"Es ist dieß eine der schönsten Legenden, sagte Goe¬ the, die ich vor allen lieb habe. Es ist darin die hohe Lehre ausgesprochen, daß der Mensch durch Glauben und frischen Muth im schwierigsten Unternehmen siegen werde; dagegen bey anwandelndem geringsten Zweifel sogleich verloren sey."
Sonntag, den 13. Februar 1831.
Bey Goethe zu Tisch. Er erzählt mir, daß er im vierten Act des Faust fortfahre, und daß ihm jetzt der Anfang so gelungen wie er es gewünscht. "Das, was geschehen sollte, sagte er, hatte ich, wie Sie wissen, längst; allein mit dem Wie war ich noch nicht ganz zufrieden, und da ist es mir nun lieb, daß mir gute Gedanken gekommen sind. Ich werde nun diese ganze Lücke, von der Helena bis zum fertigen fünften Act, durcherfinden und in einem ausführlichen Schema nieder¬ schreiben, damit ich sodann mit völligem Behagen und Sicherheit ausführen, und an den Stellen arbeiten kann, die mich zunächst anmuthen. Dieser Act bekommt wie¬ der einen ganz eigenen Character, so daß er, wie eine für sich bestehende kleine Welt, das Übrige nicht berührt, und nur durch einen leisen Bezug zu dem Vorhergehen¬ den und Folgenden sich dem Ganzen anschließt."
„Es iſt dieß eine der ſchoͤnſten Legenden, ſagte Goe¬ the, die ich vor allen lieb habe. Es iſt darin die hohe Lehre ausgeſprochen, daß der Menſch durch Glauben und friſchen Muth im ſchwierigſten Unternehmen ſiegen werde; dagegen bey anwandelndem geringſten Zweifel ſogleich verloren ſey.“
Sonntag, den 13. Februar 1831.
Bey Goethe zu Tiſch. Er erzaͤhlt mir, daß er im vierten Act des Fauſt fortfahre, und daß ihm jetzt der Anfang ſo gelungen wie er es gewuͤnſcht. „Das, was geſchehen ſollte, ſagte er, hatte ich, wie Sie wiſſen, laͤngſt; allein mit dem Wie war ich noch nicht ganz zufrieden, und da iſt es mir nun lieb, daß mir gute Gedanken gekommen ſind. Ich werde nun dieſe ganze Luͤcke, von der Helena bis zum fertigen fuͤnften Act, durcherfinden und in einem ausfuͤhrlichen Schema nieder¬ ſchreiben, damit ich ſodann mit voͤlligem Behagen und Sicherheit ausfuͤhren, und an den Stellen arbeiten kann, die mich zunaͤchſt anmuthen. Dieſer Act bekommt wie¬ der einen ganz eigenen Character, ſo daß er, wie eine fuͤr ſich beſtehende kleine Welt, das Übrige nicht beruͤhrt, und nur durch einen leiſen Bezug zu dem Vorhergehen¬ den und Folgenden ſich dem Ganzen anſchließt.“
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„Es iſt dieß eine der ſchoͤnſten Legenden, ſagte Goe¬
the, die ich vor allen lieb habe. Es iſt darin die hohe
Lehre ausgeſprochen, daß der Menſch durch Glauben
und friſchen Muth im ſchwierigſten Unternehmen ſiegen
werde; dagegen bey anwandelndem geringſten Zweifel
ſogleich verloren ſey.“
Sonntag, den 13. Februar 1831.
Bey Goethe zu Tiſch. Er erzaͤhlt mir, daß er im
vierten Act des Fauſt fortfahre, und daß ihm jetzt der
Anfang ſo gelungen wie er es gewuͤnſcht. „Das, was
geſchehen ſollte, ſagte er, hatte ich, wie Sie wiſſen,
laͤngſt; allein mit dem Wie war ich noch nicht ganz
zufrieden, und da iſt es mir nun lieb, daß mir gute
Gedanken gekommen ſind. Ich werde nun dieſe ganze
Luͤcke, von der Helena bis zum fertigen fuͤnften Act,
durcherfinden und in einem ausfuͤhrlichen Schema nieder¬
ſchreiben, damit ich ſodann mit voͤlligem Behagen und
Sicherheit ausfuͤhren, und an den Stellen arbeiten kann,
die mich zunaͤchſt anmuthen. Dieſer Act bekommt wie¬
der einen ganz eigenen Character, ſo daß er, wie eine
fuͤr ſich beſtehende kleine Welt, das Übrige nicht beruͤhrt,
und nur durch einen leiſen Bezug zu dem Vorhergehen¬
den und Folgenden ſich dem Ganzen anſchließt.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/273>, abgerufen am 21.12.2024.
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