Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Die wollen mich ins Gotteshaus Zu Dank und Beten locken! Und Lüfte fühl' ich weich und lind Mir um das Antlitz wehen, Ich sehe jeden Baum und Zweig In voller Blüthe stehen Und fühle heiß und ungestüm Mein Herz im Busen drängen, Gleich wie die Rose bebt und schwillt, Will sie die Knospe sprengen! Heraus denn aus der tiefsten Brust, Du Jubelschrei, Du Wonne! Stürm' jauchzend hin durch Berg und Thal, Flieg' auf zur güld'nen Sonne Und künde, daß auf weiter Welt Es aller -- aller Orten, Selbst in Jung Gudas krankem Herz Sei plötzlich Frühling worden! Doch fragt man, wer solch' Wunder that Zum seligsten Gewinne, So flüst're leis, ganz leis ihm zu: Die Minne that's, die Minne!" Rheinab! Auf flockigem Lager, zur Mitternacht,
Ist plötzlich der Thauwind, der Träumer, erwacht; Da regt er die Schwingen, da dehnt er sie aus, Die wollen mich ins Gotteshaus Zu Dank und Beten locken! Und Lüfte fühl' ich weich und lind Mir um das Antlitz wehen, Ich ſehe jeden Baum und Zweig In voller Blüthe ſtehen Und fühle heiß und ungeſtüm Mein Herz im Buſen drängen, Gleich wie die Roſe bebt und ſchwillt, Will ſie die Knoſpe ſprengen! Heraus denn aus der tiefſten Bruſt, Du Jubelſchrei, Du Wonne! Stürm' jauchzend hin durch Berg und Thal, Flieg' auf zur güld'nen Sonne Und künde, daß auf weiter Welt Es aller — aller Orten, Selbſt in Jung Gudas krankem Herz Sei plötzlich Frühling worden! Doch fragt man, wer ſolch' Wunder that Zum ſeligſten Gewinne, So flüſt're leis, ganz leis ihm zu: Die Minne that's, die Minne!“ Rheinab! Auf flockigem Lager, zur Mitternacht,
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Die wollen mich ins Gotteshaus
Zu Dank und Beten locken!
Und Lüfte fühl' ich weich und lind
Mir um das Antlitz wehen,
Ich ſehe jeden Baum und Zweig
In voller Blüthe ſtehen
Und fühle heiß und ungeſtüm
Mein Herz im Buſen drängen,
Gleich wie die Roſe bebt und ſchwillt,
Will ſie die Knoſpe ſprengen!
Heraus denn aus der tiefſten Bruſt,
Du Jubelſchrei, Du Wonne!
Stürm' jauchzend hin durch Berg und Thal,
Flieg' auf zur güld'nen Sonne
Und künde, daß auf weiter Welt
Es aller — aller Orten,
Selbſt in Jung Gudas krankem Herz
Sei plötzlich Frühling worden!
Doch fragt man, wer ſolch' Wunder that
Zum ſeligſten Gewinne,
So flüſt're leis, ganz leis ihm zu:
Die Minne that's, die Minne!“
Rheinab!
Auf flockigem Lager, zur Mitternacht,
Iſt plötzlich der Thauwind, der Träumer, erwacht;
Da regt er die Schwingen, da dehnt er ſie aus,
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