Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.Montag den 4ten August 1845. Etwa 1 Stunde vor der Sonne aufgestanden; etwas gepackt, tüchtig gefrühstückt und dann um 6 Uhr aufgebrochen: 4 Reitpferde, 1 Packpferd und 1 vom Führer. Zuerst der Weg zwischen den Cacktushecken der Gärten von Jafa; dann auf sandigem Wege zwischen jetzt kahlen Saatfeldern durch die wellenförmige Ebne. Die rothe fruchtbare Ackererde glühte in der Morgensonne; die Felder bisweilen voll von Disteln oder Steinen; die Dörfer mit Caktushecken, und Ölbaumhainen gar freundlich und ländlich; jüdische Gesichter der begegnenden Männer und Weiber; Gewänder der Weiber alle mit einem Gurt gehalten. Wie lebendig ward mir Alles, was ich aus der heiligen Schrift kannte, auf diesem Boden, die Geschichte der Ruth, der Gleichnisse Christi pp. - Nach 3 Stunden um 9 Uhr kamen wir zum Städtchen Ramle, was massiv im Style von Jafa gebaut ist; ein byzantinischer Thurm fiel mir auf. Wir ritten vor dem Kloster vorbei und ruhten auf dem Markt vor einem Caffeehause, wo wir Brodt, Weintrauben, Feigen, Caffee und Schischa verzehrten. Nach 1/2 Stunde wieder aufgebrochen und binnen 2 Stunden etwa kamen wir in das gebirgigere Terrain. Der Weg wie die Berge sehr steinig, doch letztere stets mit untermischter Vegetation. Je höher wir stiegen, desto schlechter ward der Weg, die Berge aber nie sehr schroff, meist in niedrigen Terrassen ansteigend mit Gesträuch und Weidegräsern bedeckt; Heerden von Cameelen, Ziegen, Schaafen machten das Bild der Erzväter in mir ganz lebendig; Dörfer hörten allmählig fast ganz auf, ebenso Kornfelder; meist in den Thälern wanden wir uns hin, bis wir endlich schon Nachmittags die Höhe des Gebirges erreicht. An einigen Quellen ward getrunken, ohne uns jedoch weiter aufzuhalten. (NB. Noch in der Ebene Begegnung mit etwa 6 arabischen Kaufleuten, die, diesmal freilich im Spaß, aber doch, wohl um uns Furcht einzujagen, die Fanatsie eines Überfalls vormachten). Am Nachmittag wurden die Berge mehr bewachsen mit Ölbäumen, Aprikosen und anderm Buschwerk. Die Wege ganz miserabel, fortwährend über Fels und Gerölle; fortdauernd langsamer Schritt. So ging es fort; 2-3 Stunden vor Jerusalem ritten wir an einer reinlichen Ortschaft mit byzantinischer Kirche vorbei, klein, aber in einem Thalkessel freundlich gelegen. Weinberge auf den Terrassen der Berge begannen hier und da. Noch ein tiefes Thal mußte durchschritten werden, dann hielten wir uns auf der Höhe, und als die Sonne im Sinken begriffen war, erblickte ich die Kirche auf dem Ölberge; einige Minuten darauf standen wir Montag den 4ten August 1845. Etwa 1 Stunde vor der Sonne aufgestanden; etwas gepackt, tüchtig gefrühstückt und dann um 6 Uhr aufgebrochen: 4 Reitpferde, 1 Packpferd und 1 vom Führer. Zuerst der Weg zwischen den Cacktushecken der Gärten von Jafa; dann auf sandigem Wege zwischen jetzt kahlen Saatfeldern durch die wellenförmige Ebne. Die rothe fruchtbare Ackererde glühte in der Morgensonne; die Felder bisweilen voll von Disteln oder Steinen; die Dörfer mit Caktushecken, und Ölbaumhainen gar freundlich und ländlich; jüdische Gesichter der begegnenden Männer und Weiber; Gewänder der Weiber alle mit einem Gurt gehalten. Wie lebendig ward mir Alles, was ich aus der heiligen Schrift kannte, auf diesem Boden, die Geschichte der Ruth, der Gleichnisse Christi pp. - Nach 3 Stunden um 9 Uhr kamen wir zum Städtchen Ramle, was massiv im Style von Jafa gebaut ist; ein byzantinischer Thurm fiel mir auf. Wir ritten vor dem Kloster vorbei und ruhten auf dem Markt vor einem Caffeehause, wo wir Brodt, Weintrauben, Feigen, Caffee und Schischa verzehrten. Nach ½ Stunde wieder aufgebrochen und binnen 2 Stunden etwa kamen wir in das gebirgigere Terrain. Der Weg wie die Berge sehr steinig, doch letztere stets mit untermischter Vegetation. Je höher wir stiegen, desto schlechter ward der Weg, die Berge aber nie sehr schroff, meist in niedrigen Terrassen ansteigend mit Gesträuch und Weidegräsern bedeckt; Heerden von Cameelen, Ziegen, Schaafen machten das Bild der Erzväter in mir ganz lebendig; Dörfer hörten allmählig fast ganz auf, ebenso Kornfelder; meist in den Thälern wanden wir uns hin, bis wir endlich schon Nachmittags die Höhe des Gebirges erreicht. An einigen Quellen ward getrunken, ohne uns jedoch weiter aufzuhalten. (NB. Noch in der Ebene Begegnung mit etwa 6 arabischen Kaufleuten, die, diesmal freilich im Spaß, aber doch, wohl um uns Furcht einzujagen, die Fanatsie eines Überfalls vormachten). Am Nachmittag wurden die Berge mehr bewachsen mit Ölbäumen, Aprikosen und anderm Buschwerk. Die Wege ganz miserabel, fortwährend über Fels und Gerölle; fortdauernd langsamer Schritt. So ging es fort; 2-3 Stunden vor Jerusalem ritten wir an einer reinlichen Ortschaft mit byzantinischer Kirche vorbei, klein, aber in einem Thalkessel freundlich gelegen. Weinberge auf den Terrassen der Berge begannen hier und da. Noch ein tiefes Thal mußte durchschritten werden, dann hielten wir uns auf der Höhe, und als die Sonne im Sinken begriffen war, erblickte ich die Kirche auf dem Ölberge; einige Minuten darauf standen wir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0080" n="79"/> </p> </div> <div n="2"> <p><date when="1845-08-04"><hi rendition="#u">Montag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 4ten <choice><abbr>Aug</abbr><expan>August</expan></choice> 1845</hi></date>. 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Montag d 4ten Aug 1845. Etwa 1 St vor d Sonne aufgestanden; etwas gepackt, tüchtig gefrühstückt d dann um 6 Uhr aufgebrochen: 4 Reitpferde, 1 Packpferd d 1 vom Führer. Zuerst d Weg zw den Cacktushecken der Gärten v Jafa; dann auf sandigem Wege zw jetzt kahlen Saatfeldern durch die wellenförmige Ebne. Die rothe fruchtbare Ackererde glühte in d Morgensonne; die Felder bisweilen voll v Disteln oder Steinen; die Dörfer mit Caktushecken, d Ölbaumhainen gar freundlich d ländlich; jüdische Gesichter der begegnenden Männer d Weiber; Gewänder der Weiber alle mit e Gurt gehalten. Wie lebendig ward mir Alles, was ich aus d heil Schrift kannte, auf diesem Boden, die Geschichte der Ruth, der Gleichnisse Christi pp. - Nach 3 Stunden um 9 Uhr kamen wir zum Städtchen Ramle, was massiv im Style v Jafa gebaut ist; ein byzant Thurm fiel mir auf. Wir ritten vor d Kloster vorbei d ruhten auf d Markt vor e Caffeehause, wo wir Brodt, Weintr, Feigen, Caffee d Schischa verzehrten. Nach ½ St wieder aufgebrochen d binnen 2 Stunden etwa kamen wir in d gebirgigere Terrain. Der Weg wie die Berge sehr steinig, doch letztere stets mit untermischter Vegetation. Je höher wir stiegen, desto schlechter ward der Weg, die Berge aber nie sehr schroff, meist in niedrigen Terrassen ansteigend mit Gesträuch d Weidegräsern bedeckt; Heerden v Cameelen, Ziegen, Schaafen machten d Bild der Erzväter in mir ganz lebendig; Dörfer hörten allmählig fast ganz auf, ebenso Kornfelder; meist in den Thälern wanden wir uns hin, bis wir endlich schon Nachm die Höhe des Gebirges erreicht. An einigen Quellen ward getrunken, ohne uns jedoch weiter aufzuhalten. (NB. Noch in d Ebene Begegnung mit etwa 6 arab Kaufleuten, die, diesmal freilich im Spaß, aber doch, wohl um uns Furcht einzujagen, die Fanatsie eines Überfalls vormachten). Am Nachm wurden die Berge mehr bewachsen mit Ölbäumen, Aprikosen d anderm Buschwerk. Die Wege ganz miserabel, fortwährend über Fels d Gerölle; fortdauernd langsamer Schritt. So ging es fort; 2-3 Stunden vor Jerus ritten wir an e reinl Ortschaft mit byzant Kirche vorbei, klein, aber in e Thalkessel freundlich gelegen. Weinberge auf d Terrassen d Berge begannen hier d da. Noch ein tiefes Thal mußte durchschritten werden, dann hielten wir uns auf d Höhe, d als die Sonne im Sinken begriffen war, erblickte ich die Kirche auf dem Ölberge; einige Minuten darauf standen wir
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