Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des IV. Buchs X. Cap. ümb die wurzeln des baums auffgräbet/ und es hinein geust. Hiedurch wird nichtallein das erdreich getünchet/ sondern die äpffel sollen auch durch den auffsteigenden safft einige röhte empfangen. Andre rahten/ man sol die geschnittene Encken bey dem auffsetzen in frisch Hecht-blut tuncken: oder rohte Rosen-stauden neben dem stamm pflantzen: oder Apffel und Birn-Encken auff Maulbeer-stämme pfropffen/ so sollen rohte früchte folgen. Also auch/ pfropffet ein Apffelreiß schöner art un- ten auff ein junges bäumlein: wenn es bekommet/ so pfropffet das folgende jahr wie- der oben auff das Reiß/ und das dritte jahr wieder auff dasselbige: so sol der baum an farben schön gemengete äpffel tragen. II. Kleine Früchte vergrössern. Unter den Aepffeln verdienen die Borstorffer/ und unter den Birnen die Mu- Es stehet auch zu versuchen/ was P. Lauremberg l. 1. c. 17. von vergrösserung III. Vielerley Obst auff einem Baum. Diese Kunst gründet sich auff den bericht/ welchen wir von Verwandschafft IV. Weintrauben auff einem Kirschbaum. Pflantzet einen Kirschbaum neben einen Weinstock: wenn er gefasset und let
Des IV. Buchs X. Cap. uͤmb die wurzeln des baums auffgraͤbet/ und es hinein geuſt. Hiedurch wird nichtallein das erdreich getuͤnchet/ ſondern die aͤpffel ſollen auch durch den auffſteigenden ſafft einige roͤhte empfangen. Andre rahten/ man ſol die geſchnittene Encken bey dem auffſetzen in friſch Hecht-blut tuncken: oder rohte Roſen-ſtauden neben dem ſtamm pflantzen: oder Apffel und Birn-Encken auff Maulbeer-ſtaͤmme pfropffen/ ſo ſollen rohte fruͤchte folgen. Alſo auch/ pfropffet ein Apffelreiß ſchoͤner art un- ten auff ein junges baͤumlein: wenn es bekommet/ ſo pfropffet das folgende jahr wie- der oben auff das Reiß/ und das dritte jahr wieder auff daſſelbige: ſo ſol der baum an farben ſchoͤn gemengete aͤpffel tragen. II. Kleine Fruͤchte vergroͤſſern. Unter den Aepffeln verdienen die Borſtorffer/ und unter den Birnen die Mu- Es ſtehet auch zu verſuchen/ was P. Lauremberg l. 1. c. 17. von vergroͤſſerung III. Vielerley Obſt auff einem Baum. Dieſe Kunſt gruͤndet ſich auff den bericht/ welchen wir von Verwandſchafft IV. Weintrauben auff einem Kirſchbaum. Pflantzet einen Kirſchbaum neben einen Weinſtock: wenn er gefaſſet und let
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Des IV. Buchs X. Cap.
uͤmb die wurzeln des baums auffgraͤbet/ und es hinein geuſt. Hiedurch wird nicht
allein das erdreich getuͤnchet/ ſondern die aͤpffel ſollen auch durch den auffſteigenden
ſafft einige roͤhte empfangen. Andre rahten/ man ſol die geſchnittene Encken bey
dem auffſetzen in friſch Hecht-blut tuncken: oder rohte Roſen-ſtauden neben dem
ſtamm pflantzen: oder Apffel und Birn-Encken auff Maulbeer-ſtaͤmme pfropffen/
ſo ſollen rohte fruͤchte folgen. Alſo auch/ pfropffet ein Apffelreiß ſchoͤner art un-
ten auff ein junges baͤumlein: wenn es bekommet/ ſo pfropffet das folgende jahr wie-
der oben auff das Reiß/ und das dritte jahr wieder auff daſſelbige: ſo ſol der baum
an farben ſchoͤn gemengete aͤpffel tragen.
II. Kleine Fruͤchte vergroͤſſern.
Unter den Aepffeln verdienen die Borſtorffer/ und unter den Birnen die Mu-
ſcateller groſſes lob: jedoch ſind ſie gegen andere zu rechnen klein. Derhalben ſie zu
vergroͤſſern/ bricht man von ihnen gute Encken/ und ſetzet ſolche auff groͤſſerer art
Apffel und Birn-ſtaͤmme. Wie aber durch die Pfropffung gleich in gleich die fruͤch-
te zu verbeſſern und zu vergroͤſſern ſind/ davon iſt droben im IV. Cap. N. 8. allbereit
unterricht ertheilet.
Es ſtehet auch zu verſuchen/ was P. Lauremberg l. 1. c. 17. von vergroͤſſerung
anderer fruͤchte anziehet/ folgender maſſen. Nehmet vier Mandeln/ oder Pfirſt-
chen/ leget ſie in einen topff mit behoͤrlicher erde/ alſo daß die ſpitzen zuſammen gefuͤ-
get ſind: darnach kehret den topff uͤmb/ bohret ein loch darein/ und vergrabet ihn ins
erdreich. Wenn ſie auswachſen/ ſchlipffen die junge ſchoͤßlein alle zu dem loche her-
aus/ und wachſen zuſammen in einen ſtamm/ welcher nachgehends zwey oder drey-
mahl groͤſſere fruͤchte tragen ſol/ als ins gemein geſchiehet.
III. Vielerley Obſt auff einem Baum.
Dieſe Kunſt gruͤndet ſich auff den bericht/ welchen wir von Verwandſchafft
der Staͤmme und Encken allbereit droben im IV. Cap. N. 8. gethan: daraus dan
auch zugleich erhellet/ wie weit man mit ſotanem mancherley Pfropffen gehen kan/ da-
mit man nicht gantz wiederwertige dinge auff einem Stamme zu vereinigen ſich ver-
geblich unterſtehe/ ſondern der Natur moͤglichſt nachfolge. Auſſer dem iſt nichts
taugliches noch beſtaͤndiges zu hoffen/ wie ſchon aus dem exempel/ welches Plinius
l. XVII. Hiſt. Natur. c. XVI. anzeucht/ zu erlernen. Wir haben/ ſaget er von ſich
ſelbſt/ einen gepfropfften Baum nahe bey Tivoli/ juxta Tiburtes Tullias geſehen/
welcher allerley art fruͤchte trug: auff einem aſte waren Nuͤſſe/ auff einem andern
Beer/ anderswo Weinreben/ Feigen/ Birnen/ Granaten/ und etlicher arten Aepffel:
aber dieſer baum iſt bald vergangen.
IV. Weintrauben auff einem Kirſchbaum.
Pflantzet einen Kirſchbaum neben einen Weinſtock: wenn er gefaſſet und
zu gruͤnen anfaͤnget/ ſo bohret durch den ſtamm ein loch/ ziehet eine Rebe vom Wein-
ſtock ohn verletzung der augen hindurch/ alſo daß ſie wol einſchlieſſe/ und verſtreichts
mit Baumwachs: ſo verwaͤchſet die Rebe in dem Kirſchbaum. Folgends jahr ſchnei-
det ſie von dem Weinſtock ab/ von welchem ſie bisher annoch die nahrung gutes theils
geſogen/ und ſetzet den Kirſchbaum mit einem newen Zweige gezieret/ wohin ihr wol-
let
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Zitationshilfe: | Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/278>, abgerufen am 16.07.2024. |