8, tit. 10 zu finden ſtehet, Boeh-
mer
T. III, P. II, conſ. 174, n. 8, conſ. 175,
n. 7, conſ. 196, n. 21. und P. III, conſ. 600,
n. 21 fg.; worunter mit begriffen iſt: daß der
uͤberlebende bei den kindern umſonſt wonen koͤnne.
Von der leibzucht der hausgenoſſen im Osnabruͤ-
ckiſchen handelt der Kreß in der erlaͤuterung des
archidiaconatweſens, in beilagen ſ. 154, n. 27.

§ 745
ob die nuͤßbrau-
chende mutter
ein inventari-
um zu errichten
hat?

Von einer mutter, ſo lange ſie gute wirtſchaft
fuͤret, wird, den teutſchen rechten nach, ein in-
ventarium nicht erfodert, von Braun am. a. o.
ſ. 70 fgg.; es waͤre dann in den teutſchen rechten
allſo eingefuͤret, wie das kur-pfaͤlziſche landrecht
beſaget, welches das inventarium bei verluſte des

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[446/0470] CIII h. von der leibzucht, dem beiſize, lebens-zeit die ſaͤmtlichen guͤter nicht zu benuzen hat (§ 740, § 741, § 744 des Iten th.). Jn der lan- desordnung der grafſchaft Erbach tit. 21, iſt ver- ordnet: ob eine perſon den witbenſtand nicht ver- ruͤcket, der, oder die moͤgen in den guͤtern bleiben, und ſich mit den kindern naͤren, wie von alters herkommen. § 743 Beſage der frankfurtiſchen ſtadt-reformation iſt der beiſiz ſo vil, als was der uͤberlebende ehe- gatt zu genuͤſſen hat. Sonſt bedeutet beiſiz auch cohabitationem concubinariam, und beiſizerin eine concubine, Haltaus ſp. 165. Bei dem adel nennet man diſen unterhalt: wittum; dahingegen wird der beiſiz bei gemeinen leuten die leibzucht ge- nennet, Naſſau-Cazenelnbogiſche L. O. th. IIII, cap. XI — XIIII, ſ. 143 fgg.; oder der nuͤß- brauch, (uſus fructus), wie in den ſtatuten der Reichsſtadt Hailbron vom jare 1541 fol. th. III, tit. 3, tit. 5, tit. 8, tit. 10 zu finden ſtehet, Boeh- mer T. III, P. II, conſ. 174, n. 8, conſ. 175, n. 7, conſ. 196, n. 21. und P. III, conſ. 600, n. 21 fg.; worunter mit begriffen iſt: daß der uͤberlebende bei den kindern umſonſt wonen koͤnne. Von der leibzucht der hausgenoſſen im Osnabruͤ- ckiſchen handelt der Kreß in der erlaͤuterung des archidiaconatweſens, in beilagen ſ. 154, n. 27. § 745 Von einer mutter, ſo lange ſie gute wirtſchaft fuͤret, wird, den teutſchen rechten nach, ein in- ventarium nicht erfodert, von Braun am. a. o. ſ. 70 fgg.; es waͤre dann in den teutſchen rechten allſo eingefuͤret, wie das kur-pfaͤlziſche landrecht beſaget, welches das inventarium bei verluſte des beiſizes

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/470>, abgerufen am 21.12.2024.