stopheles ist ein viel zu negatives Wesen; das Dämo¬ nische aber äußert sich in einer durchaus positiven That¬ kraft."
"Unter den Künstlern, fuhr Goethe fort, findet es sich mehr bey Musikern, weniger bey Malern. Bey Paganini zeigt es sich im hohen Grade, wodurch er denn auch so große Wirkungen hervorbringt."
Ich war sehr erfreut über alle diese Bezeichnungen, wodurch es mir nun deutlicher wurde, was Goethe sich unter dem Begriff des Dämonischen dachte.
Wir reden sodann viel über den vierten Band, und Goethe bittet mich aufzuzeichnen, was noch daran möchte zu thun seyn.
Donnerstag, den 3. März 1831.
Mittags mit Goethe. Er sah einige architectonische Hefte durch, und meinte, es gehöre einiger Übermuth dazu, Paläste zu bauen, indem man nie sicher sey, wie lange ein Stein auf dem andern bleiben würde. "Wer in Zelten leben kann, sagte er, steht sich am besten. Oder wie gewisse Engländer thun, die von einer Stadt und einem Wirthshaus ins andere ziehen und überall eine hübsche Tafel gedeckt finden."
ſtopheles iſt ein viel zu negatives Weſen; das Daͤmo¬ niſche aber aͤußert ſich in einer durchaus poſitiven That¬ kraft.“
„Unter den Kuͤnſtlern, fuhr Goethe fort, findet es ſich mehr bey Muſikern, weniger bey Malern. Bey Paganini zeigt es ſich im hohen Grade, wodurch er denn auch ſo große Wirkungen hervorbringt.“
Ich war ſehr erfreut uͤber alle dieſe Bezeichnungen, wodurch es mir nun deutlicher wurde, was Goethe ſich unter dem Begriff des Daͤmoniſchen dachte.
Wir reden ſodann viel uͤber den vierten Band, und Goethe bittet mich aufzuzeichnen, was noch daran moͤchte zu thun ſeyn.
Donnerstag, den 3. Maͤrz 1831.
Mittags mit Goethe. Er ſah einige architectoniſche Hefte durch, und meinte, es gehoͤre einiger Übermuth dazu, Palaͤſte zu bauen, indem man nie ſicher ſey, wie lange ein Stein auf dem andern bleiben wuͤrde. „Wer in Zelten leben kann, ſagte er, ſteht ſich am beſten. Oder wie gewiſſe Englaͤnder thun, die von einer Stadt und einem Wirthshaus ins andere ziehen und uͤberall eine huͤbſche Tafel gedeckt finden.“
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ſtopheles iſt ein viel zu negatives Weſen; das Daͤmo¬
niſche aber aͤußert ſich in einer durchaus poſitiven That¬
kraft.“
„Unter den Kuͤnſtlern, fuhr Goethe fort, findet es
ſich mehr bey Muſikern, weniger bey Malern. Bey
Paganini zeigt es ſich im hohen Grade, wodurch er
denn auch ſo große Wirkungen hervorbringt.“
Ich war ſehr erfreut uͤber alle dieſe Bezeichnungen,
wodurch es mir nun deutlicher wurde, was Goethe ſich
unter dem Begriff des Daͤmoniſchen dachte.
Wir reden ſodann viel uͤber den vierten Band,
und Goethe bittet mich aufzuzeichnen, was noch daran
moͤchte zu thun ſeyn.
Donnerstag, den 3. Maͤrz 1831.
Mittags mit Goethe. Er ſah einige architectoniſche
Hefte durch, und meinte, es gehoͤre einiger Übermuth
dazu, Palaͤſte zu bauen, indem man nie ſicher ſey, wie
lange ein Stein auf dem andern bleiben wuͤrde. „Wer
in Zelten leben kann, ſagte er, ſteht ſich am beſten.
Oder wie gewiſſe Englaͤnder thun, die von einer Stadt
und einem Wirthshaus ins andere ziehen und uͤberall
eine huͤbſche Tafel gedeckt finden.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/309>, abgerufen am 22.02.2025.
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