Wenn viele Christen dasselbe ohne Andacht her- sagen und so den Herrn bloß mit den Lippen preisen, so liegt der Grund nicht im Gebete und nicht in der öfteren Wiederholung desselben. Im Himmel ertönt ewig das "Heilig, heilig, heilig," ohne daß diese Worte leer oder veraltet werden, weil sie einer ewig frischen Liebe und Begeisterung zum Ausdrucke dienen. Wer den Geist des Gebetes hat, wird niemals bloß Worte hersagen oder repetieren, sondern beten, auch wenn er dieselben Gebete öfters wiederholt.
Das andächtige Beten des Vater unser wird um vieles erleichtert, wenn man sich bemüht, betrachtend seinen Inhalt zu erfassen. Nachstehende Andacht soll als Hilfsmittel dienen, mit den Worten die entspre- chenden Gesinnungen zu verbinden, in allbekannte Gebetsformeln seine eigenen Anliegen und Bedürfnisse hineinzulegen, um so im Gebete aufrichtig und von Herzen mit Gott zu reden. Wer jeden Sonntag eine einzige Bitte betrachtend durchgeht, wird davon nicht geringen Gewinn haben.
Es ist sehr zu empfehlen, dann und wann das Ge- bet des Herrn langsam zu beten, und bei jeder Bitte etwas inne zu halten, um auch ohne Buch deren In- halt zu beherzigen.
Das Gesagte gilt auch von allen andern mündlichen Gebeten, besonders von dem englischen Gruße, der na- mentlich im heiligen Rosenkranz als geeignetes Mittel dient, die Geheimnisse der Erlösung zu betrachten.
Vater unser, der Du bist im Himmel.
Erwägungen: "Sehet, spricht der hei- lige Johannes, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, daß wir Kinder Gottes heißen
Wenn viele Christen dasselbe ohne Andacht her- sagen und so den Herrn bloß mit den Lippen preisen, so liegt der Grund nicht im Gebete und nicht in der öfteren Wiederholung desselben. Im Himmel ertönt ewig das „Heilig, heilig, heilig,“ ohne daß diese Worte leer oder veraltet werden, weil sie einer ewig frischen Liebe und Begeisterung zum Ausdrucke dienen. Wer den Geist des Gebetes hat, wird niemals bloß Worte hersagen oder repetieren, sondern beten, auch wenn er dieselben Gebete öfters wiederholt.
Das andächtige Beten des Vater unser wird um vieles erleichtert, wenn man sich bemüht, betrachtend seinen Inhalt zu erfassen. Nachstehende Andacht soll als Hilfsmittel dienen, mit den Worten die entspre- chenden Gesinnungen zu verbinden, in allbekannte Gebetsformeln seine eigenen Anliegen und Bedürfnisse hineinzulegen, um so im Gebete aufrichtig und von Herzen mit Gott zu reden. Wer jeden Sonntag eine einzige Bitte betrachtend durchgeht, wird davon nicht geringen Gewinn haben.
Es ist sehr zu empfehlen, dann und wann das Ge- bet des Herrn langsam zu beten, und bei jeder Bitte etwas inne zu halten, um auch ohne Buch deren In- halt zu beherzigen.
Das Gesagte gilt auch von allen andern mündlichen Gebeten, besonders von dem englischen Gruße, der na- mentlich im heiligen Rosenkranz als geeignetes Mittel dient, die Geheimnisse der Erlösung zu betrachten.
Vater unser, der Du bist im Himmel.
Erwägungen: „Sehet, spricht der hei- lige Johannes, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, daß wir Kinder Gottes heißen
<TEI><text><body><div><div><div><pbfacs="#f0425"xml:id="E29V3_001_1895_pb0409_0001"n="409"/><prendition="#s">Wenn viele Christen dasselbe ohne Andacht her-<lb/>
sagen und so den Herrn bloß mit den Lippen preisen,<lb/>
so liegt der Grund nicht im Gebete und nicht in der<lb/>
öfteren Wiederholung desselben. Im Himmel ertönt<lb/>
ewig das <q>„Heilig, heilig, heilig,“</q> ohne daß diese Worte<lb/>
leer oder veraltet werden, weil sie einer ewig frischen<lb/>
Liebe und Begeisterung zum Ausdrucke dienen. Wer<lb/>
den Geist des Gebetes hat, wird niemals bloß Worte<lb/>
hersagen oder repetieren, sondern beten, auch wenn er<lb/>
dieselben Gebete öfters wiederholt.</p><prendition="#s">Das andächtige Beten des Vater unser wird um<lb/>
vieles erleichtert, wenn man sich bemüht, betrachtend<lb/>
seinen Inhalt zu erfassen. Nachstehende Andacht soll<lb/>
als Hilfsmittel dienen, mit den Worten die entspre-<lb/>
chenden Gesinnungen zu verbinden, in allbekannte<lb/>
Gebetsformeln seine eigenen Anliegen und Bedürfnisse<lb/>
hineinzulegen, um so im Gebete aufrichtig und von<lb/>
Herzen mit Gott zu reden. Wer jeden Sonntag eine<lb/>
einzige Bitte betrachtend durchgeht, wird davon nicht<lb/>
geringen Gewinn haben.</p><prendition="#s">Es ist sehr zu empfehlen, dann und wann das Ge-<lb/>
bet des Herrn langsam zu beten, und bei jeder Bitte<lb/>
etwas inne zu halten, um auch ohne Buch deren In-<lb/>
halt zu beherzigen.</p><prendition="#s">Das Gesagte gilt auch von allen andern mündlichen<lb/>
Gebeten, besonders von dem englischen Gruße, der na-<lb/>
mentlich im heiligen Rosenkranz als geeignetes Mittel<lb/>
dient, die Geheimnisse der Erlösung zu betrachten.</p><div><headrendition="#c">Vater unser, der Du bist im Himmel.</head><lb/><p><hirendition="#g">Erwägungen</hi>: <q>„Sehet, spricht der hei-<lb/>
lige Johannes, welche Liebe uns der Vater<lb/>
erwiesen hat, daß wir Kinder Gottes heißen<lb/></q></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[409/0425]
Wenn viele Christen dasselbe ohne Andacht her-
sagen und so den Herrn bloß mit den Lippen preisen,
so liegt der Grund nicht im Gebete und nicht in der
öfteren Wiederholung desselben. Im Himmel ertönt
ewig das „Heilig, heilig, heilig,“ ohne daß diese Worte
leer oder veraltet werden, weil sie einer ewig frischen
Liebe und Begeisterung zum Ausdrucke dienen. Wer
den Geist des Gebetes hat, wird niemals bloß Worte
hersagen oder repetieren, sondern beten, auch wenn er
dieselben Gebete öfters wiederholt.
Das andächtige Beten des Vater unser wird um
vieles erleichtert, wenn man sich bemüht, betrachtend
seinen Inhalt zu erfassen. Nachstehende Andacht soll
als Hilfsmittel dienen, mit den Worten die entspre-
chenden Gesinnungen zu verbinden, in allbekannte
Gebetsformeln seine eigenen Anliegen und Bedürfnisse
hineinzulegen, um so im Gebete aufrichtig und von
Herzen mit Gott zu reden. Wer jeden Sonntag eine
einzige Bitte betrachtend durchgeht, wird davon nicht
geringen Gewinn haben.
Es ist sehr zu empfehlen, dann und wann das Ge-
bet des Herrn langsam zu beten, und bei jeder Bitte
etwas inne zu halten, um auch ohne Buch deren In-
halt zu beherzigen.
Das Gesagte gilt auch von allen andern mündlichen
Gebeten, besonders von dem englischen Gruße, der na-
mentlich im heiligen Rosenkranz als geeignetes Mittel
dient, die Geheimnisse der Erlösung zu betrachten.
Vater unser, der Du bist im Himmel.
Erwägungen: „Sehet, spricht der hei-
lige Johannes, welche Liebe uns der Vater
erwiesen hat, daß wir Kinder Gottes heißen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/425>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.