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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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freien Ankerplatz verursacht mir Kopfschmerzen, so daß ich nur eine Briefseite zu Stande bringe. Am Nachmittage zieht eine Mordgeschichte unsre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Aus Blutrache ist auf dem Bazar zu Melaui jenseits des Flusses heut der Schwiegersohn des Schechs von Berche mit seinem Sklaven erschossen worden. Auf diese Nachricht strömte das ganze Dorf, Männer, Weiber und Kinder nach dem Ufer hinaus an unsern Schiffen vorbei; die Männer bewaffnet, die Weiber mit ausgebreiteten Armen, die Zipfel ihrer Kopftücher haltend, heulend, Gesicht und Kleider beschmirt. Sie tragen auf roher Bahre den herübergeschafften Leichnam des Sklaven zum Dorfe. Dann kommen zu Pferde die Schechs des Dorfes an das Ufer, bewaffnete Männer, und ihre Frauen hinterher; sie scheinen Berathungen zu halten; endlich zieht Alles wieder zum Dorf zurück, dieß gibt viel interressantes Leben, dem wir gemächlich zuschauen. - Gegen Sonnenuntergang mache ich mit Ernst einen Spatziergang gegen die Felsen hin in das sehr malerische Dorfwäldchen, wo die mit Früchten schwer behangenen Palmen mit zwischenwachsenden Gummibäumen treffliche Gruppen bilden. Im Dunkeln erst kehrt Lepsius mit den Andern von seiner ergiebigen Tour zurück. Nach dem Abendessen beschäftigt uns die vielfache Strahlenbrechung im Gipsspathcristalle. -

Montag den 18ten September 1843. Wir feiern heut den Jahrestag der Ankunft Lepsius in Egypten. - Es werden 3 Zelte aufgeschlagen, wo Max, Ernst, Franke und ich in dem einen am Vormittag schreiben (ich meinen Brief an die Mutter); dann wird gegen Mittag Schokolade getrunken, die trefflich schmeckt. 3 Hammel sind am Morgen gekauft und für die Schiffsmannschaften und uns geschlachtet worden. Lepsius empfängt einen Besuch vom Schech von Bersche, der mit seiner ganzen bewaffneten Dorfmannschaft ankommt, um dann wegen des Mordes seines Schwiegersohns auf die andre Seite überzufahren. Nach unsrem Mittagsessen brechen wir von Bersche auf und fahren bis beinah nach Schech Saide, wo wir eine Menge Felslöcher und Thürme sehen, weshalb wir dort anlegen; in der That finden wir gegen 6 beschriebne Gräber der 7ten Dynastie, deren Beschreibung und Abklatschung uns bis Sonnenuntergang aufhält. Wir bleiben die Nacht hier am Ufer und essen nun an wohl hergerichtetem Tische unser solennes Abendbrod aus gefüllten Weinblättern, Hammelbraten mit Erdtoffelsalat, 1 Reisspeise und Budding nebst Eingemachtem bestehend. 2 Flaschen Rothwein und 2 Flaschen Rheinwein werden in großer Heiterkeit vertrunken. Vorlesen von Max Gedicht. Nach dem Essen Gesang. Dann zu Bett und sehr gut geschlafen. -

freien Ankerplatz verursacht mir Kopfschmerzen, so daß ich nur eine Briefseite zu Stande bringe. Am Nachmittage zieht eine Mordgeschichte unsre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Aus Blutrache ist auf dem Bazar zu Melaui jenseits des Flusses heut der Schwiegersohn des Schechs von Berché mit seinem Sklaven erschossen worden. Auf diese Nachricht strömte das ganze Dorf, Männer, Weiber und Kinder nach dem Ufer hinaus an unsern Schiffen vorbei; die Männer bewaffnet, die Weiber mit ausgebreiteten Armen, die Zipfel ihrer Kopftücher haltend, heulend, Gesicht und Kleider beschmirt. Sie tragen auf roher Bahre den herübergeschafften Leichnam des Sklaven zum Dorfe. Dann kommen zu Pferde die Schechs des Dorfes an das Ufer, bewaffnete Männer, und ihre Frauen hinterher; sie scheinen Berathungen zu halten; endlich zieht Alles wieder zum Dorf zurück, dieß gibt viel interressantes Leben, dem wir gemächlich zuschauen. - Gegen Sonnenuntergang mache ich mit Ernst einen Spatziergang gegen die Felsen hin in das sehr malerische Dorfwäldchen, wo die mit Früchten schwer behangenen Palmen mit zwischenwachsenden Gummibäumen treffliche Gruppen bilden. Im Dunkeln erst kehrt Lepsius mit den Andern von seiner ergiebigen Tour zurück. Nach dem Abendessen beschäftigt uns die vielfache Strahlenbrechung im Gipsspathcristalle. -

Montag den 18ten September 1843. Wir feiern heut den Jahrestag der Ankunft Lepsius in Egypten. - Es werden 3 Zelte aufgeschlagen, wo Max, Ernst, Franke und ich in dem einen am Vormittag schreiben (ich meinen Brief an die Mutter); dann wird gegen Mittag Schokolade getrunken, die trefflich schmeckt. 3 Hammel sind am Morgen gekauft und für die Schiffsmannschaften und uns geschlachtet worden. Lepsius empfängt einen Besuch vom Schech von Bersche, der mit seiner ganzen bewaffneten Dorfmannschaft ankommt, um dann wegen des Mordes seines Schwiegersohns auf die andre Seite überzufahren. Nach unsrem Mittagsessen brechen wir von Bersche auf und fahren bis beinah nach Schech Saide, wo wir eine Menge Felslöcher und Thürme sehen, weshalb wir dort anlegen; in der That finden wir gegen 6 beschriebne Gräber der 7ten Dynastie, deren Beschreibung und Abklatschung uns bis Sonnenuntergang aufhält. Wir bleiben die Nacht hier am Ufer und essen nun an wohl hergerichtetem Tische unser solennes Abendbrod aus gefüllten Weinblättern, Hammelbraten mit Erdtoffelsalat, 1 Reisspeise und Budding nebst Eingemachtem bestehend. 2 Flaschen Rothwein und 2 Flaschen Rheinwein werden in großer Heiterkeit vertrunken. Vorlesen von Max Gedicht. Nach dem Essen Gesang. Dann zu Bett und sehr gut geschlafen. -

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[39/0040] freien Ankerplatz verursacht mir Kopfschmerzen, so daß ich nur eine Briefseite zu Stande bringe. Am Nachmittage zieht eine Mordgeschichte unsre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Aus Blutrache ist auf dem Bazar zu Melaui jenseits des Flusses heut der Schwiegersohn des Schechs v Berché mit seinem Sklaven erschossen worden. Auf diese Nachricht strömte d ganze Dorf, Männer, Weiber d Kinder nach d Ufer hinaus an unsern Schiffen vorbei; die Männer bewaffnet, die Weiber mit ausgebreiteten Armen, die Zipfel ihrer Kopftücher haltend, heulend, Gesicht d Kleider beschmirt. Sie tragen auf roher Bahre den herübergeschafften Leichnam des Sklaven zum Dorfe. Dann kommen zu Pferde die Schechs des Dorfes an das Ufer, bewaffnete Männer, d ihre Frauen hinterher; sie scheinen Berathungen zu halten; endl zieht Alles wieder zum Dorf zurück, dieß gibt viel interressantes Leben, dem wir gemächlich zuschauen. - Gegen Sonnenuntergang mache ich mit Ernst einen Spatziergang gegen die Felsen hin in das sehr malerische Dorfwäldchen, wo die mit Früchten schwer behangenen Palmen mit zwischenwachsenden Gummibäumen treffliche Gruppen bilden. Im Dunkeln erst kehrt Leps mit d Andern von seiner ergiebigen Tour zurück. Nach d Abendessen beschäftigt uns die vielfache Strahlenbrechung im Gipsspathcristalle. - Montag d 18ten Sept 1843. Wir feiern heut den Jahrestag der Ankunft Lepsius in Egypten. - Es werden 3 Zelte aufgeschlagen, wo Max, Ernst, Franke d ich in dem einen am Vormittag schreiben (ich meinen Brief an d Mutter); dann wird gegen Mittag Schokolade getrunken, die trefflich schmeckt. 3 Hammel sind am Morgen gekauft d für die Schiffsmannschaften d uns geschlachtet worden. Leps empfängt e Besuch v Schech v Bersche, der mit s ganzen bewaffneten Dorfmannschaft ankommt, um dann wegen des Mordes seines Schwiegersohns auf d andre Seite überzufahren. Nach unsrem Mittagsessen brechen wir von Bersche auf d fahren bis beinah nach Schech Saide, wo wir eine Menge Felslöcher d Thürme sehen, weshalb wir dort anlegen; in d That finden wir gegen 6 beschriebne Gräber der 7ten Dynastie, deren Beschreibung d Abklatschung uns bis Sonnenuntergang aufhält. Wir bleiben die Nacht hier am Ufer d essen nun an wohl hergerichtetem Tische unser solennes Abendbrod aus gefüllten Weinblättern, Hammelbraten mit Erdtoffelsalat, 1 Reisspeise d Budding nebst Eingemachtem bestehend. 2 Flaschen Rothw d 2 Fl Rheinwein werden in großer Heiterkeit vertrunken. Vorlesen von Max Gedicht. Nach d Essen Gesang. Dann zu Bett d sehr gut geschlafen. -

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/40>, abgerufen am 21.11.2024.