Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Da bebt er, erzittert zum Herzensgrund Und neigt sich und küßt ihren rosigen Mund Und murmelt, das Auge zum Himmel gewandt: "Nun rufe uns, Gott, in das Heimathland!" So stehen sie schweigend, ein Herz und ein Sinn, So treiben sie pfeilschnell im Wasser dahin. Es schwanket die Scholle, sie knistert und bricht Am Rande zersplitternd, doch sinket sie nicht, Wohl morscher stets wird sie und reibet sich auf, Doch, Dank Dir, o Himmel, sie ändert den Lauf, Sie treibt nach dem Ufer, sie spaltet sich fest, Sie theilt sich in Stücke, o kärglicher Rest! "Erbarm' Dich, o Himmel, geleit' uns ans Land, Dort steht schon das Kloster an Felsens Wand, Mach' Ende, o Vater der furchtbaren Noth, Wir waren ja glücklich und treu bis zum Tod!" Der Dombaumeister. Im Mattenburger Kloster10)
Welch' froh bewegte Hast, Einkehr hat d'rin gehalten Ein selten hoher Gast, Auftischt man Fisch und Braten Herrn Conrad von Hochstaden, Dem Erzbischof zu Cöln. Der fuhr mit viel Gefolge Aufwärts den breiten Rhein, 13*
Da bebt er, erzittert zum Herzensgrund Und neigt ſich und küßt ihren roſigen Mund Und murmelt, das Auge zum Himmel gewandt: „Nun rufe uns, Gott, in das Heimathland!“ So ſtehen ſie ſchweigend, ein Herz und ein Sinn, So treiben ſie pfeilſchnell im Waſſer dahin. Es ſchwanket die Scholle, ſie kniſtert und bricht Am Rande zerſplitternd, doch ſinket ſie nicht, Wohl morſcher ſtets wird ſie und reibet ſich auf, Doch, Dank Dir, o Himmel, ſie ändert den Lauf, Sie treibt nach dem Ufer, ſie ſpaltet ſich feſt, Sie theilt ſich in Stücke, o kärglicher Reſt! „Erbarm' Dich, o Himmel, geleit' uns ans Land, Dort ſteht ſchon das Kloſter an Felſens Wand, Mach' Ende, o Vater der furchtbaren Noth, Wir waren ja glücklich und treu bis zum Tod!“ Der Dombaumeiſter. Im Mattenburger Kloſter10)
Welch' froh bewegte Haſt, Einkehr hat d'rin gehalten Ein ſelten hoher Gaſt, Auftiſcht man Fiſch und Braten Herrn Conrad von Hochſtaden, Dem Erzbiſchof zu Cöln. Der fuhr mit viel Gefolge Aufwärts den breiten Rhein, 13*
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Da bebt er, erzittert zum Herzensgrund
Und neigt ſich und küßt ihren roſigen Mund
Und murmelt, das Auge zum Himmel gewandt:
„Nun rufe uns, Gott, in das Heimathland!“
So ſtehen ſie ſchweigend, ein Herz und ein Sinn,
So treiben ſie pfeilſchnell im Waſſer dahin.
Es ſchwanket die Scholle, ſie kniſtert und bricht
Am Rande zerſplitternd, doch ſinket ſie nicht,
Wohl morſcher ſtets wird ſie und reibet ſich auf,
Doch, Dank Dir, o Himmel, ſie ändert den Lauf,
Sie treibt nach dem Ufer, ſie ſpaltet ſich feſt,
Sie theilt ſich in Stücke, o kärglicher Reſt!
„Erbarm' Dich, o Himmel, geleit' uns ans Land,
Dort ſteht ſchon das Kloſter an Felſens Wand,
Mach' Ende, o Vater der furchtbaren Noth,
Wir waren ja glücklich und treu bis zum Tod!“
Der Dombaumeiſter.
Im Mattenburger Kloſter10)
Welch' froh bewegte Haſt,
Einkehr hat d'rin gehalten
Ein ſelten hoher Gaſt,
Auftiſcht man Fiſch und Braten
Herrn Conrad von Hochſtaden,
Dem Erzbiſchof zu Cöln.
Der fuhr mit viel Gefolge
Aufwärts den breiten Rhein,
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