Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

LXII haubtstück,
1747, und 19ten jan. 1750. Jnzwischen kan,
wo nicht das allgemeine zehentrecht, erweißlicher
massen, hergebracht ist; sondern der zehentherr nur
eine gattung, entweder den grossen, oder den klei-
nen allein, zeither erhoben hat, von einer gattung
auf die andere nicht schlechterdinges geschlossen wer-
den. Disemnach kan es wohl seyn: daß, wenn
der zehentherr sich nur im besize des grossen ze-
hentens, als einer teutschen pachtart, von den hal-
men-früchten, befunden hat, derselbe den nimals
gehabten kleinen zehenten zu fodern nicht befugt
sey. Als demnach die Nassauische herren-zehenter
in den sogenannten 15 dorfschaften der niderngraf-
schaft Cazenelnbogen, nächst dem hergebrachten
grossen zehenten, auch den kleinen zehenten foder-
ten, wurde der darüber entstandene rechts-streit
vom oberappellations-gerichte, in Cassel, aus ver-
schidenen ursachen dahin entschiden: daß den 15
dorfschaften die befreiung vom so genannten klei-
nen zehenten gebüre; einfolglich sie davon zu ent-
binden wären.

§ 482
vom küchen-
zehenten.

Der herren-zehente ist, in ermangelung der be-
sonderen zehent-ordnungen, gedinge, verjärung etc,
nach dem herkommen zu leisten (§ 477, § 481).
Derohalben ist derselbe von einem dorfe, welches
zeither den kraut- und rüben-zehenten gelifert hat,
auf andere dörfer, welche denselben nimals abge-
tragen haben, noch von den küchen zehent-früchten
auf andere arten der früchte, welche dergleichen
nicht sind, auszudenen, noch auf andere äcker, wel-
che man erst neuerlich zum anbau zubereitet, zu er-
strecken, Harpprecht im cons. 55, n. 39 fg., vol.
VII, consil. Tub., von Lynker im resp. 170, n. 1
fgg., s. 890 fg. Wenn aber von den küchen-

gewäch-

LXII haubtſtuͤck,
1747, und 19ten jan. 1750. Jnzwiſchen kan,
wo nicht das allgemeine zehentrecht, erweißlicher
maſſen, hergebracht iſt; ſondern der zehentherr nur
eine gattung, entweder den groſſen, oder den klei-
nen allein, zeither erhoben hat, von einer gattung
auf die andere nicht ſchlechterdinges geſchloſſen wer-
den. Diſemnach kan es wohl ſeyn: daß, wenn
der zehentherr ſich nur im beſize des groſſen ze-
hentens, als einer teutſchen pachtart, von den hal-
men-fruͤchten, befunden hat, derſelbe den nimals
gehabten kleinen zehenten zu fodern nicht befugt
ſey. Als demnach die Naſſauiſche herren-zehenter
in den ſogenannten 15 dorfſchaften der niderngraf-
ſchaft Cazenelnbogen, naͤchſt dem hergebrachten
groſſen zehenten, auch den kleinen zehenten foder-
ten, wurde der daruͤber entſtandene rechts-ſtreit
vom oberappellations-gerichte, in Caſſel, aus ver-
ſchidenen urſachen dahin entſchiden: daß den 15
dorfſchaften die befreiung vom ſo genannten klei-
nen zehenten gebuͤre; einfolglich ſie davon zu ent-
binden waͤren.

§ 482
vom kuͤchen-
zehenten.

Der herren-zehente iſt, in ermangelung der be-
ſonderen zehent-ordnungen, gedinge, verjaͤrung ꝛc,
nach dem herkommen zu leiſten (§ 477, § 481).
Derohalben iſt derſelbe von einem dorfe, welches
zeither den kraut- und ruͤben-zehenten gelifert hat,
auf andere doͤrfer, welche denſelben nimals abge-
tragen haben, noch von den kuͤchen zehent-fruͤchten
auf andere arten der fruͤchte, welche dergleichen
nicht ſind, auszudenen, noch auf andere aͤcker, wel-
che man erſt neuerlich zum anbau zubereitet, zu er-
ſtrecken, Harpprecht im conſ. 55, n. 39 fg., vol.
VII, conſil. Tub., von Lynker im reſp. 170, n. 1
fgg., ſ. 890 fg. Wenn aber von den kuͤchen-

gewaͤch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0414" n="390"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
1747, und 19ten jan. 1750. Jnzwi&#x017F;chen kan,<lb/>
wo nicht das allgemeine zehentrecht, erweißlicher<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en, hergebracht i&#x017F;t; &#x017F;ondern der zehentherr nur<lb/>
eine gattung, entweder den gro&#x017F;&#x017F;en, oder den klei-<lb/>
nen allein, zeither erhoben hat, von einer gattung<lb/>
auf die andere nicht &#x017F;chlechterdinges ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den. Di&#x017F;emnach kan es wohl &#x017F;eyn: daß, wenn<lb/>
der zehentherr &#x017F;ich nur im be&#x017F;ize des gro&#x017F;&#x017F;en ze-<lb/>
hentens, als einer teut&#x017F;chen pachtart, von den hal-<lb/>
men-fru&#x0364;chten, befunden hat, der&#x017F;elbe den nimals<lb/>
gehabten kleinen zehenten zu fodern nicht befugt<lb/>
&#x017F;ey. Als demnach die Na&#x017F;&#x017F;aui&#x017F;che herren-zehenter<lb/>
in den &#x017F;ogenannten 15 dorf&#x017F;chaften der niderngraf-<lb/>
&#x017F;chaft Cazenelnbogen, na&#x0364;ch&#x017F;t dem hergebrachten<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en zehenten, auch den kleinen zehenten foder-<lb/>
ten, wurde der daru&#x0364;ber ent&#x017F;tandene rechts-&#x017F;treit<lb/>
vom oberappellations-gerichte, in Ca&#x017F;&#x017F;el, aus ver-<lb/>
&#x017F;chidenen ur&#x017F;achen dahin ent&#x017F;chiden: daß den 15<lb/>
dorf&#x017F;chaften die befreiung vom &#x017F;o genannten klei-<lb/>
nen zehenten gebu&#x0364;re; einfolglich &#x017F;ie davon zu ent-<lb/>
binden wa&#x0364;ren.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 482</head><lb/>
          <note place="left">vom ku&#x0364;chen-<lb/>
zehenten.</note>
          <p>Der herren-zehente i&#x017F;t, in ermangelung der be-<lb/>
&#x017F;onderen zehent-ordnungen, gedinge, verja&#x0364;rung &#xA75B;c,<lb/>
nach dem herkommen zu lei&#x017F;ten (§ 477, § 481).<lb/>
Derohalben i&#x017F;t der&#x017F;elbe von einem dorfe, welches<lb/>
zeither den kraut- und ru&#x0364;ben-zehenten gelifert hat,<lb/>
auf andere do&#x0364;rfer, welche den&#x017F;elben nimals abge-<lb/>
tragen haben, noch von den ku&#x0364;chen zehent-fru&#x0364;chten<lb/>
auf andere arten der fru&#x0364;chte, welche dergleichen<lb/>
nicht &#x017F;ind, auszudenen, noch auf andere a&#x0364;cker, wel-<lb/>
che man er&#x017F;t neuerlich zum anbau zubereitet, zu er-<lb/>
&#x017F;trecken, <hi rendition="#fr">Harpprecht</hi> im <hi rendition="#aq">con&#x017F;.</hi> 55, n. 39 fg., vol.<lb/><hi rendition="#aq">VII, con&#x017F;il. Tub.,</hi> <hi rendition="#fr">von Lynker</hi> im <hi rendition="#aq">re&#x017F;p.</hi> 170, n. 1<lb/>
fgg., &#x017F;. 890 fg. Wenn aber von den ku&#x0364;chen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gewa&#x0364;ch-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[390/0414] LXII haubtſtuͤck, 1747, und 19ten jan. 1750. Jnzwiſchen kan, wo nicht das allgemeine zehentrecht, erweißlicher maſſen, hergebracht iſt; ſondern der zehentherr nur eine gattung, entweder den groſſen, oder den klei- nen allein, zeither erhoben hat, von einer gattung auf die andere nicht ſchlechterdinges geſchloſſen wer- den. Diſemnach kan es wohl ſeyn: daß, wenn der zehentherr ſich nur im beſize des groſſen ze- hentens, als einer teutſchen pachtart, von den hal- men-fruͤchten, befunden hat, derſelbe den nimals gehabten kleinen zehenten zu fodern nicht befugt ſey. Als demnach die Naſſauiſche herren-zehenter in den ſogenannten 15 dorfſchaften der niderngraf- ſchaft Cazenelnbogen, naͤchſt dem hergebrachten groſſen zehenten, auch den kleinen zehenten foder- ten, wurde der daruͤber entſtandene rechts-ſtreit vom oberappellations-gerichte, in Caſſel, aus ver- ſchidenen urſachen dahin entſchiden: daß den 15 dorfſchaften die befreiung vom ſo genannten klei- nen zehenten gebuͤre; einfolglich ſie davon zu ent- binden waͤren. § 482 Der herren-zehente iſt, in ermangelung der be- ſonderen zehent-ordnungen, gedinge, verjaͤrung ꝛc, nach dem herkommen zu leiſten (§ 477, § 481). Derohalben iſt derſelbe von einem dorfe, welches zeither den kraut- und ruͤben-zehenten gelifert hat, auf andere doͤrfer, welche denſelben nimals abge- tragen haben, noch von den kuͤchen zehent-fruͤchten auf andere arten der fruͤchte, welche dergleichen nicht ſind, auszudenen, noch auf andere aͤcker, wel- che man erſt neuerlich zum anbau zubereitet, zu er- ſtrecken, Harpprecht im conſ. 55, n. 39 fg., vol. VII, conſil. Tub., von Lynker im reſp. 170, n. 1 fgg., ſ. 890 fg. Wenn aber von den kuͤchen- gewaͤch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/414
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/414>, abgerufen am 03.12.2024.