und spillmagen ad Hannesii disput. Frau hei- set der herr, frauwe die herrin, frauenzimmer: mulier honestior, Grupens Teutsche frau.
§ 74
Die Teutschen hielten das weibliche geschlechtdas weibli- che geschlecht wurde von den Teut- schen hoch gehalten. hoch; indem sie glaubten: es wäre etwas göttli- ches in ihnen, Tacitus cap. 8, Ayrerde gynae- cocratia tutelari viduarum illustrium sect. 1, cap. 3 § 1 s. 145, d. i. sie wären zur wahrsagerei geschickt, daher sagte man: "priester und frauen "soll man ehren", Pistoriuscent. V. par. 36 s. 939. Auf den Reichstägen durften sie nicht erschei- nen, wie Lipsius dafür hält; iedoch erschienen die äbtissinnen darauf. Sonst gelangten sie zu kei- nen ämtern, ausser daß die königin dem kammer- wesen, oder den einkünften vorstand, und die jungfern, auch wittben auf den turniren die dänke austheile- ten, Schubartde ludis equestr. cap. V § 22. Sie lebeten unter beständiger vormundschaft, Otto de perpetua feminarum tutela, cap. 2. In den lehn-erb-stamm- und herren-gütern folgeten sie nicht mit den sönen, daher das sprüchwort entstand: "schlaget sie wider die wand"! Dreyer in der disp. de inaequali masculorum et feminarum se- cundum iura Cimbrica successione. Man strafete sie gelinder, als die mannspersonen. Man bezahlete ihrentwegen nur ein halb wergeld, Sächs. L. R. B. III art. 45, von Leyserspecim. XIII med. 3 s. 137 vol. I.
§ 75
Die personen, welche kinder zeugeten, hiesenvon den äl- tern, und der kinder verbindlich- keit gegen sie. ältern: die von den ältern erzieleten personen, männ- lichen geschlechtes hiesen söne; und die weiblichen geschlechtes, töchter. Aeltern kömmt her von alen, nutritor. Alldieweil kinder ihren ältern
ihr
der Teutſchen nach dem geſchlechte.
und ſpillmagen ad Hanneſii diſput. Frau hei- ſet der herr, frauwe die herrin, frauenzimmer: mulier honeſtior, Grupens Teutſche frau.
§ 74
Die Teutſchen hielten das weibliche geſchlechtdas weibli- che geſchlecht wurde von den Teut- ſchen hoch gehalten. hoch; indem ſie glaubten: es waͤre etwas goͤttli- ches in ihnen, Tacitus cap. 8, Ayrerde gynae- cocratia tutelari viduarum illuſtrium ſect. 1, cap. 3 § 1 ſ. 145, d. i. ſie waͤren zur wahrſagerei geſchickt, daher ſagte man: „prieſter und frauen „ſoll man ehren„, Piſtoriuscent. V. par. 36 ſ. 939. Auf den Reichstaͤgen durften ſie nicht erſchei- nen, wie Lipſius dafuͤr haͤlt; iedoch erſchienen die aͤbtiſſinnen darauf. Sonſt gelangten ſie zu kei- nen aͤmtern, auſſer daß die koͤnigin dem kammer- weſen, oder den einkuͤnften vorſtand, und die jungfern, auch wittben auf den turniren die daͤnke austheile- ten, Schubartde ludis equeſtr. cap. V § 22. Sie lebeten unter beſtaͤndiger vormundſchaft, Otto de perpetua feminarum tutela, cap. 2. In den lehn-erb-ſtamm- und herren-guͤtern folgeten ſie nicht mit den ſoͤnen, daher das ſpruͤchwort entſtand: „ſchlaget ſie wider die wand„! Dreyer in der diſp. de inaequali maſculorum et feminarum ſe- cundum iura Cimbrica ſucceſſione. Man ſtrafete ſie gelinder, als die mannsperſonen. Man bezahlete ihrentwegen nur ein halb wergeld, Saͤchſ. L. R. B. III art. 45, von Leyſerſpecim. XIII med. 3 ſ. 137 vol. I.
§ 75
Die perſonen, welche kinder zeugeten, hieſenvon den aͤl- tern, und der kinder verbindlich- keit gegen ſie. aͤltern: die von den aͤltern erzieleten perſonen, maͤnn- lichen geſchlechtes hieſen ſoͤne; und die weiblichen geſchlechtes, toͤchter. Aeltern koͤmmt her von alen, nutritor. Alldieweil kinder ihren aͤltern
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der Teutſchen nach dem geſchlechte.
und ſpillmagen ad Hanneſii diſput. Frau hei-
ſet der herr, frauwe die herrin, frauenzimmer:
mulier honeſtior, Grupens Teutſche frau.
§ 74
Die Teutſchen hielten das weibliche geſchlecht
hoch; indem ſie glaubten: es waͤre etwas goͤttli-
ches in ihnen, Tacitus cap. 8, Ayrer de gynae-
cocratia tutelari viduarum illuſtrium ſect. 1,
cap. 3 § 1 ſ. 145, d. i. ſie waͤren zur wahrſagerei
geſchickt, daher ſagte man: „prieſter und frauen
„ſoll man ehren„, Piſtorius cent. V. par. 36
ſ. 939. Auf den Reichstaͤgen durften ſie nicht erſchei-
nen, wie Lipſius dafuͤr haͤlt; iedoch erſchienen die
aͤbtiſſinnen darauf. Sonſt gelangten ſie zu kei-
nen aͤmtern, auſſer daß die koͤnigin dem kammer-
weſen, oder den einkuͤnften vorſtand, und die jungfern,
auch wittben auf den turniren die daͤnke austheile-
ten, Schubart de ludis equeſtr. cap. V § 22.
Sie lebeten unter beſtaͤndiger vormundſchaft, Otto
de perpetua feminarum tutela, cap. 2. In den
lehn-erb-ſtamm- und herren-guͤtern folgeten ſie
nicht mit den ſoͤnen, daher das ſpruͤchwort entſtand:
„ſchlaget ſie wider die wand„! Dreyer in der diſp.
de inaequali maſculorum et feminarum ſe-
cundum iura Cimbrica ſucceſſione. Man
ſtrafete ſie gelinder, als die mannsperſonen. Man
bezahlete ihrentwegen nur ein halb wergeld, Saͤchſ.
L. R. B. III art. 45, von Leyſer ſpecim. XIII
med. 3 ſ. 137 vol. I.
das weibli-
che geſchlecht
wurde von
den Teut-
ſchen hoch
gehalten.
§ 75
Die perſonen, welche kinder zeugeten, hieſen
aͤltern: die von den aͤltern erzieleten perſonen, maͤnn-
lichen geſchlechtes hieſen ſoͤne; und die weiblichen
geſchlechtes, toͤchter. Aeltern koͤmmt her von
alen, nutritor. Alldieweil kinder ihren aͤltern
ihr
von den aͤl-
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der kinder
verbindlich-
keit gegen
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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