lichen güter; allein mit disem saze reichet man all- gemein nicht aus; sondern man sihet hirbei beson- ders darauf: wer mit der jagt belehnet ist, oder sie von undenklichen jaren hergebracht, oder sie sonst auf eine rechtmäsige weise erlanget hat, der- selbe übet sie rechtlich aus, wie allso in sachen Lüt- ter von und zu Loßhausen wider den jagt-fiscal zu Cassel gesprochen worden ist. Jm zweiffel leget man dem adel nur die nidere jagt bei; dahinge- gen fraget es sich, ob die rehe zu diser gehören? Jn Oberhessen werden sie zur hohen jagt gerech- net; in Unterhessen aber zur nideren.
§ 191
Bei den adelichen gütern findet man vilfältigvon den erbge- richten der adelichen. erbgerichte. Dise adeliche gerichtbarkeit unter- scheidet sich von der in den pandecten; sie rüret al- lerdings, gewisser massen, aus der ehemaligen herrschaft über die leibeigenen her, welches one grund von einigen in zweiffel gezogen wird; man weiß wohl: daß die herrschaft über die leibeigenen, und die gerichtbarkeit unterschiden sei; allein die eigentumsherren haben die gewalt über ire bauern vilfältig in eine gerichtbarkeit verwandelt, welche dann durch die verjärung bestätiget worden ist; wozu noch die belehnung unter andern mitteln der erlangeten erbgerichtbarkeit kömmt; es irren auch dijenige, welche sie durchgehend aus der vergün- stigung des landesherrns herleiten wollen, Schöpff cons. XLVI, num. 42, vol. VIII, consil. Tub. Die adeliche konnten über ire leibeigenen sprechen; sie mußten auch bei der hergebrachten, oder erlan- geten gerichtbarkeit gerichte bestellen, gerichtsver- weser halten; bevorab, da nach, und nach die bauern aus der leibeigenschaft loßgelassen wurden, und die adeliche iren vorhin gehabten zwang wider
die
od. heut. adel, u. deſſen gerechtſamen.
lichen guͤter; allein mit diſem ſaze reichet man all- gemein nicht aus; ſondern man ſihet hirbei beſon- ders darauf: wer mit der jagt belehnet iſt, oder ſie von undenklichen jaren hergebracht, oder ſie ſonſt auf eine rechtmaͤſige weiſe erlanget hat, der- ſelbe uͤbet ſie rechtlich aus, wie allſo in ſachen Luͤt- ter von und zu Loßhauſen wider den jagt-fiſcal zu Caſſel geſprochen worden iſt. Jm zweiffel leget man dem adel nur die nidere jagt bei; dahinge- gen fraget es ſich, ob die rehe zu diſer gehoͤren? Jn Oberheſſen werden ſie zur hohen jagt gerech- net; in Unterheſſen aber zur nideren.
§ 191
Bei den adelichen guͤtern findet man vilfaͤltigvon den erbge- richten der adelichen. erbgerichte. Diſe adeliche gerichtbarkeit unter- ſcheidet ſich von der in den pandecten; ſie ruͤret al- lerdings, gewiſſer maſſen, aus der ehemaligen herrſchaft uͤber die leibeigenen her, welches one grund von einigen in zweiffel gezogen wird; man weiß wohl: daß die herrſchaft uͤber die leibeigenen, und die gerichtbarkeit unterſchiden ſei; allein die eigentumsherren haben die gewalt uͤber ire bauern vilfaͤltig in eine gerichtbarkeit verwandelt, welche dann durch die verjaͤrung beſtaͤtiget worden iſt; wozu noch die belehnung unter andern mitteln der erlangeten erbgerichtbarkeit koͤmmt; es irren auch dijenige, welche ſie durchgehend aus der verguͤn- ſtigung des landesherrns herleiten wollen, Schoͤpff conſ. XLVI, num. 42, vol. VIII, conſil. Tub. Die adeliche konnten uͤber ire leibeigenen ſprechen; ſie mußten auch bei der hergebrachten, oder erlan- geten gerichtbarkeit gerichte beſtellen, gerichtsver- weſer halten; bevorab, da nach, und nach die bauern aus der leibeigenſchaft loßgelaſſen wurden, und die adeliche iren vorhin gehabten zwang wider
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0215"n="191"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">od. heut. adel, u. deſſen gerechtſamen.</hi></fw><lb/>
lichen guͤter; allein mit diſem ſaze reichet man all-<lb/>
gemein nicht aus; ſondern man ſihet hirbei beſon-<lb/>
ders darauf: wer mit der jagt belehnet iſt, oder<lb/>ſie von undenklichen jaren hergebracht, oder ſie<lb/>ſonſt auf eine rechtmaͤſige weiſe erlanget hat, der-<lb/>ſelbe uͤbet ſie rechtlich aus, wie allſo in ſachen Luͤt-<lb/>
ter von und zu Loßhauſen wider den jagt-fiſcal zu<lb/>
Caſſel geſprochen worden iſt. Jm zweiffel leget<lb/>
man dem adel nur die nidere jagt bei; dahinge-<lb/>
gen fraget es ſich, ob die rehe zu diſer gehoͤren?<lb/>
Jn Oberheſſen werden ſie zur hohen jagt gerech-<lb/>
net; in Unterheſſen aber zur nideren.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 191</head><lb/><p>Bei den adelichen guͤtern findet man vilfaͤltig<noteplace="right">von den erbge-<lb/>
richten der<lb/>
adelichen.</note><lb/>
erbgerichte. Diſe adeliche gerichtbarkeit unter-<lb/>ſcheidet ſich von der in den pandecten; ſie ruͤret al-<lb/>
lerdings, gewiſſer maſſen, aus der ehemaligen<lb/>
herrſchaft uͤber die leibeigenen her, welches one<lb/>
grund von einigen in zweiffel gezogen wird; man<lb/>
weiß wohl: daß die herrſchaft uͤber die leibeigenen,<lb/>
und die gerichtbarkeit unterſchiden ſei; allein die<lb/>
eigentumsherren haben die gewalt uͤber ire bauern<lb/>
vilfaͤltig in eine gerichtbarkeit verwandelt, welche<lb/>
dann durch die verjaͤrung beſtaͤtiget worden iſt;<lb/>
wozu noch die belehnung unter andern mitteln der<lb/>
erlangeten erbgerichtbarkeit koͤmmt; es irren auch<lb/>
dijenige, welche ſie durchgehend aus der verguͤn-<lb/>ſtigung des landesherrns herleiten wollen, <hirendition="#fr">Schoͤpff</hi><lb/><hirendition="#aq">conſ. XLVI,</hi> num. 42, <hirendition="#aq">vol. VIII, conſil. Tub.</hi><lb/>
Die adeliche konnten uͤber ire leibeigenen ſprechen;<lb/>ſie mußten auch bei der hergebrachten, oder erlan-<lb/>
geten gerichtbarkeit gerichte beſtellen, gerichtsver-<lb/>
weſer halten; bevorab, da nach, und nach die<lb/>
bauern aus der leibeigenſchaft loßgelaſſen wurden,<lb/>
und die adeliche iren vorhin gehabten zwang wider<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[191/0215]
od. heut. adel, u. deſſen gerechtſamen.
lichen guͤter; allein mit diſem ſaze reichet man all-
gemein nicht aus; ſondern man ſihet hirbei beſon-
ders darauf: wer mit der jagt belehnet iſt, oder
ſie von undenklichen jaren hergebracht, oder ſie
ſonſt auf eine rechtmaͤſige weiſe erlanget hat, der-
ſelbe uͤbet ſie rechtlich aus, wie allſo in ſachen Luͤt-
ter von und zu Loßhauſen wider den jagt-fiſcal zu
Caſſel geſprochen worden iſt. Jm zweiffel leget
man dem adel nur die nidere jagt bei; dahinge-
gen fraget es ſich, ob die rehe zu diſer gehoͤren?
Jn Oberheſſen werden ſie zur hohen jagt gerech-
net; in Unterheſſen aber zur nideren.
§ 191
Bei den adelichen guͤtern findet man vilfaͤltig
erbgerichte. Diſe adeliche gerichtbarkeit unter-
ſcheidet ſich von der in den pandecten; ſie ruͤret al-
lerdings, gewiſſer maſſen, aus der ehemaligen
herrſchaft uͤber die leibeigenen her, welches one
grund von einigen in zweiffel gezogen wird; man
weiß wohl: daß die herrſchaft uͤber die leibeigenen,
und die gerichtbarkeit unterſchiden ſei; allein die
eigentumsherren haben die gewalt uͤber ire bauern
vilfaͤltig in eine gerichtbarkeit verwandelt, welche
dann durch die verjaͤrung beſtaͤtiget worden iſt;
wozu noch die belehnung unter andern mitteln der
erlangeten erbgerichtbarkeit koͤmmt; es irren auch
dijenige, welche ſie durchgehend aus der verguͤn-
ſtigung des landesherrns herleiten wollen, Schoͤpff
conſ. XLVI, num. 42, vol. VIII, conſil. Tub.
Die adeliche konnten uͤber ire leibeigenen ſprechen;
ſie mußten auch bei der hergebrachten, oder erlan-
geten gerichtbarkeit gerichte beſtellen, gerichtsver-
weſer halten; bevorab, da nach, und nach die
bauern aus der leibeigenſchaft loßgelaſſen wurden,
und die adeliche iren vorhin gehabten zwang wider
die
von den erbge-
richten der
adelichen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/215>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.