dadurch nach einigen Jahren eine gewisse Reife zu erlan¬ gen, und sodann weit besser zu vollbringen, was ich jetzt nur in geringerem Grade zu thun im Stande wäre.
"Gewiß, sagte Schultz, ist die persönliche Einwir¬ kung eines so außerordentlichen Menschen und Meisters wie Goethe ganz unschätzbar. Ich bin auch herüber¬ gekommen, um mich an diesem großen Geiste einmal wieder zu erquicken."
Er erkundigte sich sodann nach dem Druck meines Buches, wovon Goethe ihm schon im vorigen Sommer geschrieben. Ich sagte ihm, daß ich in einigen Tagen die ersten Exemplare von Jena zu bekommen hoffe und daß ich nicht verfehlen würde, ihm eins zu verehren und nach Berlin zu schicken, im Fall er nicht mehr hier seyn sollte.
Wir schieden darauf unter herzlichem Händedrücken.
Dienstag den 14. October 1823.
Diesen Abend war ich bey Goethe das erste Mal zu einem großen Thee. Ich war der erste am Platz und freute mich über die hellerleuchteten Zimmer, die bey offenen Thüren eins ins andere führten. In einem der letzten fand ich Goethe, der mir sehr heiter entgegen kam. Er trug auf schwarzem Anzug seinen Stern, welches ihn so wohl kleidete. Wir waren noch eine Weile allein und gingen in das sogenannte Deckenzimmer, wo das
dadurch nach einigen Jahren eine gewiſſe Reife zu erlan¬ gen, und ſodann weit beſſer zu vollbringen, was ich jetzt nur in geringerem Grade zu thun im Stande waͤre.
„Gewiß, ſagte Schultz, iſt die perſoͤnliche Einwir¬ kung eines ſo außerordentlichen Menſchen und Meiſters wie Goethe ganz unſchaͤtzbar. Ich bin auch heruͤber¬ gekommen, um mich an dieſem großen Geiſte einmal wieder zu erquicken.“
Er erkundigte ſich ſodann nach dem Druck meines Buches, wovon Goethe ihm ſchon im vorigen Sommer geſchrieben. Ich ſagte ihm, daß ich in einigen Tagen die erſten Exemplare von Jena zu bekommen hoffe und daß ich nicht verfehlen wuͤrde, ihm eins zu verehren und nach Berlin zu ſchicken, im Fall er nicht mehr hier ſeyn ſollte.
Wir ſchieden darauf unter herzlichem Haͤndedruͤcken.
Dienſtag den 14. October 1823.
Dieſen Abend war ich bey Goethe das erſte Mal zu einem großen Thee. Ich war der erſte am Platz und freute mich uͤber die hellerleuchteten Zimmer, die bey offenen Thuͤren eins ins andere fuͤhrten. In einem der letzten fand ich Goethe, der mir ſehr heiter entgegen kam. Er trug auf ſchwarzem Anzug ſeinen Stern, welches ihn ſo wohl kleidete. Wir waren noch eine Weile allein und gingen in das ſogenannte Deckenzimmer, wo das
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dadurch nach einigen Jahren eine gewiſſe Reife zu erlan¬
gen, und ſodann weit beſſer zu vollbringen, was ich jetzt
nur in geringerem Grade zu thun im Stande waͤre.
„Gewiß, ſagte Schultz, iſt die perſoͤnliche Einwir¬
kung eines ſo außerordentlichen Menſchen und Meiſters
wie Goethe ganz unſchaͤtzbar. Ich bin auch heruͤber¬
gekommen, um mich an dieſem großen Geiſte einmal
wieder zu erquicken.“
Er erkundigte ſich ſodann nach dem Druck meines
Buches, wovon Goethe ihm ſchon im vorigen Sommer
geſchrieben. Ich ſagte ihm, daß ich in einigen Tagen
die erſten Exemplare von Jena zu bekommen hoffe und
daß ich nicht verfehlen wuͤrde, ihm eins zu verehren und
nach Berlin zu ſchicken, im Fall er nicht mehr hier ſeyn
ſollte.
Wir ſchieden darauf unter herzlichem Haͤndedruͤcken.
Dienſtag den 14. October 1823.
Dieſen Abend war ich bey Goethe das erſte Mal
zu einem großen Thee. Ich war der erſte am Platz
und freute mich uͤber die hellerleuchteten Zimmer, die bey
offenen Thuͤren eins ins andere fuͤhrten. In einem der
letzten fand ich Goethe, der mir ſehr heiter entgegen kam.
Er trug auf ſchwarzem Anzug ſeinen Stern, welches ihn
ſo wohl kleidete. Wir waren noch eine Weile allein
und gingen in das ſogenannte Deckenzimmer, wo das
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/79>, abgerufen am 03.12.2024.
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