Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.wodurch sie sich gestärkt fühlen und nun eine Figur "B e ranger dagegen ist ein Talent, das sich sel¬ Sonntag den 15. May 1831. Mit Goethe in seiner Arbeitsstube alleine zu Tisch. "Wenn einer, wie ich, über die achtzig hinaus ist, Mit diesen Worten legte Goethe mir den Aufsatz wodurch ſie ſich geſtaͤrkt fuͤhlen und nun eine Figur „B é ranger dagegen iſt ein Talent, das ſich ſel¬ Sonntag den 15. May 1831. Mit Goethe in ſeiner Arbeitsſtube alleine zu Tiſch. „Wenn einer, wie ich, uͤber die achtzig hinaus iſt, Mit dieſen Worten legte Goethe mir den Aufſatz <TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0351" n="341"/> wodurch ſie ſich geſtaͤrkt fuͤhlen und nun eine Figur<lb/> machen.“</p><lb/> <p>„<hi rendition="#g">B</hi> <hi rendition="#aq #g">é</hi> <hi rendition="#g">ranger</hi> dagegen iſt ein Talent, das ſich ſel¬<lb/> ber genug iſt. Er hat daher auch nie einer Partey<lb/> gedient. Er empfindet zu viele Satisfaction in ſeinem<lb/> Innern, als daß ihm die Welt etwas geben oder neh¬<lb/> men koͤnnte.“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="4"> <dateline rendition="#right">Sonntag den 15. May 1831.<lb/></dateline> <p>Mit Goethe in ſeiner Arbeitsſtube alleine zu Tiſch.<lb/> Nach manchen heiteren Unterhaltungen brachte er zuletzt<lb/> das Geſpraͤch auf ſeine perſoͤnlichen Angelegenheiten,<lb/> indem er aufſtand und von ſeinem Pulte ein beſchriebe¬<lb/> nes Papier nahm.</p><lb/> <p>„Wenn einer, wie ich, uͤber die achtzig hinaus iſt,<lb/> ſagte er, hat er kaum noch ein Recht zu leben; er muß<lb/> jeden Tag darauf gefaßt ſeyn, abgerufen zu werden,<lb/> und daran denken, ſein Haus zu beſtellen. Ich habe,<lb/> wie ich Ihnen ſchon neulich eroͤffnete, Sie in meinem<lb/> Teſtament zum Herausgeber meines literariſchen Nach¬<lb/> laſſes ernannt, und habe dieſen Morgen, als eine Art<lb/> von Contract, eine kleine Schrift aufgeſetzt, die Sie<lb/> mit mir unterzeichnen ſollen.“</p><lb/> <p>Mit dieſen Worten legte Goethe mir den Aufſatz<lb/> vor, worin ich die nach ſeinem Tode herauszugebenden,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [341/0351]
wodurch ſie ſich geſtaͤrkt fuͤhlen und nun eine Figur
machen.“
„B é ranger dagegen iſt ein Talent, das ſich ſel¬
ber genug iſt. Er hat daher auch nie einer Partey
gedient. Er empfindet zu viele Satisfaction in ſeinem
Innern, als daß ihm die Welt etwas geben oder neh¬
men koͤnnte.“
Sonntag den 15. May 1831.
Mit Goethe in ſeiner Arbeitsſtube alleine zu Tiſch.
Nach manchen heiteren Unterhaltungen brachte er zuletzt
das Geſpraͤch auf ſeine perſoͤnlichen Angelegenheiten,
indem er aufſtand und von ſeinem Pulte ein beſchriebe¬
nes Papier nahm.
„Wenn einer, wie ich, uͤber die achtzig hinaus iſt,
ſagte er, hat er kaum noch ein Recht zu leben; er muß
jeden Tag darauf gefaßt ſeyn, abgerufen zu werden,
und daran denken, ſein Haus zu beſtellen. Ich habe,
wie ich Ihnen ſchon neulich eroͤffnete, Sie in meinem
Teſtament zum Herausgeber meines literariſchen Nach¬
laſſes ernannt, und habe dieſen Morgen, als eine Art
von Contract, eine kleine Schrift aufgeſetzt, die Sie
mit mir unterzeichnen ſollen.“
Mit dieſen Worten legte Goethe mir den Aufſatz
vor, worin ich die nach ſeinem Tode herauszugebenden,
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