Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die Nachläßigkeit der Menschen. Die Nachläßigkeit der Menschen Ps. CXXXIX. 14.die wunderbahre und weise Einrich- tung ihres Körpers zu erkennen. Jch danke dir darüber, daß ich wunder-
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Der Mensch ist mehr bemüht, was auser ihm zu sehn, Als das was an ihm ist, recht gründ- lich zu verstehn; Er will aus Neubegier die ganze Welt ergründen, Und denket kaum daran, was an ihm selbst zu fin- den. Er ist die kleine Welt, der Allmacht Meisterstük, Und dennoch sieht er nicht, auf seinem Leib zurük, Daran kein Glied zu sehn, kein Theilgen zu er- wegen, Die nicht von weiser Macht des Schöpfers Zei- chen hegen. Die Eitelkeit schaut zwar in glatte Spiegel ein, Aus Eigenlieb entzükt, ihr Bild im Gegenschein, Wie es gepuzzet ist, bemerkend anzublikken, Um ihre Schönheit sich darinnen abzudrükken: Al- Dritter Theil. F
Die Nachlaͤßigkeit der Menſchen. Die Nachlaͤßigkeit der Menſchen Pſ. CXXXIX. 14.die wunderbahre und weiſe Einrich- tung ihres Koͤrpers zu erkennen. Jch danke dir daruͤber, daß ich wunder-
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Der Menſch iſt mehr bemuͤht, was auſer ihm zu ſehn, Als das was an ihm iſt, recht gruͤnd- lich zu verſtehn; Er will aus Neubegier die ganze Welt ergruͤnden, Und denket kaum daran, was an ihm ſelbſt zu fin- den. Er iſt die kleine Welt, der Allmacht Meiſterſtuͤk, Und dennoch ſieht er nicht, auf ſeinem Leib zuruͤk, Daran kein Glied zu ſehn, kein Theilgen zu er- wegen, Die nicht von weiſer Macht des Schoͤpfers Zei- chen hegen. Die Eitelkeit ſchaut zwar in glatte Spiegel ein, Aus Eigenlieb entzuͤkt, ihr Bild im Gegenſchein, Wie es gepuzzet iſt, bemerkend anzublikken, Um ihre Schoͤnheit ſich darinnen abzudruͤkken: Al- Dritter Theil. F
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Die Nachlaͤßigkeit der Menſchen.
Die Nachlaͤßigkeit der Menſchen
die wunderbahre und weiſe Einrich-
tung ihres Koͤrpers zu erkennen.
Pſ. CXXXIX. 14.
Jch danke dir daruͤber, daß ich wunder-
bahrlich gemacht bin; wunderbahr-
lich ſind deine Werke das erkennet
meine Seele wol.
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Der Menſch iſt mehr bemuͤht, was auſer
ihm zu ſehn,
Als das was an ihm iſt, recht gruͤnd-
lich zu verſtehn;
Er will aus Neubegier die ganze Welt ergruͤnden,
Und denket kaum daran, was an ihm ſelbſt zu fin-
den.
Er iſt die kleine Welt, der Allmacht Meiſterſtuͤk,
Und dennoch ſieht er nicht, auf ſeinem Leib zuruͤk,
Daran kein Glied zu ſehn, kein Theilgen zu er-
wegen,
Die nicht von weiſer Macht des Schoͤpfers Zei-
chen hegen.
Die Eitelkeit ſchaut zwar in glatte Spiegel ein,
Aus Eigenlieb entzuͤkt, ihr Bild im Gegenſchein,
Wie es gepuzzet iſt, bemerkend anzublikken,
Um ihre Schoͤnheit ſich darinnen abzudruͤkken:
Al-
Dritter Theil. F
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/93>, abgerufen am 20.07.2024. |