Ein kind wird für rechtmäßig geboren gehalten,die recht- mäsige ge- burt dersel- ben. wenn es im anfange des 7 monats zur welt gekom- men ist, oder in den ersten 10 tagen des 11ten monats nach des vaters tode die welt erblicket. Wenn zwillinge vorhanden sind, und man den ältesten nicht weis, wird die sache durchs loos ent- schiden; denn der älteste zu seyn war bei den Teut- schen ein vorrecht, Slevogts disp. de iure pri- mogeniturae et maioratus § 8 und f.
§ 70
Bei der menschwerdung sihet man darauf, obvon den mißgebur- ten. die geburt einem menschen gleich ist, oder nicht? lezteren falles heiset es eine mißgeburt, ungeheuer, (monstrum) solche haben die Teutschen getödet, Weberde iure monstrorum.
§ 71
Diejenigen, welchen die natur zu viel, oder zuvon den krüppelkin- dern. wenig gegeben, oder sie ungestalt gemachet hat, nennete man krüppelkinder. Die ganz lamen oder buckelichten haben die Teutschen von der erb- schaft ausgeschlossen, Sächsisches landrecht, 1 B. art. 4. Sie bekamen nur den unterhalt. Zwerge (nani), wurden als ein wunder der natur angesehen und verachtet, nach dem bekannten sprüchworte: "wen Gott und die natur zeichnet, "für dem soll sich roß und mann hüten", Pisto- riuscent. I paroem. 66 s. 86 u. f. Denn der Teutsche war ungemein wohl gewachsen. Man hiese also die kleinen aus verachtung twerge (twergmann), d. i. parvus, ein verkehrter mensch, der aus irrtum der natur gezeuget worden war. Tenzel in den monatlichen unterredungen vom jahre 1692 s. 709 hat einen zwerg aus der Schweiz, Hanß Worrenberg, der über 40 jahre alt war, abgebildet,
wel-
der Teutſchen nach der menſchw.
§ 69
Ein kind wird fuͤr rechtmaͤßig geboren gehalten,die recht- maͤſige ge- burt derſel- ben. wenn es im anfange des 7 monats zur welt gekom- men iſt, oder in den erſten 10 tagen des 11ten monats nach des vaters tode die welt erblicket. Wenn zwillinge vorhanden ſind, und man den aͤlteſten nicht weis, wird die ſache durchs loos ent- ſchiden; denn der aͤlteſte zu ſeyn war bei den Teut- ſchen ein vorrecht, Slevogts diſp. de iure pri- mogeniturae et maioratus § 8 und f.
§ 70
Bei der menſchwerdung ſihet man darauf, obvon den mißgebur- ten. die geburt einem menſchen gleich iſt, oder nicht? lezteren falles heiſet es eine mißgeburt, ungeheuer, (monſtrum) ſolche haben die Teutſchen getoͤdet, Weberde iure monſtrorum.
§ 71
Diejenigen, welchen die natur zu viel, oder zuvon den kruͤppelkin- dern. wenig gegeben, oder ſie ungeſtalt gemachet hat, nennete man kruͤppelkinder. Die ganz lamen oder buckelichten haben die Teutſchen von der erb- ſchaft ausgeſchloſſen, Saͤchſiſches landrecht, 1 B. art. 4. Sie bekamen nur den unterhalt. Zwerge (nani), wurden als ein wunder der natur angeſehen und verachtet, nach dem bekannten ſpruͤchworte: „wen Gott und die natur zeichnet, „fuͤr dem ſoll ſich roß und mann huͤten„, Piſto- riuscent. I paroem. 66 ſ. 86 u. f. Denn der Teutſche war ungemein wohl gewachſen. Man hieſe alſo die kleinen aus verachtung twerge (twergmann), d. i. parvus, ein verkehrter menſch, der aus irrtum der natur gezeuget worden war. Tenzel in den monatlichen unterredungen vom jahre 1692 ſ. 709 hat einen zwerg aus der Schweiz, Hanß Worrenberg, der uͤber 40 jahre alt war, abgebildet,
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der Teutſchen nach der menſchw.
§ 69
Ein kind wird fuͤr rechtmaͤßig geboren gehalten,
wenn es im anfange des 7 monats zur welt gekom-
men iſt, oder in den erſten 10 tagen des 11ten
monats nach des vaters tode die welt erblicket.
Wenn zwillinge vorhanden ſind, und man den
aͤlteſten nicht weis, wird die ſache durchs loos ent-
ſchiden; denn der aͤlteſte zu ſeyn war bei den Teut-
ſchen ein vorrecht, Slevogts diſp. de iure pri-
mogeniturae et maioratus § 8 und f.
die recht-
maͤſige ge-
burt derſel-
ben.
§ 70
Bei der menſchwerdung ſihet man darauf, ob
die geburt einem menſchen gleich iſt, oder nicht?
lezteren falles heiſet es eine mißgeburt, ungeheuer,
(monſtrum) ſolche haben die Teutſchen getoͤdet,
Weber de iure monſtrorum.
von den
mißgebur-
ten.
§ 71
Diejenigen, welchen die natur zu viel, oder zu
wenig gegeben, oder ſie ungeſtalt gemachet hat,
nennete man kruͤppelkinder. Die ganz lamen
oder buckelichten haben die Teutſchen von der erb-
ſchaft ausgeſchloſſen, Saͤchſiſches landrecht,
1 B. art. 4. Sie bekamen nur den unterhalt.
Zwerge (nani), wurden als ein wunder der natur
angeſehen und verachtet, nach dem bekannten
ſpruͤchworte: „wen Gott und die natur zeichnet,
„fuͤr dem ſoll ſich roß und mann huͤten„, Piſto-
rius cent. I paroem. 66 ſ. 86 u. f. Denn der
Teutſche war ungemein wohl gewachſen. Man
hieſe alſo die kleinen aus verachtung twerge
(twergmann), d. i. parvus, ein verkehrter menſch,
der aus irrtum der natur gezeuget worden war.
Tenzel in den monatlichen unterredungen vom jahre
1692 ſ. 709 hat einen zwerg aus der Schweiz, Hanß
Worrenberg, der uͤber 40 jahre alt war, abgebildet,
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von den
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/37>, abgerufen am 21.12.2024.
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