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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Wartung der erwachsenen Bäume
zum dienlichsten aus frischem eichen oder fichten holtz/ welches zu behöriger zeit/
nemlich drey tage vor dem Newmond gefället/ zu bereitet/ so können sie zwey oder drey
jahr ausdawren. Die anbindung aber muß niemahls so starck geschehen/ daß der
band in die rinde der bäumlein einschneide: sondern es ist gnug/ wenn der band glat
anlieget/ und also die bewegung der wurtzeln bey Sturmwinden verhüten kan.
Geschiehet aber das Anbinden auch zugleich/ ein krumwachsendes bäumlein in die
gerade zu bringen/ da gehöret alsdan mehr gewalt dazu: jedoch kan man den Ein-
schnit verhüten/ wenn man ein stücke Bast von einem anderm baum/ oder ein büsch-
lein baum-moß oder graß/ zwischen den band und die rinde leget.

Und dieweil bey uns die meisten Ungewitter aus Westen kommen/ und da-
durch die jungen bäume nach Osten gekrümmet werden: so ist gut/ daß man diese
phähle Westwerts zu bessern wiederstand einsteche/ so stehen die bäume fest/ und wach-
sen fein gerad. Nachdem sie aber gnugsam erstarcket/ und dem Winde für sich selbst
wiederstehen können/ so habet ihr des Anphälens nicht mehr von nöhten.

V. Vom Beschneiden.

Das wort Beschneiden wird auff zweyerley weise verstanden. Erstlich be-
deutet es Decacuminare, köpffen oder obenher alle äste stümlen/ wie den wildfängen
und andern bäumlein/ welche versetzet werden/ geschiehet: davon im vorhergehen-
dem Capitel gemeldet. Jmgleichen wenn ein erwachsener baum von oben zu trauren
beginnet/ und man keine augenscheinliche ursach weiß/ so dienet dis unter andern mit-
teln/ daß man ihn abstutze oder stümle/ damit der stamm sich desto besser erholen und
newe zweiglein treiben möge. Und zwar alle solche arbeit muß im zunchmenden
Mond geschehen.

Darnach bedeutet es auch so viel/ als Amputare, hin und her etliche äste aus
schneiden/ und stehet solches eigentlich den erwachsenen und alten bäumen zu.
Denn an demselben finden sich viererley theils unnütze/ theils zugleich schädliche zwei-
ge/ als nemlich dürre und erstorbene/ dicht und durch einander gewachsene/ Trauff-
äste so nur unter sich hangen/ und Wasserreisser oder Saffträuber. Von allen die-
sen unraht müssen die bäume zwar nicht alle jahr/ sondern nur so offt es nöhtig schei-
net/ gereiniget werden.

Die zu solcher reinigung dienliche Jnstrumente sind ein Beyl/ wiewol damit
keine ungewisse hiebe geschehen müssen: gleichfals ein Meissel und ein höltzerner
Hammer/ mit welchem man die undienliche äste glat am stamm wegschlagen kan.
Hieher gehöret auch der Baummeissel/ welcher etwas anders formieret/ wie droben
aus seiner figur zu sehen/ und an eine stange gebunden ist/ einige zweige/ welche man
anders nicht abreichen kan/ damit abzustossen. Jmgleichen kan es durch eine hand-
säge bequem verrichtet werden/ nur daß man den Sägenschnitt/ welcher sonst das
Uberwallen oder Verwachsen hindert/ hernach mit einem messer glätte. Es ge-
schehe nun wie es wolle/ so muß doch bey zarten bäumen der gemachte schnitt so fort
mit Pfropffwachs oder Baumleim zugestrichen/ und vor feulnüß vom regen ver-
wahret werden.

Die zeit betreffend/ so ist in warmen ländern der Herbst hiezu am dienlichsten/
sintemahl alsdan der schnit zu zuwachsen mehr zeit hat/ und nicht zu besorgen/ daß

das
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Wartung der erwachſenen Baͤume
zum dienlichſten aus friſchem eichen oder fichten holtz/ welches zu behoͤriger zeit/
nemlich drey tage vor dem Newmond gefaͤllet/ zu bereitet/ ſo koͤnnen ſie zwey oder drey
jahr ausdawren. Die anbindung aber muß niemahls ſo ſtarck geſchehen/ daß der
band in die rinde der baͤumlein einſchneide: ſondern es iſt gnug/ wenn der band glat
anlieget/ und alſo die bewegung der wurtzeln bey Sturmwinden verhuͤten kan.
Geſchiehet aber das Anbinden auch zugleich/ ein krumwachſendes baͤumlein in die
gerade zu bringen/ da gehoͤret alsdan mehr gewalt dazu: jedoch kan man den Ein-
ſchnit verhuͤten/ wenn man ein ſtuͤcke Baſt von einem anderm baum/ oder ein buͤſch-
lein baum-moß oder graß/ zwiſchen den band und die rinde leget.

Und dieweil bey uns die meiſten Ungewitter aus Weſten kommen/ und da-
durch die jungen baͤume nach Oſten gekruͤmmet werden: ſo iſt gut/ daß man dieſe
phaͤhle Weſtwerts zu beſſern wiederſtand einſteche/ ſo ſtehen die baͤume feſt/ und wach-
ſen fein gerad. Nachdem ſie aber gnugſam erſtarcket/ und dem Winde fuͤr ſich ſelbſt
wiederſtehen koͤnnen/ ſo habet ihr des Anphaͤlens nicht mehr von noͤhten.

V. Vom Beſchneiden.

Das wort Beſchneiden wird auff zweyerley weiſe verſtanden. Erſtlich be-
deutet es Decacuminare, koͤpffen oder obenher alle aͤſte ſtuͤmlen/ wie den wildfaͤngen
und andern baͤumlein/ welche verſetzet werden/ geſchiehet: davon im vorhergehen-
dem Capitel gemeldet. Jmgleichen wenn ein erwachſener baum von oben zu trauren
beginnet/ und man keine augenſcheinliche urſach weiß/ ſo dienet dis unter andern mit-
teln/ daß man ihn abſtutze oder ſtuͤmle/ damit der ſtamm ſich deſto beſſer erholen und
newe zweiglein treiben moͤge. Und zwar alle ſolche arbeit muß im zunchmenden
Mond geſchehen.

Darnach bedeutet es auch ſo viel/ als Amputare, hin und her etliche aͤſte aus
ſchneiden/ und ſtehet ſolches eigentlich den erwachſenen und alten baͤumen zu.
Denn an demſelben finden ſich viererley theils unnuͤtze/ theils zugleich ſchaͤdliche zwei-
ge/ als nemlich duͤrre und erſtorbene/ dicht und durch einander gewachſene/ Trauff-
aͤſte ſo nur unter ſich hangen/ und Waſſerreiſſer oder Safftraͤuber. Von allen die-
ſen unraht muͤſſen die baͤume zwar nicht alle jahr/ ſondern nur ſo offt es noͤhtig ſchei-
net/ gereiniget werden.

Die zu ſolcher reinigung dienliche Jnſtrumente ſind ein Beyl/ wiewol damit
keine ungewiſſe hiebe geſchehen muͤſſen: gleichfals ein Meiſſel und ein hoͤltzerner
Hammer/ mit welchem man die undienliche aͤſte glat am ſtamm wegſchlagen kan.
Hieher gehoͤret auch der Baummeiſſel/ welcher etwas anders formieret/ wie droben
aus ſeiner figur zu ſehen/ und an eine ſtange gebunden iſt/ einige zweige/ welche man
anders nicht abreichen kan/ damit abzuſtoſſen. Jmgleichen kan es durch eine hand-
ſaͤge bequem verrichtet werden/ nur daß man den Saͤgenſchnitt/ welcher ſonſt das
Uberwallen oder Verwachſen hindert/ hernach mit einem meſſer glaͤtte. Es ge-
ſchehe nun wie es wolle/ ſo muß doch bey zarten baͤumen der gemachte ſchnitt ſo fort
mit Pfropffwachs oder Baumleim zugeſtrichen/ und vor feulnuͤß vom regen ver-
wahret werden.

Die zeit betreffend/ ſo iſt in warmen laͤndern der Herbſt hiezu am dienlichſten/
ſintemahl alsdan der ſchnit zu zuwachſen mehr zeit hat/ und nicht zu beſorgen/ daß

das
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[173/0207] Wartung der erwachſenen Baͤume zum dienlichſten aus friſchem eichen oder fichten holtz/ welches zu behoͤriger zeit/ nemlich drey tage vor dem Newmond gefaͤllet/ zu bereitet/ ſo koͤnnen ſie zwey oder drey jahr ausdawren. Die anbindung aber muß niemahls ſo ſtarck geſchehen/ daß der band in die rinde der baͤumlein einſchneide: ſondern es iſt gnug/ wenn der band glat anlieget/ und alſo die bewegung der wurtzeln bey Sturmwinden verhuͤten kan. Geſchiehet aber das Anbinden auch zugleich/ ein krumwachſendes baͤumlein in die gerade zu bringen/ da gehoͤret alsdan mehr gewalt dazu: jedoch kan man den Ein- ſchnit verhuͤten/ wenn man ein ſtuͤcke Baſt von einem anderm baum/ oder ein buͤſch- lein baum-moß oder graß/ zwiſchen den band und die rinde leget. Und dieweil bey uns die meiſten Ungewitter aus Weſten kommen/ und da- durch die jungen baͤume nach Oſten gekruͤmmet werden: ſo iſt gut/ daß man dieſe phaͤhle Weſtwerts zu beſſern wiederſtand einſteche/ ſo ſtehen die baͤume feſt/ und wach- ſen fein gerad. Nachdem ſie aber gnugſam erſtarcket/ und dem Winde fuͤr ſich ſelbſt wiederſtehen koͤnnen/ ſo habet ihr des Anphaͤlens nicht mehr von noͤhten. V. Vom Beſchneiden. Das wort Beſchneiden wird auff zweyerley weiſe verſtanden. Erſtlich be- deutet es Decacuminare, koͤpffen oder obenher alle aͤſte ſtuͤmlen/ wie den wildfaͤngen und andern baͤumlein/ welche verſetzet werden/ geſchiehet: davon im vorhergehen- dem Capitel gemeldet. Jmgleichen wenn ein erwachſener baum von oben zu trauren beginnet/ und man keine augenſcheinliche urſach weiß/ ſo dienet dis unter andern mit- teln/ daß man ihn abſtutze oder ſtuͤmle/ damit der ſtamm ſich deſto beſſer erholen und newe zweiglein treiben moͤge. Und zwar alle ſolche arbeit muß im zunchmenden Mond geſchehen. Darnach bedeutet es auch ſo viel/ als Amputare, hin und her etliche aͤſte aus ſchneiden/ und ſtehet ſolches eigentlich den erwachſenen und alten baͤumen zu. Denn an demſelben finden ſich viererley theils unnuͤtze/ theils zugleich ſchaͤdliche zwei- ge/ als nemlich duͤrre und erſtorbene/ dicht und durch einander gewachſene/ Trauff- aͤſte ſo nur unter ſich hangen/ und Waſſerreiſſer oder Safftraͤuber. Von allen die- ſen unraht muͤſſen die baͤume zwar nicht alle jahr/ ſondern nur ſo offt es noͤhtig ſchei- net/ gereiniget werden. Die zu ſolcher reinigung dienliche Jnſtrumente ſind ein Beyl/ wiewol damit keine ungewiſſe hiebe geſchehen muͤſſen: gleichfals ein Meiſſel und ein hoͤltzerner Hammer/ mit welchem man die undienliche aͤſte glat am ſtamm wegſchlagen kan. Hieher gehoͤret auch der Baummeiſſel/ welcher etwas anders formieret/ wie droben aus ſeiner figur zu ſehen/ und an eine ſtange gebunden iſt/ einige zweige/ welche man anders nicht abreichen kan/ damit abzuſtoſſen. Jmgleichen kan es durch eine hand- ſaͤge bequem verrichtet werden/ nur daß man den Saͤgenſchnitt/ welcher ſonſt das Uberwallen oder Verwachſen hindert/ hernach mit einem meſſer glaͤtte. Es ge- ſchehe nun wie es wolle/ ſo muß doch bey zarten baͤumen der gemachte ſchnitt ſo fort mit Pfropffwachs oder Baumleim zugeſtrichen/ und vor feulnuͤß vom regen ver- wahret werden. Die zeit betreffend/ ſo iſt in warmen laͤndern der Herbſt hiezu am dienlichſten/ ſintemahl alsdan der ſchnit zu zuwachſen mehr zeit hat/ und nicht zu beſorgen/ daß das Y 3

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/207>, abgerufen am 21.11.2024.