Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die weise Güte GOttes bei der Zulassung des Bösen.
Die
weise Güte GOttes

bei der
Zulassung des Bösen
in dem Leben des Erzvaters Josephs

erwogen.
[Abbildung]
Der Gottheit Ehrfurchts-volle Tieffen, kan
keiner auf den Grund einsehn,

Und seiner Vorsicht dunkle Wege, kan
kein Mensch völlig hier verstehn;

Wer sich mit blinder Dreistigkeit er-
kühnt dieselben zu ermessen,

Der muß was GOtt ist, und was wir, in eit-
len Hochmuts-Trieb vergessen.

Der arme Mensch traut seinem Wizze und seiner
Klugheit allzuviel,

Wenn er von allen was GOtt handelt, den Grund,
die Ursach wissen will;

Da komt er in ein Labirinth, da er von rechten
Wege irret,

Und folget einen falschen Licht, das ihn nicht leuch-
tet, nur verwirret;

Da dreht er viele Zweifels-Knoten, womit er den
Verstand umschlingt,

Womit er sich und andre strikket, und gänzlich in
Verwirrung bringt.

Da-
F 3
Die weiſe Guͤte GOttes bei der Zulaſſung des Boͤſen.
Die
weiſe Guͤte GOttes

bei der
Zulaſſung des Boͤſen
in dem Leben des Erzvaters Joſephs

erwogen.
[Abbildung]
Der Gottheit Ehrfurchts-volle Tieffen, kan
keiner auf den Grund einſehn,

Und ſeiner Vorſicht dunkle Wege, kan
kein Menſch voͤllig hier verſtehn;

Wer ſich mit blinder Dreiſtigkeit er-
kuͤhnt dieſelben zu ermeſſen,

Der muß was GOtt iſt, und was wir, in eit-
len Hochmuts-Trieb vergeſſen.

Der arme Menſch traut ſeinem Wizze und ſeiner
Klugheit allzuviel,

Wenn er von allen was GOtt handelt, den Grund,
die Urſach wiſſen will;

Da komt er in ein Labirinth, da er von rechten
Wege irret,

Und folget einen falſchen Licht, das ihn nicht leuch-
tet, nur verwirret;

Da dreht er viele Zweifels-Knoten, womit er den
Verſtand umſchlingt,

Womit er ſich und andre ſtrikket, und gaͤnzlich in
Verwirrung bringt.

Da-
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0097" n="85"/>
      <fw place="top" type="header">Die wei&#x017F;e Gu&#x0364;te GOttes bei der Zula&#x017F;&#x017F;ung des Bo&#x0364;&#x017F;en.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Die<lb/><hi rendition="#g">wei&#x017F;e Gu&#x0364;te GOttes</hi></hi><lb/>
bei der<lb/><hi rendition="#b">Zula&#x017F;&#x017F;ung des Bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
in dem Leben des Erzvaters Jo&#x017F;ephs</hi><lb/>
erwogen.</head><lb/>
        <lg type="poem">
          <figure/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>er Gottheit Ehrfurchts-volle Tieffen, kan<lb/><hi rendition="#et">keiner auf den Grund ein&#x017F;ehn,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;einer Vor&#x017F;icht dunkle Wege, kan<lb/><hi rendition="#et">kein Men&#x017F;ch vo&#x0364;llig hier ver&#x017F;tehn;</hi></l><lb/>
          <l>Wer &#x017F;ich mit blinder Drei&#x017F;tigkeit er-<lb/><hi rendition="#et">ku&#x0364;hnt die&#x017F;elben zu erme&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Der muß was <hi rendition="#fr">GOtt</hi> i&#x017F;t, und was wir, in eit-<lb/><hi rendition="#et">len Hochmuts-Trieb verge&#x017F;&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Der arme Men&#x017F;ch traut &#x017F;einem Wizze und &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#et">Klugheit allzuviel,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn er von allen was <hi rendition="#fr">GOtt</hi> handelt, den Grund,<lb/><hi rendition="#et">die Ur&#x017F;ach wi&#x017F;&#x017F;en will;</hi></l><lb/>
          <l>Da komt er in ein Labirinth, da er von rechten<lb/><hi rendition="#et">Wege irret,</hi></l><lb/>
          <l>Und folget einen fal&#x017F;chen Licht, das ihn nicht leuch-<lb/><hi rendition="#et">tet, nur verwirret;</hi></l><lb/>
          <l>Da dreht er viele Zweifels-Knoten, womit er den<lb/><hi rendition="#et">Ver&#x017F;tand um&#x017F;chlingt,</hi></l><lb/>
          <l>Womit er &#x017F;ich und andre &#x017F;trikket, und ga&#x0364;nzlich in<lb/><hi rendition="#et">Verwirrung bringt.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Da-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0097] Die weiſe Guͤte GOttes bei der Zulaſſung des Boͤſen. Die weiſe Guͤte GOttes bei der Zulaſſung des Boͤſen in dem Leben des Erzvaters Joſephs erwogen. [Abbildung] Der Gottheit Ehrfurchts-volle Tieffen, kan keiner auf den Grund einſehn, Und ſeiner Vorſicht dunkle Wege, kan kein Menſch voͤllig hier verſtehn; Wer ſich mit blinder Dreiſtigkeit er- kuͤhnt dieſelben zu ermeſſen, Der muß was GOtt iſt, und was wir, in eit- len Hochmuts-Trieb vergeſſen. Der arme Menſch traut ſeinem Wizze und ſeiner Klugheit allzuviel, Wenn er von allen was GOtt handelt, den Grund, die Urſach wiſſen will; Da komt er in ein Labirinth, da er von rechten Wege irret, Und folget einen falſchen Licht, das ihn nicht leuch- tet, nur verwirret; Da dreht er viele Zweifels-Knoten, womit er den Verſtand umſchlingt, Womit er ſich und andre ſtrikket, und gaͤnzlich in Verwirrung bringt. Da- F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/97
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/97>, abgerufen am 03.12.2024.