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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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Siebentes Kapitel.


Die Jagd war vorüber. Ganze Wagen voll erleg-
tem Wildpret, unter welchem sich mehrere riesengroße Eber
befanden, die Kambyses mit eigner Hand erlegt hatte,
wurden den heimkehrenden Waidmännern nachgefahren. --
Vor den Pforten des Palastes zerstreuten sich dieselben,
um in ihren Wohnungen das altpersische Jagdgewand von
schlichtem Leder mit glänzenden medischen Hofkleidern zu
vertauschen.

Während des Jagens hatte der König seinem Bruder
mit mühsam zurückgehaltener Erregung den scheinbar freund-
lichen Befehl gegeben, am nächsten Tage aufzubrechen, um
Sappho abzuholen und nach Persien zu geleiten. Er hatte
ihm zu gleicher Zeit die Einkünfte der Städte Bactra,
Rhagae und Sinope zur Erhaltung des neuen Hausstan-
des angewiesen, und der jungen Frau, als sogenanntes
Gürtelgeld, die Steuern ihrer väterlichen Heimat Phokaea
geschenkt.

Bartja dankte dem freigebigen Bruder mit ungeheu-
chelter Wärme; Kambyses aber blieb eisig kalt, rief ihm
einige kurze Abschiedsworte zu und wandte ihm, einen wil-
den Esel verfolgend, den Rücken.

Siebentes Kapitel.


Die Jagd war vorüber. Ganze Wagen voll erleg-
tem Wildpret, unter welchem ſich mehrere rieſengroße Eber
befanden, die Kambyſes mit eigner Hand erlegt hatte,
wurden den heimkehrenden Waidmännern nachgefahren. —
Vor den Pforten des Palaſtes zerſtreuten ſich dieſelben,
um in ihren Wohnungen das altperſiſche Jagdgewand von
ſchlichtem Leder mit glänzenden mediſchen Hofkleidern zu
vertauſchen.

Während des Jagens hatte der König ſeinem Bruder
mit mühſam zurückgehaltener Erregung den ſcheinbar freund-
lichen Befehl gegeben, am nächſten Tage aufzubrechen, um
Sappho abzuholen und nach Perſien zu geleiten. Er hatte
ihm zu gleicher Zeit die Einkünfte der Städte Bactra,
Rhagae und Sinope zur Erhaltung des neuen Hausſtan-
des angewieſen, und der jungen Frau, als ſogenanntes
Gürtelgeld, die Steuern ihrer väterlichen Heimat Phokaea
geſchenkt.

Bartja dankte dem freigebigen Bruder mit ungeheu-
chelter Wärme; Kambyſes aber blieb eiſig kalt, rief ihm
einige kurze Abſchiedsworte zu und wandte ihm, einen wil-
den Eſel verfolgend, den Rücken.

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[[138]/0140] Siebentes Kapitel. Die Jagd war vorüber. Ganze Wagen voll erleg- tem Wildpret, unter welchem ſich mehrere rieſengroße Eber befanden, die Kambyſes mit eigner Hand erlegt hatte, wurden den heimkehrenden Waidmännern nachgefahren. — Vor den Pforten des Palaſtes zerſtreuten ſich dieſelben, um in ihren Wohnungen das altperſiſche Jagdgewand von ſchlichtem Leder mit glänzenden mediſchen Hofkleidern zu vertauſchen. Während des Jagens hatte der König ſeinem Bruder mit mühſam zurückgehaltener Erregung den ſcheinbar freund- lichen Befehl gegeben, am nächſten Tage aufzubrechen, um Sappho abzuholen und nach Perſien zu geleiten. Er hatte ihm zu gleicher Zeit die Einkünfte der Städte Bactra, Rhagae und Sinope zur Erhaltung des neuen Hausſtan- des angewieſen, und der jungen Frau, als ſogenanntes Gürtelgeld, die Steuern ihrer väterlichen Heimat Phokaea geſchenkt. Bartja dankte dem freigebigen Bruder mit ungeheu- chelter Wärme; Kambyſes aber blieb eiſig kalt, rief ihm einige kurze Abſchiedsworte zu und wandte ihm, einen wil- den Eſel verfolgend, den Rücken.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. [138]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/140>, abgerufen am 27.04.2024.