Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite
Was heißt sterben?

Sterben heißt alles verlassen, was man
auf Erden geliebt hat, Eltern, Geschwister, Kin-
der, Freunde, Hab und Gut, Aemter und Ehren.
- Alles das muß ich beim Tode zurücklassen. Ich
kann nicht das Geringste mit mir nehmen. -
Will ich mein Herz an solche vergängliche Dinge
hängen? - Darf ich um ihretwillen die Ewig-
keit vergessen oder gar das Heil der Seele we-
gen ihnen aufs Spiel setzen? - Das darf nie
und nimmer geschehen. - Aber ist es nicht doch
geschehen? - Ich sterbe heißt meine Seele
wird vom Leibe getrennt
. Dieser letztere
ohne Gefühl, ohne Bewegung, fällt rasch der
Verwesung anheim, wird eine Speise der Wür-
mer. Ist es nicht Thorheit, diese Speise des To-
des allzusehr zu lieben und zu pflegen, den
niedrigen Begierden nachzugeben und ihnen
selbst das Heil der Seele zu opfern? - Was
habe ich bisher gethan? - Was will ich in
Zukunft thun?

Sterben heißt die Entscheidung für die
ganze Ewigkeit
bestehen. Man stirbt nur
einmal und die Entscheidung ist unwiderruflich.
Wie der Tod, so das Los in der Ewigkeit. Ich
habe nun die Wahl entweder alles zu gewinnen,

Was heißt sterben?

Sterben heißt alles verlassen, was man
auf Erden geliebt hat, Eltern, Geschwister, Kin-
der, Freunde, Hab und Gut, Aemter und Ehren.
– Alles das muß ich beim Tode zurücklassen. Ich
kann nicht das Geringste mit mir nehmen. –
Will ich mein Herz an solche vergängliche Dinge
hängen? – Darf ich um ihretwillen die Ewig-
keit vergessen oder gar das Heil der Seele we-
gen ihnen aufs Spiel setzen? – Das darf nie
und nimmer geschehen. – Aber ist es nicht doch
geschehen? – Ich sterbe heißt meine Seele
wird vom Leibe getrennt
. Dieser letztere
ohne Gefühl, ohne Bewegung, fällt rasch der
Verwesung anheim, wird eine Speise der Wür-
mer. Ist es nicht Thorheit, diese Speise des To-
des allzusehr zu lieben und zu pflegen, den
niedrigen Begierden nachzugeben und ihnen
selbst das Heil der Seele zu opfern? – Was
habe ich bisher gethan? – Was will ich in
Zukunft thun?

Sterben heißt die Entscheidung für die
ganze Ewigkeit
bestehen. Man stirbt nur
einmal und die Entscheidung ist unwiderruflich.
Wie der Tod, so das Los in der Ewigkeit. Ich
habe nun die Wahl entweder alles zu gewinnen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div n="1">
            <pb facs="#f0511" xml:id="E29V3_001_1895_pb0495_0001" n="495"/>
            <div>
              <head rendition="#c"><hi rendition="#g">Was heißt sterben</hi>?</head><lb/>
              <p>Sterben heißt <hi rendition="#g">alles verlassen</hi>, was man<lb/>
auf Erden geliebt hat, Eltern, Geschwister, Kin-<lb/>
der, Freunde, Hab und Gut, Aemter und Ehren.<lb/>
&#x2013; Alles das muß ich beim Tode zurücklassen. Ich<lb/>
kann nicht das Geringste mit mir nehmen. &#x2013;<lb/>
Will ich mein Herz an solche vergängliche Dinge<lb/>
hängen? &#x2013; Darf ich um ihretwillen die Ewig-<lb/>
keit vergessen oder gar das Heil der Seele we-<lb/>
gen ihnen aufs Spiel setzen? &#x2013; Das darf nie<lb/>
und nimmer geschehen. &#x2013; Aber ist es nicht doch<lb/>
geschehen? &#x2013; Ich sterbe heißt meine <hi rendition="#g">Seele<lb/>
wird vom Leibe getrennt</hi>. Dieser letztere<lb/>
ohne Gefühl, ohne Bewegung, fällt rasch der<lb/>
Verwesung anheim, wird eine Speise der Wür-<lb/>
mer. Ist es nicht Thorheit, diese Speise des To-<lb/>
des allzusehr zu lieben und zu pflegen, den<lb/>
niedrigen Begierden nachzugeben und ihnen<lb/>
selbst das Heil der Seele zu opfern? &#x2013; Was<lb/>
habe ich bisher gethan? &#x2013; Was will ich in<lb/>
Zukunft thun?</p>
              <p>Sterben heißt die <hi rendition="#g">Entscheidung für die<lb/>
ganze Ewigkeit</hi> bestehen. Man stirbt nur<lb/>
einmal und die Entscheidung ist unwiderruflich.<lb/>
Wie der Tod, so das Los in der Ewigkeit. Ich<lb/>
habe nun die Wahl entweder alles zu gewinnen,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[495/0511] Was heißt sterben? Sterben heißt alles verlassen, was man auf Erden geliebt hat, Eltern, Geschwister, Kin- der, Freunde, Hab und Gut, Aemter und Ehren. – Alles das muß ich beim Tode zurücklassen. Ich kann nicht das Geringste mit mir nehmen. – Will ich mein Herz an solche vergängliche Dinge hängen? – Darf ich um ihretwillen die Ewig- keit vergessen oder gar das Heil der Seele we- gen ihnen aufs Spiel setzen? – Das darf nie und nimmer geschehen. – Aber ist es nicht doch geschehen? – Ich sterbe heißt meine Seele wird vom Leibe getrennt. Dieser letztere ohne Gefühl, ohne Bewegung, fällt rasch der Verwesung anheim, wird eine Speise der Wür- mer. Ist es nicht Thorheit, diese Speise des To- des allzusehr zu lieben und zu pflegen, den niedrigen Begierden nachzugeben und ihnen selbst das Heil der Seele zu opfern? – Was habe ich bisher gethan? – Was will ich in Zukunft thun? Sterben heißt die Entscheidung für die ganze Ewigkeit bestehen. Man stirbt nur einmal und die Entscheidung ist unwiderruflich. Wie der Tod, so das Los in der Ewigkeit. Ich habe nun die Wahl entweder alles zu gewinnen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/511
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/511>, abgerufen am 21.11.2024.