Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Zehen Blumen-künste. stossende stiele durch die engigkeit in einander wachsen/ und an stat etlicher kleinen eineinziges starckes gewächs zu machen gezwungen würden. V. An den Blumen die zeit der blühe zu verendern. Dieses Kunstück bestehet in dreyerley: daß das Blumwerck zeitiger blühet/ Die Zeitigung oder beschleunigung geschiehet entweder durch die wärme des Die Verspätung hergegen wird entweder durch entziehung der nahrung/ oder Drittens die Continuation oder Fortsetzung/ ist schwerer als die beyden ersten. VI. Blumen lang verwahren im feuchten wege. Nehmet Brandwein und Saltz jedes gleich viel/ vermischet es in einen topff/ net/ P 2
Zehen Blumen-kuͤnſte. ſtoſſende ſtiele durch die engigkeit in einander wachſen/ und an ſtat etlicher kleinen eineinziges ſtarckes gewaͤchs zu machen gezwungen wuͤrden. V. An den Blumen die zeit der bluͤhe zu verendern. Dieſes Kunſtuͤck beſtehet in dreyerley: daß das Blumwerck zeitiger bluͤhet/ Die Zeitigung oder beſchleunigung geſchiehet entweder durch die waͤrme des Die Verſpaͤtung hergegen wird entweder durch entziehung der nahrung/ oder Drittens die Continuation oder Fortſetzung/ iſt ſchwerer als die beyden erſten. VI. Blumen lang verwahren im feuchten wege. Nehmet Brandwein und Saltz jedes gleich viel/ vermiſchet es in einen topff/ net/ P 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0147" n="115"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zehen Blumen-kuͤnſte.</hi></fw><lb/> ſtoſſende ſtiele durch die engigkeit in einander wachſen/ und an ſtat etlicher kleinen ein<lb/> einziges ſtarckes gewaͤchs zu machen gezwungen wuͤrden.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> An den Blumen die zeit der bluͤhe zu verendern.</hi> </head><lb/> <p>Dieſes Kunſtuͤck beſtehet in dreyerley: daß das Blumwerck zeitiger bluͤhet/<lb/> als der Natur nach zu geſchehen pfleget/ daß es ſpaͤter bluͤhet/ und daß es nicht nur auff<lb/> eine zeit/ ſondern etliche monat an einander bluͤhet.</p><lb/> <p>Die Zeitigung oder beſchleunigung geſchiehet entweder durch die waͤrme des<lb/> orts/ oder durch fette und warme bemiſtung der Wurzeln: wie man denn bey wol-<lb/> beſtelten Gaͤrten in Pomeranzen-haͤuſern und auff Miſtbetten im Fruͤhling deſſen<lb/> an allerhand gewaͤchſen gnugſam zeugniß ſiehet. Merz-Violen/ Neglein und der-<lb/> gleichen kan man fruͤhzeitiger erlangen/ wenn man ſie im Herbſt in erdreich mit Treſt<lb/> von weinbeern oder pferdmiſt vermenget einpflantzet/ und das kraut kurtz abſchneidet:<lb/> jedoch vergehen offt die muͤtter mit ſolchen fruͤhzeitigen kindern.</p><lb/> <p>Die Verſpaͤtung hergegen wird entweder durch entziehung der nahrung/ oder<lb/> durch ſpaͤtere verpflantzung/ oder durch abbrechung der erſten knoͤpfflein verrichtet.<lb/> Alſo wenn man die uͤmb Jacobi ausgehobene Tulipen/ Cronen/ und Narciſſen-<lb/> zwiebeln nicht uͤmb Michael/ ſondern allererſt folgenden Fruͤhling wieder in das erd-<lb/> reich leget/ ſo bringen ſie ihre blumen ſehr ſpaͤt. Wenn man von Topffneglein die<lb/> erſten Schoſſen allzeit abbricht/ kan man ſie damit nach belieben auffhalten/ daß ſie<lb/> im ſpaten Herbſt allererſt zur bluͤht kommen.</p><lb/> <p>Drittens die <hi rendition="#aq">Continuation</hi> oder Fortſetzung/ iſt ſchwerer als die beyden erſten.<lb/> Maßlieben/ und einige wenig andere bluͤhen von ſich ſelbſt faſt den gantzen Fruͤhling<lb/> und Sommer durch: hergegen iſt der groͤſte theil der Blumen fluͤchtig/ und dawret<lb/> jedwede nur ihren beſtimten Monat/ oder nicht viel laͤnger. Hiezu gehoͤret nun ein<lb/> gutes nachſinnen/ wie man dergleichen fluͤchtige Blumen viel Monat nach einan-<lb/> der erlangen moͤge. Zu den Lilien iſt dieſes ſtuͤck erdacht worden/ daß man etliche<lb/> ihrer wurzeln nur zweene/ andere vier/ andere ſechs zoll tieff in die erde lege/ damit ſie<lb/> zu unterſchiedenen zeiten herfuͤr ſtoſſen moͤchten: ja einige derſelben/ die zu letzt her-<lb/> fuͤr kommen/ hat man/ ehe noch die blaͤtter ſich von einander gethan/ mit erdnen ge-<lb/> ſchirren beſtuͤlpet/ und alſo durch abwendung der Sonnen ſie laͤnger auffgehalten.<lb/> Bey den Anemonen findet dieſe fortſetzuug fuͤrnemlich ſtat/ wenn man nemlich der-<lb/> ſelben wurzeln nicht alle zugleich/ ſondern einen Monat nach dem andern etliche der-<lb/> ſelben eingeleget/ ſo kommen ſie auch zu unterſchiedenen zeiten zur bluͤht. Was von<lb/> denen alſo genanten Monatroſen zu wiſſen/ findet ihr drunten im <hi rendition="#aq">X.</hi> cap. des <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> Buchs.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Blumen lang verwahren im feuchten wege.</hi> </head><lb/> <p>Nehmet Brandwein und Saltz jedes gleich viel/ vermiſchet es in einen topff/<lb/> und werffet hinein ſo viel Knopffroſen oder Roſen ſo noch nicht auff geſchloſſen/ bis der<lb/> topff gefuͤllet: alsdan ſetzet einen deckel drauff/ und verwahret ihn im keller. Wenn<lb/> ihr davon brauchen wollet/ ſo nehmet etliche heraus und leget ſie an die Sonne oder<lb/> auff einen warmen offen/ ſo ſchlieſſen ſie ſich auff/ und werden deuen friſchen nicht<lb/> ſehr ungleich. Die rohte Topffneglein/ wenn ſie vollkommen auffgebluͤhet/ tuncket<lb/> man in Scheidewaſſer/ breitet ſie aus auff einer hoͤltzeruen taffel/ bis ſie aus getruck-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">net/</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0147]
Zehen Blumen-kuͤnſte.
ſtoſſende ſtiele durch die engigkeit in einander wachſen/ und an ſtat etlicher kleinen ein
einziges ſtarckes gewaͤchs zu machen gezwungen wuͤrden.
V. An den Blumen die zeit der bluͤhe zu verendern.
Dieſes Kunſtuͤck beſtehet in dreyerley: daß das Blumwerck zeitiger bluͤhet/
als der Natur nach zu geſchehen pfleget/ daß es ſpaͤter bluͤhet/ und daß es nicht nur auff
eine zeit/ ſondern etliche monat an einander bluͤhet.
Die Zeitigung oder beſchleunigung geſchiehet entweder durch die waͤrme des
orts/ oder durch fette und warme bemiſtung der Wurzeln: wie man denn bey wol-
beſtelten Gaͤrten in Pomeranzen-haͤuſern und auff Miſtbetten im Fruͤhling deſſen
an allerhand gewaͤchſen gnugſam zeugniß ſiehet. Merz-Violen/ Neglein und der-
gleichen kan man fruͤhzeitiger erlangen/ wenn man ſie im Herbſt in erdreich mit Treſt
von weinbeern oder pferdmiſt vermenget einpflantzet/ und das kraut kurtz abſchneidet:
jedoch vergehen offt die muͤtter mit ſolchen fruͤhzeitigen kindern.
Die Verſpaͤtung hergegen wird entweder durch entziehung der nahrung/ oder
durch ſpaͤtere verpflantzung/ oder durch abbrechung der erſten knoͤpfflein verrichtet.
Alſo wenn man die uͤmb Jacobi ausgehobene Tulipen/ Cronen/ und Narciſſen-
zwiebeln nicht uͤmb Michael/ ſondern allererſt folgenden Fruͤhling wieder in das erd-
reich leget/ ſo bringen ſie ihre blumen ſehr ſpaͤt. Wenn man von Topffneglein die
erſten Schoſſen allzeit abbricht/ kan man ſie damit nach belieben auffhalten/ daß ſie
im ſpaten Herbſt allererſt zur bluͤht kommen.
Drittens die Continuation oder Fortſetzung/ iſt ſchwerer als die beyden erſten.
Maßlieben/ und einige wenig andere bluͤhen von ſich ſelbſt faſt den gantzen Fruͤhling
und Sommer durch: hergegen iſt der groͤſte theil der Blumen fluͤchtig/ und dawret
jedwede nur ihren beſtimten Monat/ oder nicht viel laͤnger. Hiezu gehoͤret nun ein
gutes nachſinnen/ wie man dergleichen fluͤchtige Blumen viel Monat nach einan-
der erlangen moͤge. Zu den Lilien iſt dieſes ſtuͤck erdacht worden/ daß man etliche
ihrer wurzeln nur zweene/ andere vier/ andere ſechs zoll tieff in die erde lege/ damit ſie
zu unterſchiedenen zeiten herfuͤr ſtoſſen moͤchten: ja einige derſelben/ die zu letzt her-
fuͤr kommen/ hat man/ ehe noch die blaͤtter ſich von einander gethan/ mit erdnen ge-
ſchirren beſtuͤlpet/ und alſo durch abwendung der Sonnen ſie laͤnger auffgehalten.
Bey den Anemonen findet dieſe fortſetzuug fuͤrnemlich ſtat/ wenn man nemlich der-
ſelben wurzeln nicht alle zugleich/ ſondern einen Monat nach dem andern etliche der-
ſelben eingeleget/ ſo kommen ſie auch zu unterſchiedenen zeiten zur bluͤht. Was von
denen alſo genanten Monatroſen zu wiſſen/ findet ihr drunten im X. cap. des IV.
Buchs.
VI. Blumen lang verwahren im feuchten wege.
Nehmet Brandwein und Saltz jedes gleich viel/ vermiſchet es in einen topff/
und werffet hinein ſo viel Knopffroſen oder Roſen ſo noch nicht auff geſchloſſen/ bis der
topff gefuͤllet: alsdan ſetzet einen deckel drauff/ und verwahret ihn im keller. Wenn
ihr davon brauchen wollet/ ſo nehmet etliche heraus und leget ſie an die Sonne oder
auff einen warmen offen/ ſo ſchlieſſen ſie ſich auff/ und werden deuen friſchen nicht
ſehr ungleich. Die rohte Topffneglein/ wenn ſie vollkommen auffgebluͤhet/ tuncket
man in Scheidewaſſer/ breitet ſie aus auff einer hoͤltzeruen taffel/ bis ſie aus getruck-
net/
P 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |