Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

LV h. von den leibeigenen bauern.
burgische flecken- dorf- und acker-ordnung findet
man in des Mylius corp. const. march. T. V, sect.
3, cap.
1 s. 227 fgg.

Fünf und funfzigstes haubtstück
von den leibeigenen bauern.

§ 358

Die Teutsche sind in mancherlei classen eingetei-wozu die leib-
eigene gebrau-
chet worden
sind?

let worden (§ 53). Zur lezten classe hat
man die leibeigenen gerechnet. Eine grund-warheit
ist es: daß die begüterte freigeborne Teutsche, wel-
che one den acker- und feldbau nicht bestehen
konnten, eigenbehörige gehabt haben, (§ 107).
Denn solches bezeuget Tacitus de mor. Germ. cap.
XXV;
imgleichen erhärtet dasselbe der Adam von
Bremen lib. I, cap. V, und vile alte schriftsteller.
Ehedem hatte man kein solches gemietetes gesinde,
wie in den folgenden zeiten, und heute zu tage ge-
funden wird; obschon die leibeigene auf dem hofe
Gasindi hissen; sondern alles wurde durch die leib-
eigenen verrichtet. Dise mußten teils in der haus-
haltung, teils bei dem land- und ackerbau dinen,
pflügen, schneiden, mähen, dreschen etc. Die leib-
eigene mägde besorgeten das vih, und wurden
dabei gebrauchet. Der Freiherr von Senkenberg
machet derselben verschidene ordnungen in der abh.
de seruorum conditione, Giessen 1742, 4t, § 4 fgg.
Er machet knechte der untersten ordnung; nächst-
dem im krige knechte, bäuerlichen standes; ferner,
ministeriales nobiles. Der Ant. Lud. Seip de
statu rusticorum ex medii aeui rat. caute diiudican-
do,
Goett. 1749, 4t, hat zwar allerhand zweifel
darwider erregen wollen; sie haben aber nichts zu
bedeuten. Wenn allso ein freier, so in Teutsch-

lande

LV h. von den leibeigenen bauern.
burgiſche flecken- dorf- und acker-ordnung findet
man in des Mylius corp. conſt. march. T. V, ſect.
3, cap.
1 ſ. 227 fgg.

Fuͤnf und funfzigſtes haubtſtuͤck
von den leibeigenen bauern.

§ 358

Die Teutſche ſind in mancherlei claſſen eingetei-wozu die leib-
eigene gebrau-
chet worden
ſind?

let worden (§ 53). Zur lezten claſſe hat
man die leibeigenen gerechnet. Eine grund-warheit
iſt es: daß die beguͤterte freigeborne Teutſche, wel-
che one den acker- und feldbau nicht beſtehen
konnten, eigenbehoͤrige gehabt haben, (§ 107).
Denn ſolches bezeuget Tacitus de mor. Germ. cap.
XXV;
imgleichen erhaͤrtet daſſelbe der Adam von
Bremen lib. I, cap. V, und vile alte ſchriftſteller.
Ehedem hatte man kein ſolches gemietetes geſinde,
wie in den folgenden zeiten, und heute zu tage ge-
funden wird; obſchon die leibeigene auf dem hofe
Gaſindi hiſſen; ſondern alles wurde durch die leib-
eigenen verrichtet. Diſe mußten teils in der haus-
haltung, teils bei dem land- und ackerbau dinen,
pfluͤgen, ſchneiden, maͤhen, dreſchen ꝛc. Die leib-
eigene maͤgde beſorgeten das vih, und wurden
dabei gebrauchet. Der Freiherr von Senkenberg
machet derſelben verſchidene ordnungen in der abh.
de ſeruorum conditione, Gieſſen 1742, 4t, § 4 fgg.
Er machet knechte der unterſten ordnung; naͤchſt-
dem im krige knechte, baͤuerlichen ſtandes; ferner,
miniſteriales nobiles. Der Ant. Lud. Seip de
ſtatu ruſticorum ex medii aeui rat. caute diiudican-
do,
Goett. 1749, 4t, hat zwar allerhand zweifel
darwider erregen wollen; ſie haben aber nichts zu
bedeuten. Wenn allſo ein freier, ſo in Teutſch-

lande
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0327" n="303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LV</hi> h. von den leibeigenen bauern.</hi></fw><lb/>
burgi&#x017F;che flecken- dorf- und acker-ordnung findet<lb/>
man in des <hi rendition="#fr">Mylius</hi> <hi rendition="#aq">corp. con&#x017F;t. march. T. V, &#x017F;ect.<lb/>
3, cap.</hi> 1 &#x017F;. 227 fgg.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nf und funfzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#g">von den leibeigenen bauern.</hi></hi><lb/>
§ 358</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Teut&#x017F;che &#x017F;ind in mancherlei cla&#x017F;&#x017F;en eingetei-<note place="right">wozu die leib-<lb/>
eigene gebrau-<lb/>
chet worden<lb/>
&#x017F;ind?</note><lb/>
let worden (§ 53). Zur lezten cla&#x017F;&#x017F;e hat<lb/>
man die leibeigenen gerechnet. Eine grund-warheit<lb/>
i&#x017F;t es: daß die begu&#x0364;terte freigeborne Teut&#x017F;che, wel-<lb/>
che one den acker- und feldbau nicht be&#x017F;tehen<lb/>
konnten, eigenbeho&#x0364;rige gehabt haben, (§ 107).<lb/>
Denn &#x017F;olches bezeuget <hi rendition="#fr">Tacitus</hi> <hi rendition="#aq">de mor. Germ. cap.<lb/>
XXV;</hi> imgleichen erha&#x0364;rtet da&#x017F;&#x017F;elbe der <hi rendition="#fr">Adam</hi> von<lb/>
Bremen <hi rendition="#aq">lib. I,</hi> cap. <hi rendition="#aq">V,</hi> und vile alte &#x017F;chrift&#x017F;teller.<lb/>
Ehedem hatte man kein &#x017F;olches gemietetes ge&#x017F;inde,<lb/>
wie in den folgenden zeiten, und heute zu tage ge-<lb/>
funden wird; ob&#x017F;chon die leibeigene auf dem hofe<lb/>
Ga&#x017F;indi hi&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ondern alles wurde durch die leib-<lb/>
eigenen verrichtet. Di&#x017F;e mußten teils in der haus-<lb/>
haltung, teils bei dem land- und ackerbau dinen,<lb/>
pflu&#x0364;gen, &#x017F;chneiden, ma&#x0364;hen, dre&#x017F;chen &#xA75B;c. Die leib-<lb/>
eigene ma&#x0364;gde be&#x017F;orgeten das vih, und wurden<lb/>
dabei gebrauchet. Der Freiherr <hi rendition="#fr">von Senkenberg</hi><lb/>
machet der&#x017F;elben ver&#x017F;chidene ordnungen in der abh.<lb/><hi rendition="#aq">de &#x017F;eruorum conditione,</hi> Gie&#x017F;&#x017F;en 1742, 4t, § 4 fgg.<lb/>
Er machet knechte der unter&#x017F;ten ordnung; na&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
dem im krige knechte, ba&#x0364;uerlichen &#x017F;tandes; ferner,<lb/>
mini&#x017F;teriales nobiles. Der <hi rendition="#fr">Ant. Lud. Seip</hi> <hi rendition="#aq">de<lb/>
&#x017F;tatu ru&#x017F;ticorum ex medii aeui rat. caute diiudican-<lb/>
do,</hi> Goett. 1749, 4t, hat zwar allerhand zweifel<lb/>
darwider erregen wollen; &#x017F;ie haben aber nichts zu<lb/>
bedeuten. Wenn all&#x017F;o ein freier, &#x017F;o in Teut&#x017F;ch-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lande</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0327] LV h. von den leibeigenen bauern. burgiſche flecken- dorf- und acker-ordnung findet man in des Mylius corp. conſt. march. T. V, ſect. 3, cap. 1 ſ. 227 fgg. Fuͤnf und funfzigſtes haubtſtuͤck von den leibeigenen bauern. § 358 Die Teutſche ſind in mancherlei claſſen eingetei- let worden (§ 53). Zur lezten claſſe hat man die leibeigenen gerechnet. Eine grund-warheit iſt es: daß die beguͤterte freigeborne Teutſche, wel- che one den acker- und feldbau nicht beſtehen konnten, eigenbehoͤrige gehabt haben, (§ 107). Denn ſolches bezeuget Tacitus de mor. Germ. cap. XXV; imgleichen erhaͤrtet daſſelbe der Adam von Bremen lib. I, cap. V, und vile alte ſchriftſteller. Ehedem hatte man kein ſolches gemietetes geſinde, wie in den folgenden zeiten, und heute zu tage ge- funden wird; obſchon die leibeigene auf dem hofe Gaſindi hiſſen; ſondern alles wurde durch die leib- eigenen verrichtet. Diſe mußten teils in der haus- haltung, teils bei dem land- und ackerbau dinen, pfluͤgen, ſchneiden, maͤhen, dreſchen ꝛc. Die leib- eigene maͤgde beſorgeten das vih, und wurden dabei gebrauchet. Der Freiherr von Senkenberg machet derſelben verſchidene ordnungen in der abh. de ſeruorum conditione, Gieſſen 1742, 4t, § 4 fgg. Er machet knechte der unterſten ordnung; naͤchſt- dem im krige knechte, baͤuerlichen ſtandes; ferner, miniſteriales nobiles. Der Ant. Lud. Seip de ſtatu ruſticorum ex medii aeui rat. caute diiudican- do, Goett. 1749, 4t, hat zwar allerhand zweifel darwider erregen wollen; ſie haben aber nichts zu bedeuten. Wenn allſo ein freier, ſo in Teutſch- lande wozu die leib- eigene gebrau- chet worden ſind?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/327
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/327>, abgerufen am 21.12.2024.