lich entzogen; iedoch mag sie desselben ehefrau auf- getragen werden.
§ 62
von den ältern und kindern.
Ferner sind die Teutsche entweder ältern, oder kinder. Bei den Teutschen hatten die ältern keine weitere gewalt über die kinder, von rechtswegen, als nur so weit sie zur vernünftigen erzihung der- selben gehörete, auch die einrichtung, und fürschrift der freien handelungen, samt den darzu erforder- lichen zwangsmitteln, erheischete. Ueber das le- ben der kinder hatten sie kein recht. Die kinder sind entweder söne, oder töchter. Waren dise erbar, und vom stande, wurden sie jungfrauen, die übrige: mägdlein genennet. Die unverheira- tete weibespersonen hissen auch mägde, Scheidt am a. o. s. 110 (p) fgg. Der benennung: jung- frau, schämeten sich ehedem kaiserliche, und könig- liche prinzessinnen nicht, ebend. und s. 408 fg. Man hat auch erbjungfern. Daher sind die brautmägde bei gemeinen leuten bekannt. Die jungfern werden den geschwächeten entgegen gese- zet. Nur jenen wird der jungfern-kranz, zum zei- chen der unverlezten keuschheit, verstattet, Ge. Steph. Wiesandde nonnull. coron. nupt. iuri- bus § 6, repertorium iuris priuati, IIIter th. Jena 1760, gr. 4t, s. 1979 fg. Ob aber die jungfer- schaft durch einen kuß verloren gehen könne? ist von Christian Ulr. Grupen bei seiner abh. de do- nat. ante nuptias bescheidentlich untersuchet wor- den. Von den priuilegiis virginum hat Barth. Leonh. Schwendendörffer, zu Leipz. 1676, 4t, und Emminghaus am a. o. cap. 1 gehandelt. Von der verpflichtung bei jungfräulichen, adeli- chen etc, eren etc, sihe den Struve in der erklärung rechtsüblicher redensarten s. 264. Wenn ver-
schidene
VI h. vom zuſtande der Teutſchen
lich entzogen; iedoch mag ſie deſſelben ehefrau auf- getragen werden.
§ 62
von den aͤltern und kindern.
Ferner ſind die Teutſche entweder aͤltern, oder kinder. Bei den Teutſchen hatten die aͤltern keine weitere gewalt uͤber die kinder, von rechtswegen, als nur ſo weit ſie zur vernuͤnftigen erzihung der- ſelben gehoͤrete, auch die einrichtung, und fuͤrſchrift der freien handelungen, ſamt den darzu erforder- lichen zwangsmitteln, erheiſchete. Ueber das le- ben der kinder hatten ſie kein recht. Die kinder ſind entweder ſoͤne, oder toͤchter. Waren diſe erbar, und vom ſtande, wurden ſie jungfrauen, die uͤbrige: maͤgdlein genennet. Die unverheira- tete weibesperſonen hiſſen auch maͤgde, Scheidt am a. o. ſ. 110 (p) fgg. Der benennung: jung- frau, ſchaͤmeten ſich ehedem kaiſerliche, und koͤnig- liche prinzeſſinnen nicht, ebend. und ſ. 408 fg. Man hat auch erbjungfern. Daher ſind die brautmaͤgde bei gemeinen leuten bekannt. Die jungfern werden den geſchwaͤcheten entgegen geſe- zet. Nur jenen wird der jungfern-kranz, zum zei- chen der unverlezten keuſchheit, verſtattet, Ge. Steph. Wieſandde nonnull. coron. nupt. iuri- bus § 6, repertorium iuris priuati, IIIter th. Jena 1760, gr. 4t, ſ. 1979 fg. Ob aber die jungfer- ſchaft durch einen kuß verloren gehen koͤnne? iſt von Chriſtian Ulr. Grupen bei ſeiner abh. de do- nat. ante nuptias beſcheidentlich unterſuchet wor- den. Von den priuilegiis virginum hat Barth. Leonh. Schwendendoͤrffer, zu Leipz. 1676, 4t, und Emminghaus am a. o. cap. 1 gehandelt. Von der verpflichtung bei jungfraͤulichen, adeli- chen ꝛc, eren ꝛc, ſihe den Struve in der erklaͤrung rechtsuͤblicher redensarten ſ. 264. Wenn ver-
ſchidene
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0106"n="82"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">VI</hi> h. vom zuſtande der Teutſchen</hi></fw><lb/>
lich entzogen; iedoch mag ſie deſſelben ehefrau auf-<lb/>
getragen werden.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 62</head><lb/><noteplace="left">von den aͤltern<lb/>
und kindern.</note><p>Ferner ſind die Teutſche entweder aͤltern, oder<lb/>
kinder. Bei den Teutſchen hatten die aͤltern keine<lb/>
weitere gewalt uͤber die kinder, von rechtswegen,<lb/>
als nur ſo weit ſie zur vernuͤnftigen erzihung der-<lb/>ſelben gehoͤrete, auch die einrichtung, und fuͤrſchrift<lb/>
der freien handelungen, ſamt den darzu erforder-<lb/>
lichen zwangsmitteln, erheiſchete. Ueber das le-<lb/>
ben der kinder hatten ſie kein recht. Die kinder<lb/>ſind entweder ſoͤne, oder toͤchter. Waren diſe<lb/>
erbar, und vom ſtande, wurden ſie jungfrauen,<lb/>
die uͤbrige: <hirendition="#fr">maͤgdlein</hi> genennet. Die unverheira-<lb/>
tete weibesperſonen hiſſen auch maͤgde, <hirendition="#fr">Scheidt</hi><lb/>
am a. o. ſ. 110 (p) fgg. Der benennung: jung-<lb/>
frau, ſchaͤmeten ſich ehedem kaiſerliche, und koͤnig-<lb/>
liche prinzeſſinnen nicht, <hirendition="#fr">ebend.</hi> und ſ. 408 fg.<lb/>
Man hat auch erbjungfern. Daher ſind die<lb/>
brautmaͤgde bei gemeinen leuten bekannt. Die<lb/>
jungfern werden den geſchwaͤcheten entgegen geſe-<lb/>
zet. Nur jenen wird der jungfern-kranz, zum zei-<lb/>
chen der unverlezten keuſchheit, verſtattet, <hirendition="#fr">Ge.<lb/>
Steph. Wieſand</hi><hirendition="#aq">de nonnull. coron. nupt. iuri-<lb/>
bus § 6, repertorium iuris priuati, III</hi>ter th. Jena<lb/>
1760, gr. 4t, ſ. 1979 fg. Ob aber die jungfer-<lb/>ſchaft durch einen kuß verloren gehen koͤnne? iſt<lb/>
von <hirendition="#fr">Chriſtian Ulr. Grupen</hi> bei ſeiner abh. <hirendition="#aq">de do-<lb/>
nat. ante nuptias</hi> beſcheidentlich unterſuchet wor-<lb/>
den. Von den <hirendition="#aq">priuilegiis virginum</hi> hat <hirendition="#fr">Barth.<lb/>
Leonh. Schwendendoͤrffer,</hi> zu Leipz. 1676, 4t,<lb/>
und <hirendition="#fr">Emminghaus</hi> am a. o. <hirendition="#aq">cap.</hi> 1 gehandelt.<lb/>
Von der verpflichtung bei jungfraͤulichen, adeli-<lb/>
chen ꝛc, eren ꝛc, ſihe den <hirendition="#fr">Struve</hi> in der erklaͤrung<lb/>
rechtsuͤblicher redensarten ſ. 264. Wenn ver-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchidene</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[82/0106]
VI h. vom zuſtande der Teutſchen
lich entzogen; iedoch mag ſie deſſelben ehefrau auf-
getragen werden.
§ 62
Ferner ſind die Teutſche entweder aͤltern, oder
kinder. Bei den Teutſchen hatten die aͤltern keine
weitere gewalt uͤber die kinder, von rechtswegen,
als nur ſo weit ſie zur vernuͤnftigen erzihung der-
ſelben gehoͤrete, auch die einrichtung, und fuͤrſchrift
der freien handelungen, ſamt den darzu erforder-
lichen zwangsmitteln, erheiſchete. Ueber das le-
ben der kinder hatten ſie kein recht. Die kinder
ſind entweder ſoͤne, oder toͤchter. Waren diſe
erbar, und vom ſtande, wurden ſie jungfrauen,
die uͤbrige: maͤgdlein genennet. Die unverheira-
tete weibesperſonen hiſſen auch maͤgde, Scheidt
am a. o. ſ. 110 (p) fgg. Der benennung: jung-
frau, ſchaͤmeten ſich ehedem kaiſerliche, und koͤnig-
liche prinzeſſinnen nicht, ebend. und ſ. 408 fg.
Man hat auch erbjungfern. Daher ſind die
brautmaͤgde bei gemeinen leuten bekannt. Die
jungfern werden den geſchwaͤcheten entgegen geſe-
zet. Nur jenen wird der jungfern-kranz, zum zei-
chen der unverlezten keuſchheit, verſtattet, Ge.
Steph. Wieſand de nonnull. coron. nupt. iuri-
bus § 6, repertorium iuris priuati, IIIter th. Jena
1760, gr. 4t, ſ. 1979 fg. Ob aber die jungfer-
ſchaft durch einen kuß verloren gehen koͤnne? iſt
von Chriſtian Ulr. Grupen bei ſeiner abh. de do-
nat. ante nuptias beſcheidentlich unterſuchet wor-
den. Von den priuilegiis virginum hat Barth.
Leonh. Schwendendoͤrffer, zu Leipz. 1676, 4t,
und Emminghaus am a. o. cap. 1 gehandelt.
Von der verpflichtung bei jungfraͤulichen, adeli-
chen ꝛc, eren ꝛc, ſihe den Struve in der erklaͤrung
rechtsuͤblicher redensarten ſ. 264. Wenn ver-
ſchidene
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/106>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.