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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Bäume und Stauden/ so den winter dulden.
ten/ und wie mit einer weichen wolle bezogen. Bey den stielen der blätter kommen
im May silberfarbene wolriechende blumen herfür/ darauff im Herbst längliche weisse
beer/ inwendig mit einem gestreifften stein/ wie kleine Oliven in warmen Ländern er-
folgen: bey uns aber bleibet die frucht unvollkommen. Die vermehrung beschiehet
durch die Wurzel-brut gar leichtlich/ auch wol durch abgebrochene Zweige.

XXII. Pfirsichbaum.

Der Pfirsichbaum wurzelt nicht gar sehr tieff/ sondern etwas flach/ der stamm
wird starck/ mit viel ästen/ an welchen die purpur-weisse schöne blüht im frühling gar
zeitig/ und noch vor den blättern erscheinet. Die blätter sind länglich/ am rande ge-
kerbet/ und bitters geschmacks. Die zeitige frucht ist fleischich und safftig/ auswen-
dig gespalten und wollig: in welcher ein harter grubicher stein mit einem bittern kern
verborgen lieget.

Er begehret ein warmes feuchtes/ zwar sandiges aber doch wol getünchtes erd-
reich: wil auch zu rechter zeit ümbhacket und vom wasen frey gehalten werden. Man
muß von ihm allezeit junge beumlein zu ziehen/ weil er schwerlich zu einem hohen alter
gelanget/ wegen folgender zufälle. 1. Kälte und rauhe lufft schaden ihm leicht/ daher
muß man ihm allzeit einen stand nach Süden geben/ auch gegen winters den stamm
bis an die äste mit stroh bewinden. Jst ein Pfirsichbaum oben vom froste gerüheet:
so muß man ihm auff den Frühling die erfrornen äste abschneiden: wäre er aber ganz
erfroren/ so sol man den stamm bis aus erdreich hinweg hawen/ so pflegen die wurzeln
wieder an zutreiben: treiben sie aber den Sommer über keine junge schosse/ so ist alle
hoffnung verlohren/ und kan man alsdan die wurzel auch wegthun. 2. Unsaubrig-
keit im grund an den wurzeln schadet ihm gleichfalls leicht: und muß man auff sol-
chen fall also fort zu den wurzeln reumen/ den alten grund weg nehmen/ und newen
hinan bringen. 3. Uberflüßige fruchtbarkeit kan ihm auff einmahl alle krafft beneh-
men/ ja die äste abreissen und ihn aus dem boden bewegen. Diesem übel muß man
mit unterstützen zeitlich vorbawen. 4. Uberflüßige feuchtigkeit verursachet feule und
abfällige früchte: daher selbige abzuwenden.

Zu der Pfirsichbeume wartung gehöret auch/ daß man im Herbst zu den wur-
zeln reume/ die abgefallene Pfirsichblätter in die gruben schütte/ und mit erdreich be-
decke: so empfangen sie von den faulenden blättern gute tünch- und nahrung. Fer-
ner wan in langwieriger Sommerhitze das erdreich sehr austrucknet/ müssen sie nach
gelegenheit auch wol begossen werden/ sonst lassen sie ihre früchte unreiff abfallen.

Die Vermehrung geschiehet durch die Steine entweder bald im Januario
auff geschirren: oder mit ausgehendem winter ins offne land. Sie keimen leicht/
und wachsen den folgenden Sommer zimlich fort. Weil sie gar spat im Herbst noch
pflegen newe schosse zu treiben/ so verrichtet man ihre versetzung lieber im Frühling/ je-
doch zeitig. Auch werden sie bey dem versetzen gantz gelassen und nicht/ wie viel an-
dere bäume/ gestümlet: sintemahl der Eisen-schnitt ihnen gantz zu wieder. Derowe-
gen wenn sie in der jugend viel zweige treiben/ und man den baum nicht niederträgtig/
sondern hoch ziehen wil/ so sol man die untersten oder überflüßigen lieber mit den fin-
gern abklemmen.

Durch das Pfropffen werden sie nichts verbessert/ sondern gerahten nach der

gü-
F f 2

Baͤume und Stauden/ ſo den winter dulden.
ten/ und wie mit einer weichen wolle bezogen. Bey den ſtielen der blaͤtter kommen
im May ſilberfarbene wolriechende blumen herfuͤr/ darauff im Herbſt laͤngliche weiſſe
beer/ inwendig mit einem geſtreifften ſtein/ wie kleine Oliven in warmen Laͤndern er-
folgen: bey uns aber bleibet die frucht unvollkommen. Die vermehrung beſchiehet
durch die Wurzel-brut gar leichtlich/ auch wol durch abgebrochene Zweige.

XXII. Pfirſichbaum.

Der Pfirſichbaum wurzelt nicht gar ſehr tieff/ ſondern etwas flach/ der ſtamm
wird ſtarck/ mit viel aͤſten/ an welchen die purpur-weiſſe ſchoͤne bluͤht im fruͤhling gar
zeitig/ und noch vor den blaͤttern erſcheinet. Die blaͤtter ſind laͤnglich/ am rande ge-
kerbet/ und bitters geſchmacks. Die zeitige frucht iſt fleiſchich und ſafftig/ auswen-
dig geſpalten und wollig: in welcher ein harter grubicher ſtein mit einem bittern kern
verborgen lieget.

Er begehret ein warmes feuchtes/ zwar ſandiges aber doch wol getuͤnchtes erd-
reich: wil auch zu rechter zeit uͤmbhacket und vom waſen frey gehalten werden. Man
muß von ihm allezeit junge beumlein zu ziehen/ weil er ſchwerlich zu einem hohen alter
gelanget/ wegen folgender zufaͤlle. 1. Kaͤlte und rauhe lufft ſchaden ihm leicht/ daher
muß man ihm allzeit einen ſtand nach Suͤden geben/ auch gegen winters den ſtamm
bis an die aͤſte mit ſtroh bewinden. Jſt ein Pfirſichbaum oben vom froſte geruͤheet:
ſo muß man ihm auff den Fruͤhling die erfrornen aͤſte abſchneiden: waͤre er aber ganz
erfroren/ ſo ſol man den ſtamm bis aus erdreich hinweg hawen/ ſo pflegen die wurzeln
wieder an zutreiben: treiben ſie aber den Sommer uͤber keine junge ſchoſſe/ ſo iſt alle
hoffnung verlohren/ und kan man alsdan die wurzel auch wegthun. 2. Unſaubrig-
keit im grund an den wurzeln ſchadet ihm gleichfalls leicht: und muß man auff ſol-
chen fall alſo fort zu den wurzeln reumen/ den alten grund weg nehmen/ und newen
hinan bringen. 3. Uberfluͤßige fruchtbarkeit kan ihm auff einmahl alle krafft beneh-
men/ ja die aͤſte abreiſſen und ihn aus dem boden bewegen. Dieſem uͤbel muß man
mit unterſtuͤtzen zeitlich vorbawen. 4. Uberfluͤßige feuchtigkeit verurſachet feule und
abfaͤllige fruͤchte: daher ſelbige abzuwenden.

Zu der Pfirſichbeume wartung gehoͤret auch/ daß man im Herbſt zu den wur-
zeln reume/ die abgefallene Pfirſichblaͤtter in die gruben ſchuͤtte/ und mit erdreich be-
decke: ſo empfangen ſie von den faulenden blaͤttern gute tuͤnch- und nahrung. Fer-
ner wan in langwieriger Sommerhitze das erdreich ſehr austrucknet/ muͤſſen ſie nach
gelegenheit auch wol begoſſen werden/ ſonſt laſſen ſie ihre fruͤchte unreiff abfallen.

Die Vermehrung geſchiehet durch die Steine entweder bald im Januario
auff geſchirren: oder mit ausgehendem winter ins offne land. Sie keimen leicht/
und wachſen den folgenden Sommer zimlich fort. Weil ſie gar ſpat im Herbſt noch
pflegen newe ſchoſſe zu treiben/ ſo verrichtet man ihre verſetzung lieber im Fruͤhling/ je-
doch zeitig. Auch werden ſie bey dem verſetzen gantz gelaſſen und nicht/ wie viel an-
dere baͤume/ geſtuͤmlet: ſintemahl der Eiſen-ſchnitt ihnen gantz zu wieder. Derowe-
gen wenn ſie in der jugend viel zweige treiben/ und man den baum nicht niedertraͤgtig/
ſondern hoch ziehen wil/ ſo ſol man die unterſten oder uͤberfluͤßigen lieber mit den fin-
gern abklemmen.

Durch das Pfropffen werden ſie nichts verbeſſert/ ſondern gerahten nach der

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[227/0263] Baͤume und Stauden/ ſo den winter dulden. ten/ und wie mit einer weichen wolle bezogen. Bey den ſtielen der blaͤtter kommen im May ſilberfarbene wolriechende blumen herfuͤr/ darauff im Herbſt laͤngliche weiſſe beer/ inwendig mit einem geſtreifften ſtein/ wie kleine Oliven in warmen Laͤndern er- folgen: bey uns aber bleibet die frucht unvollkommen. Die vermehrung beſchiehet durch die Wurzel-brut gar leichtlich/ auch wol durch abgebrochene Zweige. XXII. Pfirſichbaum. Der Pfirſichbaum wurzelt nicht gar ſehr tieff/ ſondern etwas flach/ der ſtamm wird ſtarck/ mit viel aͤſten/ an welchen die purpur-weiſſe ſchoͤne bluͤht im fruͤhling gar zeitig/ und noch vor den blaͤttern erſcheinet. Die blaͤtter ſind laͤnglich/ am rande ge- kerbet/ und bitters geſchmacks. Die zeitige frucht iſt fleiſchich und ſafftig/ auswen- dig geſpalten und wollig: in welcher ein harter grubicher ſtein mit einem bittern kern verborgen lieget. Er begehret ein warmes feuchtes/ zwar ſandiges aber doch wol getuͤnchtes erd- reich: wil auch zu rechter zeit uͤmbhacket und vom waſen frey gehalten werden. Man muß von ihm allezeit junge beumlein zu ziehen/ weil er ſchwerlich zu einem hohen alter gelanget/ wegen folgender zufaͤlle. 1. Kaͤlte und rauhe lufft ſchaden ihm leicht/ daher muß man ihm allzeit einen ſtand nach Suͤden geben/ auch gegen winters den ſtamm bis an die aͤſte mit ſtroh bewinden. Jſt ein Pfirſichbaum oben vom froſte geruͤheet: ſo muß man ihm auff den Fruͤhling die erfrornen aͤſte abſchneiden: waͤre er aber ganz erfroren/ ſo ſol man den ſtamm bis aus erdreich hinweg hawen/ ſo pflegen die wurzeln wieder an zutreiben: treiben ſie aber den Sommer uͤber keine junge ſchoſſe/ ſo iſt alle hoffnung verlohren/ und kan man alsdan die wurzel auch wegthun. 2. Unſaubrig- keit im grund an den wurzeln ſchadet ihm gleichfalls leicht: und muß man auff ſol- chen fall alſo fort zu den wurzeln reumen/ den alten grund weg nehmen/ und newen hinan bringen. 3. Uberfluͤßige fruchtbarkeit kan ihm auff einmahl alle krafft beneh- men/ ja die aͤſte abreiſſen und ihn aus dem boden bewegen. Dieſem uͤbel muß man mit unterſtuͤtzen zeitlich vorbawen. 4. Uberfluͤßige feuchtigkeit verurſachet feule und abfaͤllige fruͤchte: daher ſelbige abzuwenden. Zu der Pfirſichbeume wartung gehoͤret auch/ daß man im Herbſt zu den wur- zeln reume/ die abgefallene Pfirſichblaͤtter in die gruben ſchuͤtte/ und mit erdreich be- decke: ſo empfangen ſie von den faulenden blaͤttern gute tuͤnch- und nahrung. Fer- ner wan in langwieriger Sommerhitze das erdreich ſehr austrucknet/ muͤſſen ſie nach gelegenheit auch wol begoſſen werden/ ſonſt laſſen ſie ihre fruͤchte unreiff abfallen. Die Vermehrung geſchiehet durch die Steine entweder bald im Januario auff geſchirren: oder mit ausgehendem winter ins offne land. Sie keimen leicht/ und wachſen den folgenden Sommer zimlich fort. Weil ſie gar ſpat im Herbſt noch pflegen newe ſchoſſe zu treiben/ ſo verrichtet man ihre verſetzung lieber im Fruͤhling/ je- doch zeitig. Auch werden ſie bey dem verſetzen gantz gelaſſen und nicht/ wie viel an- dere baͤume/ geſtuͤmlet: ſintemahl der Eiſen-ſchnitt ihnen gantz zu wieder. Derowe- gen wenn ſie in der jugend viel zweige treiben/ und man den baum nicht niedertraͤgtig/ ſondern hoch ziehen wil/ ſo ſol man die unterſten oder uͤberfluͤßigen lieber mit den fin- gern abklemmen. Durch das Pfropffen werden ſie nichts verbeſſert/ ſondern gerahten nach der guͤ- F f 2

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/263>, abgerufen am 21.11.2024.