Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Zehen Blumen-künste. wie auch am tage bey Regenwetter/ traget sie unter dach/ damit kein regen/ nochthaw darauff falle. Fahret mit sotaner Wässerung fort drey wochen lang/ so wach- sen endlich blumen/ welche theils ihre natürliche/ theils eine angenommene farbe zeigen. Noch hat man diese verwandelung auff andere wege versuchet/ also daß man Auch verwandelt die farbe der rauch von angezündetem Schweffel/ also daß II. An den Blumen den Geruch zu verendern. Was hievon zu melden/ hat Jo. B. Ferrarius l. IV. Flor. c. VII. auff gezeich- Darnach könte solches geschehen durch die einweichung des Samens in wolrie- ver- P
Zehen Blumen-kuͤnſte. wie auch am tage bey Regenwetter/ traget ſie unter dach/ damit kein regen/ nochthaw darauff falle. Fahret mit ſotaner Waͤſſerung fort drey wochen lang/ ſo wach- ſen endlich blumen/ welche theils ihre natuͤrliche/ theils eine angenommene farbe zeigen. Noch hat man dieſe verwandelung auff andere wege verſuchet/ alſo daß man Auch verwandelt die farbe der rauch von angezuͤndetem Schweffel/ alſo daß II. An den Blumen den Geruch zu verendern. Was hievon zu melden/ hat Jo. B. Ferrarius l. IV. Flor. c. VII. auff gezeich- Darnach koͤnte ſolches geſchehen durch die einweichung des Samens in wolrie- ver- P
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0145" n="113"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zehen Blumen-kuͤnſte.</hi></fw><lb/> wie auch am tage bey Regenwetter/ traget ſie unter dach/ damit kein regen/ noch<lb/> thaw darauff falle. Fahret mit ſotaner Waͤſſerung fort drey wochen lang/ ſo wach-<lb/> ſen endlich blumen/ welche theils ihre natuͤrliche/ theils eine angenommene farbe<lb/> zeigen.</p><lb/> <p>Noch hat man dieſe verwandelung auff andere wege verſuchet/ alſo daß man<lb/> Zinober oder ander unſchaͤdliche farbe zwiſchen die Schuppen der zwiebel von weiſſen<lb/> Lilien einſtrewet: oder daß man dergleichen in das gruͤblein der Tulipen/ darauff<lb/> der ſtiel geſtanden/ einfloͤſſet: oder daß man durch Aeugeln unterſchiedener farben<lb/> blumen auff einen ſtock verſetzet/ welches fuͤrnemlich bey den Topffneglein ſtat findet/<lb/> wie droben im <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. gezeiget worden. P. A. Matthiolus <hi rendition="#aq">l. 2. in Dioſcor. c.</hi> 153.<lb/> wie auch J. B. Porta <hi rendition="#aq">l. 3. Mag. natur. c.</hi> 5. heiſſen den Samen von weiſſen/ mit ſa-<lb/> men von rohten Neglein vermiſchen/ in ein tuͤchlein binden/ oder in ein roͤhrlein fuͤl-<lb/> len/ oder in einen klumpen Schaffmiſt zuſammen druͤcken/ und alſo vergraben: in<lb/> hoffnung/ die blumen werden geſprenget erſcheinen/ welches doch kaum glaublich.</p><lb/> <p>Auch verwandelt die farbe der rauch von angezuͤndetem Schweffel/ alſo daß<lb/> eine rohte Tulipa oder Roſe davon alſo fort weiß wird: wenn man nun die helffte<lb/> einer ſolchen blume vor dem rauch verwahret/ ſo bleibet dieſelbe roht/ die ander helffte<lb/> aber erblaſſet. Jch habe einmahl einen abgeſchnittenen ſtengel ſamt ſeinen blawen<lb/> blumen von Orientaliſchen Hyacinth in einen Recipienten/ darin etwas new uͤber-<lb/> getriebener <hi rendition="#aq">Spiritus Vitrioli</hi> war/ geſtecket und eine kleine weile darin gehalten: nach-<lb/> dem ich ſelbigen wieder heraus zog/ ward ich gewar/ daß die blawe blumen gantz in<lb/> weiſſe verwandelt waren. Hierauff tunckte ich den gipffel in den <hi rendition="#aq">Spiritum,</hi> und fand/<lb/> daß er die bemelte abgeweiſſete blumen alſo fort roht gefaͤrbet hatte. Wie ſchoͤne<lb/> verenderungen nun hieraus entſpringen/ kan ein jeder leicht nachſinnen. Als/ laſ-<lb/> ſet nur den Dampff an den gipffel gehen/ die unterſten blumen aber benetzet mit dem<lb/><hi rendition="#aq">Spiritu,</hi> ſo habet ihr einen Hyacinth/ deſſen unterſte blumen roht/ die mittelſten blaw/<lb/> die oberſten weiß ſind. Oder benetzet eine blume uͤmb die ander/ ſo erlanget ihr blawe<lb/> und rohte blumen auff einen ſtengel: oder wenn ihr etliche blumen durch den dampff<lb/> abgeweiſſet/ ſo tuncket eine ſchreibfeder in den <hi rendition="#aq">Spiritum,</hi> und zeichnet darauff rohte<lb/> Buchſtaben: und ſo fort an.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> An den Blumen den Geruch zu verendern.</hi> </head><lb/> <p>Was hievon zu melden/ hat Jo. B. Ferrarius <hi rendition="#aq">l. IV. Flor. c. VII.</hi> auff gezeich-<lb/> net/ und beſtehet ſein vorſchlach in folgenden ſtuͤcken. Anfangs bereitet er/ wie von<lb/> verwandelung der farbe gelehret/ einen klumpen aus Schaffmiſt mit eßig durchkne-<lb/> tet/ miſchet darunter zerlaſſen Moſch/ Zibeth/ und dergleichen wolriechende dinge/<lb/> verſetzet darein ein Blumenpflaͤntzlein/ und wartet deſſen der gebuͤhr nach ab: ſo ſol<lb/> in der Blume neben dem natuͤrlichen/ auch dieſer fremde geruch ſich mercken laſſen.</p><lb/> <p>Darnach koͤnte ſolches geſchehen durch die einweichung des Samens in wolrie-<lb/> chenden Waſſern. Dahero pfleget man den Melonen Samen in Roſſenwaſſer/ zu<lb/> verbeſſerung beydes des geruchs und des geſchmacks/ vor der auſſaat ein zulegen.<lb/> Die ſtinckende blume von <hi rendition="#aq">Tanaceto Africano</hi> ſol einsmahls verbeſſert worden ſeyn<lb/> durch Roſenwaſſer/ darin Moſch zertrieben/ alſo daß man den ſamen zween tage<lb/> lang darinnen weichete/ wiederumb im ſchatten trucknete/ und alſo dem erdreich an<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [113/0145]
Zehen Blumen-kuͤnſte.
wie auch am tage bey Regenwetter/ traget ſie unter dach/ damit kein regen/ noch
thaw darauff falle. Fahret mit ſotaner Waͤſſerung fort drey wochen lang/ ſo wach-
ſen endlich blumen/ welche theils ihre natuͤrliche/ theils eine angenommene farbe
zeigen.
Noch hat man dieſe verwandelung auff andere wege verſuchet/ alſo daß man
Zinober oder ander unſchaͤdliche farbe zwiſchen die Schuppen der zwiebel von weiſſen
Lilien einſtrewet: oder daß man dergleichen in das gruͤblein der Tulipen/ darauff
der ſtiel geſtanden/ einfloͤſſet: oder daß man durch Aeugeln unterſchiedener farben
blumen auff einen ſtock verſetzet/ welches fuͤrnemlich bey den Topffneglein ſtat findet/
wie droben im III. Cap. gezeiget worden. P. A. Matthiolus l. 2. in Dioſcor. c. 153.
wie auch J. B. Porta l. 3. Mag. natur. c. 5. heiſſen den Samen von weiſſen/ mit ſa-
men von rohten Neglein vermiſchen/ in ein tuͤchlein binden/ oder in ein roͤhrlein fuͤl-
len/ oder in einen klumpen Schaffmiſt zuſammen druͤcken/ und alſo vergraben: in
hoffnung/ die blumen werden geſprenget erſcheinen/ welches doch kaum glaublich.
Auch verwandelt die farbe der rauch von angezuͤndetem Schweffel/ alſo daß
eine rohte Tulipa oder Roſe davon alſo fort weiß wird: wenn man nun die helffte
einer ſolchen blume vor dem rauch verwahret/ ſo bleibet dieſelbe roht/ die ander helffte
aber erblaſſet. Jch habe einmahl einen abgeſchnittenen ſtengel ſamt ſeinen blawen
blumen von Orientaliſchen Hyacinth in einen Recipienten/ darin etwas new uͤber-
getriebener Spiritus Vitrioli war/ geſtecket und eine kleine weile darin gehalten: nach-
dem ich ſelbigen wieder heraus zog/ ward ich gewar/ daß die blawe blumen gantz in
weiſſe verwandelt waren. Hierauff tunckte ich den gipffel in den Spiritum, und fand/
daß er die bemelte abgeweiſſete blumen alſo fort roht gefaͤrbet hatte. Wie ſchoͤne
verenderungen nun hieraus entſpringen/ kan ein jeder leicht nachſinnen. Als/ laſ-
ſet nur den Dampff an den gipffel gehen/ die unterſten blumen aber benetzet mit dem
Spiritu, ſo habet ihr einen Hyacinth/ deſſen unterſte blumen roht/ die mittelſten blaw/
die oberſten weiß ſind. Oder benetzet eine blume uͤmb die ander/ ſo erlanget ihr blawe
und rohte blumen auff einen ſtengel: oder wenn ihr etliche blumen durch den dampff
abgeweiſſet/ ſo tuncket eine ſchreibfeder in den Spiritum, und zeichnet darauff rohte
Buchſtaben: und ſo fort an.
II. An den Blumen den Geruch zu verendern.
Was hievon zu melden/ hat Jo. B. Ferrarius l. IV. Flor. c. VII. auff gezeich-
net/ und beſtehet ſein vorſchlach in folgenden ſtuͤcken. Anfangs bereitet er/ wie von
verwandelung der farbe gelehret/ einen klumpen aus Schaffmiſt mit eßig durchkne-
tet/ miſchet darunter zerlaſſen Moſch/ Zibeth/ und dergleichen wolriechende dinge/
verſetzet darein ein Blumenpflaͤntzlein/ und wartet deſſen der gebuͤhr nach ab: ſo ſol
in der Blume neben dem natuͤrlichen/ auch dieſer fremde geruch ſich mercken laſſen.
Darnach koͤnte ſolches geſchehen durch die einweichung des Samens in wolrie-
chenden Waſſern. Dahero pfleget man den Melonen Samen in Roſſenwaſſer/ zu
verbeſſerung beydes des geruchs und des geſchmacks/ vor der auſſaat ein zulegen.
Die ſtinckende blume von Tanaceto Africano ſol einsmahls verbeſſert worden ſeyn
durch Roſenwaſſer/ darin Moſch zertrieben/ alſo daß man den ſamen zween tage
lang darinnen weichete/ wiederumb im ſchatten trucknete/ und alſo dem erdreich an
ver-
P
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |