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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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Über die ersten Anfänge des Faust.

"Der Faust entstand mit meinem Werther; ich
brachte ihn im Jahre 1775 mit nach Weimar. Ich
hatte ihn auf Postpapier geschrieben und nichts daran
gestrichen; denn ich hütete mich, eine Zeile niederzuschrei¬
ben, die nicht gut war und die nicht bestehen konnte."


Mit Oberbaudirector Coudray bey Goethe zu Tisch.
Coudray erzählt viel von der weiblichen Industrie-Schule
und dem Waisen-Institut, als den besten Einrichtungen
dieser Art des Landes; erstere von der Großfürstin,
letzteres vom Großherzog Carl August gegründet.
Mancherley über Theater-Decoration und Wegebau.
Coudray legt Goethen den Riß zu einer fürstlichen Ca¬
pelle vor. Über den Ort, wo der herrschaftliche Stuhl
anzubringen; wogegen Goethe Einwendungen macht, die
Coudray annimmt. Nach Tisch Soret. Goethe zeigt
uns abermals die Bilder von Herrn von Reutern.


Goethe lieset mir das frisch entstandene, überaus herr¬
liche Gedicht: Kein Wesen kann zu nichts zer¬

Über die erſten Anfaͤnge des Fauſt.

„Der Fauſt entſtand mit meinem Werther; ich
brachte ihn im Jahre 1775 mit nach Weimar. Ich
hatte ihn auf Poſtpapier geſchrieben und nichts daran
geſtrichen; denn ich huͤtete mich, eine Zeile niederzuſchrei¬
ben, die nicht gut war und die nicht beſtehen konnte.“


Mit Oberbaudirector Coudray bey Goethe zu Tiſch.
Coudray erzaͤhlt viel von der weiblichen Induſtrie-Schule
und dem Waiſen-Inſtitut, als den beſten Einrichtungen
dieſer Art des Landes; erſtere von der Großfuͤrſtin,
letzteres vom Großherzog Carl Auguſt gegruͤndet.
Mancherley uͤber Theater-Decoration und Wegebau.
Coudray legt Goethen den Riß zu einer fuͤrſtlichen Ca¬
pelle vor. Über den Ort, wo der herrſchaftliche Stuhl
anzubringen; wogegen Goethe Einwendungen macht, die
Coudray annimmt. Nach Tiſch Soret. Goethe zeigt
uns abermals die Bilder von Herrn von Reutern.


Goethe lieſet mir das friſch entſtandene, uͤberaus herr¬
liche Gedicht: Kein Weſen kann zu nichts zer¬

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[62/0072] Über die erſten Anfaͤnge des Fauſt. „Der Fauſt entſtand mit meinem Werther; ich brachte ihn im Jahre 1775 mit nach Weimar. Ich hatte ihn auf Poſtpapier geſchrieben und nichts daran geſtrichen; denn ich huͤtete mich, eine Zeile niederzuſchrei¬ ben, die nicht gut war und die nicht beſtehen konnte.“ Mittwoch, den 11. Februar 1829. Mit Oberbaudirector Coudray bey Goethe zu Tiſch. Coudray erzaͤhlt viel von der weiblichen Induſtrie-Schule und dem Waiſen-Inſtitut, als den beſten Einrichtungen dieſer Art des Landes; erſtere von der Großfuͤrſtin, letzteres vom Großherzog Carl Auguſt gegruͤndet. Mancherley uͤber Theater-Decoration und Wegebau. Coudray legt Goethen den Riß zu einer fuͤrſtlichen Ca¬ pelle vor. Über den Ort, wo der herrſchaftliche Stuhl anzubringen; wogegen Goethe Einwendungen macht, die Coudray annimmt. Nach Tiſch Soret. Goethe zeigt uns abermals die Bilder von Herrn von Reutern. Donnerstag, den 12. Februar 1829. Goethe lieſet mir das friſch entſtandene, uͤberaus herr¬ liche Gedicht: Kein Weſen kann zu nichts zer¬

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/72>, abgerufen am 21.11.2024.