Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.Chikane wegen delibriren. Es versammelt sich Volks rings umher; ich merkte, daß es nur auf Geldschneiderei abgesehen war, gab dem Aufseher etwa 30 Para's, ein arabischer Junge nahm meinen Mantelsack auf die Schulter, wir die andern Sachen, und fort ging es, einem Hotelbedienten nach zu dem Hotel der Gebrüder Coulomb auf dem großen Platz im Frankenquartier. Wir winden uns im Dunkeln durch enge Gassen, Esel und Cameele schreiten neben uns vorüber, wir schwitzen unter dem Tragen der Mäntel und des Gepäcks; endlich langen wir auf einem großen von stattlichen Gebäuden umgebnen Platze an, unser Hotel ist erreicht. Eine deutsche Wirthin, gewesene Wienerin begrüßte uns mit vaterländischer Zunge; 2 Piaster befriedigten unsern Gepäckträger und nun ließen wir uns 3 Stuben geben, deren eine die Aussicht auf den Platz hat. Das Hotel ist für Alexandrien sehr nobel eingerichtet. Da saßen wir nun in dem Lande, das uns so lange beherbergen soll. Limonade erquickte uns am Abend; die breiten Betten mit den Muskitovorhängen wurden zurecht gemacht und um 1/4 10 Uhr stieg ich in das umflorte reinliche Himmelbett, Gott dankend, der uns bis hierher gnädig und väterlich geführt hat. Mittwoch den 14ten September 1842. Um 1/2 6 Uhr Morgens stand ich auf und begrüßte den egyptischen Morgen. Wir unterhielten uns lange mit dem Getriebe auf unserm großen schönen Platze. Unzählige Reiter auf Eseln mit den antreibenden arabischen Jungen hinterdrein, dann wieder die hohen Cameele mit den Führern vorn, schwer beladen; auch europäische Chikane wegen delibriren. Es versammelt sich Volks rings umher; ich merkte, daß es nur auf Geldschneiderei abgesehen war, gab dem Aufseher etwa 30 Para’s, ein arabischer Junge nahm meinen Mantelsack auf die Schulter, wir die andern Sachen, und fort ging es, einem Hotelbedienten nach zu dem Hotel der Gebrüder Coulomb auf dem großen Platz im Frankenquartier. Wir winden uns im Dunkeln durch enge Gassen, Esel und Cameele schreiten neben uns vorüber, wir schwitzen unter dem Tragen der Mäntel und des Gepäcks; endlich langen wir auf einem großen von stattlichen Gebäuden umgebnen Platze an, unser Hotel ist erreicht. Eine deutsche Wirthin, gewesene Wienerin begrüßte uns mit vaterländischer Zunge; 2 Piaster befriedigten unsern Gepäckträger und nun ließen wir uns 3 Stuben geben, deren eine die Aussicht auf den Platz hat. Das Hotel ist für Alexandrien sehr nobel eingerichtet. Da saßen wir nun in dem Lande, das uns so lange beherbergen soll. Limonade erquickte uns am Abend; die breiten Betten mit den Muskitovorhängen wurden zurecht gemacht und um ¼ 10 Uhr stieg ich in das umflorte reinliche Himmelbett, Gott dankend, der uns bis hierher gnädig und väterlich geführt hat. Mittwoch den 14ten September 1842. Um ½ 6 Uhr Morgens stand ich auf und begrüßte den egyptischen Morgen. Wir unterhielten uns lange mit dem Getriebe auf unserm großen schönen Platze. Unzählige Reiter auf Eseln mit den antreibenden arabischen Jungen hinterdrein, dann wieder die hohen Cameele mit den Führern vorn, schwer beladen; auch europäische <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0027" n="26"/> Chikane wegen delibriren. 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Chikane wegen delibriren. Es versammelt sich Volks rings umher; ich merkte, daß es nur auf Geldschneiderei abgesehen war, gab dem Aufseher etwa 30 Para’s, ein arab Junge nahm m Mantelsack auf d Schulter, wir die andern Sachen, d fort ging es, einem Hotelbedienten nach zu dem Hotel der Gebrüder Coulomb auf d großen Platz im Frankenquartier. Wir winden uns im Dunkeln durch enge Gassen, Esel d Cameele schreiten neben uns vorüber, wir schwitzen unter d Tragen der Mäntel d des Gepäcks; endl langen wir auf einem großen v stattlichen Gebäuden umgebnen Platze an, unser Hotel ist erreicht. Eine deutsche Wirthin, gewesene Wienerin begrüßte uns mit vaterländischer Zunge; 2 Piaster befriedigten unsern Gepäckträger d nun ließen wir uns 3 Stuben geben, deren eine die Aussicht auf d Platz hat. Das Hotel ist für Alex sehr nobel eingerichtet. Da saßen wir nun in d Lande, das uns so lange beherbergen soll. Limonade erquickte uns am Abend; die breiten Betten mit den Muskitovorhängen wurden zurecht gemacht d um ¼ 10 Uhr stieg ich in d umflorte reinliche Himmelbett, Gott dankend, der uns bis hierher gnädig d väterlich geführt hat.
Mittwoch d 14ten Sept 1842. Um ½ 6 Uhr Morgens stand ich auf d begrüßte den egypt Morgen. Wir unterhielten uns lange mit dem Getriebe auf unserm großen schönen Platze. Unzählige Reiter auf Eseln mit den antreibenden arab Jungen hinterdrein, dann wieder die hohen Cameele mit den Führern vorn, schwer beladen; auch europ
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Zitationshilfe: | Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/27>, abgerufen am 23.02.2025. |