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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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IV buch, I hauptstück,
sten, auch richter, nebst 12 schöppen. Jezt heis-
set er der salzgräbe; wie denn auch in Hessen zu
Allendorf, in Soden, ein salzgräber übrig ist. Jn
Teutschlande finden sich dinggrafen, holzgrafen,
lehngrafen, hansgrafen, (handelsgrafen), salz-
grafen, teichgrafen, (dammgrafen), wicgrafen,
wette-grafen. Wette, gewette, heisset satisfactio
pecuniarja ob delictum et excessum judici praestan-
da,
oder mulcta judici persoluenda; imgleichen de-
lictum minus,
die begünstigung. Bei den alten
Teutschen hiß es compositio, emenda, wadium,
abetrag (§ 100 des 1ten th. und § 6030 des 2ten
th.). Grafschaft bedeutet jeweilen ein bauergericht
(§ 6010 des 2ten th. und § 144 des 3ten th.),
Wetter, im oberfürstentume, hiß sonst eine grafschaft
das ist, gericht (comexia, comitia). Jn den mar-
burgischen beiträgen ist gezeiget worden: daß gra-
fen gewesen sind, welche nur adeliche waren. Dem-
nach bedeutet das wort: graf, einen richter, und
grafschaft ein gericht. Daher sagen die herren burg-
grafen zu Kirchberg: Kurpfalz habe sie mit der
comecia, das ist, mit dem gerichte, belehnet. Von
den geringeren burggrafen sihe des Müllers R.
tagstheatrum unter kaiser Friderich V in der 1ten
vorst. cap. VI § 13 s. 82, den von der Lahr am
a. o. s. 16, s. 39 fg.

§ 4957
vom fürsten.

Tacitus de moribus Germanorum, cap. XII,
schreibet: der princeps sei der präsidente im gerich-
te gewesen. Dessen macht heisset das fürsten-ambt.
Wir haben fürstenbuße, welche dem landesherrn
gehöret. Fürsten-ere ist das fürstliche wort, wel-
ches so vil: als ein eid gilt. Bei fürstentrene, ist
ein versprechen des fürstens. Dises wort muß ge-
halten werden, Haltaus sp. 570.

§ 4958

IV buch, I hauptſtuͤck,
ſten, auch richter, nebſt 12 ſchoͤppen. Jezt heiſ-
ſet er der ſalzgraͤbe; wie denn auch in Heſſen zu
Allendorf, in Soden, ein ſalzgraͤber uͤbrig iſt. Jn
Teutſchlande finden ſich dinggrafen, holzgrafen,
lehngrafen, hansgrafen, (handelsgrafen), ſalz-
grafen, teichgrafen, (dammgrafen), wicgrafen,
wette-grafen. Wette, gewette, heiſſet ſatisfactio
pecuniarja ob delictum et exceſſum judici praeſtan-
da,
oder mulcta judici perſoluenda; imgleichen de-
lictum minus,
die beguͤnſtigung. Bei den alten
Teutſchen hiß es compoſitio, emenda, wadium,
abetrag (§ 100 des 1ten th. und § 6030 des 2ten
th.). Grafſchaft bedeutet jeweilen ein bauergericht
(§ 6010 des 2ten th. und § 144 des 3ten th.),
Wetter, im oberfuͤrſtentume, hiß ſonſt eine grafſchaft
das iſt, gericht (comexia, comitia). Jn den mar-
burgiſchen beitraͤgen iſt gezeiget worden: daß gra-
fen geweſen ſind, welche nur adeliche waren. Dem-
nach bedeutet das wort: graf, einen richter, und
grafſchaft ein gericht. Daher ſagen die herren burg-
grafen zu Kirchberg: Kurpfalz habe ſie mit der
comecia, das iſt, mit dem gerichte, belehnet. Von
den geringeren burggrafen ſihe des Muͤllers R.
tagstheatrum unter kaiſer Friderich V in der 1ten
vorſt. cap. VI § 13 ſ. 82, den von der Lahr am
a. o. ſ. 16, ſ. 39 fg.

§ 4957
vom fuͤrſten.

Tacitus de moribus Germanorum, cap. XII,
ſchreibet: der princeps ſei der praͤſidente im gerich-
te geweſen. Deſſen macht heiſſet das fuͤrſten-ambt.
Wir haben fuͤrſtenbuße, welche dem landesherrn
gehoͤret. Fuͤrſten-ere iſt das fuͤrſtliche wort, wel-
ches ſo vil: als ein eid gilt. Bei fuͤrſtentrene, iſt
ein verſprechen des fuͤrſtens. Diſes wort muß ge-
halten werden, Haltaus ſp. 570.

§ 4958
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[1368/1392] IV buch, I hauptſtuͤck, ſten, auch richter, nebſt 12 ſchoͤppen. Jezt heiſ- ſet er der ſalzgraͤbe; wie denn auch in Heſſen zu Allendorf, in Soden, ein ſalzgraͤber uͤbrig iſt. Jn Teutſchlande finden ſich dinggrafen, holzgrafen, lehngrafen, hansgrafen, (handelsgrafen), ſalz- grafen, teichgrafen, (dammgrafen), wicgrafen, wette-grafen. Wette, gewette, heiſſet ſatisfactio pecuniarja ob delictum et exceſſum judici praeſtan- da, oder mulcta judici perſoluenda; imgleichen de- lictum minus, die beguͤnſtigung. Bei den alten Teutſchen hiß es compoſitio, emenda, wadium, abetrag (§ 100 des 1ten th. und § 6030 des 2ten th.). Grafſchaft bedeutet jeweilen ein bauergericht (§ 6010 des 2ten th. und § 144 des 3ten th.), Wetter, im oberfuͤrſtentume, hiß ſonſt eine grafſchaft das iſt, gericht (comexia, comitia). Jn den mar- burgiſchen beitraͤgen iſt gezeiget worden: daß gra- fen geweſen ſind, welche nur adeliche waren. Dem- nach bedeutet das wort: graf, einen richter, und grafſchaft ein gericht. Daher ſagen die herren burg- grafen zu Kirchberg: Kurpfalz habe ſie mit der comecia, das iſt, mit dem gerichte, belehnet. Von den geringeren burggrafen ſihe des Muͤllers R. tagstheatrum unter kaiſer Friderich V in der 1ten vorſt. cap. VI § 13 ſ. 82, den von der Lahr am a. o. ſ. 16, ſ. 39 fg. § 4957 Tacitus de moribus Germanorum, cap. XII, ſchreibet: der princeps ſei der praͤſidente im gerich- te geweſen. Deſſen macht heiſſet das fuͤrſten-ambt. Wir haben fuͤrſtenbuße, welche dem landesherrn gehoͤret. Fuͤrſten-ere iſt das fuͤrſtliche wort, wel- ches ſo vil: als ein eid gilt. Bei fuͤrſtentrene, iſt ein verſprechen des fuͤrſtens. Diſes wort muß ge- halten werden, Haltaus ſp. 570. § 4958

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1392>, abgerufen am 21.11.2024.